Wir haben deutsche und russische Manager gefragt, wie sie zum „arbeitsfreien Monat“ in Russland stehen und wie ihr Unternehmen damit umgeht.
Maxim Legushev, General Manager, MAHLE RUS OOO „Wir sind Hersteller und Lieferant eines wichtigen Produkts: Teile und Komponente für Transportmittel. Leider wurden wir von der Liste der ‚systemrelevanten Unternehmen’ gestrichen und mussten wegen Quarantäne schließen. Schon jetzt rechnen wir mit einem Verlust von 30 Prozent. Unser Hauptziel ist es derzeit, von der Verwaltung der Region Kaluga die Erlaubnis zur Wiederaufnahme des Betriebs zu erhalten. Im schlimmsten Fall müssen wir schließen. Wenn die Welt mit dem Virus fertig geworden ist, werden unsere Produkte wieder gefragt sein. Deshalb unternehmen wir alle Anstrengungen, um unsere Präsenz auf dem Markt aufrechtzuerhalten.“
Alexander Belunin, General Director, Sarstedt Russland „Unser Unternehmen ist stark in die Bewältigung der Coronakrise involviert, da wir Materialien und Geräte aus Kunststoff herstellen, die für die Prüfung von Corona-Infektionen verwendet werden. Zugleich hat sich unser Standort in St. Petersburg den Auswirkungen der landesweiten Maßnahmen der Regierung gestellt. So werden wir die arbeitsfreie Zeit nutzen, um aktiv an der Verbesserung von internen Verfahren und Abläufen zu arbeiten. Ein Beispiel ist die Optimierung der IT-Infrastruktur. Homeoffice hatten wir für unsere Mitarbeiter übrigens bereits vor der Ankündigung Putins eingeführt, sodass wir darauf gut vorbereitet waren.“
Kirill Chibrikin, Managing Director, Quehenberger Logistics RUS „Für unser Unternehmen ist dies eine Zeit großer Unsicherheit aufgrund eines deutlichen Rückgangs der Geschäftstätigkeit unserer Automobilkunden. Wir fallen nicht unter die Definition von kleinen und mittleren Unternehmen bzw. können nicht mit staatlicher Hilfe rechnen. Unter diesen Umständen besteht unsere Hauptaufgabe darin, sicherzustellen, dass wir unseren Verpflichtungen zur pünktlichen Zahlung von Gehältern und Lieferanten nachkommen.“
Igor Kalugin, General Director, Weber-Stephen Vostok OOO „Unsere Mitarbeiter arbeiten nun schon seit Wochen von zu Hause aus, denn Bestellungen für Grills sind vorhanden – wenn auch weniger. Die Nachfrage ist spürbar gesunken, weil die Geschäfte, die unsere Produkte anbieten, geschlossen sind. Es bleiben jene Kunden übrig, die zuvor online bestellt haben. Mit dem Nachschub von Grills gibt es keine Probleme. Und die Auslieferung funktioniert bis auf einige wenige Regionen in ganz Russland. Aufgrund der sinkenden Einkommen erwarten wir in den kommenden Monaten allerdings einen Verlust von 15 bis 20 Prozent.“
Vladislav Bykhanov, Partner, Cornerstone „Die Tatsache, dass Russland die arbeitsfreien Tage verlängert und zugleich das Notfallregime nicht eingeführt hat, bewerte ich positiv. Denn mit der Einführung eines Notfallregimes wären Unternehmen in der Lage gewesen, auf ‚höherer Gewalt’ zu verweisen, was unweigerlich zu wirtschaftlichen Turbulenzen im Land geführt hätte. In der gegenwärtigen Situation kann das Geschäft ohne Personalabbau und unter den gleichen Bedingungen mit den Auftragnehmern weiterlaufen. Und nach den arbeitsfreien Tagen im April und den Feiertagen im Mai ist es wahrscheinlich, dass sich die Emotionen beruhigen und das Geschäft wieder zu seinem früheren normalen Betrieb zurückkehren wird.
Was längerfristige Effekte betrifft so sehen wir, dass angesichts der aktuellen Krise die Unternehmen auf einen Betrieb in entfernteren Gebieten umstellen. Das kann zu einer Verringerung der Büroflächen in Moskau und zur Verlagerung von Spezialisten aus der Hauptstadt in andere russische Städte führen, was sich aber positiv auf die Entwicklung der Regionen auswirken und zu einer gleichmäßigeren Verteilung im ganzen Land führen wird.“
Leo Eppinger, Geschäftsführer, Metalock Engineering Rus LLC „Ungeachtet dessen, dass nach dem Erlass des russischen Präsidenten die arbeitsfreien Tage bis 30. April 2020 verlängert wurden, wird unser Unternehmen weiterarbeiten, da wir von dem Erlass befreit sind. Wir sind ein Reparaturunternehmen, welches planmäßige und Notreparaturen für die Industrie durchführt, unter anderem auch für systemrelevante Unternehmen wie Kraftwerke.“
Alexey Knelz, Head of Corporate Communications, CREON Group „Es ist sicherlich kritisch, das Geschäft für vier Wochen einzufrieren. Gleichzeitig verstehen wir, dass harte Zeiten harte Maßnahmen erfordern. Die Arbeit im Homeoffice läuft bei uns reibungslos – und die Projekte ebenfalls. Wir bleiben solidarisch und bauen kein Personal ab. Und wir sind guter Hoffnung, dass das Geschäft im Sommer wieder aufwärts geht.“
Pavel Solovjew, Partner, Magnusson „Die Frage nach dem rechtlichen Status des Nicht-Arbeitstage-Regimes und den damit verbundenen Konsequenzen ist offen. Auch enthält Putins Dekret nur allgemeine Empfehlungen für die Gouverneure und keine konkrete Maßnahmen zur Unterstützung der Bürger und Unternehmen. Was die Arbeit unserer Firma betrifft, so war die Verlängerung des bisherigen Regimes für uns keine Überraschung. Wir waren auf diese Entwicklung auch gut vorbereitet, insbesondere unter Berücksichtigung der Erfahrungen unserer Kollegen aus unseren Büros in anderen europäischen Ländern. Wir haben den Umfang unserer derzeitigen Arbeit neu verteilt, so dass diejenigen Mitarbeiter, die die Möglichkeit haben und das auch wollen, ihre Urlaubstage nutzen können.“
Anton Dmitrakov, General Director, EOS OOO „Unser Unternehmen hat alle notwendigen Maßnahmen ergriffen, um bereits Mitte März die Mitarbeiter ins Homeoffice zu schicken. Daher erforderten die vom Präsidenten verkündeten Maßnahmen keine Umstrukturierung der Prozesse. Da alles von der Entwicklung der epidemiologischen Situation abhängt, hoffen wir hoffen auf den Erfolg der bereits getroffenen Maßnahmen, die keine zusätzlichen Einschränkungen erfordern.“
Jaсek Kieszkowski, CEO, Reflex Rus „Die Verlängerung der arbeitsfreien Zeit ist nicht gerade die angenehmste Überraschung für die Arbeitgeber. Auf der anderen Seite haben sich die Mitarbeiter in unserem Unternehmen dazu entschieden, von Zuhause aus weiterzuarbeiten und unsere Kunden mit voller Kraft zu unterstützen. Damit wollen wir die negativen Auswirkungen so lange wie möglich minimieren. Wenn die vom Präsidenten getroffenen Entscheidungen ein wirksames Mittel zur Eindämmung der Epidemie sind, dann sind sie gerechtfertigt. Die Epidemie so schnell wie möglich zu beenden, hat oberste Priorität.“
Sergey Kelyp, Generaldirektor, VIEGA OOO „Die Verlängerung der arbeitsfreien Tage bis zum 30. April ist ein erwarteter Schritt. Kurz und bündig. Wir warten jedoch auf weitere detaillierte Erklärungen, was dies für das Geschäft bedeutet. Zum Beispiel sind Klarstellungen über diejenigen Unternehmen erforderlich, die lebenswichtige Systeme in Wohngebäuden unterhalten – vor allem also Installateure, die Rohrleitungen in Wohnungen und Häusern reparieren, oder Großhändler, die Klempner mit Ersatzteilen und Werkzeugen beliefern. Außerdem ist es wichtig, den Status derjenigen zu klären, die von zu Hause aus weiterarbeiten, für diese Tage aber Urlaub geplant hatten.“
Arbeitsfrei bis Ende April: Stimmen aus der Wirtschaft
Wir haben deutsche und russische Manager gefragt, wie sie zum „arbeitsfreien Monat“ in Russland stehen und wie ihr Unternehmen damit umgeht.
Maxim Legushev, General Manager, MAHLE RUS OOO
„Wir sind Hersteller und Lieferant eines wichtigen Produkts: Teile und Komponente für Transportmittel. Leider wurden wir von der Liste der ‚systemrelevanten Unternehmen’ gestrichen und mussten wegen Quarantäne schließen. Schon jetzt rechnen wir mit einem Verlust von 30 Prozent. Unser Hauptziel ist es derzeit, von der Verwaltung der Region Kaluga die Erlaubnis zur Wiederaufnahme des Betriebs zu erhalten. Im schlimmsten Fall müssen wir schließen. Wenn die Welt mit dem Virus fertig geworden ist, werden unsere Produkte wieder gefragt sein. Deshalb unternehmen wir alle Anstrengungen, um unsere Präsenz auf dem Markt aufrechtzuerhalten.“
Alexander Belunin, General Director, Sarstedt Russland
„Unser Unternehmen ist stark in die Bewältigung der Coronakrise involviert, da wir Materialien und Geräte aus Kunststoff herstellen, die für die Prüfung von Corona-Infektionen verwendet werden. Zugleich hat sich unser Standort in St. Petersburg den Auswirkungen der landesweiten Maßnahmen der Regierung gestellt. So werden wir die arbeitsfreie Zeit nutzen, um aktiv an der Verbesserung von internen Verfahren und Abläufen zu arbeiten. Ein Beispiel ist die Optimierung der IT-Infrastruktur. Homeoffice hatten wir für unsere Mitarbeiter übrigens bereits vor der Ankündigung Putins eingeführt, sodass wir darauf gut vorbereitet waren.“
Kirill Chibrikin, Managing Director, Quehenberger Logistics RUS
„Für unser Unternehmen ist dies eine Zeit großer Unsicherheit aufgrund eines deutlichen Rückgangs der Geschäftstätigkeit unserer Automobilkunden. Wir fallen nicht unter die Definition von kleinen und mittleren Unternehmen bzw. können nicht mit staatlicher Hilfe rechnen. Unter diesen Umständen besteht unsere Hauptaufgabe darin, sicherzustellen, dass wir unseren Verpflichtungen zur pünktlichen Zahlung von Gehältern und Lieferanten nachkommen.“
Igor Kalugin, General Director, Weber-Stephen Vostok OOO
„Unsere Mitarbeiter arbeiten nun schon seit Wochen von zu Hause aus, denn Bestellungen für Grills sind vorhanden – wenn auch weniger. Die Nachfrage ist spürbar gesunken, weil die Geschäfte, die unsere Produkte anbieten, geschlossen sind. Es bleiben jene Kunden übrig, die zuvor online bestellt haben. Mit dem Nachschub von Grills gibt es keine Probleme. Und die Auslieferung funktioniert bis auf einige wenige Regionen in ganz Russland. Aufgrund der sinkenden Einkommen erwarten wir in den kommenden Monaten allerdings einen Verlust von 15 bis 20 Prozent.“
Vladislav Bykhanov, Partner, Cornerstone
„Die Tatsache, dass Russland die arbeitsfreien Tage verlängert und zugleich das Notfallregime nicht eingeführt hat, bewerte ich positiv. Denn mit der Einführung eines Notfallregimes wären Unternehmen in der Lage gewesen, auf ‚höherer Gewalt’ zu verweisen, was unweigerlich zu wirtschaftlichen Turbulenzen im Land geführt hätte. In der gegenwärtigen Situation kann das Geschäft ohne Personalabbau und unter den gleichen Bedingungen mit den Auftragnehmern weiterlaufen. Und nach den arbeitsfreien Tagen im April und den Feiertagen im Mai ist es wahrscheinlich, dass sich die Emotionen beruhigen und das Geschäft wieder zu seinem früheren normalen Betrieb zurückkehren wird.
Was längerfristige Effekte betrifft so sehen wir, dass angesichts der aktuellen Krise die Unternehmen auf einen Betrieb in entfernteren Gebieten umstellen. Das kann zu einer Verringerung der Büroflächen in Moskau und zur Verlagerung von Spezialisten aus der Hauptstadt in andere russische Städte führen, was sich aber positiv auf die Entwicklung der Regionen auswirken und zu einer gleichmäßigeren Verteilung im ganzen Land führen wird.“
Leo Eppinger, Geschäftsführer, Metalock Engineering Rus LLC
„Ungeachtet dessen, dass nach dem Erlass des russischen Präsidenten die arbeitsfreien Tage bis 30. April 2020 verlängert wurden, wird unser Unternehmen weiterarbeiten, da wir von dem Erlass befreit sind. Wir sind ein Reparaturunternehmen, welches planmäßige und Notreparaturen für die Industrie durchführt, unter anderem auch für systemrelevante Unternehmen wie Kraftwerke.“
Alexey Knelz, Head of Corporate Communications, CREON Group
„Es ist sicherlich kritisch, das Geschäft für vier Wochen einzufrieren. Gleichzeitig verstehen wir, dass harte Zeiten harte Maßnahmen erfordern. Die Arbeit im Homeoffice läuft bei uns reibungslos – und die Projekte ebenfalls. Wir bleiben solidarisch und bauen kein Personal ab. Und wir sind guter Hoffnung, dass das Geschäft im Sommer wieder aufwärts geht.“
Pavel Solovjew, Partner, Magnusson
„Die Frage nach dem rechtlichen Status des Nicht-Arbeitstage-Regimes und den damit verbundenen Konsequenzen ist offen. Auch enthält Putins Dekret nur allgemeine Empfehlungen für die Gouverneure und keine konkrete Maßnahmen zur Unterstützung der Bürger und Unternehmen. Was die Arbeit unserer Firma betrifft, so war die Verlängerung des bisherigen Regimes für uns keine Überraschung. Wir waren auf diese Entwicklung auch gut vorbereitet, insbesondere unter Berücksichtigung der Erfahrungen unserer Kollegen aus unseren Büros in anderen europäischen Ländern. Wir haben den Umfang unserer derzeitigen Arbeit neu verteilt, so dass diejenigen Mitarbeiter, die die Möglichkeit haben und das auch wollen, ihre Urlaubstage nutzen können.“
Anton Dmitrakov, General Director, EOS OOO
„Unser Unternehmen hat alle notwendigen Maßnahmen ergriffen, um bereits Mitte März die Mitarbeiter ins Homeoffice zu schicken. Daher erforderten die vom Präsidenten verkündeten Maßnahmen keine Umstrukturierung der Prozesse. Da alles von der Entwicklung der epidemiologischen Situation abhängt, hoffen wir hoffen auf den Erfolg der bereits getroffenen Maßnahmen, die keine zusätzlichen Einschränkungen erfordern.“
Jaсek Kieszkowski, CEO, Reflex Rus
„Die Verlängerung der arbeitsfreien Zeit ist nicht gerade die angenehmste Überraschung für die Arbeitgeber. Auf der anderen Seite haben sich die Mitarbeiter in unserem Unternehmen dazu entschieden, von Zuhause aus weiterzuarbeiten und unsere Kunden mit voller Kraft zu unterstützen. Damit wollen wir die negativen Auswirkungen so lange wie möglich minimieren. Wenn die vom Präsidenten getroffenen Entscheidungen ein wirksames Mittel zur Eindämmung der Epidemie sind, dann sind sie gerechtfertigt. Die Epidemie so schnell wie möglich zu beenden, hat oberste Priorität.“
Sergey Kelyp, Generaldirektor, VIEGA OOO
„Die Verlängerung der arbeitsfreien Tage bis zum 30. April ist ein erwarteter Schritt. Kurz und bündig. Wir warten jedoch auf weitere detaillierte Erklärungen, was dies für das Geschäft bedeutet. Zum Beispiel sind Klarstellungen über diejenigen Unternehmen erforderlich, die lebenswichtige Systeme in Wohngebäuden unterhalten – vor allem also Installateure, die Rohrleitungen in Wohnungen und Häusern reparieren, oder Großhändler, die Klempner mit Ersatzteilen und Werkzeugen beliefern. Außerdem ist es wichtig, den Status derjenigen zu klären, die von zu Hause aus weiterarbeiten, für diese Tage aber Urlaub geplant hatten.“