PEKING/GUANGZHOU/SHANGHAI. Vor wenigen Tagen haben Vertreter der Deutschen Handelskammer in China und der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft gemeinsam die Ergebnisse ihrer jährlichen Geschäftsklima-Umfrage* „Business Confidence Survey“ vorgestellt.
Das wichtigste Ergebnis: Das Vertrauen der deutschen Unternehmen in den Wachstumsmarkt China besteht fort.
2021 konnten fast 60 Prozent der Unternehmen in China bessere Geschäfte verzeichnen. Für 2022 erwartet über die Hälfte der Unternehmen eine Verbesserung der Entwicklung in ihrer Branche in China. Aber: Während sich die Umsätze robust entwickeln, drücken steigende Rohstoff- und Energiepreise auf die Ergebnissituation.
Für deutsche Unternehmen gehört der chinesische Markt weiterhin zu den wichtigsten Märkten weltweit. 71 Prozent wollen dort verstärkt investieren. Der Schwerpunkt liegt dabei auf neuen Produktionsanlagen (49 %), dem Ausbau von Forschung und Entwicklung (47 %) sowie der Automatisierung und Weiterentwicklung von Produktionsprozessen (37 %). Rund die Hälfte (49 %) der Befragten betrachten Chinas Ziel, bis 2060 klimaneutral zu sein, als Geschäftsmöglichkeit. Von Chinas ambitionierten Plänen könnten insbesondere Unternehmen profitieren, die mit Dekarbonisierungstechnologien, -produkten und -dienstleistungen im Markt aktiv sind.
Nur sehr wenige (4 %) denken darüber nach, das Land zu verlassen. Es zeichne sich jedoch ein neuer Realismus hinsichtlich der Geschäftschancen in China ab, so die Einschätzung von Andreas Glunz, Bereichsvorstand International Business der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Deutschland. Dieser löse den bisherigen Enthusiasmus ab: So sehen nur noch 51 Prozent der Unternehmen das Wachstum des Binnenkonsums als die größte Chance für ihr Geschäft in China. Im Vorjahr glaubten das noch 73 Prozent der Unternehmen.
Die größte Herausforderung ist die Vorzugsbehandlung heimischer Wettbewerber. „Fehlende Gleichbehandlung ist zur größten regulatorischen Herausforderung für die deutsche Wirtschaft in China geworden“, erläutert Clas Neumann, Präsident der Deutschen Handelskammer in China – Shanghai. Damit steigt diese Herausforderung im Ranking der Studie von Platz sechs auf Platz eins im Vergleich zum Vorjahr.
Laut Umfrage berichten ein Drittel (34 %) der deutschen Unternehmen von einer Bevorzugung lokaler Unternehmen, vor allem in den Bereichen Marktzugang, öffentliches Beschaffungswesen und regulatorisches Umfeld. 42 Prozent der Unternehmen, die sich an öffentlichen Beschaffungsverfahren beteiligen, waren von der Bevorzugung chinesischer Wettbewerber betroffen. Diese Firmen berichten unter anderem von fehlender Transparenz, „buy-local“-Praktiken und einer Vorzugsbehandlung für Staatsunternehmen.
Lokalisierung als Reaktion: Auf die Anforderung des Marktes, zunehmende Entkopplungstendenzen sowie weiter anhaltende Reiserestriktionen reagieren deutsche Unternehmen, indem sie zunehmend in China lokalisieren. Während die erste Lokalisierungswelle insbesondere durch den Joint-Venture-Zwang vorangetrieben wurde, wird die jetzt zu beobachtende zweite Welle – „Lokalisierung 2.0“ – durch verändertes Kundenverhalten, Markterwartungen, Innovationsgeschwindigkeit und generelle Entkopplungstendenzen forciert. Deutsche Unternehmen in China steuern dem durch eine stärkere Zusammenarbeit mit lokalen Partnern sowie der Lokalisierung von Beschaffung und F&E entgegen. Die anhaltenden Reisebeschränkungen beschleunigen diesen Prozess zusätzlich: Rund ein Drittel (33 %) der deutschen Unternehmen lokalisieren technisches und betriebliches Know-how in China.
Vor dem Hintergrund der genannten Entwicklungen, Chancen und Herausforderungen postuliert die deutsche Wirtschaft in China im Rahmen der Umfrage ihre Erwartungen an eine China-Strategie der neuen deutschen Bundesregierung. Gefordert wird, dass diese sich weiterhin „für eine Verbesserung der Wettbewerbsbedingungen und eine Lockerung der Reisebeschränkungen einsetzen, gleichzeitig den Dialog fortsetzen und eine Justierung der deutsch-chinesischen Wirtschaftskooperation in verschiedenen Bereichen anstreben sollte“, fasst Neumann zusammen.
* Insgesamt haben 596 Mitgliedsunternehmen der Deutschen Handelskammer in China im Zeitraum 14. Oktober und 3. November 2021 an der jährlichen Geschäftsklima-Umfrage teilgenommen.
Download der Umfrageergebnisse auf der Website der AHK China
Business Confidence Survey: Neuer Realismus löst Enthusiasmus ab
PEKING/GUANGZHOU/SHANGHAI. Vor wenigen Tagen haben Vertreter der Deutschen Handelskammer in China und der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft gemeinsam die Ergebnisse ihrer jährlichen Geschäftsklima-Umfrage* „Business Confidence Survey“ vorgestellt.
Das wichtigste Ergebnis: Das Vertrauen der deutschen Unternehmen in den Wachstumsmarkt China besteht fort.
2021 konnten fast 60 Prozent der Unternehmen in China bessere Geschäfte verzeichnen. Für 2022 erwartet über die Hälfte der Unternehmen eine Verbesserung der Entwicklung in ihrer Branche in China. Aber: Während sich die Umsätze robust entwickeln, drücken steigende Rohstoff- und Energiepreise auf die Ergebnissituation.
Für deutsche Unternehmen gehört der chinesische Markt weiterhin zu den wichtigsten Märkten weltweit. 71 Prozent wollen dort verstärkt investieren. Der Schwerpunkt liegt dabei auf neuen Produktionsanlagen (49 %), dem Ausbau von Forschung und Entwicklung (47 %) sowie der Automatisierung und Weiterentwicklung von Produktionsprozessen (37 %). Rund die Hälfte (49 %) der Befragten betrachten Chinas Ziel, bis 2060 klimaneutral zu sein, als Geschäftsmöglichkeit. Von Chinas ambitionierten Plänen könnten insbesondere Unternehmen profitieren, die mit Dekarbonisierungstechnologien, -produkten und -dienstleistungen im Markt aktiv sind.
Nur sehr wenige (4 %) denken darüber nach, das Land zu verlassen. Es zeichne sich jedoch ein neuer Realismus hinsichtlich der Geschäftschancen in China ab, so die Einschätzung von Andreas Glunz, Bereichsvorstand International Business der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Deutschland. Dieser löse den bisherigen Enthusiasmus ab: So sehen nur noch 51 Prozent der Unternehmen das Wachstum des Binnenkonsums als die größte Chance für ihr Geschäft in China. Im Vorjahr glaubten das noch 73 Prozent der Unternehmen.
Die größte Herausforderung ist die Vorzugsbehandlung heimischer Wettbewerber. „Fehlende Gleichbehandlung ist zur größten regulatorischen Herausforderung für die deutsche Wirtschaft in China geworden“, erläutert Clas Neumann, Präsident der Deutschen Handelskammer in China – Shanghai. Damit steigt diese Herausforderung im Ranking der Studie von Platz sechs auf Platz eins im Vergleich zum Vorjahr.
Laut Umfrage berichten ein Drittel (34 %) der deutschen Unternehmen von einer Bevorzugung lokaler Unternehmen, vor allem in den Bereichen Marktzugang, öffentliches Beschaffungswesen und regulatorisches Umfeld. 42 Prozent der Unternehmen, die sich an öffentlichen Beschaffungsverfahren beteiligen, waren von der Bevorzugung chinesischer Wettbewerber betroffen. Diese Firmen berichten unter anderem von fehlender Transparenz, „buy-local“-Praktiken und einer Vorzugsbehandlung für Staatsunternehmen.
Lokalisierung als Reaktion: Auf die Anforderung des Marktes, zunehmende Entkopplungstendenzen sowie weiter anhaltende Reiserestriktionen reagieren deutsche Unternehmen, indem sie zunehmend in China lokalisieren. Während die erste Lokalisierungswelle insbesondere durch den Joint-Venture-Zwang vorangetrieben wurde, wird die jetzt zu beobachtende zweite Welle – „Lokalisierung 2.0“ – durch verändertes Kundenverhalten, Markterwartungen, Innovationsgeschwindigkeit und generelle Entkopplungstendenzen forciert. Deutsche Unternehmen in China steuern dem durch eine stärkere Zusammenarbeit mit lokalen Partnern sowie der Lokalisierung von Beschaffung und F&E entgegen. Die anhaltenden Reisebeschränkungen beschleunigen diesen Prozess zusätzlich: Rund ein Drittel (33 %) der deutschen Unternehmen lokalisieren technisches und betriebliches Know-how in China.
Vor dem Hintergrund der genannten Entwicklungen, Chancen und Herausforderungen postuliert die deutsche Wirtschaft in China im Rahmen der Umfrage ihre Erwartungen an eine China-Strategie der neuen deutschen Bundesregierung. Gefordert wird, dass diese sich weiterhin „für eine Verbesserung der Wettbewerbsbedingungen und eine Lockerung der Reisebeschränkungen einsetzen, gleichzeitig den Dialog fortsetzen und eine Justierung der deutsch-chinesischen Wirtschaftskooperation in verschiedenen Bereichen anstreben sollte“, fasst Neumann zusammen.
* Insgesamt haben 596 Mitgliedsunternehmen der Deutschen Handelskammer in China im Zeitraum 14. Oktober und 3. November 2021 an der jährlichen Geschäftsklima-Umfrage teilgenommen.
Download der Umfrageergebnisse auf der Website der AHK China