China strebt bis 2035 eine technologische Vorherrschaft auf verschiedenen industriellen Feldern an – und setzt sich weltweit als Exportmacht durch. Und tatsächlich liegen in der Rangliste der größten Exporteure erstmals nicht mehr deutsche, sondern chinesische Maschinenproduzenten weltweit an der Spitze. Die Stimmung bei deutschen Niederlassungen in China ist trotzdem gut.
61 Prozent der befragten, in China ansässigen Mitgliedsunternehmen bewerten die aktuelle Geschäftslage als gut, so ein Ergebnis der Frühjahrsumfrage des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e. V. (VDMA), 35 Prozent als zufriedenstellend. Für das Gesamtjahr 2021 geben die Unternehmen im Durchschnitt eine erfreuliche Wachstumserwartung von 17 Prozent an. Die Bedeutung des chinesischen Marktes hat während der Pandemie zugenommen. Während Europa still stand, war China ein verlässlicher Markt, der schnell wieder auf die Beine kam.
China bei Maschinenexporten auf Platz eins Nach ersten Schätzungen des VDMA belief sich das Außenhandelsvolumen mit Maschinen und Anlagen im Jahr 2020 auf rund 1.048 Milliarden Euro. Die Maschinenausfuhren aus China erreichten 165 Milliarden Euro und damit 15,8 Prozent des Gesamtexportvolumens. Deutschland hingegen exportierte im selben Jahr Maschinen und Anlagen im Wert von 162 Milliarden Euro und hatte einen Anteil von 15,5 Prozent. Damit liegt China vorn.
„Es war nur eine Frage der Zeit, bis China Spitzenreiter beim Maschinenaußenhandel wird“, sagt Ulrich Ackermann, der Leiter Außenwirtschaft beim VDMA. China ist bei Exporten schon Nummer eins in Asien, Nummer eins in Lateinamerika, Nummer eins in Nordamerika – und auch in Deutschland. Nicht zuletzt hat die Coronapandemie Chinas Aufstieg einen kräftigen Schub verliehen. „Dieser Herausforderung müssen wir mit marktwirtschaftlichen Maßnahmen begegnen und unsere eigene Wettbewerbsfähigkeit verbessern“, so Ackermann.
Innovationskraft alles entscheidend Bei der spannenden Frage, wie der deutsche Maschinenbau im Wettbewerb erfolgreich bleibt, gibt es freilich keine Patentlösung. Es kommt ganz darauf an, wohin man blickt: auf die Wettbewerber der deutschen Tochtergesellschaften in China oder auf die veränderte Wettbewerbssituation durch chinesische Unternehmen in Deutschland, der EU oder in anderen Teilen der Welt.
Mit Blick auf Deutschland macht sich Ackermann in den nächsten fünf bis zehn Jahren keine großen Sorgen. „Das wirkt dramatischer, als es ist“, so Ackermann, „nur in einzelnen Bereichen im Volumenmarkt sind die Maschinenimporte aus China hoch, etwa bei Antriebstechnik, Lufttechnik oder Armaturen. Dabei ist aber unklar, wie hoch der Anteil an den Importen ist, der aus der eigenen Fertigung vor Ort stammt. Außerdem ist die Stärke des deutschen Maschinenbaus nicht der Volumenmarkt, sondern der Hightechbereich plus Lösungskompetenz.“
Und das hat gute Gründe. „Wir haben in Deutschland und Europa ein Asset, das es sonst nirgendwo auf der Welt im Maschinenbau gibt: ein Netzwerk aus Unternehmen, Hochschulen, angewandter Wissenschaft und Zulieferern. Das ist nicht kopierbar“, erläutert Ackermann. Zudem verfügten die Unternehmen über ein über Jahrzehnte aufgebautes Erfahrungs- und Spezialwissen in einer bestimmten Technologie und einem bestimmten Markt. „Für dieses Wissen gibt es zwar kein Patent, aber es ist da. Damit Unternehmen ihr Wissen weiter entfalten und ihre Innovationskraft weiter stärken können, brauchen wir die entsprechenden Rahmenbedingungen in Deutschland und der EU“, hebt Ackermann hervor. Denn: Geht es um Wettbewerbsfähigkeit, ist Innovationskraft das alles Entscheidende neben profunder Marktkenntnis.
Aktuelle Studie belegt Chancen und Risiken Mit der Studie „Markt China im Wandel – Wie bleibt der Maschinenbau im Wettbewerb erfolgreich?“ hat der VDMA zusammen mit dem Schweizer Maschinenbauverband Swissmem und dem China-Beratungsunternehmen Sinolytics die wirtschaftspolitische Lage geradezu allumfassend analysiert: Im Fokus stehen unter anderem die aktuelle chinesische Industriepolitik, der 14. Fünfjahresplan, die chinesische Außenwirtschaftspolitik, die geopolitischen Handelskonflikte und der Fortschritt der Strategie „Made in China 2025“. Strategische und operative Handlungsanregungen sollen Mitgliedsunternehmen helfen, die eigene Strategie im Umgang mit und in China zu erarbeiten oder darauf auszurichten.
Von den 3.350 Mitgliedsunternehmen des VDMA sind etwa 850 mit eigener Tochtergesellschaft in China vertreten, davon rund 350 mit eigener Produktion. Diese sind in 38 Produktionsbereichen mit ganz unterschiedlichen Kundengruppen, Wettbewerbssituationen etc. vertreten. „China ist ein sehr, sehr wichtiger Markt. Gerade große Unternehmen haben teilweise 30 bis 40 Prozent China-Anteil. Und das ist trotz aktuell großer Chancen durchaus mit Risiken behaftet“, gibt Ackermann zu bedenken. China strebt nach technologischer Autarkie und nimmt immer stärker Einfluss auf Rahmenbedingungen, technologische Entwicklungen und sogar einzelne Marktsegmente. „Jedes Unternehmen sollte prüfen, ob es in einem Marktsegment tätig ist, das für die chinesische Regierung und die Industriepolitik strategisch relevant ist. Auch wenn chinesische Staatsunternehmen, die bei Bedarf mit unbegrenzten Mitteln ausgestattet werden können, im eigenen Segment tätig sind, besteht die Gefahr, aus dem Markt gedrängt zu werden.“
Zudem setzt China neben der Arbeit in internationalen Standardisierungsgremien zunehmend auf lokale Industriestandards. Als weitere Risiken nennt die Studie mit Blick auf Lokalisierung den lückenhaften Schutz des geistigen Eigentums sowie den begrenzten Schutz von Geschäftsdaten. Fast die Hälfte der Tochterunternehmen der VDMA-Mitglieder in China hat sich laut der Umfrage der Studie nicht mit dem Thema Cybersecurity beschäftigt. „China liegt seit vielen Jahren auf Platz eins bei der Produktpiraterie, doch das Thema Schutz des geistigen Eigentums wird nicht mehr in der Öffentlichkeit diskutiert, ist aber nicht gelöst. Gleiches gilt für Cybersecurity. Das ist fahrlässig“, mahnt Ackermann.
Unterschiedliche Sichtweisen Eine wichtige Erkenntnis der Studie ist, dass sich die Sichtweisen auf das China-Geschäft von den Hauptsitzen in Deutschland und Europa sowie den Tochtergesellschaften in China erheblich unterscheiden: „In Europa beleuchten und hinterfragen wir die Chancen und Risiken des China-Geschäfts kritisch. Wir leben in demokratischen Systemen, haben Parteien und eine Öffentlichkeit, die Entwicklungen in China genau hinterfragen. Die Tochtergesellschaften vor Ort setzen vorwiegend auf Umsatzmaximierung, solange es eben geht. Und die China-Geschäfte laufen derzeit glänzend. Ein Abgleich der Sichtweisen in China und Europa ist daher ungemein wichtig“, betont Ackermann.
Maschinenbau(er): Perfekter Jahresstart und nun?
China strebt bis 2035 eine technologische Vorherrschaft auf verschiedenen industriellen Feldern an – und setzt sich weltweit als Exportmacht durch. Und tatsächlich liegen in der Rangliste der größten Exporteure erstmals nicht mehr deutsche, sondern chinesische Maschinenproduzenten weltweit an der Spitze. Die Stimmung bei deutschen Niederlassungen in China ist trotzdem gut.
61 Prozent der befragten, in China ansässigen Mitgliedsunternehmen bewerten die aktuelle Geschäftslage als gut, so ein Ergebnis der Frühjahrsumfrage des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e. V. (VDMA), 35 Prozent als zufriedenstellend. Für das Gesamtjahr 2021 geben die Unternehmen im Durchschnitt eine erfreuliche Wachstumserwartung von 17 Prozent an. Die Bedeutung des chinesischen Marktes hat während der Pandemie zugenommen. Während Europa still stand, war China ein verlässlicher Markt, der schnell wieder auf die Beine kam.
China bei Maschinenexporten auf Platz eins
Nach ersten Schätzungen des VDMA belief sich das Außenhandelsvolumen mit Maschinen und Anlagen im Jahr 2020 auf rund 1.048 Milliarden Euro. Die Maschinenausfuhren aus China erreichten 165 Milliarden Euro und damit 15,8 Prozent des Gesamtexportvolumens. Deutschland hingegen exportierte im selben Jahr Maschinen und Anlagen im Wert von 162 Milliarden Euro und hatte einen Anteil von 15,5 Prozent. Damit liegt China vorn.
„Es war nur eine Frage der Zeit, bis China Spitzenreiter beim Maschinenaußenhandel wird“, sagt Ulrich Ackermann, der Leiter Außenwirtschaft beim VDMA. China ist bei Exporten schon Nummer eins in Asien, Nummer eins in Lateinamerika, Nummer eins in Nordamerika – und auch in Deutschland. Nicht zuletzt hat die Coronapandemie Chinas Aufstieg einen kräftigen Schub verliehen. „Dieser Herausforderung müssen wir mit marktwirtschaftlichen Maßnahmen begegnen und unsere eigene Wettbewerbsfähigkeit verbessern“, so Ackermann.
Innovationskraft alles entscheidend
Bei der spannenden Frage, wie der deutsche Maschinenbau im Wettbewerb erfolgreich bleibt, gibt es freilich keine Patentlösung. Es kommt ganz darauf an, wohin man blickt: auf die Wettbewerber der deutschen Tochtergesellschaften in China oder auf die veränderte Wettbewerbssituation durch chinesische Unternehmen in Deutschland, der EU oder in anderen Teilen der Welt.
Mit Blick auf Deutschland macht sich Ackermann in den nächsten fünf bis zehn Jahren keine großen Sorgen. „Das wirkt dramatischer, als es ist“, so Ackermann, „nur in einzelnen Bereichen im Volumenmarkt sind die Maschinenimporte aus China hoch, etwa bei Antriebstechnik, Lufttechnik oder Armaturen. Dabei ist aber unklar, wie hoch der Anteil an den Importen ist, der aus der eigenen Fertigung vor Ort stammt. Außerdem ist die Stärke des deutschen Maschinenbaus nicht der Volumenmarkt, sondern der Hightechbereich plus Lösungskompetenz.“
Und das hat gute Gründe. „Wir haben in Deutschland und Europa ein Asset, das es sonst nirgendwo auf der Welt im Maschinenbau gibt: ein Netzwerk aus Unternehmen, Hochschulen, angewandter Wissenschaft und Zulieferern. Das ist nicht kopierbar“, erläutert Ackermann. Zudem verfügten die Unternehmen über ein über Jahrzehnte aufgebautes Erfahrungs- und Spezialwissen in einer bestimmten Technologie und einem bestimmten Markt. „Für dieses Wissen gibt es zwar kein Patent, aber es ist da. Damit Unternehmen ihr Wissen weiter entfalten und ihre Innovationskraft weiter stärken können, brauchen wir die entsprechenden Rahmenbedingungen in Deutschland und der EU“, hebt Ackermann hervor. Denn: Geht es um Wettbewerbsfähigkeit, ist Innovationskraft das alles Entscheidende neben profunder Marktkenntnis.
Aktuelle Studie belegt Chancen und Risiken
Mit der Studie „Markt China im Wandel – Wie bleibt der Maschinenbau im Wettbewerb erfolgreich?“ hat der VDMA zusammen mit dem Schweizer Maschinenbauverband Swissmem und dem China-Beratungsunternehmen Sinolytics die wirtschaftspolitische Lage geradezu allumfassend analysiert: Im Fokus stehen unter anderem die aktuelle chinesische Industriepolitik, der 14. Fünfjahresplan, die chinesische Außenwirtschaftspolitik, die geopolitischen Handelskonflikte und der Fortschritt der Strategie „Made in China 2025“. Strategische und operative Handlungsanregungen sollen Mitgliedsunternehmen helfen, die eigene Strategie im Umgang mit und in China zu erarbeiten oder darauf auszurichten.
Von den 3.350 Mitgliedsunternehmen des VDMA sind etwa 850 mit eigener Tochtergesellschaft in China vertreten, davon rund 350 mit eigener Produktion. Diese sind in 38 Produktionsbereichen mit ganz unterschiedlichen Kundengruppen, Wettbewerbssituationen etc. vertreten. „China ist ein sehr, sehr wichtiger Markt. Gerade große Unternehmen haben teilweise 30 bis 40 Prozent China-Anteil. Und das ist trotz aktuell großer Chancen durchaus mit Risiken behaftet“, gibt Ackermann zu bedenken. China strebt nach technologischer Autarkie und nimmt immer stärker Einfluss auf Rahmenbedingungen, technologische Entwicklungen und sogar einzelne Marktsegmente. „Jedes Unternehmen sollte prüfen, ob es in einem Marktsegment tätig ist, das für die chinesische Regierung und die Industriepolitik strategisch relevant ist. Auch wenn chinesische Staatsunternehmen, die bei Bedarf mit unbegrenzten Mitteln ausgestattet werden können, im eigenen Segment tätig sind, besteht die Gefahr, aus dem Markt gedrängt zu werden.“
Zudem setzt China neben der Arbeit in internationalen Standardisierungsgremien zunehmend auf lokale Industriestandards. Als weitere Risiken nennt die Studie mit Blick auf Lokalisierung den lückenhaften Schutz des geistigen Eigentums sowie den begrenzten Schutz von Geschäftsdaten. Fast die Hälfte der Tochterunternehmen der VDMA-Mitglieder in China hat sich laut der Umfrage der Studie nicht mit dem Thema Cybersecurity beschäftigt. „China liegt seit vielen Jahren auf Platz eins bei der Produktpiraterie, doch das Thema Schutz des geistigen Eigentums wird nicht mehr in der Öffentlichkeit diskutiert, ist aber nicht gelöst. Gleiches gilt für Cybersecurity. Das ist fahrlässig“, mahnt Ackermann.
Unterschiedliche Sichtweisen
Eine wichtige Erkenntnis der Studie ist, dass sich die Sichtweisen auf das China-Geschäft von den Hauptsitzen in Deutschland und Europa sowie den Tochtergesellschaften in China erheblich unterscheiden: „In Europa beleuchten und hinterfragen wir die Chancen und Risiken des China-Geschäfts kritisch. Wir leben in demokratischen Systemen, haben Parteien und eine Öffentlichkeit, die Entwicklungen in China genau hinterfragen. Die Tochtergesellschaften vor Ort setzen vorwiegend auf Umsatzmaximierung, solange es eben geht. Und die China-Geschäfte laufen derzeit glänzend. Ein Abgleich der Sichtweisen in China und Europa ist daher ungemein wichtig“, betont Ackermann.
Katrin Schlotter
Dieser Beitrag ist in ChinaContact 4-2021 erschienen.