Die neue Leitung des führenden polnischen Mineralölkonzerns Orlen hat die Ergebnisse des Audits bekannt gegeben, die nach der Amtszeit des vorherigen CEO Daniel Obajtek im Unternehmen durchgeführt wurden. Aufgrund der Prüfung wurden bereits acht Anzeigen bei der Staatsanwaltschaft gegen die frühere Geschäftsführung eingereicht. Weitere Anzeigen sollen folgen, wie „money.pl“ berichtet. Obajtek, ein Zögling der im vergangenen Jahr abgewählten rechtsnationalen PiS-Regierung von Parteichef Jarosław Kaczyński, verwahrte sich in scharfer Form gegen die Vorwürfe. Orlen steht unter staatlicher Kontrolle und ist seit langem ein Spielball politischer Machtinteressen. Durch den Zusammenschluss mit der ebenfalls staatlich kontrollierten Mineralöl-Firma Lotos fällt Orlen die Rolle eines de facto-Monopolisten in Polen zu. In einem jetzt veröffentlichten Kommuniqué teilt Orlen mit, dass von den acht Anzeigen, die der Staatsanwaltschaft bisher nach der Prüfung zugestellt wurden, zwei sich auf die Handlungen der früheren Konzernleitung beziehen, die zu einem Verlust von schätzungsweise über 5 Mrd Zloty (über 1,2 Mrd Euro) geführt haben. Der Konzern hat unter anderen das Schweizer Unternehmen OTS unter die Lupe genommen und berichtet auch über Missstände bei der viel beachteten Investition Olefins III. „Die Überprüfung des Planungs- und Bauprozesses des Olefins III-Komplexes deutet auf eine Reihe von Fehlern und Missbräuchen hin, welche die Feststellung weiterer Verluste nach sich ziehen könnten. Eine Analyse der Schlussfolgerungen von 53 abgeschlossenen Inspektionen und Audits ist ebenfalls im Gange, und weitere 55 überprüfen die Korrektheit der Geschäftsprozesse in der Orlen-Gruppe“, teilt das Unternehmen mit. Die Audits bei Orlen betrafen unter anderem die Investitionstätigkeit des Unternehmens. Bei Orlen Trading Switzerland (OTS) laufen Ermittlungen wegen Amtsmissbrauchs, Pflichtwidrigkeit und ungenügender Aufsicht. In dem Bericht nach der Inspektion erinnert das Unternehmen daran, dass Orlen im Zusammenhang mit den Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit OTS in seinem Jahresfinanzbericht im April dieses Jahres eine Abschreibung in Höhe von 1,6 Mrd Zloty (370 Mio Euro) vorgenommen hat. Darüber hinaus untersucht die Staatsanwaltschaft Unregelmäßigkeiten bei den Einkaufsprozessen für den Bau des Olefins III-Komplexes im zentralpolnischen Płock. „Die Ermittlungen werden unter anderem im Hinblick auf geheime Absprachen zwischen den Vertretern des Unternehmens und den Teilnehmern der Ausschreibung geführt. Darüber hinaus werden im Rahmen der internen Kontrolle des Unternehmens unter anderem Fragen im Zusammenhang mit der Beschäftigung von Arbeitnehmern und der Aufsicht des Hauptauftragnehmers über die Subunternehmer im Hinblick auf die Einhaltung des Arbeitsrechts überprüft“, heißt es in der Mitteilung. Eines der wichtigsten Strafverfahren wird im Zusammenhang mit der mutmaßlichen ungerechtfertigten Unterbietung der Groß- und Einzelhandelspreise für Kraftstoffe im Vergleich zu den Marktpreisen und der unrechtmäßigen Freigabe strategischer Lagerbestände geführt. Die Ergebnisse einer bei Orlen durchgeführten Prüfung deuten darauf hin, dass das Unternehmen durch diese Handlungen über 3,5 Mrd Zloty (über 800 Mio Euro) verloren habe, heißt es. Das Kommuniqué verweist auch auf den Missbrauch der erteilten Befugnisse und die Nichteinhaltung von Pflichten durch Vertreter von Unternehmen der Orlen-Gruppe. „Einige Personen wurden bereits angeklagt“, heißt es darin. Die Vorbehalte der Prüfer wurden auch durch Investitionen der Gesellschaften geweckt, an denen Unternehmen beteiligt waren, die im Verdacht stehen, mit Mitgliedern des ehemaligen Orlen-Vorstands verbunden zu sein. Bei Prüfungen in der Orlen-Gruppe wurde auch die Möglichkeit von Scheinbeschäftigungen von Mitarbeitern aufgedeckt. Es handelt sich um Fälle, in denen die Ergebnisse der diesen Personen in Auftrag gegebenen Arbeiten nicht gefunden wurden“, heißt es. Ein eigener Abschnitt des Berichts ist den Aktivitäten des Unternehmens Polska Press gewidmet. Orlen hatte zu Zeiten der PiS-Regierung Polska Press von der deutschen Passauer Verlagsgruppe gekauft. Es handelt sich um den größten polnischen Verlag für Regional- und Lokalzeitungen, die schnell zu Propagandainstrumenten der damaligen Regierung umgebaut wurden. Im jetzigen Bericht wird unter anderem „die Weigerung des Verlags“ hervorgehoben, ausgewählte Wahlwerbung während des letztjährigen Parlamentswahlkampfes zu veröffentlichen – namentlich Anzeigen von Oppositionsparteien. Im April dieses Jahres war ein neuer CEO von Orlen vom Aufsichtsrat des Unternehmens ernannt worden – Ireneusz Fąfara. Zuvor war der Konzern seit dem Februar 2018 von Daniel Obajtek geleitet worden, der im Februar 2024 aus seinem Amt entlassen wurde. „Ich danke Gott, dass ich nicht mehr CEO von Orlen bin. Ich habe sechs Jahre in dieser Hölle ausgehalten. Niemand hat sich mit den Vorgängen in und um Orlen beschäftigt, weil er entweder keine Ahnung davon hatte oder einfach nur Angst hatte“, sagte Obajtek Ende April in einem Interview mit „money.pl“. Orlen ist das größte Unternehmen Polens, dessen Bedeutung nach dem Zusammenschluss mit PGNiG und Lotos zugenommen hat. Es verfügt unter anderem über Raffinerien in Polen, Tschechien und Litauen. Außerdem verwaltet es das Segment der Petrochemie und der Kohlenwasserstoffproduktion. „Ich schlage vor, dass sich die Staatsanwälte genau ansehen, wie katastrophal Orlen derzeit geführt wird. Ich frage mich, wie viel diese Wald- und Wiesen-Audits, die von befreundeten Anwaltskanzleien vorbereitet wurden, gekostet haben“, kommentierte Obajtek die Ergebnisse der jetzigen Prüfung.
OID+: Orlen-Audit führt zu Strafanzeigen
Die neue Leitung des führenden polnischen Mineralölkonzerns Orlen hat die Ergebnisse des Audits bekannt gegeben, die nach der Amtszeit des vorherigen CEO Daniel Obajtek im Unternehmen durchgeführt wurden. Aufgrund der Prüfung wurden bereits acht Anzeigen bei der Staatsanwaltschaft gegen die frühere Geschäftsführung eingereicht.
Weitere Anzeigen sollen folgen, wie „money.pl“ berichtet. Obajtek, ein Zögling der im vergangenen Jahr abgewählten rechtsnationalen PiS-Regierung von Parteichef Jarosław Kaczyński, verwahrte sich in scharfer Form gegen die Vorwürfe. Orlen steht unter staatlicher Kontrolle und ist seit langem ein Spielball politischer Machtinteressen. Durch den Zusammenschluss mit der ebenfalls staatlich kontrollierten Mineralöl-Firma Lotos fällt Orlen die Rolle eines de facto-Monopolisten in Polen zu.
In einem jetzt veröffentlichten Kommuniqué teilt Orlen mit, dass von den acht Anzeigen, die der Staatsanwaltschaft bisher nach der Prüfung zugestellt wurden, zwei sich auf die Handlungen der früheren Konzernleitung beziehen, die zu einem Verlust von schätzungsweise über 5 Mrd Zloty (über 1,2 Mrd Euro) geführt haben. Der Konzern hat unter anderen das Schweizer Unternehmen OTS unter die Lupe genommen und berichtet auch über Missstände bei der viel beachteten Investition Olefins III.
„Die Überprüfung des Planungs- und Bauprozesses des Olefins III-Komplexes deutet auf eine Reihe von Fehlern und Missbräuchen hin, welche die Feststellung weiterer Verluste nach sich ziehen könnten. Eine Analyse der Schlussfolgerungen von 53 abgeschlossenen Inspektionen und Audits ist ebenfalls im Gange, und weitere 55 überprüfen die Korrektheit der Geschäftsprozesse in der Orlen-Gruppe“, teilt das Unternehmen mit. Die Audits bei Orlen betrafen unter anderem die Investitionstätigkeit des Unternehmens. Bei Orlen Trading Switzerland (OTS) laufen Ermittlungen wegen Amtsmissbrauchs, Pflichtwidrigkeit und ungenügender Aufsicht. In dem Bericht nach der Inspektion erinnert das Unternehmen daran, dass Orlen im Zusammenhang mit den Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit OTS in seinem Jahresfinanzbericht im April dieses Jahres eine Abschreibung in Höhe von 1,6 Mrd Zloty (370 Mio Euro) vorgenommen hat.
Darüber hinaus untersucht die Staatsanwaltschaft Unregelmäßigkeiten bei den Einkaufsprozessen für den Bau des Olefins III-Komplexes im zentralpolnischen Płock. „Die Ermittlungen werden unter anderem im Hinblick auf geheime Absprachen zwischen den Vertretern des Unternehmens und den Teilnehmern der Ausschreibung geführt. Darüber hinaus werden im Rahmen der internen Kontrolle des Unternehmens unter anderem Fragen im Zusammenhang mit der Beschäftigung von Arbeitnehmern und der Aufsicht des Hauptauftragnehmers über die Subunternehmer im Hinblick auf die Einhaltung des Arbeitsrechts überprüft“, heißt es in der Mitteilung.
Eines der wichtigsten Strafverfahren wird im Zusammenhang mit der mutmaßlichen ungerechtfertigten Unterbietung der Groß- und Einzelhandelspreise für Kraftstoffe im Vergleich zu den Marktpreisen und der unrechtmäßigen Freigabe strategischer Lagerbestände geführt. Die Ergebnisse einer bei Orlen durchgeführten Prüfung deuten darauf hin, dass das Unternehmen durch diese Handlungen über 3,5 Mrd Zloty (über 800 Mio Euro) verloren habe, heißt es.
Das Kommuniqué verweist auch auf den Missbrauch der erteilten Befugnisse und die Nichteinhaltung von Pflichten durch Vertreter von Unternehmen der Orlen-Gruppe. „Einige Personen wurden bereits angeklagt“, heißt es darin. Die Vorbehalte der Prüfer wurden auch durch Investitionen der Gesellschaften geweckt, an denen Unternehmen beteiligt waren, die im Verdacht stehen, mit Mitgliedern des ehemaligen Orlen-Vorstands verbunden zu sein. Bei Prüfungen in der Orlen-Gruppe wurde auch die Möglichkeit von Scheinbeschäftigungen von Mitarbeitern aufgedeckt. Es handelt sich um Fälle, in denen die Ergebnisse der diesen Personen in Auftrag gegebenen Arbeiten nicht gefunden wurden“, heißt es.
Ein eigener Abschnitt des Berichts ist den Aktivitäten des Unternehmens Polska Press gewidmet. Orlen hatte zu Zeiten der PiS-Regierung Polska Press von der deutschen Passauer Verlagsgruppe gekauft. Es handelt sich um den größten polnischen Verlag für Regional- und Lokalzeitungen, die schnell zu Propagandainstrumenten der damaligen Regierung umgebaut wurden. Im jetzigen Bericht wird unter anderem „die Weigerung des Verlags“ hervorgehoben, ausgewählte Wahlwerbung während des letztjährigen Parlamentswahlkampfes zu veröffentlichen – namentlich Anzeigen von Oppositionsparteien.
Im April dieses Jahres war ein neuer CEO von Orlen vom Aufsichtsrat des Unternehmens ernannt worden – Ireneusz Fąfara. Zuvor war der Konzern seit dem Februar 2018 von Daniel Obajtek geleitet worden, der im Februar 2024 aus seinem Amt entlassen wurde. „Ich danke Gott, dass ich nicht mehr CEO von Orlen bin. Ich habe sechs Jahre in dieser Hölle ausgehalten. Niemand hat sich mit den Vorgängen in und um Orlen beschäftigt, weil er entweder keine Ahnung davon hatte oder einfach nur Angst hatte“, sagte Obajtek Ende April in einem Interview mit „money.pl“.
Orlen ist das größte Unternehmen Polens, dessen Bedeutung nach dem Zusammenschluss mit PGNiG und Lotos zugenommen hat. Es verfügt unter anderem über Raffinerien in Polen, Tschechien und Litauen. Außerdem verwaltet es das Segment der Petrochemie und der Kohlenwasserstoffproduktion.
„Ich schlage vor, dass sich die Staatsanwälte genau ansehen, wie katastrophal Orlen derzeit geführt wird. Ich frage mich, wie viel diese Wald- und Wiesen-Audits, die von befreundeten Anwaltskanzleien vorbereitet wurden, gekostet haben“, kommentierte Obajtek die Ergebnisse der jetzigen Prüfung.