Covid-19 hat uns exportseitig um fünf Jahre zurückgeworfen und zugleich, insbesondere bei der Digitalisierung, um fünf Jahre nach vorne katapultiert, so das Fazit von BGA-Präsident Anton F. Börner, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen e.V. (BGA) auf der Jahrespressekonferenz am 29. Dezember 2020.
„Trostlos“ – so bezeichnete BGA-Präsident Anton F. Börner die Jahresbilanz 2020 sowohl im Außen- wie auch im Großhandel. Zugleich zeigte er sich zuversichtlich für 2021: „Die deutsche Wirtschaft ist stark und trotz des scharfen Einschnitts stehen die Strukturen hierzulande bereit zum Durchstarten – dank vielfältiger Initiativen und dem Rückgriff auf eigene Reserven sowie umfangreicher Stabilitätshilfen.“
Einhergehend mit dem Einbruch des gesamten Welthandels um 8,2 Prozent in den ersten drei Quartalen sanken die deutschen Exporte zwischen Januar und Oktober 2020 um elf Prozent. Angesichts des erneuten Herunterfahrens der Wirtschaften in Europa, das immerhin für gut ein Drittel des weltweiten Güterhandels steht, erwartet der BGA für das gesamte Jahr 2020 einen Rückgang der deutschen Exporte um mindestens zwölf Prozent. Das entspricht einem fehlenden Exportvolumen von rund 160 Milliarden Euro.
Lichtblicke: China und Asien So brach das US-Geschäft bisher um knapp 16 Prozent ein und Großbritannien nahm die Folgen des Brexits vorweg. Dorthin gingen die Exporte bislang um 18,5 Prozent zurück. Lateinamerika liegt insgesamt darnieder, so Börner, einzige Lichtblicke sind China und Asien, deren Bedeutung während der Corona-Pandemie weiter gestiegen ist. In den ersten drei Quartalen 2020 beliefen sich Deutschlands Gesamtexporte nach Asien auf 168,62 Milliarden Euro (ein Minus von 7,8 % im Jahresvergleich). Die Ausfuhren nach China lagen bei 77,27 Milliarden Euro (2,8 % weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres) und nach Indien bei 8,52 Milliarden Euro (- 10,3 % ggü. Januar bis Oktober 2019).
Der Aufwärtstrend zeigt sich deutlich bei der Betrachtung der Werte für Oktober 2020. In diesem Monat exportierte Deutschland Waren im Wert von 18,37 Milliarden Euro nach Asien; davon entfielen 8,65 Milliarden auf China und 1,02 Milliarden auf Indien. Das entspricht einem Plus von 0,3 beziehungsweise 6,5 Prozent gegenüber Oktober 2019. Zudem kamen die meisten Importe im Oktober 2020 aus der Volksrepublik China nach Deutschland. Von dort wurden Waren im Wert von 10,1 Milliarden Euro eingeführt (-3,3 %).
„Nach dem Abschluss des RCEP-Abkommens stellt sich die Frage, ob Europa und Deutschland von der wirtschaftlichen Dynamik in Asien profitieren oder den Anschluss daran verlieren werden“, so Börner weiter. Mit der neuen, weltweit größten Handelszone RCEP, die gerade in Asien entstanden ist, unterstreiche China nicht nur seinen politischen Führungsanspruch in der Region, sondern auch seine Rolle als globale Gestaltungsmacht. Asien ist ein enorm wichtiger Handelspartner. Im Jahr 2019 exportierten die RCEP-Länder (dazu gehören die zehn ASEAN-Länder sowie China, Japan, Südkorea, Australien und Neuseeland) Waren im Wert von 5,5 Billionen US-Dollar in die EU, und sie importierten von dort Waren im Wert von knapp fünf Billionen US-Dollar. Dies entspricht etwa 29 Prozent der weltweiten Warenexporte und rund 26 Prozent der weltweiten Warenimporte.
Die BGA-Forderung an die EU: Die Verhandlungen über eigene Freihandelsabkommen in der Region energisch voranzutreiben, damit der Anschluss nicht verloren geht und Lieferketten weiter diversifiziert werden können. (Hier der aktuelle Stand bei den Verhandlungen der EU zu Freihandelsabkommen mit den ASEAN-Ländern. Über das Investitionsabkommen zwischen der Europäischen Union und China – Comprehensive Agreement on Investment – wurde Ende 2020 eine Einigung erzielt.)
Trotz der aktuellen Zahlen zeigte sich BGA-Präsident Börner zuversichtlich, dass eine rasche wirtschaftliche Erholung möglich ist, wenn Impfstoffe ausreichend zur Verfügung stehen und die richtigen Lehren aus der Krise gezogen werden. Für 2021 rechnet er mit einem Plus von 13 Prozent im deutschen Außenhandel, das Vorkrisenniveau könne im Sommer 2022 erreicht werden.
BGA-Unternehmerumfrage: Unternehmen überwiegend zufrieden Die Ergebnisse der aktuellen BGA-Unternehmerumfrage stützen seine Prognose. Demnach sind die Unternehmer mit der bisherigen Krisenpolitik ganz überwiegend zufrieden: Nur knapp jeder siebte hält sie für unzureichend. „Allerdings zeigt sich die Mehrheit der Befragten deutlich pessimistischer als ich persönlich“, so Börner. Vier von fünf sind der Ansicht, dass die Erholung trotz Impfstoff länger dauern wird und weitere Rückschläge nicht ausgeschlossen sind. Rund 40 Prozent der Unternehmer erlitten bereits durch den ersten Lockdown erhebliche Umsatzeinbrüche. Nachdem viele Unternehmen in der ersten Phase noch auf ihre Reserven zurückgreifen konnten, sehen sich über 44 Prozent nun von dem zweiten, partiellen Lockdown stärker betroffen. Die meisten von ihnen gehen jedoch davon aus, dass sie die Krise mit Blessuren überleben. Nur jedes zweite Unternehmen (49 Prozent) hat bislang Hilfen wie Kurzarbeitergeld sowie steuerliche Hilfen wie Steuerstundungen und Vorauszahlungen in Anspruch genommen. Fast drei von vier Unternehmen wollen auch weiterhin keine Hilfen beanspruchen, das heißt, dass viele Unternehmen auf ihre eigene Leistungsfähigkeit setzen, um die Krise zu bewältigen.
BGA geht mit Zuversicht ins Jahr 2021
Covid-19 hat uns exportseitig um fünf Jahre zurückgeworfen und zugleich, insbesondere bei der Digitalisierung, um fünf Jahre nach vorne katapultiert, so das Fazit von BGA-Präsident Anton F. Börner, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen e.V. (BGA) auf der Jahrespressekonferenz am 29. Dezember 2020.
„Trostlos“ – so bezeichnete BGA-Präsident Anton F. Börner die Jahresbilanz 2020 sowohl im Außen- wie auch im Großhandel. Zugleich zeigte er sich zuversichtlich für 2021: „Die deutsche Wirtschaft ist stark und trotz des scharfen Einschnitts stehen die Strukturen hierzulande bereit zum Durchstarten – dank vielfältiger Initiativen und dem Rückgriff auf eigene Reserven sowie umfangreicher Stabilitätshilfen.“
Einhergehend mit dem Einbruch des gesamten Welthandels um 8,2 Prozent in den ersten drei Quartalen sanken die deutschen Exporte zwischen Januar und Oktober 2020 um elf Prozent. Angesichts des erneuten Herunterfahrens der Wirtschaften in Europa, das immerhin für gut ein Drittel des weltweiten Güterhandels steht, erwartet der BGA für das gesamte Jahr 2020 einen Rückgang der deutschen Exporte um mindestens zwölf Prozent. Das entspricht einem fehlenden Exportvolumen von rund 160 Milliarden Euro.
Lichtblicke: China und Asien
So brach das US-Geschäft bisher um knapp 16 Prozent ein und Großbritannien nahm die Folgen des Brexits vorweg. Dorthin gingen die Exporte bislang um 18,5 Prozent zurück. Lateinamerika liegt insgesamt darnieder, so Börner, einzige Lichtblicke sind China und Asien, deren Bedeutung während der Corona-Pandemie weiter gestiegen ist. In den ersten drei Quartalen 2020 beliefen sich Deutschlands Gesamtexporte nach Asien auf 168,62 Milliarden Euro (ein Minus von 7,8 % im Jahresvergleich). Die Ausfuhren nach China lagen bei 77,27 Milliarden Euro (2,8 % weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres) und nach Indien bei 8,52 Milliarden Euro (- 10,3 % ggü. Januar bis Oktober 2019).
Der Aufwärtstrend zeigt sich deutlich bei der Betrachtung der Werte für Oktober 2020. In diesem Monat exportierte Deutschland Waren im Wert von 18,37 Milliarden Euro nach Asien; davon entfielen 8,65 Milliarden auf China und 1,02 Milliarden auf Indien. Das entspricht einem Plus von 0,3 beziehungsweise 6,5 Prozent gegenüber Oktober 2019. Zudem kamen die meisten Importe im Oktober 2020 aus der Volksrepublik China nach Deutschland. Von dort wurden Waren im Wert von 10,1 Milliarden Euro eingeführt (-3,3 %).
„Nach dem Abschluss des RCEP-Abkommens stellt sich die Frage, ob Europa und Deutschland von der wirtschaftlichen Dynamik in Asien profitieren oder den Anschluss daran verlieren werden“, so Börner weiter. Mit der neuen, weltweit größten Handelszone RCEP, die gerade in Asien entstanden ist, unterstreiche China nicht nur seinen politischen Führungsanspruch in der Region, sondern auch seine Rolle als globale Gestaltungsmacht. Asien ist ein enorm wichtiger Handelspartner. Im Jahr 2019 exportierten die RCEP-Länder (dazu gehören die zehn ASEAN-Länder sowie China, Japan, Südkorea, Australien und Neuseeland) Waren im Wert von 5,5 Billionen US-Dollar in die EU, und sie importierten von dort Waren im Wert von knapp fünf Billionen US-Dollar. Dies entspricht etwa 29 Prozent der weltweiten Warenexporte und rund 26 Prozent der weltweiten Warenimporte.
Die BGA-Forderung an die EU: Die Verhandlungen über eigene Freihandelsabkommen in der Region energisch voranzutreiben, damit der Anschluss nicht verloren geht und Lieferketten weiter diversifiziert werden können. (Hier der aktuelle Stand bei den Verhandlungen der EU zu Freihandelsabkommen mit den ASEAN-Ländern. Über das Investitionsabkommen zwischen der Europäischen Union und China – Comprehensive Agreement on Investment – wurde Ende 2020 eine Einigung erzielt.)
Trotz der aktuellen Zahlen zeigte sich BGA-Präsident Börner zuversichtlich, dass eine rasche wirtschaftliche Erholung möglich ist, wenn Impfstoffe ausreichend zur Verfügung stehen und die richtigen Lehren aus der Krise gezogen werden. Für 2021 rechnet er mit einem Plus von 13 Prozent im deutschen Außenhandel, das Vorkrisenniveau könne im Sommer 2022 erreicht werden.
BGA-Unternehmerumfrage: Unternehmen überwiegend zufrieden
Die Ergebnisse der aktuellen BGA-Unternehmerumfrage stützen seine Prognose. Demnach sind die Unternehmer mit der bisherigen Krisenpolitik ganz überwiegend zufrieden: Nur knapp jeder siebte hält sie für unzureichend. „Allerdings zeigt sich die Mehrheit der Befragten deutlich pessimistischer als ich persönlich“, so Börner. Vier von fünf sind der Ansicht, dass die Erholung trotz Impfstoff länger dauern wird und weitere Rückschläge nicht ausgeschlossen sind. Rund 40 Prozent der Unternehmer erlitten bereits durch den ersten Lockdown erhebliche Umsatzeinbrüche. Nachdem viele Unternehmen in der ersten Phase noch auf ihre Reserven zurückgreifen konnten, sehen sich über 44 Prozent nun von dem zweiten, partiellen Lockdown stärker betroffen. Die meisten von ihnen gehen jedoch davon aus, dass sie die Krise mit Blessuren überleben. Nur jedes zweite Unternehmen (49 Prozent) hat bislang Hilfen wie Kurzarbeitergeld sowie steuerliche Hilfen wie Steuerstundungen und Vorauszahlungen in Anspruch genommen. Fast drei von vier Unternehmen wollen auch weiterhin keine Hilfen beanspruchen, das heißt, dass viele Unternehmen auf ihre eigene Leistungsfähigkeit setzen, um die Krise zu bewältigen.