FRANKFURT AM MAIN. Seit 2003 führt der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e. V. (VDMA) alle zwei Jahre eine Studie zum Thema Produkt- und Markenpiraterie unter seinen Mitgliedsunternehmen durch. Nachfolgend einige ausgewählte Ergebnisse der jüngsten Umfrage.
Durch unzulässige Nachbauten (Plagiate) erleiden Maschinen- und Anlagenbauer jedes Jahr Schäden in Milliardenhöhe. Foto: imago images / China Foto Press
Im Laufe der Jahre ist die Bedrohung der Unternehmen der Branche durch Plagiate, Fälscher und Kopierer nicht geringer geworden, im Gegenteil. Der geschätzte Schaden im Umsatzjahr 2019 betrug 7,6 Milliarden Euro und erhöht sich damit im Vergleich zur Studie von 2018 um 300 Millionen Euro. Der durchschnittliche Schaden für betroffene Unternehmen lag bei 4,9 Prozent des Jahresumsatzes. Besonders gern werden einzelne Komponenten plagiiert (64 Prozent der Fälle), dicht gefolgt von Designplagiaten (60 Prozent). In jeweils rund 40 Prozent der Fälle sind ganze Maschinen, Ersatzteile oder sogenannte „weiche“ Plagiate (Kataloge, Broschüren, Produktfotos) das Fälschungsziel.
Je größer die Unternehmen, desto mehr Plagiate 74 Prozent der Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau sind von Produktpiraterie betroffen, 2018 waren es 71 Prozent. Zudem hat sich gezeigt, dass der Anreiz für Plagiatoren, am Erfolg anderer Unternehmen teilzuhaben, mit steigender Unternehmensgröße ebenfalls zunimmt: Für Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern, beziehungsweise mit einem jährlichen Umsatz von mehr als 150 Millionen Euro, steigt die Quote der betroffenen Unternehmen vom Durchschnittswert von 74 Prozent auf einen Wert von circa 90 Prozent an. Damit erreicht die Bedrohung durch Produkt- und Markenpiraterie ein neues Allzeithoch.
Obwohl kleinere und mittlere Unternehmen nicht in gleichem Maße betroffen sind, zeigt sich auch hier eine erschreckend hohe Quote von 64 Prozent bei Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitern beziehungsweise 67 Prozent bei Unternehmen mit bis zu 500 Mitarbeitern. Dies bedeutet, dass bereits bei kleinen und mittleren Unternehmen rund zwei von drei Firmen Opfer von Produkt- und/oder Markenpiraterie sind. Im Vergleich zur letzten Studie sind damit mehr und mehr kleine Unternehmen betroffen: In der Studie von 2018 waren 60 Prozent der Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitern betroffen, in der Studie von 2016 nur 55 Prozent.
Auftraggeber und Vertriebsländer Für 72 Prozent der Unternehmen gilt der Wettbewerber als Verursacher der Plagiate. Doch auch bei Geschäftspartnern (Kunden, Zulieferer, Joint-Venture-Partner, Ersatzteilverkäufer) geben erschreckende 42 Prozent der Befragten an, dass sich unter mindestens einem von diesen einen Plagiator befindet.
Im Gegensatz zu den letzten Studien wurde diesmal nur nach dem Vertriebsland von Plagiaten gefragt, nicht mehr zusätzlich nach deren Herstellungsland, bei dem seit der ersten Umfrage in 2003 die Volksrepublik China den ersten Platz einnahm. Bei der Frage nach der Verbreitung der Plagiate behauptet sich erneut die VR China als der größte Einzelmarktplatz – mit einem gewaltigen Zugewinn um 17 Prozentpunkte auf 61 Prozent. Auf dem zweiten Platz folgt bereits Deutschland mit 19 Prozent als zweitgrößter Einzelmarkt mit leichtem Zugewinn. Überraschend ist der dritte Platz: Mit einer Verdopplung rückt Russland auf zwölf Prozent und bildet damit den drittgrößten Einzelmarkt.
Sicherheitsrisiko und Gegenmaßnahmen Plagiate stellen nachweisbar ein Sicherheitsrisiko dar: 36 Prozent der Unternehmen berichten von Fälschungen, die eine Gefahr für Bediener oder Anwender mit sich bringen. Erschreckende 57 Prozent der Befragten sehen bei den von ihnen entdeckten Plagiaten eine Gefahr für den sicheren Betrieb der Anlage. Lediglich in weniger als einem von drei Fällen geht von dem Plagiat keine besondere Gefahr aus. Als weitere Gefahr wurde unter anderem mehrfach die Rufschädigung genannt, die aus reduzierter Zuverlässigkeit und Qualitätseinbußen der gefertigten Produkte resultiert.
Wenig Hoffnung haben die Unternehmen, den entstandenen Schaden mit Hilfe von Klagen vor Gericht erstattet zu bekommen. Nur 26 Prozent der befragten Firmen leiten überhaupt ein zivilgerichtliches Verfahren ein – 2018 waren es noch 39 Prozent gewesen. Rund die Hälfte der Befragten verzichtet komplett auf Maßnahmen.
Im Zeitraum der Datenerhebung von Anfang Februar bis Anfang März 2020 haben sich 146 Mitglieder des VDMA an der Studie zur Produktpiraterie beteiligt (2018: 136). Rund die Hälfte der Teilnehmer ist den kleinen und mittleren Unternehmen zuzuordnen. Zusammen mit der anderen Hälfte an Großunternehmen führt dies zu ausgeglichenen und repräsentativen Ergebnissen. Da die Umfrage bereits Anfang März geschlossen wurde, berücksichtigen die Antworten der Teilnehmer grundsätzlich keine Auswirkungen oder veränderte Marktbedingungen durch das Coronavirus.
Download der vollständigen Studie auf der Webseite des VDMA.
Produktpiraten bedrohen Maschinenbauer massiv
FRANKFURT AM MAIN. Seit 2003 führt der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e. V. (VDMA) alle zwei Jahre eine Studie zum Thema Produkt- und Markenpiraterie unter seinen Mitgliedsunternehmen durch. Nachfolgend einige ausgewählte Ergebnisse der jüngsten Umfrage.
Im Laufe der Jahre ist die Bedrohung der Unternehmen der Branche durch Plagiate, Fälscher und Kopierer nicht geringer geworden, im Gegenteil. Der geschätzte Schaden im Umsatzjahr 2019 betrug 7,6 Milliarden Euro und erhöht sich damit im Vergleich zur Studie von 2018 um 300 Millionen Euro. Der durchschnittliche Schaden für betroffene Unternehmen lag bei 4,9 Prozent des Jahresumsatzes. Besonders gern werden einzelne Komponenten plagiiert (64 Prozent der Fälle), dicht gefolgt von Designplagiaten (60 Prozent). In jeweils rund 40 Prozent der Fälle sind ganze Maschinen, Ersatzteile oder sogenannte „weiche“ Plagiate (Kataloge, Broschüren, Produktfotos) das Fälschungsziel.
Je größer die Unternehmen, desto mehr Plagiate
74 Prozent der Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau sind von Produktpiraterie betroffen, 2018 waren es 71 Prozent. Zudem hat sich gezeigt, dass der Anreiz für Plagiatoren, am Erfolg anderer Unternehmen teilzuhaben, mit steigender Unternehmensgröße ebenfalls zunimmt: Für Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern, beziehungsweise mit einem jährlichen Umsatz von mehr als 150 Millionen Euro, steigt die Quote der betroffenen Unternehmen vom Durchschnittswert von 74 Prozent auf einen Wert von circa 90 Prozent an. Damit erreicht die Bedrohung durch Produkt- und Markenpiraterie ein neues Allzeithoch.
Obwohl kleinere und mittlere Unternehmen nicht in gleichem Maße betroffen sind, zeigt sich auch hier eine erschreckend hohe Quote von 64 Prozent bei Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitern beziehungsweise 67 Prozent bei Unternehmen mit bis zu 500 Mitarbeitern. Dies bedeutet, dass bereits bei kleinen und mittleren Unternehmen rund zwei von drei Firmen Opfer von Produkt- und/oder Markenpiraterie sind. Im Vergleich zur letzten Studie sind damit mehr und mehr kleine Unternehmen betroffen: In der Studie von 2018 waren 60 Prozent der Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitern betroffen, in der Studie von 2016 nur 55 Prozent.
Auftraggeber und Vertriebsländer
Für 72 Prozent der Unternehmen gilt der Wettbewerber als Verursacher der Plagiate. Doch auch bei Geschäftspartnern (Kunden, Zulieferer, Joint-Venture-Partner, Ersatzteilverkäufer) geben erschreckende 42 Prozent der Befragten an, dass sich unter mindestens einem von diesen einen Plagiator befindet.
Im Gegensatz zu den letzten Studien wurde diesmal nur nach dem Vertriebsland von Plagiaten gefragt, nicht mehr zusätzlich nach deren Herstellungsland, bei dem seit der ersten Umfrage in 2003 die Volksrepublik China den ersten Platz einnahm. Bei der Frage nach der Verbreitung der Plagiate behauptet sich erneut die VR China als der größte Einzelmarktplatz – mit einem gewaltigen Zugewinn um 17 Prozentpunkte auf 61 Prozent. Auf dem zweiten Platz folgt bereits Deutschland mit 19 Prozent als zweitgrößter Einzelmarkt mit leichtem Zugewinn. Überraschend ist der dritte Platz: Mit einer Verdopplung rückt Russland auf zwölf Prozent und bildet damit den drittgrößten Einzelmarkt.
Sicherheitsrisiko und Gegenmaßnahmen
Plagiate stellen nachweisbar ein Sicherheitsrisiko dar: 36 Prozent der Unternehmen berichten von Fälschungen, die eine Gefahr für Bediener oder Anwender mit sich bringen. Erschreckende 57 Prozent der Befragten sehen bei den von ihnen entdeckten Plagiaten eine Gefahr für den sicheren Betrieb der Anlage. Lediglich in weniger als einem von drei Fällen geht von dem Plagiat keine besondere Gefahr aus. Als weitere Gefahr wurde unter anderem mehrfach die Rufschädigung genannt, die aus reduzierter Zuverlässigkeit und Qualitätseinbußen der gefertigten Produkte resultiert.
Wenig Hoffnung haben die Unternehmen, den entstandenen Schaden mit Hilfe von Klagen vor Gericht erstattet zu bekommen. Nur 26 Prozent der befragten Firmen leiten überhaupt ein zivilgerichtliches Verfahren ein – 2018 waren es noch 39 Prozent gewesen. Rund die Hälfte der Befragten verzichtet komplett auf Maßnahmen.
Im Zeitraum der Datenerhebung von Anfang Februar bis Anfang März 2020 haben sich 146 Mitglieder des VDMA an der Studie zur Produktpiraterie beteiligt (2018: 136). Rund die Hälfte der Teilnehmer ist den kleinen und mittleren Unternehmen zuzuordnen. Zusammen mit der anderen Hälfte an Großunternehmen führt dies zu ausgeglichenen und repräsentativen Ergebnissen. Da die Umfrage bereits Anfang März geschlossen wurde, berücksichtigen die Antworten der Teilnehmer grundsätzlich keine Auswirkungen oder veränderte Marktbedingungen durch das Coronavirus.
Download der vollständigen Studie auf der Webseite des VDMA.