Am 12. Mai diskutierten Matthias Platzeck und Ulf Schneider über die aktuellen politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen in den deutsch-russischen Beziehungen. Im Fokus stand dabei auch die Rolle des Mittelstands.
Der Wirtschaft kommt in politisch herausfordernden Zeiten eine besondere Brückenfunktion zu. Das Engagement des deutschen Mittelstands prägen die deutsch-russischen Beziehungen in besonderem Maße. Auch in Krisenzeiten halten die auf dem russischen Markt erfolgreichen Mittelständler an jahrzehntelang gewachsenen Geschäftspartnerschaften fest oder wagen den Markteinstieg.
„Die Kernfrage, die sich die deutsche Politik und Wirtschaft beantworten müssen, ist, ob wir Russland noch brauchen“, erklärte Matthias Platzeck, Ministerpräsident a. D. und Vorsitzender des Vorstandes des Deutsch-Russischen Forums, einleitend in seiner Analyse der derzeitigen deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen. Nach seiner Meinung könnte man diese Frage nur mit einem klaren „ja“ beantworten. Nur gemeinsam könne man zukünftig den beiden sich herausbildenden wirtschaftlichen Polen China und USA entgegentreten. Viele, auch wirtschaftliche Herausforderungen, seien ohne Russland nicht lösbar und entsprechend müsse man jetzt handeln: „Von der Politik muss wieder mehr Aktion und weniger Reaktion kommen“, betonte Platzeck und verwies auf die erfolgreiche Ostpolitik von Bundeskanzler Willy Brandt und das seinerzeit trotz vieler Differenten umgesetzte Erdgas-Röhren-Geschäft unter der Federführung von Otto Wolff von Amerongen.
Dass es bei dem zukünftigen Verhältnis mit Russland ganz klar um eine Kooperation zwischen Europa und Russland und nicht zwischen Deutschland und Russland gehen muss, ist für Platzeck dabei unmissverständlich: „Berlin und Moskau werden keine zweiseitigen Beziehungen mehr haben, die Bismarck-Zeiten sind vorbei“. Um die europäisch-russischen Beziehungen aber zu verbessern, müsse schnell neues Vertrauen aufgebaut werden. In diesem Zusammenhang sei die Fertigstellung von Nord Stream 2 sehr wichtig: „Wenn Nord Stream 2 gecancelt wird, dann ist das Restvertrauen bei den Russen endgültig weg“, resümierte er. Gleichzeitig müssten aber auch die Russen die Ängste ihrer unmittelbaren Nachbarn in Osteuropa ernst nehmen und von sich aus mehr Vertrauensarbeit leisten.
Ulf Schneider, Gründer und Präsident des mittelständischen Beratungsunternehmens SCHNEIDER GROUP mit Sitz in Russland und den Ländern der Eurasischen Wirtschaftsunion, sieht neben dem politischen vor allem im wirtschaftlichen Bereich einige Anknüpfungspunkte, um auch die östlichen Mitgliedstaaten der EU zu einem stärkeren Dialog mit Russland zu bewegen: „Wenn man sich auf die Wirtschaft in Polen und im Baltikum konzentriert, gibt es viele Möglichkeiten, das Verhältnis mit Russland voranzubringen“. Die russische Wirtschaft stehe solchen Initiativen offen gegenüber.
Grundsätzlich ist das Image Deutschlands und das der deutschen Produkte in Russland ungebrochen hoch, betonte Schneider, der auch Repräsentant des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft (BVMW) in Russland ist: „Das Siegel ‚Made in Germany‘ ist in Russland teilweise stärker anerkannt als bei uns in Deutschland selbst“. Daran könne auch die Importsubstitutionspolitik der russischen Regierung und die gegenseitigen Sanktionen nicht viel ändern. Mit diesem Pfund könne man immer noch wuchern und müsse es auch tun.
Eine Möglichkeit, um sich mit den russischen Partnern auszutauschen ist die bevorstehende Städtepartnerschaftskonferenz, die Ende Juni in der russischen Stadt Kaluga stattfindet. „Städtepartnerschaften waren in der Vergangenheit oft Initialzündungen für unternehmerische Kontakte“, erklärt Matthias Platzeck die Bedeutung solcher Zusammenkommen und lädt zur Teilnahme ein. Es sei sogar ein Charterflug von Hannover nach Kaluga organisiert worden, inkl. Unterstützung bei den Einreiseformalitäten.
BVMW-webImpuls: „Die Rolle des Mittelstands in den deutsch-russischen Beziehungen“
Am 12. Mai diskutierten Matthias Platzeck und Ulf Schneider über die aktuellen politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen in den deutsch-russischen Beziehungen. Im Fokus stand dabei auch die Rolle des Mittelstands.
Der Wirtschaft kommt in politisch herausfordernden Zeiten eine besondere Brückenfunktion zu. Das Engagement des deutschen Mittelstands prägen die deutsch-russischen Beziehungen in besonderem Maße. Auch in Krisenzeiten halten die auf dem russischen Markt erfolgreichen Mittelständler an jahrzehntelang gewachsenen Geschäftspartnerschaften fest oder wagen den Markteinstieg.
„Die Kernfrage, die sich die deutsche Politik und Wirtschaft beantworten müssen, ist, ob wir Russland noch brauchen“, erklärte Matthias Platzeck, Ministerpräsident a. D. und Vorsitzender des Vorstandes des Deutsch-Russischen Forums, einleitend in seiner Analyse der derzeitigen deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen. Nach seiner Meinung könnte man diese Frage nur mit einem klaren „ja“ beantworten. Nur gemeinsam könne man zukünftig den beiden sich herausbildenden wirtschaftlichen Polen China und USA entgegentreten. Viele, auch wirtschaftliche Herausforderungen, seien ohne Russland nicht lösbar und entsprechend müsse man jetzt handeln: „Von der Politik muss wieder mehr Aktion und weniger Reaktion kommen“, betonte Platzeck und verwies auf die erfolgreiche Ostpolitik von Bundeskanzler Willy Brandt und das seinerzeit trotz vieler Differenten umgesetzte Erdgas-Röhren-Geschäft unter der Federführung von Otto Wolff von Amerongen.
Dass es bei dem zukünftigen Verhältnis mit Russland ganz klar um eine Kooperation zwischen Europa und Russland und nicht zwischen Deutschland und Russland gehen muss, ist für Platzeck dabei unmissverständlich: „Berlin und Moskau werden keine zweiseitigen Beziehungen mehr haben, die Bismarck-Zeiten sind vorbei“. Um die europäisch-russischen Beziehungen aber zu verbessern, müsse schnell neues Vertrauen aufgebaut werden. In diesem Zusammenhang sei die Fertigstellung von Nord Stream 2 sehr wichtig: „Wenn Nord Stream 2 gecancelt wird, dann ist das Restvertrauen bei den Russen endgültig weg“, resümierte er. Gleichzeitig müssten aber auch die Russen die Ängste ihrer unmittelbaren Nachbarn in Osteuropa ernst nehmen und von sich aus mehr Vertrauensarbeit leisten.
Ulf Schneider, Gründer und Präsident des mittelständischen Beratungsunternehmens SCHNEIDER GROUP mit Sitz in Russland und den Ländern der Eurasischen Wirtschaftsunion, sieht neben dem politischen vor allem im wirtschaftlichen Bereich einige Anknüpfungspunkte, um auch die östlichen Mitgliedstaaten der EU zu einem stärkeren Dialog mit Russland zu bewegen: „Wenn man sich auf die Wirtschaft in Polen und im Baltikum konzentriert, gibt es viele Möglichkeiten, das Verhältnis mit Russland voranzubringen“. Die russische Wirtschaft stehe solchen Initiativen offen gegenüber.
Grundsätzlich ist das Image Deutschlands und das der deutschen Produkte in Russland ungebrochen hoch, betonte Schneider, der auch Repräsentant des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft (BVMW) in Russland ist: „Das Siegel ‚Made in Germany‘ ist in Russland teilweise stärker anerkannt als bei uns in Deutschland selbst“. Daran könne auch die Importsubstitutionspolitik der russischen Regierung und die gegenseitigen Sanktionen nicht viel ändern. Mit diesem Pfund könne man immer noch wuchern und müsse es auch tun.
Eine Möglichkeit, um sich mit den russischen Partnern auszutauschen ist die bevorstehende Städtepartnerschaftskonferenz, die Ende Juni in der russischen Stadt Kaluga stattfindet. „Städtepartnerschaften waren in der Vergangenheit oft Initialzündungen für unternehmerische Kontakte“, erklärt Matthias Platzeck die Bedeutung solcher Zusammenkommen und lädt zur Teilnahme ein. Es sei sogar ein Charterflug von Hannover nach Kaluga organisiert worden, inkl. Unterstützung bei den Einreiseformalitäten.
dk