Abfallwirtschaft und Recycling spielen in China eine immer größere Rolle. Mit dabei: die beiden deutschen Marktführer REMONDIS und ALBA Group, die sich seit Langem gleich mit mehreren Projekten in China engagieren.
Kein Müll mehr aus anderen Ländern: Mit dieser Ankündigung eines Importverbots für feste Abfälle wie Textilien, Papier, Schrott und Kunststoffe im Jahr 2018 machte China in Europa Schlagzeilen. Immerhin fast 600.000 Tonnen Plastikabfälle pro Jahr exportierte allein Deutschland zu Hochzeiten nach China. Sukzessive wurde diese sogenannte National Sword Initiative umgesetzt – und seit Anfang 2021 ist endgültig Schluss mit der Verarbeitung ausländischer Abfälle. Dieser Schritt unterstreicht nicht nur die wachsende Bedeutung von Umweltschutz und Recycling in China, er hat auch zu einer wachsenden Nachfrage nach inländischen Recyclingrohstoffen geführt. Eigenen Müll und damit genug Grundstoff zur Wiederverwertung hat China allerdings genug: 2019 produzierten Chinas Städte rund 242 Millionen Tonnen Müll, rund 14,4 Millionen Tonnen mehr als im Vorjahr, Tendenz steigend. Experten schätzen, dass der Müllberg bis 2030 auf rund 550 Millionen Tonnen pro Jahr wachsen wird.
Weitreichende Bemühungen, genau diesen „Rohstoff“ zu nutzen, gibt es allerdings schon. Laut Germany Trade & Invest (GTAI) wurden Ende 2019 in 46 Schwerpunktstädten rund 54 Prozent der Siedlungsabfälle nach vier nationalen Müllkategorien – Küchenabfälle, Trockenabfälle, recycelbare Abfälle sowie Sondermüll – getrennt. Darunter erreichten 14 Städte bereits eine Quote von 70 Prozent. Zudem gab das Umweltministerium im April 2019 eine Liste mit elf Zero-Waste-Pilotstädten heraus. In Shenzhen, Baotou, Tongling, Weihai, Chongqing, Shaoxing, Sanya, Xuchang, Xuzhou, Panjin und Xining soll Müll nicht nur getrennt und in neuen Anlagen wieder aufbereitet werden, sondern durch die Vermeidung von Einwegabfällen so weit möglich gar nicht erst entstehen, alles im Sinne der Kreislaufwirtschaft.
Deutsches Know-how gefragt Kein Wunder, dass der Abfallwirtschaftsmarkt enorme Wachstumschancen für internationale Unternehmen bietet, und das nicht nur beim Haushaltsmüll. Ganz vorn mit dabei: die deutschen Entsorger ALBA Group und REMONDIS. Letzterer ist sein 2007 nicht nur mit dem Headquarter in Shanghai, sondern auch mit dem Joint Venture Changchun FAW ZH-Remondis, dem Logistikunternehmen für Sonderabfall Yiguang und einem Sonderabfallbetrieb in Shanghai vertreten. 2018 startete REMONDIS zudem mit dem lokalen Partner GrandBlue Environment Co., Ltd. ein Kooperationsprojekt an zwei Standorten im südchinesischen Foshan. In Sanshui werden seit Ende 2019 rund 30.000 Tonnen Industrieabfälle pro Jahr verfestigt, stabilisiert und für die Deponierung aufbereitet. Im Foshan Green Industrial Service Center Nanhai wurden eine Müllverbrennungsanlage für Haushaltsabfälle sowie Anlagen zur Behandlung von Galvanikschlämmen und zur chemisch-physikalischen Behandlung sowie eine Umschlagstation errichtet.
Die deutsche ALBA Group ist in China an insgesamt elf Standorten vertreten und besitzt drei Verwaltungsbüros: in Peking, Hongkong und Kanton. 2018 setzte die ALBA Group in einem Joint Venture mit dem Logistikpartner IWS das größte Projekt der Firmengeschichte um – eine Recyclinganlage für Elektroschrott in Hongkong – und betreibt diese Anlage seither erfolgreich. „Über 250.000 Kühlschränke und 500.000 Waschmaschinen konnten so bereits in der Anlage fachgerecht verwertet werden – die Recyclingquote liegt bei über 88 Prozent“, erklärt Dr. Albert Schweitzer, Vorstandsvorsitzender der ALBA Group. Und das ist erst der Anfang: „Wir arbeiten momentan noch an einem Projekt zur Verarbeitung von Kunststoffen aus Polyethylenterephthalat (PET) und Polyethylen hoher Dichte (HDPE) in Hongkong“, erläutert Schweitzer weiter.
Aber auch auf dem Festland gibt es zahlreiche neue Projekte in den Bereichen Green Fuel, Green Gas und Sonderabfallrecycling. „Wir haben bereits Pilotprojekte in Henan, Hainan, Guizhou, Jiangsu und Guangdong begonnen. Dabei geht es darum, das Aufkommen an Restabfall deutlich zu verringern, indem immer mehr dem Recycling zugeführt wird.“ In Henan und Guangdong arbeitet ALBA mit zwei Städten des Zero-Waste-Programms zusammen. Auch in Sachen Logistik ist laut Schweitzer Neues dabei: „Ein anderer Baustein eignet sich besonders für die vielen neuen Stadtviertel oder auch Gewerbegebiete, die in China im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Boden gestampft werden: Abfallsammlung und -sortierung durch KI unterstützt und mit digitalen Lösungen erleichtert, mitsamt der kompletten Ver- und Entsorgungslogistik unter der Erdoberfläche.“
Neue Impulse in Sachen Aluminiumrecycling setzen dagegen die schwäbische Scholz Recycling GmbH – seit 2016 Teil der Chiho Environmental Group Limited – zusammen mit Shandong Weiqiao, einem Unternehmen der China Hongqiao Group Limited, einem der größten Aluminiumproduzenten der Welt. Im September 2020 unterzeichneten die beiden ein Memorandum of Understanding für den Bau und Betrieb eines Recyclingindustrieparks, der mehr als 200.000 Tonnen Aluminiumschrott und 50.000 Altfahrzeuge pro Jahr verarbeiten soll.
Noch viel zu tun Freilich ist auch die Abfallwirtschaft nicht ohne Problembereiche. „Es gibt aktuell in China starke Qualitätsunterschiede beim Recycling, abhängig von der regionalen Gesetzgebung und Organisation der Sammlung. In einigen Regionen findet man bereits Anlagen europäischen Standards und darüber hinaus – wie die neue Anlage zur Aufbereitung von Elektro- und Elektronikschrott in Hongkong. Hier wirken sich – wie auch in etlichen Regionen Festlandchinas – die strengeren Vorschriften zur Produzentenverantwortung aus“, erläutert Schweitzer. „Gerade Elektroschrott wird bisher noch ungeordnet in kleinen Werkstätten oder auf Abfalldeponien und oft ohne Fachkenntnis ausgeschlachtet. Eine Rücknahmeverpflichtung für Hersteller von Elektrogeräten könnte hier zum ‚game changer‘ werden.“
Entscheidende Veränderungen stehen auch in Hongkong an: Mit dem Waste Blueprint for Hong Kong 2035 stellte die Hongkonger Regierung Anfang 2021 ambitionierte Pläne vor. Weniger Müll, Kreislaufwirtschaft und vor allem ab 2035 keine Deponierung von Abfällen mehr hat sich die Wirtschaftssonderzone auf die Fahnen geschrieben. Da dies ohne eine zweite Müllverbrennungsanlage kaum zu erreichen sein wird, soll auf einer künstlichen Insel vor Shek Kwu Chau bis 2025 eine integrierte Abfallbehandlungsanlage entstehen, die pro Tag rund 3.000 Tonnen Müll verbrennen beziehungsweise 200 Tonnen wiederaufbereiten soll – das entspricht immerhin rund einem Fünftel des gesamten Müllaufkommens. Gleichzeitig soll die Anlage durch die Verbrennungshitze rund 480 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen, was rund einem Prozent des Gesamtverbrauchs der Stadt entspricht. Betrieben wird die Anlage, die bei Umweltschützern umstritten ist, vom Keppel Seghers-Zhen Hua Joint Venture. Mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von umgerechnet rund vier Milliarden US-Dollar ist dies eines der größten Projekte im Infrastruktursektor.
Recycling: China legt nach
Abfallwirtschaft und Recycling spielen in China eine immer größere Rolle. Mit dabei: die beiden deutschen Marktführer REMONDIS und ALBA Group, die sich seit Langem gleich mit mehreren Projekten in China engagieren.
Kein Müll mehr aus anderen Ländern: Mit dieser Ankündigung eines Importverbots für feste Abfälle wie Textilien, Papier, Schrott und Kunststoffe im Jahr 2018 machte China in Europa Schlagzeilen. Immerhin fast 600.000 Tonnen Plastikabfälle pro Jahr exportierte allein Deutschland zu Hochzeiten nach China. Sukzessive wurde diese sogenannte National Sword Initiative umgesetzt – und seit Anfang 2021 ist endgültig Schluss mit der Verarbeitung ausländischer Abfälle. Dieser Schritt unterstreicht nicht nur die wachsende Bedeutung von Umweltschutz und Recycling in China, er hat auch zu einer wachsenden Nachfrage nach inländischen Recyclingrohstoffen geführt. Eigenen Müll und damit genug Grundstoff zur Wiederverwertung hat China allerdings genug: 2019 produzierten Chinas Städte rund 242 Millionen Tonnen Müll, rund 14,4 Millionen Tonnen mehr als im Vorjahr, Tendenz steigend. Experten schätzen, dass der Müllberg bis 2030 auf rund 550 Millionen Tonnen pro Jahr wachsen wird.
Weitreichende Bemühungen, genau diesen „Rohstoff“ zu nutzen, gibt es allerdings schon. Laut Germany Trade & Invest (GTAI) wurden Ende 2019 in 46 Schwerpunktstädten rund 54 Prozent der Siedlungsabfälle nach vier nationalen Müllkategorien – Küchenabfälle, Trockenabfälle, recycelbare Abfälle sowie Sondermüll – getrennt. Darunter erreichten 14 Städte bereits eine Quote von 70 Prozent. Zudem gab das Umweltministerium im April 2019 eine Liste mit elf Zero-Waste-Pilotstädten heraus. In Shenzhen, Baotou, Tongling, Weihai, Chongqing, Shaoxing, Sanya, Xuchang, Xuzhou, Panjin und Xining soll Müll nicht nur getrennt und in neuen Anlagen wieder aufbereitet werden, sondern durch die Vermeidung von Einwegabfällen so weit möglich gar nicht erst entstehen, alles im Sinne der Kreislaufwirtschaft.
Deutsches Know-how gefragt
Kein Wunder, dass der Abfallwirtschaftsmarkt enorme Wachstumschancen für internationale Unternehmen bietet, und das nicht nur beim Haushaltsmüll. Ganz vorn mit dabei: die deutschen Entsorger ALBA Group und REMONDIS. Letzterer ist sein 2007 nicht nur mit dem Headquarter in Shanghai, sondern auch mit dem Joint Venture Changchun FAW ZH-Remondis, dem Logistikunternehmen für Sonderabfall Yiguang und einem Sonderabfallbetrieb in Shanghai vertreten. 2018 startete REMONDIS zudem mit dem lokalen Partner GrandBlue Environment Co., Ltd. ein Kooperationsprojekt an zwei Standorten im südchinesischen Foshan. In Sanshui werden seit Ende 2019 rund 30.000 Tonnen Industrieabfälle pro Jahr verfestigt, stabilisiert und für die Deponierung aufbereitet. Im Foshan Green Industrial Service Center Nanhai wurden eine Müllverbrennungsanlage für Haushaltsabfälle sowie Anlagen zur Behandlung von Galvanikschlämmen und zur chemisch-physikalischen Behandlung sowie eine Umschlagstation errichtet.
Die deutsche ALBA Group ist in China an insgesamt elf Standorten vertreten und besitzt drei Verwaltungsbüros: in Peking, Hongkong und Kanton. 2018 setzte die ALBA Group in einem Joint Venture mit dem Logistikpartner IWS das größte Projekt der Firmengeschichte um – eine Recyclinganlage für Elektroschrott in Hongkong – und betreibt diese Anlage seither erfolgreich. „Über 250.000 Kühlschränke und 500.000 Waschmaschinen konnten so bereits in der Anlage fachgerecht verwertet werden – die Recyclingquote liegt bei über 88 Prozent“, erklärt Dr. Albert Schweitzer, Vorstandsvorsitzender der ALBA Group. Und das ist erst der Anfang: „Wir arbeiten momentan noch an einem Projekt zur Verarbeitung von Kunststoffen aus Polyethylenterephthalat (PET) und Polyethylen hoher Dichte (HDPE) in Hongkong“, erläutert Schweitzer weiter.
Aber auch auf dem Festland gibt es zahlreiche neue Projekte in den Bereichen Green Fuel, Green Gas und Sonderabfallrecycling. „Wir haben bereits Pilotprojekte in Henan, Hainan, Guizhou, Jiangsu und Guangdong begonnen. Dabei geht es darum, das Aufkommen an Restabfall deutlich zu verringern, indem immer mehr dem Recycling zugeführt wird.“ In Henan und Guangdong arbeitet ALBA mit zwei Städten des Zero-Waste-Programms zusammen. Auch in Sachen Logistik ist laut Schweitzer Neues dabei: „Ein anderer Baustein eignet sich besonders für die vielen neuen Stadtviertel oder auch Gewerbegebiete, die in China im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Boden gestampft werden: Abfallsammlung und -sortierung durch KI unterstützt und mit digitalen Lösungen erleichtert, mitsamt der kompletten Ver- und Entsorgungslogistik unter der Erdoberfläche.“
Neue Impulse in Sachen Aluminiumrecycling setzen dagegen die schwäbische Scholz Recycling GmbH – seit 2016 Teil der Chiho Environmental Group Limited – zusammen mit Shandong Weiqiao, einem Unternehmen der China Hongqiao Group Limited, einem der größten Aluminiumproduzenten der Welt. Im September 2020 unterzeichneten die beiden ein Memorandum of Understanding für den Bau und Betrieb eines Recyclingindustrieparks, der mehr als 200.000 Tonnen Aluminiumschrott und 50.000 Altfahrzeuge pro Jahr verarbeiten soll.
Noch viel zu tun
Freilich ist auch die Abfallwirtschaft nicht ohne Problembereiche. „Es gibt aktuell in China starke Qualitätsunterschiede beim Recycling, abhängig von der regionalen Gesetzgebung und Organisation der Sammlung. In einigen Regionen findet man bereits Anlagen europäischen Standards und darüber hinaus – wie die neue Anlage zur Aufbereitung von Elektro- und Elektronikschrott in Hongkong. Hier wirken sich – wie auch in etlichen Regionen Festlandchinas – die strengeren Vorschriften zur Produzentenverantwortung aus“, erläutert Schweitzer. „Gerade Elektroschrott wird bisher noch ungeordnet in kleinen Werkstätten oder auf Abfalldeponien und oft ohne Fachkenntnis ausgeschlachtet. Eine Rücknahmeverpflichtung für Hersteller von Elektrogeräten könnte hier zum ‚game changer‘ werden.“
Entscheidende Veränderungen stehen auch in Hongkong an: Mit dem Waste Blueprint for Hong Kong 2035 stellte die Hongkonger Regierung Anfang 2021 ambitionierte Pläne vor. Weniger Müll, Kreislaufwirtschaft und vor allem ab 2035 keine Deponierung von Abfällen mehr hat sich die Wirtschaftssonderzone auf die Fahnen geschrieben. Da dies ohne eine zweite Müllverbrennungsanlage kaum zu erreichen sein wird, soll auf einer künstlichen Insel vor Shek Kwu Chau bis 2025 eine integrierte Abfallbehandlungsanlage entstehen, die pro Tag rund 3.000 Tonnen Müll verbrennen beziehungsweise 200 Tonnen wiederaufbereiten soll – das entspricht immerhin rund einem Fünftel des gesamten Müllaufkommens. Gleichzeitig soll die Anlage durch die Verbrennungshitze rund 480 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen, was rund einem Prozent des Gesamtverbrauchs der Stadt entspricht. Betrieben wird die Anlage, die bei Umweltschützern umstritten ist, vom Keppel Seghers-Zhen Hua Joint Venture. Mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von umgerechnet rund vier Milliarden US-Dollar ist dies eines der größten Projekte im Infrastruktursektor.
Françoise Hauser
Dieser Beitrag ist in ChinaContact 2-2021 erschienen.