Russland belegt im globalen Ranking der meisten gesetzlich verankerten Urlaubs- und Feiertage einen der vorderen Plätze: insgesamt 40-mal arbeitsfrei pro Jahr. In diesem Zusammenhang sorgt die Verlängerung der „Mai-Feiertage“ durch Präsident Putin für einiges Unverständnis, insbesondere aufseiten der Arbeitgeber.
Auch wenn es sich bei den vier zusätzlichen freien Tagen (4.-7. Mai) um keine Feiertage im klassischen Sinne handelt, sondern um sogenannte arbeitsfreie Tage mit Lohnfortzahlung – an denen grundsätzlich weitergearbeitet werden darf – kann man die berechtigten Fragen stellen: Wie viele freie Tage verträgt eine moderne Volkswirtschaft eigentlich? Und wer soll das bezahlen?
Aber der Reihe nach. Natürlich begünstigt Putins Entscheidung nicht unbedingt das Wirtschaftswachstum und die ökonomische Aktivität im Land. Allerdings könnte man zynischerweise fragen, ob es überhaupt einen Unterschied macht, wenn die große Zahl der Staatsbediensteten – die im heutigen Russland das Gros der Beschäftigten ausmachen – einige weitere Tage nicht zum Dienst erscheinen.
Was die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) angeht, so stellt sich die Situation natürlich anders dar. Für diese kann Putins Entscheidung zu einer Belastungsprobe werden. Es wird interessant sein zu beobachten, wie einzelne Arbeitgeber reagieren, wenn ihre Mitarbeiter tatsächlich auf ihr „Urlaubsrecht“ bestehen – bei gleichzeitiger Lohnfortzahlung. Eigentlich haben die Unternehmen dafür kein Geld. Und wahrscheinlich wird deshalb wie im vergangenen Jahr einfach weitergearbeitet.
Ein strukturelles Problem für die russische Volkswirtschaft sehe ich in der Verlängerung der Mai-Ferien aber dennoch nicht. Auch deshalb, weil die eben genannten KMU in unserem Wirtschaftssystem nur eine Randerscheinung sind, deren Beitrag zur Wirtschaftsleistung als eine Art Zugabe zum Erlös der Unternehmen aus dem Energiesektor betrachtet werden kann. Und das ist auch die Antwort auf die zweite Frage, wer für all das bezahlen soll. Die Produktionsanlagen der russischen Energiegiganten arbeiten Tag und Nacht, um Geld für den Staatshaushalt zu verdienen. Das haben sie schon immer getan und werden es auch in der „arbeitsfreien Zeit“ und an allen anderen Urlaubs- und Feiertagen tun.
Ruslan Grinberg
Wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Wirtschaft an der Russischen Akademie der Wissenschaften
Grinberg kommentiert: Wie viele Feiertage verträgt eine Volkswirtschaft?
Russland belegt im globalen Ranking der meisten gesetzlich verankerten Urlaubs- und Feiertage einen der vorderen Plätze: insgesamt 40-mal arbeitsfrei pro Jahr. In diesem Zusammenhang sorgt die Verlängerung der „Mai-Feiertage“ durch Präsident Putin für einiges Unverständnis, insbesondere aufseiten der Arbeitgeber.
Auch wenn es sich bei den vier zusätzlichen freien Tagen (4.-7. Mai) um keine Feiertage im klassischen Sinne handelt, sondern um sogenannte arbeitsfreie Tage mit Lohnfortzahlung – an denen grundsätzlich weitergearbeitet werden darf – kann man die berechtigten Fragen stellen: Wie viele freie Tage verträgt eine moderne Volkswirtschaft eigentlich? Und wer soll das bezahlen?
Aber der Reihe nach. Natürlich begünstigt Putins Entscheidung nicht unbedingt das Wirtschaftswachstum und die ökonomische Aktivität im Land. Allerdings könnte man zynischerweise fragen, ob es überhaupt einen Unterschied macht, wenn die große Zahl der Staatsbediensteten – die im heutigen Russland das Gros der Beschäftigten ausmachen – einige weitere Tage nicht zum Dienst erscheinen.
Was die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) angeht, so stellt sich die Situation natürlich anders dar. Für diese kann Putins Entscheidung zu einer Belastungsprobe werden. Es wird interessant sein zu beobachten, wie einzelne Arbeitgeber reagieren, wenn ihre Mitarbeiter tatsächlich auf ihr „Urlaubsrecht“ bestehen – bei gleichzeitiger Lohnfortzahlung. Eigentlich haben die Unternehmen dafür kein Geld. Und wahrscheinlich wird deshalb wie im vergangenen Jahr einfach weitergearbeitet.
Ein strukturelles Problem für die russische Volkswirtschaft sehe ich in der Verlängerung der Mai-Ferien aber dennoch nicht. Auch deshalb, weil die eben genannten KMU in unserem Wirtschaftssystem nur eine Randerscheinung sind, deren Beitrag zur Wirtschaftsleistung als eine Art Zugabe zum Erlös der Unternehmen aus dem Energiesektor betrachtet werden kann. Und das ist auch die Antwort auf die zweite Frage, wer für all das bezahlen soll. Die Produktionsanlagen der russischen Energiegiganten arbeiten Tag und Nacht, um Geld für den Staatshaushalt zu verdienen. Das haben sie schon immer getan und werden es auch in der „arbeitsfreien Zeit“ und an allen anderen Urlaubs- und Feiertagen tun.
Ruslan Grinberg
Wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Wirtschaft an der Russischen Akademie der Wissenschaften