STUTTGART. Chinesische Unternehmen wollen weiter in Europa investieren, obwohl sie teilweise von der Coronapandemie schwer getroffen wurden. Zu dieser Einschätzung kommt die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young, die Anfang Dezember die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage unter 66 Investoren aus China veröffentlicht hat.
Mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Unternehmen aus China, die bereits in Europa investiert oder die strategische Absicht dazu haben, sagten, dass sie in den nächsten fünf Jahren weitere Investitionen auf dem Kontinent planen. 36 Prozent der Befragten sind derzeit noch unsicher und nur elf Prozent der Unternehmen haben derzeit keine Investitionspläne.
86 Prozent der befragten Unternehmen berichten, dass ihr Geschäft durch den Ausbruch von Covid-19 beeinträchtigt ist – 41 Prozent sprechen sogar von schweren Auswirkungen der Pandemie auf das eigene Unternehmen. Dies hält sie jedoch nicht von Investitionen in Europa ab, zumal sich die Unternehmen von der Investitionstätigkeit deutliche Vorteile erwarten. So gaben 53 Prozent an, sich auf diese Weise technologisches Know-how sichern und ihre Forschungs- und Entwicklungskapazitäten verbessern zu wollen. Für 42 Prozent ist die Erweiterung des eigenen Produktportfolios ein Hauptargument. 30 Prozent erhoffen sich einen besseren Zugang zum europäischen Markt und zu dessen zahlungskräftigen Konsumenten.
Dass Europa auch in Krisenzeiten bei chinesischen Investoren so beliebt ist, verwundert nicht, schließlich haben sie zum großen Teil gute Erfahrungen mit ihren bisherigen Investitionen gemacht: Drei Viertel der befragten Unternehmen, die in Europa investiert haben, sind mit ihren bisherigen Geschäften auf dem europäischen Kontinent zufrieden; zwölf Prozent sind sogar sehr zufrieden.
Befragt wurden 66 Investoren aus China, die bereits in den vergangenen zehn Jahren in Europa investiert haben oder die die strategische Absicht haben, künftig zu investieren. Zu den Investments zählten insbesondere Fusionen und Übernahmen (85 Prozent), aber auch Expansionen oder Joint Ventures.
„Corona kann das Interesse chinesischer Unternehmen an Europa nicht stoppen“, so die Einschätzung von Sun Yi, Partnerin und Leiterin der China Business Services Deutschland, Österreich und Schweiz bei EY. „Die chinesische Wirtschaft hat sich relativ schnell wieder vom Pandemieausbruch erholt und ist so kapitalstark, dass sie in Europa investieren kann und wird.“
Die Gefahr, dass es im Zuge der Coronapandemie zu einem Ausverkauf angeschlagener europäischer Firmen in großem Stil kommen könnte sieht sie nicht, da viele ausländische Gesellschaften – darunter auch solche aus China –es aufgrund der hohen Anforderungen in der Prozessabwicklung von Insolvenzfällen hierzulande nicht schaffen würden, zu einem erfolgreichen Abschluss zu kommen. Da die Hürden für ausländische Beteiligungen – auch in Deutschland – in den vergangenen Jahren deutlich hochgesetzt wurden, erwartet Sun Yi auch einen Rückgang der Transaktionen für das Gesamtjahr: „Trotz des hohen Interesses von Seiten chinesischer Investoren werden wir in diesem Jahr schätzungsweise nicht einmal die Hälfte der chinesischen Transaktionen in Europa beziehungsweise Deutschland im Vergleich zu 2019 sehen. Das liegt unter anderem daran, dass viele Verkaufsprozesse in Europa aufgrund der Coronapandemie verschoben wurden. Zusätzlich kommt noch die Konkurrenz der Finanzinvestoren in Europa dazu: Sie sind derzeit bereit, hohe Preise für gute Übernahmeobjekte zu bezahlen – was es den chinesischen börsennotierten Unternehmen aufgrund der Börsenregularien in China schwer macht“, fügt Sun hinzu.
Insbesondere Deutschland war ein begehrtes Ziel für chinesische Käufer: 75 Prozent der Befragten tätigten ihre Investitionen in Westeuropa in den vergangenen zehn Jahren in Deutschland. Auf das Vereinigte Königreich (36 Prozent) und auf Frankreich (23 Prozent) entfallen nicht einmal halb so viele Aktivitäten.
Für künftige Investitionen haben die Befragten zwar kein konkretes Land genannt – 66 Prozent nehmen aber Westeuropa ins Visier. Osteuropa ist für 32 Prozent die interessanteste Zielregion und Südeuropa für 18 Prozent. „Vor dem Hintergrund, dass es in der letzten Zeit deutliche Spannungen zwischen China und den USA gab, fokussieren die chinesischen Investoren mehr auf Europa – so können sie ihre weltweite Präsenz ausbauen, selbst wenn der US-amerikanische Markt für sie schwierig geworden ist“, so Sun. „Aber die Vorteile sind keine Einbahnstraße: Die aufgekauften beziehungsweise fusionierten Unternehmen erhalten Kapital sowie Zugang zu den großen Plattformen, die die chinesischen Geldgeber aufgebaut haben.“
Deutschland weiterhin begehrtestes Ziel chinesischer Investoren
STUTTGART. Chinesische Unternehmen wollen weiter in Europa investieren, obwohl sie teilweise von der Coronapandemie schwer getroffen wurden. Zu dieser Einschätzung kommt die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young, die Anfang Dezember die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage unter 66 Investoren aus China veröffentlicht hat.
Mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Unternehmen aus China, die bereits in Europa investiert oder die strategische Absicht dazu haben, sagten, dass sie in den nächsten fünf Jahren weitere Investitionen auf dem Kontinent planen. 36 Prozent der Befragten sind derzeit noch unsicher und nur elf Prozent der Unternehmen haben derzeit keine Investitionspläne.
86 Prozent der befragten Unternehmen berichten, dass ihr Geschäft durch den Ausbruch von Covid-19 beeinträchtigt ist – 41 Prozent sprechen sogar von schweren Auswirkungen der Pandemie auf das eigene Unternehmen. Dies hält sie jedoch nicht von Investitionen in Europa ab, zumal sich die Unternehmen von der Investitionstätigkeit deutliche Vorteile erwarten. So gaben 53 Prozent an, sich auf diese Weise technologisches Know-how sichern und ihre Forschungs- und Entwicklungskapazitäten verbessern zu wollen. Für 42 Prozent ist die Erweiterung des eigenen Produktportfolios ein Hauptargument. 30 Prozent erhoffen sich einen besseren Zugang zum europäischen Markt und zu dessen zahlungskräftigen Konsumenten.
Dass Europa auch in Krisenzeiten bei chinesischen Investoren so beliebt ist, verwundert nicht, schließlich haben sie zum großen Teil gute Erfahrungen mit ihren bisherigen Investitionen gemacht: Drei Viertel der befragten Unternehmen, die in Europa investiert haben, sind mit ihren bisherigen Geschäften auf dem europäischen Kontinent zufrieden; zwölf Prozent sind sogar sehr zufrieden.
Befragt wurden 66 Investoren aus China, die bereits in den vergangenen zehn Jahren in Europa investiert haben oder die die strategische Absicht haben, künftig zu investieren. Zu den Investments zählten insbesondere Fusionen und Übernahmen (85 Prozent), aber auch Expansionen oder Joint Ventures.
„Corona kann das Interesse chinesischer Unternehmen an Europa nicht stoppen“, so die Einschätzung von Sun Yi, Partnerin und Leiterin der China Business Services Deutschland, Österreich und Schweiz bei EY. „Die chinesische Wirtschaft hat sich relativ schnell wieder vom Pandemieausbruch erholt und ist so kapitalstark, dass sie in Europa investieren kann und wird.“
Die Gefahr, dass es im Zuge der Coronapandemie zu einem Ausverkauf angeschlagener europäischer Firmen in großem Stil kommen könnte sieht sie nicht, da viele ausländische Gesellschaften – darunter auch solche aus China –es aufgrund der hohen Anforderungen in der Prozessabwicklung von Insolvenzfällen hierzulande nicht schaffen würden, zu einem erfolgreichen Abschluss zu kommen. Da die Hürden für ausländische Beteiligungen – auch in Deutschland – in den vergangenen Jahren deutlich hochgesetzt wurden, erwartet Sun Yi auch einen Rückgang der Transaktionen für das Gesamtjahr: „Trotz des hohen Interesses von Seiten chinesischer Investoren werden wir in diesem Jahr schätzungsweise nicht einmal die Hälfte der chinesischen Transaktionen in Europa beziehungsweise Deutschland im Vergleich zu 2019 sehen. Das liegt unter anderem daran, dass viele Verkaufsprozesse in Europa aufgrund der Coronapandemie verschoben wurden. Zusätzlich kommt noch die Konkurrenz der Finanzinvestoren in Europa dazu: Sie sind derzeit bereit, hohe Preise für gute Übernahmeobjekte zu bezahlen – was es den chinesischen börsennotierten Unternehmen aufgrund der Börsenregularien in China schwer macht“, fügt Sun hinzu.
Insbesondere Deutschland war ein begehrtes Ziel für chinesische Käufer: 75 Prozent der Befragten tätigten ihre Investitionen in Westeuropa in den vergangenen zehn Jahren in Deutschland. Auf das Vereinigte Königreich (36 Prozent) und auf Frankreich (23 Prozent) entfallen nicht einmal halb so viele Aktivitäten.
Für künftige Investitionen haben die Befragten zwar kein konkretes Land genannt – 66 Prozent nehmen aber Westeuropa ins Visier. Osteuropa ist für 32 Prozent die interessanteste Zielregion und Südeuropa für 18 Prozent. „Vor dem Hintergrund, dass es in der letzten Zeit deutliche Spannungen zwischen China und den USA gab, fokussieren die chinesischen Investoren mehr auf Europa – so können sie ihre weltweite Präsenz ausbauen, selbst wenn der US-amerikanische Markt für sie schwierig geworden ist“, so Sun. „Aber die Vorteile sind keine Einbahnstraße: Die aufgekauften beziehungsweise fusionierten Unternehmen erhalten Kapital sowie Zugang zu den großen Plattformen, die die chinesischen Geldgeber aufgebaut haben.“