In Rumänien stehen Politiker, Demoskopen sowie breite Teile der Gesellschaft unter Schock, wie die „APA“ berichtet: Der kaum bekannte extremistische und antisemitische Calin Georgescu lag nach Auszählung von 98% der Stimmzettel mit 22,5% in Führung, während der amtierende Ministerpräsident, der Sozialdemokrat Marcel Ciolacu, mit 19,7% auf Rang zwei folgte. Beide Politiker werden sich bei der Stichwahl am 8. Dezember noch einmal messen. Die Präsidentschaftsanwärterin der Reformpartei USR, Elena Lasconi, konnte den Teilergebnissen zufolge 18,7% der Stimmen auf sich vereinen, könnte allerdings theoretisch dank der Stimmen der Auslandsrumänen noch hinzugewinnen. Die Mehrheit der rumänischen Demoskopen erachtet es jedoch als recht unwahrscheinlich, dass die Reformpolitikerin die Differenz zu Ciolacu noch wettmachen und diesen aus der Endrunde des Präsidentenrennens drängen könnte. Wahlbefragungen hatten zunächst einen Zweikampf zwischen dem Ministerpräsidenten und Lasconi vorhergesehen. Rumänische Soziologen sprachen in ersten Reaktionen von einer Wutwahl der rumänischen Bürgerinnen und Bürger – das Wahlergebnis sei ein eindeutiger Protest der Wählerschaft gegenüber dem Parteiensystem im Allgemeinen und den beiden Regierungsparteien, Sozialdemokraten (PSD) und Liberalen (PNL) im Besonderen, die die stetig hohe Inflation (5%) und zunehmende Verarmung der Menschen zu verantworten hätten. Der parteilose Georgescu sei de facto aus dem Nichts aufgetaucht, habe keine politische Partei hinter sich und im Wahlkampf stets „unter dem Radar“ agiert beziehungsweise fast ausschließlich über Social Media Plattformen, allen voran TikTok, mittels Influencern, Podcasts und Videos um Stimmen geworben, so der Tenor. Rumänische Politologen rätseln, ob der plötzliche Höhenflug Georgescus auch auf eine gezielte Einmischung Russlands vor allem in den sozialen Netzwerken zugunsten des erklärten Putin-Bewunderers zurückzuführen sei – und sehen das Land völlig unerwartet auf dem Scheideweg. Am Wahlabend sagte Georgescu auf einer via Facebook übertragenen Pressekonferenz, das rumänische Volk sei „zum Bewusstsein erwacht“ und habe seinen Willen bekundet, „nicht weiter auf Knien, nicht weiter unter Invasion, nicht weiter erniedrigt“ zu bleiben. Wirtschaftliche Unsicherheit habe zu diesem Votum geführt. Der als Viertplatzierter mit 14% der Stimmen ausgeschiedene Bewerber George Simion von der rechtsextremen Parlamentspartei AUR kündigte an, Georgescu in der Stichwahl zu unterstützen. Calin Georgescu, ein studierter Agrarwissenschaftler, stand zunächst 2022 kurz im Rampenlicht, als die rechtsnationale AUR ihm das Amt eines Ehrenvorsitzenden der Partei anbot. Doch zerstritt sich AUR-Chef George Simion wenig später mit dem 62-Jährigen, nachdem sich Georgescus Parolen selbst für AUR-Rechtspopulisten als zu radikal erwiesen – so hatte Georgescu mit Lobliedern auf die Hauptverantwortlichen des rumänischen Holocaust, Marschall Ion Antonescu und der Führer der faschistischen „Eisernen Garde“ Corneliu Zelea-Codreanu für einen Eklat gesorgt. Die Generalstaatsanwaltschaft leitete anschließend auch strafrechtliche Ermittlungen gegen ihn ein. Georgescu setzt auf eine mystisch-religiöse Rhetorik, wobei er sich selbst nicht als „Kandidaten“, sondern als einen „Berufenen“ erachtet. Er gilt als extremistisch und antisemitisch, vertritt Anti-NATO-Ansichten und ist großer Putin-Bewunderer. Da Rumänien eine semipräsidentielle Republik ist, hat das Staatsoberhaupt bedeutende politische Befugnisse. Laut rumänischer Verfassung liegt die Richtlinienkompetenz in puncto Außen- sowie Verteidigungspolitik beim Staatspräsidenten, der auch oberster Befehlshaber des Heeres ist und dem Verteidigungsrat des Landes vorsteht. Der Staatspräsident vertritt Rumänien zudem sowohl auf EU-Ebene. In den vergangenen zehn Jahren war der moderat-konservative Klaus Johannis, der zur deutschen Minderheit gehörende ehemalige Bürgermeister von Hermannstadt (Sibiu), Staatsoberhaupt von Rumänien gewesen.
OID+: Extremist Georgescu bei Präsidentschaftswahl vorn
In Rumänien stehen Politiker, Demoskopen sowie breite Teile der Gesellschaft unter Schock, wie die „APA“ berichtet: Der kaum bekannte extremistische und antisemitische Calin Georgescu lag nach Auszählung von 98% der Stimmzettel mit 22,5% in Führung, während der amtierende Ministerpräsident, der Sozialdemokrat Marcel Ciolacu, mit 19,7% auf Rang zwei folgte.
Beide Politiker werden sich bei der Stichwahl am 8. Dezember noch einmal messen. Die Präsidentschaftsanwärterin der Reformpartei USR, Elena Lasconi, konnte den Teilergebnissen zufolge 18,7% der Stimmen auf sich vereinen, könnte allerdings theoretisch dank der Stimmen der Auslandsrumänen noch hinzugewinnen. Die Mehrheit der rumänischen Demoskopen erachtet es jedoch als recht unwahrscheinlich, dass die Reformpolitikerin die Differenz zu Ciolacu noch wettmachen und diesen aus der Endrunde des Präsidentenrennens drängen könnte. Wahlbefragungen hatten zunächst einen Zweikampf zwischen dem Ministerpräsidenten und Lasconi vorhergesehen.
Rumänische Soziologen sprachen in ersten Reaktionen von einer Wutwahl der rumänischen Bürgerinnen und Bürger – das Wahlergebnis sei ein eindeutiger Protest der Wählerschaft gegenüber dem Parteiensystem im Allgemeinen und den beiden Regierungsparteien, Sozialdemokraten (PSD) und Liberalen (PNL) im Besonderen, die die stetig hohe Inflation (5%) und zunehmende Verarmung der Menschen zu verantworten hätten.
Der parteilose Georgescu sei de facto aus dem Nichts aufgetaucht, habe keine politische Partei hinter sich und im Wahlkampf stets „unter dem Radar“ agiert beziehungsweise fast ausschließlich über Social Media Plattformen, allen voran TikTok, mittels Influencern, Podcasts und Videos um Stimmen geworben, so der Tenor. Rumänische Politologen rätseln, ob der plötzliche Höhenflug Georgescus auch auf eine gezielte Einmischung Russlands vor allem in den sozialen Netzwerken zugunsten des erklärten Putin-Bewunderers zurückzuführen sei – und sehen das Land völlig unerwartet auf dem Scheideweg.
Am Wahlabend sagte Georgescu auf einer via Facebook übertragenen Pressekonferenz, das rumänische Volk sei „zum Bewusstsein erwacht“ und habe seinen Willen bekundet, „nicht weiter auf Knien, nicht weiter unter Invasion, nicht weiter erniedrigt“ zu bleiben. Wirtschaftliche Unsicherheit habe zu diesem Votum geführt. Der als Viertplatzierter mit 14% der Stimmen ausgeschiedene Bewerber George Simion von der rechtsextremen Parlamentspartei AUR kündigte an, Georgescu in der Stichwahl zu unterstützen.
Calin Georgescu, ein studierter Agrarwissenschaftler, stand zunächst 2022 kurz im Rampenlicht, als die rechtsnationale AUR ihm das Amt eines Ehrenvorsitzenden der Partei anbot. Doch zerstritt sich AUR-Chef George Simion wenig später mit dem 62-Jährigen, nachdem sich Georgescus Parolen selbst für AUR-Rechtspopulisten als zu radikal erwiesen – so hatte Georgescu mit Lobliedern auf die Hauptverantwortlichen des rumänischen Holocaust, Marschall Ion Antonescu und der Führer der faschistischen „Eisernen Garde“ Corneliu Zelea-Codreanu für einen Eklat gesorgt. Die Generalstaatsanwaltschaft leitete anschließend auch strafrechtliche Ermittlungen gegen ihn ein. Georgescu setzt auf eine mystisch-religiöse Rhetorik, wobei er sich selbst nicht als „Kandidaten“, sondern als einen „Berufenen“ erachtet. Er gilt als extremistisch und antisemitisch, vertritt Anti-NATO-Ansichten und ist großer Putin-Bewunderer.
Da Rumänien eine semipräsidentielle Republik ist, hat das Staatsoberhaupt bedeutende politische Befugnisse. Laut rumänischer Verfassung liegt die Richtlinienkompetenz in puncto Außen- sowie Verteidigungspolitik beim Staatspräsidenten, der auch oberster Befehlshaber des Heeres ist und dem Verteidigungsrat des Landes vorsteht. Der Staatspräsident vertritt Rumänien zudem sowohl auf EU-Ebene.
In den vergangenen zehn Jahren war der moderat-konservative Klaus Johannis, der zur deutschen Minderheit gehörende ehemalige Bürgermeister von Hermannstadt (Sibiu), Staatsoberhaupt von Rumänien gewesen.