Im Interview mit Alexej Alexejew, Kärcher-Generaldirektor in Russland, sprechen wir unter anderem über pandemiebedingte Anpassungen, den Umgang mit der Konkurrenz und die Besonderheiten der einzelnen GUS-Märkte.
Herr Alexejew, Sie stehen seit Februar 2019 an der Spitze von Kärcher Russland. 2007 haben Sie bei dem deutschen Familienunternehmen als Produktmanager angefangen: Was hat Sie in Ihrer frühen Karriere geprägt, was bindet Sie besonders an eine der erfolgreichsten deutschen Mittelstandsunternehmen im Familienbesitz?
Für mich bot die Arbeit bei Kärcher die Chance zum persönlichen Wachstum und der Verwirklichung von neuen Ideen. Ich sehe meine Entwicklung aber nicht als persönliche Leistung, sondern als Beitrag zu der Entwicklung des Unternehmens und unserer gemeinsamen Sache.
Die Alfred Kärcher SE & Co. KG, Ihre Muttergesellschaft, erzielte im letzten Jahr mit knapp 2,6 Milliarden Euro den höchsten Umsatz in ihrer Geschichte. Welchen Anteil hat daran Kärcher Russland, auf welchem Platz innerhalb des Firmenrankings rangiert Ihre Niederlassung?
Im letzten Jahr haben wir in Russland einen Rekordumsatz von 9,7 Milliarden Rubel (109 Millionen Euro) erzielt, das sind neun Prozent mehr als im Jahr zuvor, damit liegen wir unternehmensintern auf dem 5. Platz.
Obwohl uns die Umstände rund um die Pandemie zur Anpassung unserer Strategie gezwungen haben, sind die Umsatzzahlen auch 2020 recht ermutigend. Wir haben die Entscheidung getroffen, uns während der Krise auf spezielle Lösungen zur Vermeidung von Infektionen zu konzentrieren: Dampfreiniger, Pannenhilfsmittel als Alternative zur manuellen Reinigung und Reinigungsmittel mit desinfizierender Wirkung. Die gute Verkaufszahlen geben uns bislang Recht.
Auch haben wir im letzten Jahr die erste großformatigen Demonstrationsanlage außerhalb Deutschlands installiert, mit der sich unsere Kunden in Russland und der GUS mit den industriellen Lösungen von Kärcher vertraut machen können. Hier werden Lösungen für Selbstbedienungsspülen, Tankreinigungssysteme, industrielle Vakuumeinheiten und Ultrahochdruckgeräte demonstriert. Zudem wurde in Russland die Kärcher-Akademie eröffnet, das siebte Kärcher-Schulungszentrum weltweit.
Kärcher ist seit 2004 in Russland aktiv und hat mittlerweile Dutzende Mitbewerber aus Ost und West, die häufig auch im Kärcher-charakteristischen Gelb auftreten. Wie sonst bewahrt Ihr Unternehmen die Einzigartigkeit und öffentliche Präsenz der Marke?
Kärcher ist nicht nur eine Reinigungsmarke, sondern vertritt auch eine Denkweise, die unseren Kunden nahe und vertraut ist. Beispielhaft können wir hier unsere neue WOW-Kommunikationskampagne nehmen, die in diesem Frühjahr gestartet wurde. Wir kommunizieren jetzt mit unseren Kunden auf einer neuen emotionalen Ebene, um ihre Bedürfnisse besser zu verstehen und noch kundenorientierter zu werden. Unser Unternehmen wendet sich zunehmend vom konservativen Stil ab, um auch ein jüngeres Publikum erreichen zu können. Darüber hinaus verfügt Kärcher natürlich über eine lange Geschichte und eine absolute Transparenz aller Geschäftsabläufe.
Dazu kommt die Bereitschaft, flexibel auf die Bedürfnisse der Geschäftspartner zu reagieren, und die Fähigkeit, diese auch unter den schwierigsten Marktbedingungen zu unterstützen. Mit dem Kauf einer Ausrüstung von uns erwirbt der Kunde nicht nur ein Produkt, sondern auch eine Garantie, einen Service, den nur wenige Wettbewerber bieten können. Natürlich gibt es Konkurrenten, aber wir blicken mit Zuversicht nach vorne und bemühen uns, unser Geschäft weiter zu entwickeln und um den Kunden herum aufzubauen. Sollen die Konkurrenten doch versuchen, uns einzuholen.
Wie ist die Rolle von CSR in Ihrer Unternehmensstrategie definiert oder dienen die Reinigungs-/Restaurierungsaktionen von Baudenkmälern weltweit, insbesondere auch hierzulande, vornehmlich publikumswirksamer Produktpräsentation?
Wir freuen uns, Teil des Kärcher „Global Monument Cleaning Project“ zu sein, denn es ist eine großartige Gelegenheit, zur Erhaltung historischer Stätten beizutragen und zu zeigen, dass unser Unternehmen auch soziale Verantwortung hat. Heute gehören zu unseren Projekten in Russland das Denkmal für Juri Gagarin in Moskau, die Alexander-Säule und das Denkmal für Peter den Großen in St. Petersburg, die Statue des Erzengels Michail in Sotschi und viele andere Sehenswürdigkeiten.
Jetzt, während der Pandemie, rückt zudem die Frage der sozialen Verantwortung zunehmend in den Vordergrund. Als Reinigungsexperten sehen wir unsere Rolle darin, Krankenhäusern und gemeinnützigen Organisationen zu helfen. Dutzende russischer Institutionen haben unsere Dampfreiniger erhalten, die dazu beitragen werden, die Ausbreitung von Virusinfektionen zu bekämpfen.
Mitte September dieses Jahres war in russischen Medien zu lesen, dass Kärcher den Bau einer Staubsauger-Fabrik im Gebiet Swerdlowsk erwäge. Wie weit sind diese Pläne fortgeschritten und warum in dieser Region?
Bislang prüfen wir mehrere mögliche Produktionsstandorte, aber die endgültige Entscheidung wird erst im nächsten Jahr getroffen.
In welchem der Produktsegmente will Kärcher in Russland weiter wachsen?
Auf dem russischen Markt sind wir im B2B-Sektor, bei professionellen Reinigungsgeräten und industriellen Lösungen sehr stark. Und auch für die Zukunft haben wir ehrgeizige Pläne und werden jeden dieser Bereiche weiterentwickeln. Ein wichtiger Faktor in dieser Entwicklung ist die Einführung der Batterieplattform „Kärcher Battery Universe“. Drahtlose Geräte haben den Haushaltsgerätemarkt bereits revolutioniert und werden aktiv in den Reinigungssektor eingeführt, der eine unserer obersten Prioritäten ist.
Sie haben bereits Arbeitserfahrungen in der Ukraine, Belarus und Georgien gesammelt. Was unterscheidet diese Länder von Russland? Worauf kommt es ganz besonders in Russland an?
Natürlich hat jedes Land seine eigenen Besonderheiten. Märkte variieren in ihrer Größe, dem Entwicklungsgrad einzelner Bereiche und Branchen. Während meiner Arbeit im Kaukasus war das Reinigen dort eine relativ neue Richtung mit großem Entwicklungspotenzial. Die Führung in diesem Bereich übernahmen diejenigen Unternehmen, die in der Lage waren, ein hohes Maß an Qualität und Service zu bieten.
Die Strategie hängt deshalb direkt vom Entwicklungsstand des Reinigungsmarktes ab. Aber der Markt verändert sich ständig, und es ist sehr wichtig, sich ständig zu verbessern und an neue Realitäten anzupassen. Als Generaldirektor von Kärcher in Russland sehe ich die Schwerpunkte der Unternehmensentwicklung in der Erweiterung des Angebots und der Dienstleistungspalette, in der Suche nach neuen, noch kundenfreundlicheren Formen der Interaktion sowie der Stärkung der Führungsposition unserer Marke. Die wichtigsten und globalen Ziele für die nächsten Jahre sind für uns eine tiefere und detailliertere Ausarbeitung der vorrangigen Zielgruppen, die Gewährleistung einer vollständigeren Vertretung und Verfügbarkeit von Haushaltsgeräten in den Regionen, die Steigerung der Effizienz und des Serviceniveaus.
Die Fragen stellten Frank Ebbecke und Dimitri Kling.
Interview: „Sollen sie doch versuchen, uns einzuholen“
Im Interview mit Alexej Alexejew, Kärcher-Generaldirektor in Russland, sprechen wir unter anderem über pandemiebedingte Anpassungen, den Umgang mit der Konkurrenz und die Besonderheiten der einzelnen GUS-Märkte.
Herr Alexejew, Sie stehen seit Februar 2019 an der Spitze von Kärcher Russland. 2007 haben Sie bei dem deutschen Familienunternehmen als Produktmanager angefangen: Was hat Sie in Ihrer frühen Karriere geprägt, was bindet Sie besonders an eine der erfolgreichsten deutschen Mittelstandsunternehmen im Familienbesitz?
Für mich bot die Arbeit bei Kärcher die Chance zum persönlichen Wachstum und der Verwirklichung von neuen Ideen. Ich sehe meine Entwicklung aber nicht als persönliche Leistung, sondern als Beitrag zu der Entwicklung des Unternehmens und unserer gemeinsamen Sache.
Die Alfred Kärcher SE & Co. KG, Ihre Muttergesellschaft, erzielte im letzten Jahr mit knapp 2,6 Milliarden Euro den höchsten Umsatz in ihrer Geschichte. Welchen Anteil hat daran Kärcher Russland, auf welchem Platz innerhalb des Firmenrankings rangiert Ihre Niederlassung?
Im letzten Jahr haben wir in Russland einen Rekordumsatz von 9,7 Milliarden Rubel (109 Millionen Euro) erzielt, das sind neun Prozent mehr als im Jahr zuvor, damit liegen wir unternehmensintern auf dem 5. Platz.
Obwohl uns die Umstände rund um die Pandemie zur Anpassung unserer Strategie gezwungen haben, sind die Umsatzzahlen auch 2020 recht ermutigend. Wir haben die Entscheidung getroffen, uns während der Krise auf spezielle Lösungen zur Vermeidung von Infektionen zu konzentrieren: Dampfreiniger, Pannenhilfsmittel als Alternative zur manuellen Reinigung und Reinigungsmittel mit desinfizierender Wirkung. Die gute Verkaufszahlen geben uns bislang Recht.
Auch haben wir im letzten Jahr die erste großformatigen Demonstrationsanlage außerhalb Deutschlands installiert, mit der sich unsere Kunden in Russland und der GUS mit den industriellen Lösungen von Kärcher vertraut machen können. Hier werden Lösungen für Selbstbedienungsspülen, Tankreinigungssysteme, industrielle Vakuumeinheiten und Ultrahochdruckgeräte demonstriert. Zudem wurde in Russland die Kärcher-Akademie eröffnet, das siebte Kärcher-Schulungszentrum weltweit.
Kärcher ist seit 2004 in Russland aktiv und hat mittlerweile Dutzende Mitbewerber aus Ost und West, die häufig auch im Kärcher-charakteristischen Gelb auftreten. Wie sonst bewahrt Ihr Unternehmen die Einzigartigkeit und öffentliche Präsenz der Marke?
Kärcher ist nicht nur eine Reinigungsmarke, sondern vertritt auch eine Denkweise, die unseren Kunden nahe und vertraut ist. Beispielhaft können wir hier unsere neue WOW-Kommunikationskampagne nehmen, die in diesem Frühjahr gestartet wurde. Wir kommunizieren jetzt mit unseren Kunden auf einer neuen emotionalen Ebene, um ihre Bedürfnisse besser zu verstehen und noch kundenorientierter zu werden. Unser Unternehmen wendet sich zunehmend vom konservativen Stil ab, um auch ein jüngeres Publikum erreichen zu können. Darüber hinaus verfügt Kärcher natürlich über eine lange Geschichte und eine absolute Transparenz aller Geschäftsabläufe.
Dazu kommt die Bereitschaft, flexibel auf die Bedürfnisse der Geschäftspartner zu reagieren, und die Fähigkeit, diese auch unter den schwierigsten Marktbedingungen zu unterstützen. Mit dem Kauf einer Ausrüstung von uns erwirbt der Kunde nicht nur ein Produkt, sondern auch eine Garantie, einen Service, den nur wenige Wettbewerber bieten können. Natürlich gibt es Konkurrenten, aber wir blicken mit Zuversicht nach vorne und bemühen uns, unser Geschäft weiter zu entwickeln und um den Kunden herum aufzubauen. Sollen die Konkurrenten doch versuchen, uns einzuholen.
Wie ist die Rolle von CSR in Ihrer Unternehmensstrategie definiert oder dienen die Reinigungs-/Restaurierungsaktionen von Baudenkmälern weltweit, insbesondere auch hierzulande, vornehmlich publikumswirksamer Produktpräsentation?
Wir freuen uns, Teil des Kärcher „Global Monument Cleaning Project“ zu sein, denn es ist eine großartige Gelegenheit, zur Erhaltung historischer Stätten beizutragen und zu zeigen, dass unser Unternehmen auch soziale Verantwortung hat. Heute gehören zu unseren Projekten in Russland das Denkmal für Juri Gagarin in Moskau, die Alexander-Säule und das Denkmal für Peter den Großen in St. Petersburg, die Statue des Erzengels Michail in Sotschi und viele andere Sehenswürdigkeiten.
Jetzt, während der Pandemie, rückt zudem die Frage der sozialen Verantwortung zunehmend in den Vordergrund. Als Reinigungsexperten sehen wir unsere Rolle darin, Krankenhäusern und gemeinnützigen Organisationen zu helfen. Dutzende russischer Institutionen haben unsere Dampfreiniger erhalten, die dazu beitragen werden, die Ausbreitung von Virusinfektionen zu bekämpfen.
Mitte September dieses Jahres war in russischen Medien zu lesen, dass Kärcher den Bau einer Staubsauger-Fabrik im Gebiet Swerdlowsk erwäge. Wie weit sind diese Pläne fortgeschritten und warum in dieser Region?
Bislang prüfen wir mehrere mögliche Produktionsstandorte, aber die endgültige Entscheidung wird erst im nächsten Jahr getroffen.
In welchem der Produktsegmente will Kärcher in Russland weiter wachsen?
Auf dem russischen Markt sind wir im B2B-Sektor, bei professionellen Reinigungsgeräten und industriellen Lösungen sehr stark. Und auch für die Zukunft haben wir ehrgeizige Pläne und werden jeden dieser Bereiche weiterentwickeln. Ein wichtiger Faktor in dieser Entwicklung ist die Einführung der Batterieplattform „Kärcher Battery Universe“. Drahtlose Geräte haben den Haushaltsgerätemarkt bereits revolutioniert und werden aktiv in den Reinigungssektor eingeführt, der eine unserer obersten Prioritäten ist.
Sie haben bereits Arbeitserfahrungen in der Ukraine, Belarus und Georgien gesammelt. Was unterscheidet diese Länder von Russland? Worauf kommt es ganz besonders in Russland an?
Natürlich hat jedes Land seine eigenen Besonderheiten. Märkte variieren in ihrer Größe, dem Entwicklungsgrad einzelner Bereiche und Branchen. Während meiner Arbeit im Kaukasus war das Reinigen dort eine relativ neue Richtung mit großem Entwicklungspotenzial. Die Führung in diesem Bereich übernahmen diejenigen Unternehmen, die in der Lage waren, ein hohes Maß an Qualität und Service zu bieten.
Die Strategie hängt deshalb direkt vom Entwicklungsstand des Reinigungsmarktes ab. Aber der Markt verändert sich ständig, und es ist sehr wichtig, sich ständig zu verbessern und an neue Realitäten anzupassen. Als Generaldirektor von Kärcher in Russland sehe ich die Schwerpunkte der Unternehmensentwicklung in der Erweiterung des Angebots und der Dienstleistungspalette, in der Suche nach neuen, noch kundenfreundlicheren Formen der Interaktion sowie der Stärkung der Führungsposition unserer Marke. Die wichtigsten und globalen Ziele für die nächsten Jahre sind für uns eine tiefere und detailliertere Ausarbeitung der vorrangigen Zielgruppen, die Gewährleistung einer vollständigeren Vertretung und Verfügbarkeit von Haushaltsgeräten in den Regionen, die Steigerung der Effizienz und des Serviceniveaus.
Die Fragen stellten Frank Ebbecke und Dimitri Kling.