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OID+: Korruptionsjäger decken Energie-Kartell auf

By Märkte Weltweit Medien – Redaktion on 06/04/2025

Die bulgarische Nichtregierungsorganisation Anti-Corruption Fund (ACF) hat laut „bne intellinews“ ein Kartell von mehr als 150 Unternehmen der Energiewirtschaft aufgedeckt, welches sich dem Bericht zufolge bei näherer Untersuchung als vom umstrittenen Geschäftsmann Hristo Kovachki zentral gesteuerter Konzern erweist.
Kovachki hatte zuvor über Jahre bestritten, die Unternehmen zu kontrollieren und behauptet, er sei nur Berater. ACF zitiert nunmehr interne Dokumente, die offenbar beweisen, dass Kovachki diese Unternehmen direkt besitzt. „In internen Dokumenten, die dem ACF aus den Archiven der Unternehmen zur Verfügung gestellt wurden, wird Kovachki zum ersten Mal als tatsächlicher Leiter einer unsichtbaren Energieholding mit einem Jahresumsatz von über 5 Mrd Lewa (etwa 2,6 Mrd Euro) genannt. Das Konglomerat umfasst elf Kraft- und Heizwerke, mehrere Bergwerke, zahlreiche Unternehmen, die mit Gas, Strom, Kohlendioxidemissionen und Biomasse handeln, sowie Pensions- und Versicherungsfonds und Transport- und Reparaturunternehmen“, wird eine ACF-Mitteilung zitiert.
Die Verschleierung diente offenbar einem doppelten Zweck: Zum einen lassen sich damit die Preise auf den Energiemärkten so manipulieren, dass das abgestimmte Verhalten der Konzern- oder Kartellunternehmen ein Marktergebnis vortäuscht. Zum anderen bietet ein äußerlich komplexes, tatsächlich aber zentral gesteuertes Firmengeflecht weitreichende Möglichkeiten, Steuern und Sozialabgaben zu hinterziehen. ACF behauptet, für beides Beweise zu haben. So würden interne Dokumente koordinierte Aktionen zur Manipulation der Preise auf dem freien Strommarkt belegen.
Zudem sollen Gewinne der Kohlekraftwerke durch fiktive Transaktionen mit so genannten „Pufferunternehmen“ abgeschöpft haben. So hätten die Unternehmen der Holding 2023 über 900 Mio Lewa an nicht ausgeschütteten Gewinnen versteckt und es versäumt, Hunderte von Millionen Lew an Sozialversicherungsbeiträgen und Steuern zu zahlen.
„Alles in der Holding läuft über Offshore-Firmen und über Scheinfirmen“, sagte Veselin Todorov, der von April 2019 bis Dezember 2023 das Gashandelsgeschäft der Holding leitete, in einem Interview mit ACF. Obwohl die Unternehmen der Holding formal von verschiedenen Personen ohne jegliche Verbindung zueinander geführt werden, ist die tatsächliche Verwaltung der Holding stark zentralisiert, und alle Entscheidungen – von strategischen Transaktionen bis hin zu Routinekosten für Verbrauchsgüter in einzelnen Unternehmen – werden von Kovachki persönlich genehmigt, so Todorov.
Er fügte hinzu, dass die gesamte Buchhaltung der scheinbar nicht miteinander verbundenen Unternehmen der Holding ebenfalls zentral von einem begrenzten Kreis von Buchhaltern geführt wird, die auch den Geldtransfer zwischen den Unternehmen verwalten. Der ACF behauptet auch, dass die Holding, die von Kovachki inoffiziell „Orion“ genannt wird, Schmiergelder an Staatsbeamte gezahlt und Politikern Darlehen in sechsstelliger Höhe gewährt hat. Todorov zufolge erhielt Kovachki nicht nur Informationen über die Razzien der Europäischen Staatsanwaltschaft im Jahr 2023, sondern auch über die Aussagen seiner Mitarbeiter bei den anschließenden Verhören.
„Den Kollegen von mir, die verhört wurden, hatte Kovachki dann ihre eigenen Zeugenaussagen zu lesen gegeben. Die Worte aller, gegen die ermittelt wurde, hatten ihn erreicht, auch wenn die Ermittler nur von der Europäischen Staatsanwaltschaft kamen“, sagte Todorov.
Er wurde er nach eigenen Angaben selbst eingeschüchtert und unter Druck gesetzt: „Als ich den Betrieb verlassen wollte, weil ich mir der Dinge, die dort geschahen, sehr bewusst war, forderte er mich auf, einen Schuldschein zu unterschreiben, um mein Schweigen zu garantieren. Als ich das nicht tat, schickte er Leute, die zu Hause auf mich warten sollten.“ Nach Todorovs Abreise leitete Kovachki ein Gerichtsverfahren gegen ihn ein und beschlagnahmte seine Konten in Höhe von 350.000 Lewa.
Offiziell werden die Unternehmen von hoch bezahlten Managern geleitet. In der Praxis jedoch trifft Kovachki alle wichtigen Entscheidungen, und die Manager haben Schuldscheine in Millionenhöhe für die Unternehmen unterzeichnet, die sie angeblich leiten. So habe beispielsweise Desislava Filipova, die PR-Managerin von Hristo Kovachki und Eigentümerin von sechzehn Unternehmen der Holding, einen Schuldschein über 2,5 Mio Lewa unterzeichnet, während Dimitar Ivanov, ehemaliger Sicherheitschef von Kovachki und Direktor von Tibiel EOOD, einem der größten Gashändler der Holding, 3 Mio Lewa schulde.
ACF zufolge sind über 70 einzelne Holdinggesellschaften außerhalb Bulgariens registriert, so etwa die Kohlekraftwerke Bobov Dol, Pernik, Pleven, Ruse und Burgas sowie die Bergwerke in Stanyantsi, Beli Breg und Chukurovo in UK. Die Fernwärmeunternehmen in Sliven, Veliko Tarnovo, Gabrovo und Vratsa sind in Zypern registriert, während der Eigentümer des Bergwerks Cherno More-Burgas auf den Seychellen registriert ist.
Ein internes Dokument, das kurz vor den vorgezogenen Parlamentswahlen im Jahr 2022 herausgegeben wurde, enthält eine Anweisung von Kovachki an alle Direktoren der Unternehmen der Holding, „Vorschläge für vertrauenswürdige Personen, die in die Listen der politischen Parteien aufgenommen werden sollen“, an eine Kovachkis persönlich zugeordnete E-Mail-Adresse zu senden.

BulgarienEnergiewirtschaftKartellKorruption
Posted in OstInsider Daily.
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