Obwohl einige Länder Zentral- und Osteuropas erheblich unter der Rezession in Deutschland leiden, wachsen ihre Volkswirtschaften laut wiiw deutlich kräftiger als die Eurozone, und die Region holt ökonomisch weiter auf. Russland gehört dabei weiterhin zu den Ländern mit dem stärksten Wirtschaftswachstum, wie „APA“ schreibt. Tschechien, die Slowakei und Ungarn, aber auch Rumänien sind mit der schwächelnden deutschen Industrie eng verflochten. „Die Krise in Deutschland lastet wie ein Mühlstein auf vielen Volkswirtschaften der Region und begrenzt ihre Wachstumsaussichten“, sagt der Hauptautor der Herbstprognose für die 23 Länder der Region, der stellvertretende Direktor des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw), Richard Grieveson. Das manifestiere sich auch in der sinkenden Produktion in der Automobilindustrie, deren Exporte etwa in der Slowakei rund ein Drittel der Wirtschaftsleistung ausmachen und auch in Tschechien, Slowenien und Ungarn etwa 15% des BIP entsprechen. Allerdings vollziehe sich dieser Produktionseinbruch zeitverzögert, weshalb hier noch weiteres Ungemach zu erwarten sei. Haupttreiber des Wachstums in den EU-Mitgliedern Ostmitteleuropas bleibe der private Konsum aufgrund stark steigender Reallöhne, während die Industrie in der Rezession stecke. Das wiiw hat in seiner aktuellen Prognose die Wachstumserwartungen für die EU-Mitglieder der Region um 0,4 Prozentpunkte gegenüber der Sommerprognose reduziert und sagt ihnen nun für 2024 ein Wachstum von durchschnittlich 2,2% voraus. 2025 soll es auf 2,9% anziehen. Damit dürften diese Länder sowohl in diesem als auch im nächsten Jahr die Eurozone (2024: 0,6% Wachstum; 2025: 1,4%) wieder bei Weitem übertreffen und ihren ökonomischen Aufholprozess fortsetzen. Die Visegrád-Staaten Polen, Tschechien, die Slowakei und Ungarn sowie Slowenien werden nach Einschätzung der wiiw-Ökonomen 2024 im Durchschnitt um 2,3% expandieren und ihr Wachstum 2025 auf 3,1% steigern. Spitzenreiter beim Wachstum unter den östlichen EU-Mitgliedern ist Polen, und zwar sowohl im laufenden (3,1%) als auch im nächsten Jahr (3,7%). Während Polen früher von der Nähe zu Deutschland profitierte, ist die polnische Wirtschaft jetzt trotz der Nähe erfolgreich. Das liege einerseits an der Größe der polnischen Volkswirtschaft, durch die sie widerstandsfähiger sei, erklärte Grieveson. Vor allem aber bekomme das Land unter der neuen polnischen Regierung viel mehr Geld aus den EU-Fonds. In Südosteuropa schwächt sich die Konjunktur im bisher florierenden Rumänien auf jetzt 2% Zuwachs ab (2025: 2,5%), während Kroatien sowohl dieses (3,3%) als auch nächstes Jahr (3,0%) vergleichsweise kräftig zulegen soll. Die sechs Staaten am Westbalkan werden demnach sowohl 2024 als auch 2025 im Schnitt um 3,4% expandieren, die Türkei 2024 um 3,4% und 2025 um 4,0%. Seine Prognose für das stark auf Kriegswirtschaft ausgerichtete Russland hat das wiiw um 0,6 Prozentpunkte erneut nach oben revidiert: Die Wirtschaftsleistung des wegen seines Angriffs auf die Ukraine sanktionierten Landes soll 2024 um 3,8% zulegen und damit noch stärker wachsen als 2023 (3,6 Prozent). Im kommenden Jahr soll sich das Wachstum aber auf 2,5% abschwächen. Die Kriegskosten spürt Russland kaum: Das Budgetdefizit wird laut wiiw im laufenden Jahr voraussichtlich 1,5% des BIP betragen und 2025 auf 1% sinken. Zum Vergleich: Für Österreich gehen Wifo und IHS für 2024 von einem Defizit in Höhe von 3,7% beziehungsweise 3,5% des BIP aus. Die Wirtschaft der Ukraine, die 2022 um fast ein Drittel eingebrochen ist, kommt hingegen kaum vom Fleck, mit einem Wachstum um 2,7% in diesem und 3,3% im kommenden Jahr. Die Ukraine leidet wegen der Mobilisierung zusätzlicher Soldaten zunehmend unter einem Fachkräftemangel und der systematischen Zerstörung ihrer Energie-Infrastruktur. „Im heurigen Winter könnte der Ukraine rund ein Drittel des benötigten Stroms fehlen“, sagt die Ukraine-Expertin des wiiw, Olga Pindyuk. Wegen der hohen Kriegsausgaben kann sich das Land nur noch mit westlicher Hilfe finanzieren. Das Budgetdefizit wird 2025 bei 35 Mrd US-Dollar oder rund 16% des BIP zu liegen kommen. Für die Ukraine selbst seien die Auswirkungen des Krieges verheerend, die wirtschaftlichen Folgen für die Region seien hingegen gering, sagte Grieveson. Das wiiw geht davon aus, dass der Ukraine-Krieg noch mindestens bis 2026 andauern wird. „Wir nehmen an, dass China weiterhin Russland unterstützen wird und dass die USA weiterhin die Ukraine unterstützen werden.“ Das könnte sich mit einem Wahlsieg Donald Trumps ändern, der eine Kriegsniederlage der Ukraine wahrscheinlicher machen und die NATO-Präsenz in Europa in Frage stellen könnte. Das wiederum würde Investoren abschrecken. Das Russland vor kurzem die Bedingungen für den Verkauf ausländischer Firmen verschärft hat, mache den Rückzug aus Russland noch schwieriger, sagte Russland-Experte Vasily Astrov, „da müssten die Unternehmen praktisch alles abschreiben. Es ist die gezielte Politik der russischen Regierung, die ausländischen Investoren möglichst dazu zu bewegen, in Russland zu bleiben“. Die Raiffeisenbank und UniCredit seien für Russland systemrelevante Banken. „Die russische Regierung wird alles unternehmen, damit diese Banken in Russland bleiben.“
OID+: Region wächst trotzt Wirtschaftskrise in Deutschland
Obwohl einige Länder Zentral- und Osteuropas erheblich unter der Rezession in Deutschland leiden, wachsen ihre Volkswirtschaften laut wiiw deutlich kräftiger als die Eurozone, und die Region holt ökonomisch weiter auf. Russland gehört dabei weiterhin zu den Ländern mit dem stärksten Wirtschaftswachstum, wie „APA“ schreibt.
Tschechien, die Slowakei und Ungarn, aber auch Rumänien sind mit der schwächelnden deutschen Industrie eng verflochten. „Die Krise in Deutschland lastet wie ein Mühlstein auf vielen Volkswirtschaften der Region und begrenzt ihre Wachstumsaussichten“, sagt der Hauptautor der Herbstprognose für die 23 Länder der Region, der stellvertretende Direktor des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw), Richard Grieveson.
Das manifestiere sich auch in der sinkenden Produktion in der Automobilindustrie, deren Exporte etwa in der Slowakei rund ein Drittel der Wirtschaftsleistung ausmachen und auch in Tschechien, Slowenien und Ungarn etwa 15% des BIP entsprechen. Allerdings vollziehe sich dieser Produktionseinbruch zeitverzögert, weshalb hier noch weiteres Ungemach zu erwarten sei. Haupttreiber des Wachstums in den EU-Mitgliedern Ostmitteleuropas bleibe der private Konsum aufgrund stark steigender Reallöhne, während die Industrie in der Rezession stecke.
Das wiiw hat in seiner aktuellen Prognose die Wachstumserwartungen für die EU-Mitglieder der Region um 0,4 Prozentpunkte gegenüber der Sommerprognose reduziert und sagt ihnen nun für 2024 ein Wachstum von durchschnittlich 2,2% voraus. 2025 soll es auf 2,9% anziehen. Damit dürften diese Länder sowohl in diesem als auch im nächsten Jahr die Eurozone (2024: 0,6% Wachstum; 2025: 1,4%) wieder bei Weitem übertreffen und ihren ökonomischen Aufholprozess fortsetzen.
Die Visegrád-Staaten Polen, Tschechien, die Slowakei und Ungarn sowie Slowenien werden nach Einschätzung der wiiw-Ökonomen 2024 im Durchschnitt um 2,3% expandieren und ihr Wachstum 2025 auf 3,1% steigern. Spitzenreiter beim Wachstum unter den östlichen EU-Mitgliedern ist Polen, und zwar sowohl im laufenden (3,1%) als auch im nächsten Jahr (3,7%). Während Polen früher von der Nähe zu Deutschland profitierte, ist die polnische Wirtschaft jetzt trotz der Nähe erfolgreich. Das liege einerseits an der Größe der polnischen Volkswirtschaft, durch die sie widerstandsfähiger sei, erklärte Grieveson. Vor allem aber bekomme das Land unter der neuen polnischen Regierung viel mehr Geld aus den EU-Fonds.
In Südosteuropa schwächt sich die Konjunktur im bisher florierenden Rumänien auf jetzt 2% Zuwachs ab (2025: 2,5%), während Kroatien sowohl dieses (3,3%) als auch nächstes Jahr (3,0%) vergleichsweise kräftig zulegen soll. Die sechs Staaten am Westbalkan werden demnach sowohl 2024 als auch 2025 im Schnitt um 3,4% expandieren, die Türkei 2024 um 3,4% und 2025 um 4,0%.
Seine Prognose für das stark auf Kriegswirtschaft ausgerichtete Russland hat das wiiw um 0,6 Prozentpunkte erneut nach oben revidiert: Die Wirtschaftsleistung des wegen seines Angriffs auf die Ukraine sanktionierten Landes soll 2024 um 3,8% zulegen und damit noch stärker wachsen als 2023 (3,6 Prozent). Im kommenden Jahr soll sich das Wachstum aber auf 2,5% abschwächen. Die Kriegskosten spürt Russland kaum: Das Budgetdefizit wird laut wiiw im laufenden Jahr voraussichtlich 1,5% des BIP betragen und 2025 auf 1% sinken. Zum Vergleich: Für Österreich gehen Wifo und IHS für 2024 von einem Defizit in Höhe von 3,7% beziehungsweise 3,5% des BIP aus.
Die Wirtschaft der Ukraine, die 2022 um fast ein Drittel eingebrochen ist, kommt hingegen kaum vom Fleck, mit einem Wachstum um 2,7% in diesem und 3,3% im kommenden Jahr. Die Ukraine leidet wegen der Mobilisierung zusätzlicher Soldaten zunehmend unter einem Fachkräftemangel und der systematischen Zerstörung ihrer Energie-Infrastruktur. „Im heurigen Winter könnte der Ukraine rund ein Drittel des benötigten Stroms fehlen“, sagt die Ukraine-Expertin des wiiw, Olga Pindyuk. Wegen der hohen Kriegsausgaben kann sich das Land nur noch mit westlicher Hilfe finanzieren. Das Budgetdefizit wird 2025 bei 35 Mrd US-Dollar oder rund 16% des BIP zu liegen kommen.
Für die Ukraine selbst seien die Auswirkungen des Krieges verheerend, die wirtschaftlichen Folgen für die Region seien hingegen gering, sagte Grieveson. Das wiiw geht davon aus, dass der Ukraine-Krieg noch mindestens bis 2026 andauern wird. „Wir nehmen an, dass China weiterhin Russland unterstützen wird und dass die USA weiterhin die Ukraine unterstützen werden.“ Das könnte sich mit einem Wahlsieg Donald Trumps ändern, der eine Kriegsniederlage der Ukraine wahrscheinlicher machen und die NATO-Präsenz in Europa in Frage stellen könnte. Das wiederum würde Investoren abschrecken.
Das Russland vor kurzem die Bedingungen für den Verkauf ausländischer Firmen verschärft hat, mache den Rückzug aus Russland noch schwieriger, sagte Russland-Experte Vasily Astrov, „da müssten die Unternehmen praktisch alles abschreiben. Es ist die gezielte Politik der russischen Regierung, die ausländischen Investoren möglichst dazu zu bewegen, in Russland zu bleiben“. Die Raiffeisenbank und UniCredit seien für Russland systemrelevante Banken. „Die russische Regierung wird alles unternehmen, damit diese Banken in Russland bleiben.“