Seit Anfang Dezember 2020 ist das China Netzwerk Baden-Württemberg am Start. Über Aufgaben und Ziele der gemeinnützigen Plattform sprach ChinaContact mit Dr. Elmar Stumpf, Vorsitzender des CNBW-Vorstands und Geschäftsführender Gesellschafter der conneum GmbH in Oberkirch.
Baden-Württemberg und China sind seit Langem auf vielfältige Weise miteinander verbunden: Seit mehr als 30 Jahren pflegt das Bundesland eine intensive Partnerschaft mit der Provinz Jiangsu, mehr als 600 baden-württembergische Unternehmen sind in China tätig, über 100 chinesische Unternehmen haben sich in Baden-Württemberg angesiedelt und investiert. Dazu kommen das bw-i-Büro in Nanjing, die KIT-Repräsentanz in Suzhou, Städtefreundschaften etc. Es gibt also bereits sehr viel Austausch auf den unterschiedlichsten Ebenen. Herr Dr. Stumpf, warum haben Sie sich gerade jetzt entschieden, das China Netzwerk Baden-Württemberg ins Leben zu rufen? In der Tat gibt es eine ganze Reihe Organisationen und Initiativen, die sich mit der komplexen China-Thematik befassen, auch in Baden-Württemberg. Alle haben eine eigene Historie und eigene Schwerpunkte. Was bisher fehlte, war ein übergeordneter Ansatz auf Landesebene. Das CNBW ist deshalb bewusst als Netzwerk gegründet worden. Wir grenzen uns nicht ab, sondern bündeln als verbindendes Element die unterschiedlichen Interessen. Eine ganze Reihe von Themen lassen sich nur gemeinsam diskutieren – ohne den möglicherweise vorhandenen eigenen Tunnelblick. Ein Blick auf unsere Unterstützer gibt unser Konzept wieder: Einer der CNBW-Gründer ist Bernhard Weber, Baden-Württembergs Vertreter in China. Und auch alle Beiräte, das sind derzeit 16, sind langjährig China-erfahren, etwa die deutsche Generalkonsulin in Shanghai, Dr. Christine Althauser, und Stefan Geiger, der das Chinaforum Bayern leitet. Alle wissen, dass die Verständigung zwischen deutschen und chinesischen Akteuren auf wirtschaftlicher, wissenschaftlicher und kultureller Ebene unbedingt gestärkt werden muss. Der stringente Ausbau der Informationsbasis ist essenziell – und er wird immer dringender. Wir müssen gemeinsam lernen, adaptieren und neue Kooperationsmodelle entwickeln. Wir möchten das Tempo durch die CNBW-Aktivitäten erhöhen.
Wie ist die bisherige Resonanz auf diesen Schritt? Wir haben gehofft, dass wir auf eine gute Resonanz stoßen. Die Gründung unseres Netzwerks war ja eigentlich eine logische Konsequenz aus dem bisherigen Status quo. Aber das so positive Echo hat uns dann doch überrascht. Uns erreichen täglich Anfragen zu Mitgliedschaft und Kooperationen. Viele Interessierte wollen sich auch aktiv einbringen. Alle hoffen auf neue Impulse. Unsere Geschäftsstelle in Oberkirch ist noch klein, aber sie arbeitet bereits auf Hochtouren.
Wo genau sehen Sie die Möglichkeiten und Vorteile der Plattform? Oder anders gefragt: Was kann das CNBW besser als die bestehenden Netzwerke? Wie ich schon sagte: Es gab bisher kein unabhängiges Netzwerk dieser Art in Baden-Württemberg. Wir machen nichts besser als andere, wir haben einfach einen anderen Ansatz. Wir bündeln Expertenwissen aus Organisationen, Unternehmen, Kommunen und Hochschulen. Wissensträger werden in Arbeitsgruppen auf Zeit gemeinsam an Lösungen arbeiten. Die ersten drei stehen in den Startlöchern: Artificial Intelligence, New Mobility / New Energy sowie Deutsch-Chinesische Zusammenarbeit. Hier wird nach vorne gedacht, wohlgemerkt immer mit Fokus auf Umsetzbarkeit in der Praxis. Wir holen auch chinesische Vertreter an den Tisch, denn auch sie möchten sich gleichberechtigt einbringen, kooperieren und verstehen, wie die „andere“ Seite tickt. Wir möchten die unterschiedlichen Denkmuster beziehungsweise Logiken, die sich aus westlichen und fernöstlichen Einstellungen und Mustern ergeben, zusammenbringen. Es gilt, den Perspektivwechsel zu stärken – auch bei Akteuren, die schon öfter in China waren. Wir haben bereits zwei spannende Onlineseminare für chinesische Führungskräfte im Einkauf und Verkauf in Deutschland durchgeführt, und zwar gemeinsam mit der Chinesischen Handelskammer in Deutschland. Diese und andere Kooperationen sind eine der Säulen des CNBW.
„Wir grenzen uns nicht ab, sondern bündeln als verbindendes Element die unterschiedlichen Interessen.“
2020 hat uns alle vor große Herausforderungen gestellt, 2021 wird sicher ebenfalls kein einfaches Jahr – auch wenn China bisher vergleichsweise gut durch die Coronapandemie gekommen ist und zahlreiche Unternehmen von der Wirtschaftsentwicklung dort profitieren. Wie sehen vor diesem Hintergrund die CNBW-Pläne für 2021 aus, was haben Sie vor? Interessant wird der Ergebnisbericht zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit China. Die Studie führen wir noch bis zum 28. Februar gemeinsam mit der China Business Group der PricewaterhouseCoopers Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (PwC) durch. Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg unterstützt uns dabei. Im Frühjahr legen wir die Analyse vor. Die Ergebnisse beruhen zwar auf den Strategien und Absichten der Manager in Baden-Württemberg, haben aus unserer Sicht aber auch Strahlkraft in Deutschland und China. Die Umfrage werden wir sehr wahrscheinlich turnusgemäß aufsetzen.
Derzeit arbeiten wir an inhaltlichen Konzepten für weitere Arbeitsgruppen, die neben den bereits erwähnten zeitnah starten sollen. Alle orientieren sich an konkreten, drängenden Bedarfen unserer Mitglieder. Unsere Arbeitsgruppenleiter werden stringent praxisorientierte Lösungen herbeiführen. Wer hier mitmacht, profitiert auch von den anderen Teilnehmern. Jede Arbeitsgruppe ist angehalten, Zusammenfassungen und Handlungsanleitungen für die Öffentlichkeit zu erstellen. Wir wollen schließlich die Erkenntnisse möglichst breit teilen. Und dann arbeiten wir natürlich an einem offenen Veranstaltungsangebot, an geschlossenen Aktivitäten und weiteren Unterstützungsservices für CNBW-Mitglieder. Hoffen wir, dass bald auch wieder Präsenzveranstaltungen möglich werden.
„Wir möchten das Tempo erhöhen“
Seit Anfang Dezember 2020 ist das China Netzwerk Baden-Württemberg am Start. Über Aufgaben und Ziele der gemeinnützigen Plattform sprach ChinaContact mit
Dr. Elmar Stumpf, Vorsitzender des CNBW-Vorstands und Geschäftsführender Gesellschafter der conneum GmbH in Oberkirch.
Baden-Württemberg und China sind seit Langem auf vielfältige Weise miteinander verbunden: Seit mehr als 30 Jahren pflegt das Bundesland eine intensive Partnerschaft mit der Provinz Jiangsu, mehr als 600 baden-württembergische Unternehmen sind in China tätig, über 100 chinesische Unternehmen haben sich in Baden-Württemberg angesiedelt und investiert. Dazu kommen das bw-i-Büro in Nanjing, die KIT-Repräsentanz in Suzhou, Städtefreundschaften etc. Es gibt also bereits sehr viel Austausch auf den unterschiedlichsten Ebenen. Herr Dr. Stumpf, warum haben Sie sich gerade jetzt entschieden, das China Netzwerk Baden-Württemberg ins Leben zu rufen?
In der Tat gibt es eine ganze Reihe Organisationen und Initiativen, die sich mit der komplexen China-Thematik befassen, auch in Baden-Württemberg. Alle haben eine eigene Historie und eigene Schwerpunkte. Was bisher fehlte, war ein übergeordneter Ansatz auf Landesebene. Das CNBW ist deshalb bewusst als Netzwerk gegründet worden. Wir grenzen uns nicht ab, sondern bündeln als verbindendes Element die unterschiedlichen Interessen. Eine ganze Reihe von Themen lassen sich nur gemeinsam diskutieren – ohne den möglicherweise vorhandenen eigenen Tunnelblick.
Ein Blick auf unsere Unterstützer gibt unser Konzept wieder: Einer der CNBW-Gründer ist Bernhard Weber, Baden-Württembergs Vertreter in China. Und auch alle Beiräte, das sind derzeit 16, sind langjährig China-erfahren, etwa die deutsche Generalkonsulin in Shanghai, Dr. Christine Althauser, und Stefan Geiger, der das Chinaforum Bayern leitet. Alle wissen, dass die Verständigung zwischen deutschen und chinesischen Akteuren auf wirtschaftlicher, wissenschaftlicher und kultureller Ebene unbedingt gestärkt werden muss. Der stringente Ausbau der Informationsbasis ist essenziell – und er wird immer dringender. Wir müssen gemeinsam lernen, adaptieren und neue Kooperationsmodelle entwickeln. Wir möchten das Tempo durch die CNBW-Aktivitäten erhöhen.
Wie ist die bisherige Resonanz auf diesen Schritt?
Wir haben gehofft, dass wir auf eine gute Resonanz stoßen. Die Gründung unseres Netzwerks war ja eigentlich eine logische Konsequenz aus dem bisherigen Status quo. Aber das so positive Echo hat uns dann doch überrascht. Uns erreichen täglich Anfragen zu Mitgliedschaft und Kooperationen. Viele Interessierte wollen sich auch aktiv einbringen. Alle hoffen auf neue Impulse. Unsere Geschäftsstelle in Oberkirch ist noch klein, aber sie arbeitet bereits auf Hochtouren.
Wo genau sehen Sie die Möglichkeiten und Vorteile der Plattform? Oder anders gefragt: Was kann das CNBW besser als die bestehenden Netzwerke?
Wie ich schon sagte: Es gab bisher kein unabhängiges Netzwerk dieser Art in Baden-Württemberg. Wir machen nichts besser als andere, wir haben einfach einen anderen Ansatz. Wir bündeln Expertenwissen aus Organisationen, Unternehmen, Kommunen und Hochschulen. Wissensträger werden in Arbeitsgruppen auf Zeit gemeinsam an Lösungen arbeiten. Die ersten drei stehen in den Startlöchern: Artificial Intelligence, New Mobility / New Energy sowie Deutsch-Chinesische Zusammenarbeit. Hier wird nach vorne gedacht, wohlgemerkt immer mit Fokus auf Umsetzbarkeit in der Praxis. Wir holen auch chinesische Vertreter an den Tisch, denn auch sie möchten sich gleichberechtigt einbringen, kooperieren und verstehen, wie die „andere“ Seite tickt.
Wir möchten die unterschiedlichen Denkmuster beziehungsweise Logiken, die sich aus westlichen und fernöstlichen Einstellungen und Mustern ergeben, zusammenbringen. Es gilt, den Perspektivwechsel zu stärken – auch bei Akteuren, die schon öfter in China waren. Wir haben bereits zwei spannende Onlineseminare für chinesische Führungskräfte im Einkauf und Verkauf in Deutschland durchgeführt, und zwar gemeinsam mit der Chinesischen Handelskammer in Deutschland. Diese und andere Kooperationen sind eine der Säulen des CNBW.
2020 hat uns alle vor große Herausforderungen gestellt, 2021 wird sicher ebenfalls kein einfaches Jahr – auch wenn China bisher vergleichsweise gut durch die Coronapandemie gekommen ist und zahlreiche Unternehmen von der Wirtschaftsentwicklung dort profitieren. Wie sehen vor diesem Hintergrund die CNBW-Pläne für 2021 aus, was haben Sie vor?
Interessant wird der Ergebnisbericht zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit China. Die Studie führen wir noch bis zum 28. Februar gemeinsam mit der China Business Group der PricewaterhouseCoopers Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (PwC) durch. Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg unterstützt uns dabei. Im Frühjahr legen wir die Analyse vor. Die Ergebnisse beruhen zwar auf den Strategien und Absichten der Manager in Baden-Württemberg, haben aus unserer Sicht aber auch Strahlkraft in Deutschland und China. Die Umfrage werden wir sehr wahrscheinlich turnusgemäß aufsetzen.
Derzeit arbeiten wir an inhaltlichen Konzepten für weitere Arbeitsgruppen, die neben den bereits erwähnten zeitnah starten sollen. Alle orientieren sich an konkreten, drängenden Bedarfen unserer Mitglieder. Unsere Arbeitsgruppenleiter werden stringent praxisorientierte Lösungen herbeiführen. Wer hier mitmacht, profitiert auch von den anderen Teilnehmern. Jede Arbeitsgruppe ist angehalten, Zusammenfassungen und Handlungsanleitungen für die Öffentlichkeit zu erstellen. Wir wollen schließlich die Erkenntnisse möglichst breit teilen.
Und dann arbeiten wir natürlich an einem offenen Veranstaltungsangebot, an geschlossenen Aktivitäten und weiteren Unterstützungsservices für CNBW-Mitglieder. Hoffen wir, dass bald auch wieder Präsenzveranstaltungen möglich werden.
Mit Dr. Elmar Stumpf sprach Petra Reichardt.
Das Interview wurde in ChinaContact 1-2021 veröffentlicht.