Die armenischen Geschäftsbanken verzeichneten im Jahr 2022 Rekordgewinne. Der Sektor profitierte stark vom russisch-ukrainischen Krieg, wie „Eurasianet“ berichtet. Zehntausende russische Bürger sind seit Februar letzten Jahres nach Armenien gezogen, nutzen aktiv die Dienste armenischer Banken und erhalten Überweisungen aus ihrer Heimat. Nach Angaben der Zentralbank stiegen die Überweisungen aus Russland von 865 Mio US-Dollar im Jahr 2021 auf 3,5 Mrd Dollar im Jahr 2022, was 70% aller Überweisungen ausmacht. An zweiter Stelle rangieren die USA, aus denen 670 Mio Dollar überwiesen wurden. Dieser Geldzufluss hat es den Banken ermöglicht, ihre Investitionen außerhalb des Landes zu erhöhen. Zwischen Januar und September stiegen die Auslandsinvestitionen des armenischen Bankensektors nach Angaben von Modex, einem Beratungsunternehmen für Finanzforschung, von knapp 1 Mrd Dollar auf 2,6 Mrd Dollar. Gleichzeitig stieg das Gesamtvolumen der Einlagen und anderer Gelder auf den Konten armenischer Bankkunden in den ersten drei Quartalen 2022 um 980 Mio Dollar, so Modex, das berechnet, dass die Nettogewinne der Banken im Jahr 2022 dreimal so hoch waren wie 2021. Der größte Teil dieses Wachstums ist auf die große Zahl von Russen zurückzuführen, die ihre Geschäfte und ihr Kapital nach Armenien verlagern. Einem Vertreter des Migrationsdienstes zufolge werden die nächsten Daten zeigen, dass im Jahr 2022 etwa 65.000 russische Bürger nach Armenien gezogen sind. Während sich das Bankensystem und die Wirtschaft im Aufwind befinden und die Regierung für 2022 ein Wachstum von 13 bis 14% erwartet, lauern auf den Finanzsektor Probleme. So stieg beispielsweise das Volumen der Kreditvergabe an die armenische Wirtschaft (von armenischen Banken an armenische Bürger und Unternehmen vergebene Kredite), das 2022 11,8 Mrd Dollar erreichte, im Vergleich zum Vorjahr nur um 4,5%. Der Direktor des Wirtschaftsnachrichtenportals „ArmInfo“, Emmanuil Mkrtchyan, nennt mehrere Gründe für die Stagnation der Kreditvergabe, angefangen bei den steigenden Zinssätzen zur Eindämmung der Inflation. „Zweitens gibt es eine geringe Geschäftstätigkeit im realen Sektor (Waren und Dienstleistungen) der Wirtschaft, wodurch das Kreditvolumen in diesem Sektor zurückgeht. Drittens haben die Banken bereits im letzten Jahr so große Gewinne gemacht, dass sie überhaupt nicht motiviert sind, liquide Investitionsprojekte in Armenien zu entwickeln oder zu finden, die mit vielen Risiken und Kosten verbunden sind“, so Mkrtchyan gegenüber „Eurasianet“. Die Zentralbank weist die Idee zurück, dass ihre Maßnahmen zur Erhöhung des Hauptrefinanzierungssatzes von 4,25 auf 10,75% seit Ende 2020 das Tempo der Kreditvergabe verlangsamt haben, und argumentiert, dass die Betriebe ihr Bargeld aus anderen Gründen zurückhalten. „Im Laufe des Jahres stiegen die Einlagen von juristischen Personen bei Banken um mehr als 44%. Die Unternehmen verfügen über Mittel, sie haben sich nur entschieden, diese nicht zu investieren, sondern ihre Einlagen bei den Banken zu erhöhen“, erklärte der Vorsitzende der Zentralbank, Martin Galstayn, am 31. Januar vor Journalisten. Galstayn ging jedoch nicht auf die Möglichkeit ein, dass die hohen Zinssätze die Firmen dazu veranlassen könnten, Geld als Einlagen zu halten, anstatt es für Investitionen zu verwenden. Aus Sicht der Zentralbank sind es zwei eng miteinander verknüpfte Risiken, die die Unternehmen zur Zurückhaltung bei Investitionen veranlassen. Das erste ist die Ungewissheit über die Zukunft, da der Planungshorizont aufgrund der Besorgnis über die weltweite Rezession und die Instabilität an Armeniens Grenzen stark verkürzt ist. Der zweite Grund ist die Einsicht, dass die derzeitige Situation außergewöhnliche Möglichkeiten zur Kapitalakkumulation bietet, die nicht von Dauer sein werden. Für die Betriebe besteht daher ein Anreiz, finanzielle Puffer zu schaffen, anstatt diese Mittel in riskante Projekte zu investieren.
RI+: Gewinne armenischer Banken erreichen Wirtschaft nicht
Die armenischen Geschäftsbanken verzeichneten im Jahr 2022 Rekordgewinne. Der Sektor profitierte stark vom russisch-ukrainischen Krieg, wie „Eurasianet“ berichtet.
Zehntausende russische Bürger sind seit Februar letzten Jahres nach Armenien gezogen, nutzen aktiv die Dienste armenischer Banken und erhalten Überweisungen aus ihrer Heimat. Nach Angaben der Zentralbank stiegen die Überweisungen aus Russland von 865 Mio US-Dollar im Jahr 2021 auf 3,5 Mrd Dollar im Jahr 2022, was 70% aller Überweisungen ausmacht. An zweiter Stelle rangieren die USA, aus denen 670 Mio Dollar überwiesen wurden.
Dieser Geldzufluss hat es den Banken ermöglicht, ihre Investitionen außerhalb des Landes zu erhöhen. Zwischen Januar und September stiegen die Auslandsinvestitionen des armenischen Bankensektors nach Angaben von Modex, einem Beratungsunternehmen für Finanzforschung, von knapp 1 Mrd Dollar auf 2,6 Mrd Dollar.
Gleichzeitig stieg das Gesamtvolumen der Einlagen und anderer Gelder auf den Konten armenischer Bankkunden in den ersten drei Quartalen 2022 um 980 Mio Dollar, so Modex, das berechnet, dass die Nettogewinne der Banken im Jahr 2022 dreimal so hoch waren wie 2021.
Der größte Teil dieses Wachstums ist auf die große Zahl von Russen zurückzuführen, die ihre Geschäfte und ihr Kapital nach Armenien verlagern. Einem Vertreter des Migrationsdienstes zufolge werden die nächsten Daten zeigen, dass im Jahr 2022 etwa 65.000 russische Bürger nach Armenien gezogen sind.
Während sich das Bankensystem und die Wirtschaft im Aufwind befinden und die Regierung für 2022 ein Wachstum von 13 bis 14% erwartet, lauern auf den Finanzsektor Probleme.
So stieg beispielsweise das Volumen der Kreditvergabe an die armenische Wirtschaft (von armenischen Banken an armenische Bürger und Unternehmen vergebene Kredite), das 2022 11,8 Mrd Dollar erreichte, im Vergleich zum Vorjahr nur um 4,5%.
Der Direktor des Wirtschaftsnachrichtenportals „ArmInfo“, Emmanuil Mkrtchyan, nennt mehrere Gründe für die Stagnation der Kreditvergabe, angefangen bei den steigenden Zinssätzen zur Eindämmung der Inflation.
„Zweitens gibt es eine geringe Geschäftstätigkeit im realen Sektor (Waren und Dienstleistungen) der Wirtschaft, wodurch das Kreditvolumen in diesem Sektor zurückgeht. Drittens haben die Banken bereits im letzten Jahr so große Gewinne gemacht, dass sie überhaupt nicht motiviert sind, liquide Investitionsprojekte in Armenien zu entwickeln oder zu finden, die mit vielen Risiken und Kosten verbunden sind“, so Mkrtchyan gegenüber „Eurasianet“.
Die Zentralbank weist die Idee zurück, dass ihre Maßnahmen zur Erhöhung des Hauptrefinanzierungssatzes von 4,25 auf 10,75% seit Ende 2020 das Tempo der Kreditvergabe verlangsamt haben, und argumentiert, dass die Betriebe ihr Bargeld aus anderen Gründen zurückhalten.
„Im Laufe des Jahres stiegen die Einlagen von juristischen Personen bei Banken um mehr als 44%. Die Unternehmen verfügen über Mittel, sie haben sich nur entschieden, diese nicht zu investieren, sondern ihre Einlagen bei den Banken zu erhöhen“, erklärte der Vorsitzende der Zentralbank, Martin Galstayn, am 31. Januar vor Journalisten. Galstayn ging jedoch nicht auf die Möglichkeit ein, dass die hohen Zinssätze die Firmen dazu veranlassen könnten, Geld als Einlagen zu halten, anstatt es für Investitionen zu verwenden.
Aus Sicht der Zentralbank sind es zwei eng miteinander verknüpfte Risiken, die die Unternehmen zur Zurückhaltung bei Investitionen veranlassen.
Das erste ist die Ungewissheit über die Zukunft, da der Planungshorizont aufgrund der Besorgnis über die weltweite Rezession und die Instabilität an Armeniens Grenzen stark verkürzt ist.
Der zweite Grund ist die Einsicht, dass die derzeitige Situation außergewöhnliche Möglichkeiten zur Kapitalakkumulation bietet, die nicht von Dauer sein werden. Für die Betriebe besteht daher ein Anreiz, finanzielle Puffer zu schaffen, anstatt diese Mittel in riskante Projekte zu investieren.