Russland als Seefahrernation zu bezeichnen, passt historisch gesehen leider nicht so ganz. Sportliches Yachtsegeln hat hierzulande dagegen eine lange Tradition – und eine prospektive geschäftliche Zukunft.
Dutzende Meereshäfen und eine noch viel größere Anzahl an den Ufern von großen Flüssen und Seen bilden bis heute die Basis für den Segelsport „Made in Russia“ und bieten ideale Voraussetzungen für die Ausübung dieser Sportart.
Yachtsegeln als Trend
Die Ursprünge des organisierten Yachtsegelns in Russland liegen dem damaligen Trend folgend in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Zu Zarenzeiten entstanden die ersten, damals noch sehr elitären Yachtclubs in den großen Städten am Meer – von Sankt Petersburg (1846) und Gapsal (1888, heute Estland) über Odessa (1897) und Sewastopol (1886) bis nach Wladiwostok (1899). Hinzu kamen die an Binnengewässern gelegenen Städte Moskau (1886), Saratow (1879), Rostow am Don (1893) und Samara (1909).
Zu Sowjetzeiten wurde aus dem vormals elitären Sport und Freizeitvergnügen eine regelrechte Breitensportart. Das erklärte Ziel waren Medaillen bei der Olympiade und anderen internationalen Wettkämpfen. Dazu wurden eigene Boote entwickelt und in Kleinserie gefertigt. Yachtdesigner, meist Ingenieure mit einem Faible fürs Segeln, brachten interessante Neuerungen ein. So wurden u. a. Segelyachten und Katamarane für den Mannschaftssport aus Holz, Kunststoff, Stahl und sogar schon aus Aluminium hergestellt. In den 1980er-Jahren waren bereits rund 25.000 begeisterte Segler in über 200 Yachtclubs organisiert; die Flotte bestand aus mehr als 500 Segelboten diverser Klassen und etwa 700 seegängigen Yachten.
Mit dem Niedergang der Sowjetunion verschwand das Yachtsegeln als Breitensport jedoch zunehmend in der Bedeutungslosigkeit. Die Menschen und der Staat hatten zu Beginn der 1990er-Jahre andere Sorgen. Nur wenige Segelclubs haben überlebt. Viele Yachten wurden privatisiert oder aber abgewrackt. Andererseits standen die Zeiten gut für den Aufbau kleinerer Werften, die auch als Designer und Hersteller von Yachten tätig wurden.
Die verbesserte wirtschaftliche Situation seit Beginn des neuen Jahrtausends ermöglichte vielen Segelbegeisterten schließlich den Kauf und die Unterhaltung einer eigenen kleinen Yacht. Wer heute die Entwicklungen im Yachtsegelsport beobachtet, wird feststellen, dass auch wieder eine nennenswerte Flottille vorhanden ist.
Neue Horizonte
Allerdings hat diese Entwicklung keinen sichtbaren Einfluss auf die Entstehung eines nachhaltigen Segel- und Yachttourismus, wie wir ihn aus Europa kennen. Im Hinblick auf staatliche Förderprogramme für den Ausbau des Inlandstourismus sind derzeit nur Ansätze zu erkennen. Wer an sonnigen Tagen mit guten Windverhältnissen auf dem Wasser unterwegs ist, sucht oft vergeblich nach den Flottillen begeisterter Segler. Manchmal blinkt am Horizont ein einzelnes weißes Segel auf. Aber diese Ausnahmen bestätigen im Grunde nur die Regel.
Dabei ist eine ausbaufähige Infrastrukturbasis für Yacht- und Segeltourismus grundsätzlich vorhanden. Mittlerweile gibt es im Land über 500 Bootshäfen mit Dauerliegeplätzen, über 240 kleine Yachtclubs mit eigenen Liegeplätzen und mehr als 200 Anlegebrücken für Yachten in den Regionen für Tagestouristen. Die Ausbildung für sportliches Segeln decken mehr als 40 Segelschulen landesweit ab. Zur technischen Infrastruktur gehören mittlerweile über 70 Wassertankstellen, 24 Stationen der staatlichen Inspektion für kleine Schiffe (GIMS) und 27 Zollstellen an den Außengrenzen im Seeschifffahrtsbereich.
Bedarfsfälle
Für den interessierten Beobachter tut sich ein riesiges Potenzial im Bereich des Yacht-Tourismus auf. Davon könne auch Zuliefererunternehmen aus dem Westen profitieren. So muss die Ausstattung der Hafenanlagen und Anleger mit modularen Sanitärzellen, Pump- und Entsorgungsstationen für Bordabfälle vielerorts von null an entwickelt werden. Aber auch alle sonstigen Serviceeinrichtungen und spezialisierte Lieferdienste sind vielfältig und umfassend ausbaufähig. Dazu zählen auch die technischen Möglichkeiten zum Slippen oder Kranen, um kleinere Reparaturen durchzuführen, mobile Werkstätten, die Ersatzteilversorgung und vieles mehr. Segelmacher, Reparatur von Segeln, Vertrieb von Bedarfsartikeln wie beispielsweise Seile und Festmacher sind ebenso entwicklungsfähig. Auch für die Modernisierung von älteren Hafenanlagen und Anlegern sind moderne europäische Systeme nutzbar. Werden diese lokal gefertigt, bringen sie unter den derzeitigen Rahmenbedingungen den größeren wirtschaftlichen Nutzen.
Fazit
Der Markt ist da. In Deutschland und Europa gibt es viele gute Erfahrungswerte und Produkte, die problemlos exportiert oder komplett in Russland lokalisiert werden können. Wer sich überlegt, hier in den russischen Markt einzusteigen, wird sich einer gewissen Goldgräberstimmung nicht entziehen können und kann sich in den nächsten fünf bis zehn Jahren auf gute Geschäftsaussichten freuen.
Lokalisierung Insights: Einsam blinkt ein weißes Segel…
Russland als Seefahrernation zu bezeichnen, passt historisch gesehen leider nicht so ganz. Sportliches Yachtsegeln hat hierzulande dagegen eine lange Tradition – und eine prospektive geschäftliche Zukunft.
Dutzende Meereshäfen und eine noch viel größere Anzahl an den Ufern von großen Flüssen und Seen bilden bis heute die Basis für den Segelsport „Made in Russia“ und bieten ideale Voraussetzungen für die Ausübung dieser Sportart.
Yachtsegeln als Trend
Die Ursprünge des organisierten Yachtsegelns in Russland liegen dem damaligen Trend folgend in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Zu Zarenzeiten entstanden die ersten, damals noch sehr elitären Yachtclubs in den großen Städten am Meer – von Sankt Petersburg (1846) und Gapsal (1888, heute Estland) über Odessa (1897) und Sewastopol (1886) bis nach Wladiwostok (1899). Hinzu kamen die an Binnengewässern gelegenen Städte Moskau (1886), Saratow (1879), Rostow am Don (1893) und Samara (1909).
Zu Sowjetzeiten wurde aus dem vormals elitären Sport und Freizeitvergnügen eine regelrechte Breitensportart. Das erklärte Ziel waren Medaillen bei der Olympiade und anderen internationalen Wettkämpfen. Dazu wurden eigene Boote entwickelt und in Kleinserie gefertigt. Yachtdesigner, meist Ingenieure mit einem Faible fürs Segeln, brachten interessante Neuerungen ein. So wurden u. a. Segelyachten und Katamarane für den Mannschaftssport aus Holz, Kunststoff, Stahl und sogar schon aus Aluminium hergestellt. In den 1980er-Jahren waren bereits rund 25.000 begeisterte Segler in über 200 Yachtclubs organisiert; die Flotte bestand aus mehr als 500 Segelboten diverser Klassen und etwa 700 seegängigen Yachten.
Mit dem Niedergang der Sowjetunion verschwand das Yachtsegeln als Breitensport jedoch zunehmend in der Bedeutungslosigkeit. Die Menschen und der Staat hatten zu Beginn der 1990er-Jahre andere Sorgen. Nur wenige Segelclubs haben überlebt. Viele Yachten wurden privatisiert oder aber abgewrackt. Andererseits standen die Zeiten gut für den Aufbau kleinerer Werften, die auch als Designer und Hersteller von Yachten tätig wurden.
Die verbesserte wirtschaftliche Situation seit Beginn des neuen Jahrtausends ermöglichte vielen Segelbegeisterten schließlich den Kauf und die Unterhaltung einer eigenen kleinen Yacht. Wer heute die Entwicklungen im Yachtsegelsport beobachtet, wird feststellen, dass auch wieder eine nennenswerte Flottille vorhanden ist.
Neue Horizonte
Allerdings hat diese Entwicklung keinen sichtbaren Einfluss auf die Entstehung eines nachhaltigen Segel- und Yachttourismus, wie wir ihn aus Europa kennen. Im Hinblick auf staatliche Förderprogramme für den Ausbau des Inlandstourismus sind derzeit nur Ansätze zu erkennen. Wer an sonnigen Tagen mit guten Windverhältnissen auf dem Wasser unterwegs ist, sucht oft vergeblich nach den Flottillen begeisterter Segler. Manchmal blinkt am Horizont ein einzelnes weißes Segel auf. Aber diese Ausnahmen bestätigen im Grunde nur die Regel.
Dabei ist eine ausbaufähige Infrastrukturbasis für Yacht- und Segeltourismus grundsätzlich vorhanden. Mittlerweile gibt es im Land über 500 Bootshäfen mit Dauerliegeplätzen, über 240 kleine Yachtclubs mit eigenen Liegeplätzen und mehr als 200 Anlegebrücken für Yachten in den Regionen für Tagestouristen. Die Ausbildung für sportliches Segeln decken mehr als 40 Segelschulen landesweit ab. Zur technischen Infrastruktur gehören mittlerweile über 70 Wassertankstellen, 24 Stationen der staatlichen Inspektion für kleine Schiffe (GIMS) und 27 Zollstellen an den Außengrenzen im Seeschifffahrtsbereich.
Bedarfsfälle
Für den interessierten Beobachter tut sich ein riesiges Potenzial im Bereich des Yacht-Tourismus auf. Davon könne auch Zuliefererunternehmen aus dem Westen profitieren. So muss die Ausstattung der Hafenanlagen und Anleger mit modularen Sanitärzellen, Pump- und Entsorgungsstationen für Bordabfälle vielerorts von null an entwickelt werden. Aber auch alle sonstigen Serviceeinrichtungen und spezialisierte Lieferdienste sind vielfältig und umfassend ausbaufähig. Dazu zählen auch die technischen Möglichkeiten zum Slippen oder Kranen, um kleinere Reparaturen durchzuführen, mobile Werkstätten, die Ersatzteilversorgung und vieles mehr. Segelmacher, Reparatur von Segeln, Vertrieb von Bedarfsartikeln wie beispielsweise Seile und Festmacher sind ebenso entwicklungsfähig. Auch für die Modernisierung von älteren Hafenanlagen und Anlegern sind moderne europäische Systeme nutzbar. Werden diese lokal gefertigt, bringen sie unter den derzeitigen Rahmenbedingungen den größeren wirtschaftlichen Nutzen.
Fazit
Der Markt ist da. In Deutschland und Europa gibt es viele gute Erfahrungswerte und Produkte, die problemlos exportiert oder komplett in Russland lokalisiert werden können. Wer sich überlegt, hier in den russischen Markt einzusteigen, wird sich einer gewissen Goldgräberstimmung nicht entziehen können und kann sich in den nächsten fünf bis zehn Jahren auf gute Geschäftsaussichten freuen.
Thoralf Rassmann