Wir sprechen mit dem deutschen Manager Johannes Tholey, CEO der französischen Warenhauskette Auchan in Russland, über die weiteren Pläne des Unternehmens auf dem russischen Markt, Innovationsschübe infolge der Corona-Krise und seine Vorstellung vom Einzelhandel der Zukunft.
Herr Tholey, Ende 2019 wurden Sie zum Geschäftsführer von Auchan Retail Russland ernannt. Welche Veränderungen haben Sie seitdem im Unternehmen eingeleitet?
Es waren vor allem strukturelle Veränderungen, also Arbeiten am System und an den Prozessen. Darauf lagen meine Prioritäten in den letzten zehn Monaten. Diese Veränderungen beinhalten unter anderem Anpassungen am Sortiment, das sich zukünftig noch stärker an den Bedürfnissen der russischen Kunden orientieren soll. Wir wollen aber auch die Entwicklung unserer IT-Systeme und den Bereich Onlineverkäufe vorantreiben. Veränderungen an der Struktur heißt für mich auch immer Arbeit mit den Menschen und ihren Bedürfnissen. Sie dürfen nicht vergessen, Einzelhandel ist „People Business“.
Ihr Arbeitgeber betreibt rund 900 Supermärkte in 14 Ländern. In Russland wurde bereits 2002 der erste Hypermarkt eröffnet. Welchen Stellenwert hat der russische Markt für den Gesamtkonzern?
Russland war für Auchan über viele Jahre der wichtigste Markt nach Frankreich und China. In den letzten Jahren streiten sich Russland und Spanien jedoch um den dritten Platz. Aktuell steht tatsächlich Spanien auf Platz drei und Russland auf Platz vier.
Wenn wir unsere Entwicklung der letzten 18 Jahre in Russland betrachten, dann müssen wir feststellen, dass Auchan bis ins Jahr 2015 der klare Leader des russischen Einzelhandelns war. Allerdings wurden wir in den letzten vier Jahren von der Entwicklung der Kleinflächen bei Supermärkten und Discountern buchstäblich überrollt. Dadurch haben wir massiv Marktanteile verloren, aber auch an Glanz und Strahlkraft eingebüßt. Hier muss man ganz realistisch sein.
Aber natürlich stecken wir den Kopf nicht in den Sand. Uns geht es jetzt darum, das Geschäftsmodell von Auchan an die aktuellen Marktbedingungen anzupassen. Der russische Einzelhandel ist wie der Einzelhandel auf der ganzen Welt in einer ganz massiven Umbauphase. Aufgrund des stark gestiegenen Wettbewerbs werden wir das Geschäftsmodell in Russland, wie bereits erwähnt, noch stärker auf die Bedürfnisse der Kunden ausrichten. Dies wollen wir vor allem durch die Entwicklung neuer Vertriebskanäle erreichen.
Das Thema Corona ist sowohl in Westeuropa als auch in Russland allgegenwärtig. Gerade werden wieder einige neue Restriktionen eingeführt, ein zweiter Lockdown ist zumindest möglich. Wie ist Auchan bislang durch die Krise gekommen?
Auchan in Russland ist sehr stark auf Moskau ausgerichtet und verfügt hier über sehr gute Innenstadtlagen, zumeist in Einkaufszentren. Dies ist per se gut. Die Deurbanisierung im Zuge der Corona-Krise hat allerdings zu einem starken Kundenabfluss aus eben diesen Einkaufszentren geführt, weshalb auch wir in den letzten Monaten Kundenverluste zu beklagen hatten. Allerdings ist es uns durch konzeptionelle Anpassungen wie der Entwicklung des Lieferservices und des Ausbaus von Online-Bestellungen gelungen, die Umsätze wieder zu stabilisieren. Zudem konnten wir durch die Einführung neuer Produkte den Durchschnittsbon im zweistelligen Bereich steigern.
Grundsätzlich haben russische Einkaufszentren in der Zeit der Corona-Pandemie zwischen 25 und 30 Prozent ihrer Kunden verloren. Wir bei Auchan mussten, bezogen auf unsere Märkte in den Einkaufszentren, Verluste in Höhe von 15 bis 20 Prozent hinnehmen.
Was ist Ihre professionale Einschätzung zur Zukunft des Lebensmittel-Einzelhandels in Russland?
Der Lebensmitteleinzelhandel in Russland wird sich weiter sehr dynamisch entwickeln. Der Russe an sich ist aber sehr konsumfreudig, was uns grundsätzlich optimistisch in die Zukunft schauen lässt. Auch hat der russische Markt mittlerweile einen sehr hohen Konkurrenzgrad erreicht, was insbesondere aus Kundensicht sehr positiv zu bewerten ist. Zudem treibt es die Innovationen voran und stabilisiert in Russland auch sehr stark die Inflation.
Die Fragen stellten Dimitri Kling und Frank Ebbecke.
Interview: Einzelhandel ist „People Business“
Wir sprechen mit dem deutschen Manager Johannes Tholey, CEO der französischen Warenhauskette Auchan in Russland, über die weiteren Pläne des Unternehmens auf dem russischen Markt, Innovationsschübe infolge der Corona-Krise und seine Vorstellung vom Einzelhandel der Zukunft.
Herr Tholey, Ende 2019 wurden Sie zum Geschäftsführer von Auchan Retail Russland ernannt. Welche Veränderungen haben Sie seitdem im Unternehmen eingeleitet?
Es waren vor allem strukturelle Veränderungen, also Arbeiten am System und an den Prozessen. Darauf lagen meine Prioritäten in den letzten zehn Monaten. Diese Veränderungen beinhalten unter anderem Anpassungen am Sortiment, das sich zukünftig noch stärker an den Bedürfnissen der russischen Kunden orientieren soll. Wir wollen aber auch die Entwicklung unserer IT-Systeme und den Bereich Onlineverkäufe vorantreiben. Veränderungen an der Struktur heißt für mich auch immer Arbeit mit den Menschen und ihren Bedürfnissen. Sie dürfen nicht vergessen, Einzelhandel ist „People Business“.
Ihr Arbeitgeber betreibt rund 900 Supermärkte in 14 Ländern. In Russland wurde bereits 2002 der erste Hypermarkt eröffnet. Welchen Stellenwert hat der russische Markt für den Gesamtkonzern?
Russland war für Auchan über viele Jahre der wichtigste Markt nach Frankreich und China. In den letzten Jahren streiten sich Russland und Spanien jedoch um den dritten Platz. Aktuell steht tatsächlich Spanien auf Platz drei und Russland auf Platz vier.
Wenn wir unsere Entwicklung der letzten 18 Jahre in Russland betrachten, dann müssen wir feststellen, dass Auchan bis ins Jahr 2015 der klare Leader des russischen Einzelhandelns war. Allerdings wurden wir in den letzten vier Jahren von der Entwicklung der Kleinflächen bei Supermärkten und Discountern buchstäblich überrollt. Dadurch haben wir massiv Marktanteile verloren, aber auch an Glanz und Strahlkraft eingebüßt. Hier muss man ganz realistisch sein.
Aber natürlich stecken wir den Kopf nicht in den Sand. Uns geht es jetzt darum, das Geschäftsmodell von Auchan an die aktuellen Marktbedingungen anzupassen. Der russische Einzelhandel ist wie der Einzelhandel auf der ganzen Welt in einer ganz massiven Umbauphase. Aufgrund des stark gestiegenen Wettbewerbs werden wir das Geschäftsmodell in Russland, wie bereits erwähnt, noch stärker auf die Bedürfnisse der Kunden ausrichten. Dies wollen wir vor allem durch die Entwicklung neuer Vertriebskanäle erreichen.
Das Thema Corona ist sowohl in Westeuropa als auch in Russland allgegenwärtig. Gerade werden wieder einige neue Restriktionen eingeführt, ein zweiter Lockdown ist zumindest möglich. Wie ist Auchan bislang durch die Krise gekommen?
Auchan in Russland ist sehr stark auf Moskau ausgerichtet und verfügt hier über sehr gute Innenstadtlagen, zumeist in Einkaufszentren. Dies ist per se gut. Die Deurbanisierung im Zuge der Corona-Krise hat allerdings zu einem starken Kundenabfluss aus eben diesen Einkaufszentren geführt, weshalb auch wir in den letzten Monaten Kundenverluste zu beklagen hatten. Allerdings ist es uns durch konzeptionelle Anpassungen wie der Entwicklung des Lieferservices und des Ausbaus von Online-Bestellungen gelungen, die Umsätze wieder zu stabilisieren. Zudem konnten wir durch die Einführung neuer Produkte den Durchschnittsbon im zweistelligen Bereich steigern.
Grundsätzlich haben russische Einkaufszentren in der Zeit der Corona-Pandemie zwischen 25 und 30 Prozent ihrer Kunden verloren. Wir bei Auchan mussten, bezogen auf unsere Märkte in den Einkaufszentren, Verluste in Höhe von 15 bis 20 Prozent hinnehmen.
Was ist Ihre professionale Einschätzung zur Zukunft des Lebensmittel-Einzelhandels in Russland?
Der Lebensmitteleinzelhandel in Russland wird sich weiter sehr dynamisch entwickeln. Der Russe an sich ist aber sehr konsumfreudig, was uns grundsätzlich optimistisch in die Zukunft schauen lässt. Auch hat der russische Markt mittlerweile einen sehr hohen Konkurrenzgrad erreicht, was insbesondere aus Kundensicht sehr positiv zu bewerten ist. Zudem treibt es die Innovationen voran und stabilisiert in Russland auch sehr stark die Inflation.
Die Fragen stellten Dimitri Kling und Frank Ebbecke.