Belarus ist ähnlich wie Deutschland ein extrem exportorientiertes Land. Die IT-Industrie, in der 1,4 Prozent der arbeitsfähigen Bevölkerung beschäftigt sind, erwirtschaftet etwa 3,5 Prozent des belarussischen BIP. Über die Bedeutung dieser Branche sprechen wir mit Stephan Hoffmann (Geschäftsführer North IT Group) und Kirill Zalessky(Direktor der Abteilung für internationale Beziehungen des Hi-Tech Park Belarus).
Belarus wird als das „Silicon Valley Osteuropas“ bezeichnet. Warum eigentlich?
Kirill Zalessky: Den Namen „Silicon Valley Osteuropas“ haben wir uns nicht selbst ausgedacht. Es war das Wall Street Journal. Wahrscheinlich kam der Name zustande, weil der IT-Sektor in Belarus insbesondere in den letzten Jahren sehr stark gewachsen ist und sich immer weiterentwickelt. Dabei konnten wir insbesondere von einem hohen Ausbildungsniveau in den sogenannten MINT-Fächern – also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik – profitieren.
Stephan Hoffmann: Die Wege in Belarus sind tatsächlich sehr kurz. Wenn wir eine Anfrage von einem deutschen Kunden bekommen und ich selbst es nicht lösen kann, können wir innerhalb von 45 Minuten ein IT-Unternehmen finden, das das Problem lösen kann. Egal welcher Bereich der IT-Industrie, in Belarus gibt es Unternehmen mit einer sehr hohen Expertise. In Deutschland ist zumeist eine lange Suche erforderlich, um das gewünschte Ergebnis zu erreichen.
Können Sie ein paar Beispiele für erfolgreiche Projekte nennen?
Zalessky: Wir haben als Hi-Tech Park Belarus (HTP) eine Reihe von Success Stories zu bieten, angefangen bei EPAM, unserem wichtigsten Residenten. Die Erfolgsgeschichte des Unternehmens begann hier, und es ist bis heute das einzige belarussische Unternehmen, das an der New Yorker Börse gelistet ist. Seit 2012 sind die Aktien um das 15-fache gestiegen. Vielleich kennen Sie das Computerspiel „World of Tanks“, das ein komplett belarussisches Produkt ist, oder den Messengerdienst Viber, der rund 900 Millionen Nutzer in 193 Ländern der Welt hat. Ein gutes Beispiel ist zudem SayGames, ein 20-Mann-Betrieb, der Online-Spiele für das Mobiltelefon programmiert. In den App-Stores von Apple und Android wurden diese Spiele bereits über 300 Millionen Mal heruntergeladen.
Momentan wird viel über negative Auswirkungen der Coronakrise gesprochen. Inwieweit hat dies auf die IT-Industrie in Belarus durchgeschlagen?
Zalessky: So merkwürdig es klingen mag, aber wir hatten im Jahr 2020 ein deutliches Plus bei Exporten. Und das in Zeiten, in denen viele Unternehmen ihre IT-Ausgaben reduziert haben. Aber natürlich höre ich von unseren Residenten auch, dass Gehälter oder Bonuszahlungen gekürzt werden. Gleichzeitig hat Stephan mir berichtet, dass er inmitten der Krise neue Mitarbeiter eingestellt hat. Nach einem ersten Schock, wo viele Unternehmen Budgets gekürzt haben, hat sich die Situation offenbar etwas beruhigt. Auch ist es ein Vorteil, dass durch die Coronakrise die Digitalisierung einen neuen Schub erhält. Früher ging es für viele Unternehmen darum, die Effizienz zu steigern, wenn von IT die Rede war. Heute geht es darum, in dem Geschäftsumfeld zu überleben, indem man digital wird und online geht. Dies betrifft praktisch alle Wirtschaftszweige. Deshalb ist die Coronakrise für die IT-Industrie keine Krise, sondern eine neue Chance, sich weiterzuentwickeln.
Hoffmann: Kirill hat es bereits angesprochen. Ich bin in der Tat sehr froh, dass wir unser Team auch in Zeiten der Krise ausbauen konnten. Aber aktuell mache ich meine Kalkulationen immer nur eine Woche im Voraus. Wir sind ein Start-up, das keine zwei Jahre auf dem Markt ist, und ich weiß, dass gerade Start-ups in den ersten fünf Jahren sehr gefährdet sind. Deswegen schreie ich auch nicht Hurra, nur weil wir fünf neue Mitarbeiter eingestellt haben. Mir ist bewusst, dass das Pendel schnell wieder umschlagen kann. Doch am Ende ist Cashflow König – und ich hoffe, dass meine Kunden auch weiterhin in der Lage sein werden, die Rechnungen zu bezahlen.
Digitalisierung: Belarus – das „Silicon Valley Osteuropas“
Belarus ist ähnlich wie Deutschland ein extrem exportorientiertes Land. Die IT-Industrie, in der 1,4 Prozent der arbeitsfähigen Bevölkerung beschäftigt sind, erwirtschaftet etwa 3,5 Prozent des belarussischen BIP. Über die Bedeutung dieser Branche sprechen wir mit Stephan Hoffmann (Geschäftsführer North IT Group) und Kirill Zalessky (Direktor der Abteilung für internationale Beziehungen des Hi-Tech Park Belarus).
Belarus wird als das „Silicon Valley Osteuropas“ bezeichnet. Warum eigentlich?
Kirill Zalessky: Den Namen „Silicon Valley Osteuropas“ haben wir uns nicht selbst ausgedacht. Es war das Wall Street Journal. Wahrscheinlich kam der Name zustande, weil der IT-Sektor in Belarus insbesondere in den letzten Jahren sehr stark gewachsen ist und sich immer weiterentwickelt. Dabei konnten wir insbesondere von einem hohen Ausbildungsniveau in den sogenannten MINT-Fächern – also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik – profitieren.
Stephan Hoffmann: Die Wege in Belarus sind tatsächlich sehr kurz. Wenn wir eine Anfrage von einem deutschen Kunden bekommen und ich selbst es nicht lösen kann, können wir innerhalb von 45 Minuten ein IT-Unternehmen finden, das das Problem lösen kann. Egal welcher Bereich der IT-Industrie, in Belarus gibt es Unternehmen mit einer sehr hohen Expertise. In Deutschland ist zumeist eine lange Suche erforderlich, um das gewünschte Ergebnis zu erreichen.
Können Sie ein paar Beispiele für erfolgreiche Projekte nennen?
Zalessky: Wir haben als Hi-Tech Park Belarus (HTP) eine Reihe von Success Stories zu bieten, angefangen bei EPAM, unserem wichtigsten Residenten. Die Erfolgsgeschichte des Unternehmens begann hier, und es ist bis heute das einzige belarussische Unternehmen, das an der New Yorker Börse gelistet ist. Seit 2012 sind die Aktien um das 15-fache gestiegen. Vielleich kennen Sie das Computerspiel „World of Tanks“, das ein komplett belarussisches Produkt ist, oder den Messengerdienst Viber, der rund 900 Millionen Nutzer in 193 Ländern der Welt hat. Ein gutes Beispiel ist zudem SayGames, ein 20-Mann-Betrieb, der Online-Spiele für das Mobiltelefon programmiert. In den App-Stores von Apple und Android wurden diese Spiele bereits über 300 Millionen Mal heruntergeladen.
Momentan wird viel über negative Auswirkungen der Coronakrise gesprochen. Inwieweit hat dies auf die IT-Industrie in Belarus durchgeschlagen?
Zalessky: So merkwürdig es klingen mag, aber wir hatten im Jahr 2020 ein deutliches Plus bei Exporten. Und das in Zeiten, in denen viele Unternehmen ihre IT-Ausgaben reduziert haben. Aber natürlich höre ich von unseren Residenten auch, dass Gehälter oder Bonuszahlungen gekürzt werden. Gleichzeitig hat Stephan mir berichtet, dass er inmitten der Krise neue Mitarbeiter eingestellt hat. Nach einem ersten Schock, wo viele Unternehmen Budgets gekürzt haben, hat sich die Situation offenbar etwas beruhigt. Auch ist es ein Vorteil, dass durch die Coronakrise die Digitalisierung einen neuen Schub erhält. Früher ging es für viele Unternehmen darum, die Effizienz zu steigern, wenn von IT die Rede war. Heute geht es darum, in dem Geschäftsumfeld zu überleben, indem man digital wird und online geht. Dies betrifft praktisch alle Wirtschaftszweige. Deshalb ist die Coronakrise für die IT-Industrie keine Krise, sondern eine neue Chance, sich weiterzuentwickeln.
Hoffmann: Kirill hat es bereits angesprochen. Ich bin in der Tat sehr froh, dass wir unser Team auch in Zeiten der Krise ausbauen konnten. Aber aktuell mache ich meine Kalkulationen immer nur eine Woche im Voraus. Wir sind ein Start-up, das keine zwei Jahre auf dem Markt ist, und ich weiß, dass gerade Start-ups in den ersten fünf Jahren sehr gefährdet sind. Deswegen schreie ich auch nicht Hurra, nur weil wir fünf neue Mitarbeiter eingestellt haben. Mir ist bewusst, dass das Pendel schnell wieder umschlagen kann. Doch am Ende ist Cashflow König – und ich hoffe, dass meine Kunden auch weiterhin in der Lage sein werden, die Rechnungen zu bezahlen.