Am 1. Oktober 2020 fand in Berlin das erste „Caspian Europe Forum“ statt. Das Event bildet den Startschuss für einen Austausch über das wirtschaftliche Potenzial der Kaspischen Region.
Das von der Frankfurter Maleki Group organisierte Event diente dem Ziel, mit den eingeladenen Experten über die Bedeutung des Abkommens über das Kaspische Meer und die Zusammenarbeit zwischen den Ländern der Region für Europa sowie die Geschäftschancen europäischer Unternehmen in den Bereichen Energie, Nachhaltigkeit, Logistik und Infrastruktur zu diskutieren. Entsprechend gab Gastgeber Dr. Nader Maleki, Chairman der Maleki Group, gleich zu Beginn der Konferenz eine klare Marschrichtung vor: „Wir haben eine Plattform geschaffen, um die Kaspische Region zu erkunden, deren riesiges Potenzial noch weitgehend unbekannt ist.” Zudem rief er alle Anrainerstaaten des Kaspischen Meeres dazu auf, den begonnenen Dialog fortzusetzen und zu intensivieren.
Öl, Gas – und Kaviar
Tatsächlich verfolgt jeder Anrainerstaat seine eigenen Interessen, die oft mit denen der Nachbarn kollidieren. Iran beispielsweise hat eine geringe Erdöl- und Erdgasförderung im Kaspischen Meer, während Aserbaidschan völlig davon abhängig ist. Besondere Bedeutung hat der Streit auch für Turkmenistan. Das Land will seit mehr als 20 Jahren eine Pipeline bauen, um sein Erdgas durch das Kaspische Meer nach Aserbaidschan zu transportieren, wo es dann durch bestehende Röhren bis nach Europa gepumpt werden könnte. Dies wiederum versuchen Russland und der Iran zu verhindern.
Fakt ist: Unter dem Kaspischen Meer liegen 48 Milliarden Fass Erdöl und 8,2 Billionen Kubikmeter Erdgas. Diese Ressourcen teilen sich neben Russland, Iran und Turkmenistan auch Aserbaidschan und Kasachstan – lange Zeit ohne vertragliche Grundlage. Dies änderte sich erst im Sommer 2018, als die Staatschefs dieser Länder nach zähen Verhandlungen ihren Streit über den rechtlichen Status des weltgrößten Binnengewässers weitgehend beilegen konnten.
Fakt ist auch, dass globale Energiekonzerne bereits in den Startlöchern stehen, um sich an die Ausbeutung der Bodenschätze zu machen. Bei der Grenzziehung geht es daher um viel Geld. Außerdem leben in den Gewässern des Kaspischen Meers 90 Prozent der weltweiten Störpopulationen, was die Region zum größten Produzenten des wertvollen schwarzen Kaviars macht. Zudem ist die Region ein wichtiger Transitknotenpunkt für verschiedene Güter und spielt unter anderem im Rahmen der von China initiierten „One Belt, One Road“ eine wichtige Rolle.
Gemeinsame Entwicklung angestrebt
Die hybride Konferenz, an der etwa 50 Vertreter aus Wirtschaft und Politik live und weitere 1.000 via Liveschaltung teilnahmen, war sehr hochkarätig besetzt. Zu den Ehrengästen gehörten u.a. die Energieminister von Iran und Aserbaidschan, Reza Ardekanian und Parviz Shahbazov, der Industrieminister von Kasachstan Beibut Atamkulov und der kirgisische Außenminister Chingiz Aidarbekov. Kirgisistan ist zwar kein Anrainerstaat des Kaspischen Meeres, unterhält jedoch wichtige historische, geopolitische und kulturelle Verbindungen mit der Region.
Neben den Auswirkungen der rechtlichen Übereinkunft über den Status des Kaspischen Meeres, wurden im Laufe der Veranstaltung auch mögliche Entwicklungschancen für europäische KMU und der Einfluss der Covid-19-Pandemie auf die Staaten der Region diskutiert. Darüber hinaus standen die Themen Energiesicherheit, Klimawandel und nachhaltige Entwicklung auf der Agenda.
EU-Energiesicherheit im Fokus
Hinsichtlich der Energiesicherheit hat der iranische Energieminister Reza Ardekanian die Bereitschaft seines Landes zum Ausdruck gebracht, sein Stromnetz mit Europa zu verbinden. „Wir sind bereit, das iranische Stromnetz als die größte Stromerzeugungskraft in Westasien mit den europäischen Ländern zu verbinden und die Grundlage für den Stromaustausch mit Europa zu schaffen“, verkündete er. Dazu verfüge der Iran über eine ausreichend große Transitinfrastruktur mit der man den Boden für den Wohlstand der internationalen Verkehrs- und Energiekorridore bereiten könne. Gleichzeitig rief Ardakanian alle Staaten der Region zur Intensivierung der Beziehungen auf. Nur so können man zukünftig über Angebot und Menge der auf dem Weltmarkt angebotenen Energieressourcen mitbestimmen. Der Minister vergaß auch nicht, einen Appell an die Europäer zu richten: „Die EU-Länder können sich unserer regionalen Zusammenarbeit im Rahmen bilateraler oder multilateraler Mechanismen anschließen.“
Auch der Energieminister Aserbaidschans, Parviz Shahbazov, bewertete die Nachhaltigkeit der Energiebeziehungen Europas mit dem Kaspischen Meer als strategische Notwendigkeit und stellte fest, dass Aserbaidschan eine zuverlässige Brücke zwischen dem Kaspischen Meer und Europa darstellt. „Die vollständige Inbetriebnahme des südlichen Gaskorridors bis Ende des Jahres wird die Kaspische Region zu einem wichtigen Faktor für die Diversifizierung der Energieversorgung Europas machen“, sagte der Minister.
Bei den anwesenden Europäern stießen diese Aussagen auf offene Ohren. Michael Harms, Vorsitzender der Geschäftsführung des Ostausschuss der Deutschen Wirtschaft unterstrich in seiner Rede die geographische Bedeutung der Region: “Die Kaspische Region ist als logistische Drehscheibe mit der schnellsten Landverbindung zwischen China und Europa eine Region der Möglichkeiten.” Und auch Michael Klor-Berchtold, Leiter der Abteilung für Wirtschaft und nachhaltige Entwicklung im Auswärtigen Amt und zuvor deutscher Botschafter im Iran, betonte: „Mit der Zusammenarbeit tragen wir zum Wirtschaftswachstum in der Region bei.”
EAWU Insights: „1. Caspian Europe Forum“ – Gemeinsam erfolgreich
Am 1. Oktober 2020 fand in Berlin das erste „Caspian Europe Forum“ statt. Das Event bildet den Startschuss für einen Austausch über das wirtschaftliche Potenzial der Kaspischen Region.
Das von der Frankfurter Maleki Group organisierte Event diente dem Ziel, mit den eingeladenen Experten über die Bedeutung des Abkommens über das Kaspische Meer und die Zusammenarbeit zwischen den Ländern der Region für Europa sowie die Geschäftschancen europäischer Unternehmen in den Bereichen Energie, Nachhaltigkeit, Logistik und Infrastruktur zu diskutieren. Entsprechend gab Gastgeber Dr. Nader Maleki, Chairman der Maleki Group, gleich zu Beginn der Konferenz eine klare Marschrichtung vor: „Wir haben eine Plattform geschaffen, um die Kaspische Region zu erkunden, deren riesiges Potenzial noch weitgehend unbekannt ist.” Zudem rief er alle Anrainerstaaten des Kaspischen Meeres dazu auf, den begonnenen Dialog fortzusetzen und zu intensivieren.
Öl, Gas – und Kaviar
Tatsächlich verfolgt jeder Anrainerstaat seine eigenen Interessen, die oft mit denen der Nachbarn kollidieren. Iran beispielsweise hat eine geringe Erdöl- und Erdgasförderung im Kaspischen Meer, während Aserbaidschan völlig davon abhängig ist. Besondere Bedeutung hat der Streit auch für Turkmenistan. Das Land will seit mehr als 20 Jahren eine Pipeline bauen, um sein Erdgas durch das Kaspische Meer nach Aserbaidschan zu transportieren, wo es dann durch bestehende Röhren bis nach Europa gepumpt werden könnte. Dies wiederum versuchen Russland und der Iran zu verhindern.
Fakt ist: Unter dem Kaspischen Meer liegen 48 Milliarden Fass Erdöl und 8,2 Billionen Kubikmeter Erdgas. Diese Ressourcen teilen sich neben Russland, Iran und Turkmenistan auch Aserbaidschan und Kasachstan – lange Zeit ohne vertragliche Grundlage. Dies änderte sich erst im Sommer 2018, als die Staatschefs dieser Länder nach zähen Verhandlungen ihren Streit über den rechtlichen Status des weltgrößten Binnengewässers weitgehend beilegen konnten.
Fakt ist auch, dass globale Energiekonzerne bereits in den Startlöchern stehen, um sich an die Ausbeutung der Bodenschätze zu machen. Bei der Grenzziehung geht es daher um viel Geld. Außerdem leben in den Gewässern des Kaspischen Meers 90 Prozent der weltweiten Störpopulationen, was die Region zum größten Produzenten des wertvollen schwarzen Kaviars macht. Zudem ist die Region ein wichtiger Transitknotenpunkt für verschiedene Güter und spielt unter anderem im Rahmen der von China initiierten „One Belt, One Road“ eine wichtige Rolle.
Gemeinsame Entwicklung angestrebt
Die hybride Konferenz, an der etwa 50 Vertreter aus Wirtschaft und Politik live und weitere 1.000 via Liveschaltung teilnahmen, war sehr hochkarätig besetzt. Zu den Ehrengästen gehörten u.a. die Energieminister von Iran und Aserbaidschan, Reza Ardekanian und Parviz Shahbazov, der Industrieminister von Kasachstan Beibut Atamkulov und der kirgisische Außenminister Chingiz Aidarbekov. Kirgisistan ist zwar kein Anrainerstaat des Kaspischen Meeres, unterhält jedoch wichtige historische, geopolitische und kulturelle Verbindungen mit der Region.
Neben den Auswirkungen der rechtlichen Übereinkunft über den Status des Kaspischen Meeres, wurden im Laufe der Veranstaltung auch mögliche Entwicklungschancen für europäische KMU und der Einfluss der Covid-19-Pandemie auf die Staaten der Region diskutiert. Darüber hinaus standen die Themen Energiesicherheit, Klimawandel und nachhaltige Entwicklung auf der Agenda.
EU-Energiesicherheit im Fokus
Hinsichtlich der Energiesicherheit hat der iranische Energieminister Reza Ardekanian die Bereitschaft seines Landes zum Ausdruck gebracht, sein Stromnetz mit Europa zu verbinden. „Wir sind bereit, das iranische Stromnetz als die größte Stromerzeugungskraft in Westasien mit den europäischen Ländern zu verbinden und die Grundlage für den Stromaustausch mit Europa zu schaffen“, verkündete er. Dazu verfüge der Iran über eine ausreichend große Transitinfrastruktur mit der man den Boden für den Wohlstand der internationalen Verkehrs- und Energiekorridore bereiten könne. Gleichzeitig rief Ardakanian alle Staaten der Region zur Intensivierung der Beziehungen auf. Nur so können man zukünftig über Angebot und Menge der auf dem Weltmarkt angebotenen Energieressourcen mitbestimmen. Der Minister vergaß auch nicht, einen Appell an die Europäer zu richten: „Die EU-Länder können sich unserer regionalen Zusammenarbeit im Rahmen bilateraler oder multilateraler Mechanismen anschließen.“
Auch der Energieminister Aserbaidschans, Parviz Shahbazov, bewertete die Nachhaltigkeit der Energiebeziehungen Europas mit dem Kaspischen Meer als strategische Notwendigkeit und stellte fest, dass Aserbaidschan eine zuverlässige Brücke zwischen dem Kaspischen Meer und Europa darstellt. „Die vollständige Inbetriebnahme des südlichen Gaskorridors bis Ende des Jahres wird die Kaspische Region zu einem wichtigen Faktor für die Diversifizierung der Energieversorgung Europas machen“, sagte der Minister.
Bei den anwesenden Europäern stießen diese Aussagen auf offene Ohren. Michael Harms, Vorsitzender der Geschäftsführung des Ostausschuss der Deutschen Wirtschaft unterstrich in seiner Rede die geographische Bedeutung der Region: “Die Kaspische Region ist als logistische Drehscheibe mit der schnellsten Landverbindung zwischen China und Europa eine Region der Möglichkeiten.” Und auch Michael Klor-Berchtold, Leiter der Abteilung für Wirtschaft und nachhaltige Entwicklung im Auswärtigen Amt und zuvor deutscher Botschafter im Iran, betonte: „Mit der Zusammenarbeit tragen wir zum Wirtschaftswachstum in der Region bei.”
dk