KIEL. Schwellen- und Entwicklungsländer können ihre Schuldenzahlungen an China überraschend oft nicht mehr planmäßig bedienen. Aufgrund von Geheimhaltungsklauseln in den Kreditverträgen ist das genaue Ausmaß der Zahlungsausfälle unklar. Eine neue Studie unter Beteiligung des IfW Kiel zeigt allerdings, dass China mittlerweile zum zentralen Akteur bei Kreditvergabe und Restrukturierungen öffentlicher Schulden in Entwicklungsländern geworden ist.
Demnach müssen chinesische Kreditgeber mehr Kredite an Entwicklungsländer umschulden als andere Gläubiger; zudem gewähren sie bei Zahlungsschwierigkeiten nur sehr selten einen Schuldenerlass. Seit 2008 gab es 71 Umschuldungen mit chinesischen Gläubigern von 39 Entwicklungsländern. Dies ist mehr als die Anzahl an Umschuldungen gegenüber dem sogenannten Pariser Club, ein Zusammenschluss der weltweit wichtigsten Gläubigerstaaten (68 Restrukturierungen), oder gegenüber privaten Gläubigern (21 Restrukturierungen internationaler Anleihen). Häufig betroffen sind afrikanische Länder; sie finanzieren mit Chinas Krediten den Ausbau ihrer Infrastruktur, etwa Bahnverbindungen, Schiffs- oder Flughäfen.
Christoph Trebesch, Forschungsdirektor für Internationale Finanzmärkte und Makroökonomie am Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel), schätzt ein: „Chinas Boom bei der Kreditvergabe an Entwicklungsländer geht offenbar zu Ende. Die Zahl der Zahlungsausfälle und Umstrukturierungen dieser Kredite sind seit 2019 drastisch angestiegen. Schwellen- und Entwicklungsländern mit hohen Schulden gegenüber China droht jetzt ein Déjà-vu der 1980er-Jahre, als fortwährende Umschuldungen gegenüber westlichen Gläubigern zu einem verlorenen Jahrzehnt führten.“
Gemeinsam mit Carmen Reinhart, Chefökonomin der Weltbank, und dem Weltbankökonomen Sebastian Horn hat Trebesch Dokumente und Statistiken der Jahre 2000 bis 2021 ausgewertet, um erstmals Kreditausfälle und Umschuldungen chinesischer Auslandskredite systematisch zu dokumentieren. Die Ergebnisse sind im Kiel Working Paper (No. 2208) „Hidden Defaults“ zusammengefasst.
Auch wenn die Daten keine umfassende Analyse zum Umgang Chinas mit den Zahlungsausfällen erlauben, zeigen sie jedoch, dass es nur sehr selten zu nennenswerten Schuldenerleichterungen kommt. In der überwiegenden Mehrzahl der Zahlungsprobleme gewähren Chinas Banken lediglich eine Streckung der Rückzahlungszeiträume, bei ansonsten unveränderten Kreditbedingungen. Eine Reduzierung der Zinssätze wurde nur in zehn Fällen in den letzten 20 Jahren gewährt, eine Reduzierung der nominellen Schuldenlast nur in vier Fällen. „China scheint die Fehler des Westens aus den 1980er-Jahren zu wiederholen, da es kaum Schuldenschnitte gewährt, sondern Tilgungen nur zeitlich streckt. Die Geschichte hat aber gezeigt, dass einkommensschwache Länder nur durch einen tiefgreifenden Schuldenerlass den Weg aus der Krise zurück in die Solvenz finden. Daher droht ihnen erneut ein Jahrzehnt serieller Umschuldungen“, so Trebesch.
Zahlungsausfälle – Schwellenländern droht dauerhafte Überschuldung
KIEL. Schwellen- und Entwicklungsländer können ihre Schuldenzahlungen an China überraschend oft nicht mehr planmäßig bedienen. Aufgrund von Geheimhaltungsklauseln in den Kreditverträgen ist das genaue Ausmaß der Zahlungsausfälle unklar. Eine neue Studie unter Beteiligung des IfW Kiel zeigt allerdings, dass China mittlerweile zum zentralen Akteur bei Kreditvergabe und Restrukturierungen öffentlicher Schulden in Entwicklungsländern geworden ist.
Demnach müssen chinesische Kreditgeber mehr Kredite an Entwicklungsländer umschulden als andere Gläubiger; zudem gewähren sie bei Zahlungsschwierigkeiten nur sehr selten einen Schuldenerlass. Seit 2008 gab es 71 Umschuldungen mit chinesischen Gläubigern von 39 Entwicklungsländern. Dies ist mehr als die Anzahl an Umschuldungen gegenüber dem sogenannten Pariser Club, ein Zusammenschluss der weltweit wichtigsten Gläubigerstaaten (68 Restrukturierungen), oder gegenüber privaten Gläubigern (21 Restrukturierungen internationaler Anleihen). Häufig betroffen sind afrikanische Länder; sie finanzieren mit Chinas Krediten den Ausbau ihrer Infrastruktur, etwa Bahnverbindungen, Schiffs- oder Flughäfen.
Christoph Trebesch, Forschungsdirektor für Internationale Finanzmärkte und Makroökonomie am Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel), schätzt ein: „Chinas Boom bei der Kreditvergabe an Entwicklungsländer geht offenbar zu Ende. Die Zahl der Zahlungsausfälle und Umstrukturierungen dieser Kredite sind seit 2019 drastisch angestiegen. Schwellen- und Entwicklungsländern mit hohen Schulden gegenüber China droht jetzt ein Déjà-vu der 1980er-Jahre, als fortwährende Umschuldungen gegenüber westlichen Gläubigern zu einem verlorenen Jahrzehnt führten.“
Gemeinsam mit Carmen Reinhart, Chefökonomin der Weltbank, und dem Weltbankökonomen Sebastian Horn hat Trebesch Dokumente und Statistiken der Jahre 2000 bis 2021 ausgewertet, um erstmals Kreditausfälle und Umschuldungen chinesischer Auslandskredite systematisch zu dokumentieren. Die Ergebnisse sind im Kiel Working Paper (No. 2208) „Hidden Defaults“ zusammengefasst.
Auch wenn die Daten keine umfassende Analyse zum Umgang Chinas mit den Zahlungsausfällen erlauben, zeigen sie jedoch, dass es nur sehr selten zu nennenswerten Schuldenerleichterungen kommt. In der überwiegenden Mehrzahl der Zahlungsprobleme gewähren Chinas Banken lediglich eine Streckung der Rückzahlungszeiträume, bei ansonsten unveränderten Kreditbedingungen. Eine Reduzierung der Zinssätze wurde nur in zehn Fällen in den letzten 20 Jahren gewährt, eine Reduzierung der nominellen Schuldenlast nur in vier Fällen. „China scheint die Fehler des Westens aus den 1980er-Jahren zu wiederholen, da es kaum Schuldenschnitte gewährt, sondern Tilgungen nur zeitlich streckt. Die Geschichte hat aber gezeigt, dass einkommensschwache Länder nur durch einen tiefgreifenden Schuldenerlass den Weg aus der Krise zurück in die Solvenz finden. Daher droht ihnen erneut ein Jahrzehnt serieller Umschuldungen“, so Trebesch.
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