FRANKFURT AM MAIN. Anfang Mai hat die KfW Bankengruppe ihren Internationalisierungsbericht 2021 veröffentlicht. Nachfragerückgänge im Ausland, Störungen in internationalen Lieferketten, Transportschwierigkeiten und Grenzkontrollen haben in der Coronakrise zu einem drastischen Einbruch des deutschen Außenhandels geführt. Insgesamt sind die Waren- und Dienstleistungsexporte Deutschlands im Jahr 2020 um 10,1 Prozent auf rund 1.477 Milliarden Euro zurückgegangen.
Auch im deutschen Mittelstand haben die Coronapandemie und die damit einhergehenden Eindämmungsmaßnahmen im In- und Ausland deutliche Spuren hinterlassen. Dabei waren kleine und mittlere Unternehmen, die einen Teil ihrer Umsätze im Ausland erzielen, in besonderer Weise betroffen, schreiben die Experten von KfW Research. Diese KMU verzeichneten demnach deutlich häufiger Umsatzrückgänge, Verkleinerungen des Absatzgebietes und Lieferkettenstörungen als Mittelständler, die ihre gesamten Umsätze im Inland erwirtschaften.
Besonders kleinere Unternehmen zeigen sich pessimistisch Für das Gesamtjahr 2020 ist mit einem deutlichen Rückgang der mittelständischen Auslandsumsätze um 17 Prozent auf geschätzt 494 Milliarden Euro zu rechnen, nach rund 596 Milliarden Euro im Vorkrisenjahr 2019. Vor allem die kleineren der insgesamt 781.000 im Ausland aktiven Mittelständler zeigen sich im Hinblick auf die Entwicklung ihrer Auslandsumsätze pessimistisch.
Etwas weniger pessimistisch zeigen sich größere Mittelständler. Während mehr als 62 Prozent der Exporteure mit weniger als zehn Beschäftigten für das Gesamtjahr 2020 sinkende Auslandsumsätze erwarten, sind es unter den Exporteuren mit 50 und mehr Beschäftigten etwa 54 Prozent. Der Anteil der Unternehmen, die mit gleich bleibenden oder sogar steigenden Auslandsumsätzen rechnen, ist bei den größeren Exporteuren mit 33 Prozent um rund 15 Prozentpunkte höher als bei den kleineren Exporteuren. Dies dürfte vor allem damit zusammenhängen, dass größere Exporteure in mehr Ländern, auch außerhalb Europas, aktiv sind. So sind kleinere Exporteure mit weniger als zehn Beschäftigten im Durchschnitt in rund drei verschiedenen Zielregionen aktiv, größere Exporteure mit 50 und mehr Beschäftigten dagegen im Mittel in mehr als sechs.
Von den auslandsaktiven Mittelständlern mit weniger als zehn Beschäftigten erzielt nur jeder Zehnte Umsätze in China, von denen mit 50 und mehr Beschäftigten dagegen fast jeder Dritte. Die Erschließung neuer Auslandsmärkte ist in der Regel mit hohen, teils fixen Kosten verbunden – für die Analyse des Marktes, den Aufbau neuer Vertriebswege oder die Anpassung der Produkte – und lohnt sich nur, wenn entsprechend hohe Umsätze zu erwarten sind.
Von den auslandsaktiven Mittelständlern mit weniger als zehn Beschäftigten erzielt nur jeder Zehnte Umsätze in China.
Die Experten von KfW Research erwarten daher eine Entwicklung in zwei Richtungen. Knapp 40 Prozent der Auslandsaktiven wollen sich in den kommenden fünf Jahren stärker auf den inländischen Markt konzentrieren – insbesondere Unternehmen, die auch bisher nur wenige Auslandsmärkte bedient haben. Gleichzeitig beabsichtigen 23 Prozent der Auslandsaktiven, ihre Exporte künftig stärker zu diversifizieren. Die Erschließung weiterer Auslandsmärkte ziehen vor allem größere und exporterfahrenere Unternehmen in Betracht – nicht zuletzt, weil sie anders als kleinere Unternehmen über die dafür notwendigen finanziellen und personellen Ressourcen verfügen.
Aus Sicht des Mittelstands an Bedeutung gewinnen durften dabei tendenziell Länder in Europa – mit Ausnahme des Vereinigten Königreichs. China und andere Schwellen- und Entwicklungsländer bleiben Märkte, die nur für wenige Mittelständler relevant sind. Etwa ein Drittel aller Auslandsaktiven sieht hier aktuell oder künftig Absatzmöglichkeiten für die eigenen Produkte oder Dienstleistungen. Für China geht der Mittelstand im Saldo nicht von einem weiteren Bedeutungsgewinn aus. Anders stellt sich dies für die übrigen Schwellen- und Entwicklungsländer dar. Knapp 16 Prozent der Auslandsaktiven erwarten, dass diese Länder in den kommenden fünf Jahren eine wichtigere Rolle für den Absatz ihres Unternehmens spielen werden als heute.
Resilienz von Wertschöpfungsketten nicht zu Lasten von Effizienz Nicht nur auf der Absatz- sondern auch auf der Beschaffungsseite sind deutsche Unternehmen teils eng mit dem Ausland verknüpft. Die Coronakrise, aber auch jüngste Ereignisse wie die Havarie des Containerschiffes Ever Given im Suezkanal haben deutlich gemacht, wie sich Störungen in internationalen Lieferketten fortsetzen und auch im Mittelstand zu einer Beeinträchtigung der Produktion führen können. Dies hat die Frage nach der Resilienz von Wertschöpfungsketten weiter in den Vordergrund rücken lassen.
Die Bereitschaft des Mittelstands, auf Kostenvorteile zu verzichten, um die eigenen Wertschöpfungsbeziehungen widerstandsfähiger zu machen, ist jedoch begrenzt. Vor allem größere Unternehmen sprechen sich klar gegen eine Stärkung der Resilienz ihrer Wertschöpfungsketten aus, wenn diese zu Lasten der Effizienz geht. Drei von zehn Mittelständlern wollen sich zwar auch in der Beschaffung künftig stärker auf das Inland fokussieren. Einen kompletten oder teilweisen Rückzug aus globalen Wertschöpfungsketten beabsichtigen aber nur die wenigsten.
Die Bereitschaft des Mittelstands, auf Kostenvorteile zu verzichten, um die eigenen Wertschöpfungsbeziehungen widerstandsfähiger zu machen, ist jedoch begrenzt.
Die Vorteile der internationalen Arbeitsteilung bleiben trotz der Corona-Krise erhalten. Ein Nachdenken darüber, wie internationale Wertschöpfungsketten gleichzeitig effizient, langfristig krisenfest und vor allem nachhaltig gestaltet werden können – und welche Rahmenbedingungen und Anreize es dazu braucht – ist dennoch erforderlich, so das Fazit der Autoren des aktuellen KfW-Internationalisierungsberichts.
Coronakrise lässt Auslandsgeschäft des Mittelstands einbrechen
FRANKFURT AM MAIN. Anfang Mai hat die KfW Bankengruppe ihren Internationalisierungsbericht 2021 veröffentlicht. Nachfragerückgänge im Ausland, Störungen in internationalen Lieferketten, Transportschwierigkeiten und Grenzkontrollen haben in der Coronakrise zu einem drastischen Einbruch des deutschen Außenhandels geführt. Insgesamt sind die Waren- und Dienstleistungsexporte Deutschlands im Jahr 2020 um 10,1 Prozent auf rund 1.477 Milliarden Euro zurückgegangen.
Auch im deutschen Mittelstand haben die Coronapandemie und die damit einhergehenden Eindämmungsmaßnahmen im In- und Ausland deutliche Spuren hinterlassen. Dabei waren kleine und mittlere Unternehmen, die einen Teil ihrer Umsätze im Ausland erzielen, in besonderer Weise betroffen, schreiben die Experten von KfW Research. Diese KMU verzeichneten demnach deutlich häufiger Umsatzrückgänge, Verkleinerungen des Absatzgebietes und Lieferkettenstörungen als Mittelständler, die ihre gesamten Umsätze im Inland erwirtschaften.
Besonders kleinere Unternehmen zeigen sich pessimistisch
Für das Gesamtjahr 2020 ist mit einem deutlichen Rückgang der mittelständischen Auslandsumsätze um 17 Prozent auf geschätzt 494 Milliarden Euro zu rechnen, nach rund 596 Milliarden Euro im Vorkrisenjahr 2019. Vor allem die kleineren der insgesamt 781.000 im Ausland aktiven Mittelständler zeigen sich im Hinblick auf die Entwicklung ihrer Auslandsumsätze pessimistisch.
Etwas weniger pessimistisch zeigen sich größere Mittelständler. Während mehr als 62 Prozent der Exporteure mit weniger als zehn Beschäftigten für das Gesamtjahr 2020 sinkende Auslandsumsätze erwarten, sind es unter den Exporteuren mit 50 und mehr Beschäftigten etwa 54 Prozent. Der Anteil der Unternehmen, die mit gleich bleibenden oder sogar steigenden Auslandsumsätzen rechnen, ist bei den größeren Exporteuren mit 33 Prozent um rund 15 Prozentpunkte höher als bei den kleineren Exporteuren. Dies dürfte vor allem damit zusammenhängen, dass größere Exporteure in mehr Ländern, auch außerhalb Europas, aktiv sind. So sind kleinere Exporteure mit weniger als zehn Beschäftigten im Durchschnitt in rund drei verschiedenen Zielregionen aktiv, größere Exporteure mit 50 und mehr Beschäftigten dagegen im Mittel in mehr als sechs.
Von den auslandsaktiven Mittelständlern mit weniger als zehn Beschäftigten erzielt nur jeder Zehnte Umsätze in China, von denen mit 50 und mehr Beschäftigten dagegen fast jeder Dritte. Die Erschließung neuer Auslandsmärkte ist in der Regel mit hohen, teils fixen Kosten verbunden – für die Analyse des Marktes, den Aufbau neuer Vertriebswege oder die Anpassung der Produkte – und lohnt sich nur, wenn entsprechend hohe Umsätze zu erwarten sind.
Die Experten von KfW Research erwarten daher eine Entwicklung in zwei Richtungen. Knapp 40 Prozent der Auslandsaktiven wollen sich in den kommenden fünf Jahren stärker auf den inländischen Markt konzentrieren – insbesondere Unternehmen, die auch bisher nur wenige Auslandsmärkte bedient haben. Gleichzeitig beabsichtigen 23 Prozent der Auslandsaktiven, ihre Exporte künftig stärker zu diversifizieren. Die Erschließung weiterer Auslandsmärkte ziehen vor allem größere und exporterfahrenere Unternehmen in Betracht – nicht zuletzt, weil sie anders als kleinere Unternehmen über die dafür notwendigen finanziellen und personellen Ressourcen verfügen.
Aus Sicht des Mittelstands an Bedeutung gewinnen durften dabei tendenziell Länder in Europa – mit Ausnahme des Vereinigten Königreichs. China und andere Schwellen- und Entwicklungsländer bleiben Märkte, die nur für wenige Mittelständler relevant sind. Etwa ein Drittel aller Auslandsaktiven sieht hier aktuell oder künftig Absatzmöglichkeiten für die eigenen Produkte oder Dienstleistungen. Für China geht der Mittelstand im Saldo nicht von einem weiteren Bedeutungsgewinn aus. Anders stellt sich dies für die übrigen Schwellen- und Entwicklungsländer dar. Knapp 16 Prozent der Auslandsaktiven erwarten, dass diese Länder in den kommenden fünf Jahren eine wichtigere Rolle für den Absatz ihres Unternehmens spielen werden als heute.
Resilienz von Wertschöpfungsketten nicht zu Lasten von Effizienz
Nicht nur auf der Absatz- sondern auch auf der Beschaffungsseite sind deutsche Unternehmen teils eng mit dem Ausland verknüpft. Die Coronakrise, aber auch jüngste Ereignisse wie die Havarie des Containerschiffes Ever Given im Suezkanal haben deutlich gemacht, wie sich Störungen in internationalen Lieferketten fortsetzen und auch im Mittelstand zu einer Beeinträchtigung der Produktion führen können. Dies hat die Frage nach der Resilienz von Wertschöpfungsketten weiter in den Vordergrund rücken lassen.
Die Bereitschaft des Mittelstands, auf Kostenvorteile zu verzichten, um die eigenen Wertschöpfungsbeziehungen widerstandsfähiger zu machen, ist jedoch begrenzt. Vor allem größere Unternehmen sprechen sich klar gegen eine Stärkung der Resilienz ihrer Wertschöpfungsketten aus, wenn diese zu Lasten der Effizienz geht. Drei von zehn Mittelständlern wollen sich zwar auch in der Beschaffung künftig stärker auf das Inland fokussieren. Einen kompletten oder teilweisen Rückzug aus globalen Wertschöpfungsketten beabsichtigen aber nur die wenigsten.
Die Vorteile der internationalen Arbeitsteilung bleiben trotz der Corona-Krise erhalten. Ein Nachdenken darüber, wie internationale Wertschöpfungsketten gleichzeitig effizient, langfristig krisenfest und vor allem nachhaltig gestaltet werden können – und welche Rahmenbedingungen und Anreize es dazu braucht – ist dennoch erforderlich, so das Fazit der Autoren des aktuellen KfW-Internationalisierungsberichts.