Sergey Gorsky, Vize-Chef der Frankfurter Messegesellschaft in Russland, spricht mit uns über die bevorstehende Fachmesse Rosmould / Rosplast in Moskau, das starke Interesse deutscher Unternehmen an Russland und der Entwicklung des Messegeschäfts nach der Pandemie.
Herr Gorsky, vom 15. bis 17. Juni lädt die internationale Fachmesse Rosmould / Rosplast Besucher und Aussteller aus aller Welt zum fachlichen Austausch in puncto Prozessoptimierung und Effizienzsteigerung ein. Was erwarten Sie sich von diesem Live-Event im Hinblick auf die (fast) überstandene Corona-Pandemie?
Als Messeveranstalter freuen wir uns natürlich, dass es endlich wieder möglich ist, „echte“ Messen zu veranstalten. Und die Ergebnisse der Live-Messen, die wir in diesem Jahr bereits durchführen konnten, stimmen uns zusätzlich optimistisch. Wir haben festgestellt, dass Messen nach wie vor eines der effektivsten Kanäle für eine erfolgreiche B2B-Kommunikation sind. Insbesondere in Krisenzeiten spielen die persönliche Kommunikation und das Knüpfen neuer Kontakte, eine wichtige Rolle.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass das Volumen und die Besucherzahl einiger Messen die Vorkrisenwerte von 2019 übersteigen – und dies trotz der nach wie vor spürbaren Auswirkungen der Pandemie. Die bevorstehende Messe Rosmould / Rosplast ist dafür ein gutes Beispiel: Nicht nur die Ausstellungsfläche hat sich um 19 Prozent vergrößert, wir erwarten auch 21 Prozent mehr Besucher.
Wo liegen die Schwerunkte des diesjährigen Messeprogramms?
In diesem Jahr steht die additive Fertigung ganz klar im Vordergrund. Additive Technologien waren zwar schon immer einer der Schlüsselbereiche der Projektentwicklung, aber in diesem Jahr ist die Aussteller-Präsenz auf der Rosmould / Rosplast zweifelsohne die repräsentativste in ganz Russland. Dies hat natürlich Gründe: Das staatliche Programm zur Entwicklung additiver Fertigung sowie eine beträchtliche Anzahl potenzieller Kunden (z. B. aus der Flugzeug-, Schiffs- und Automobilbranche) haben die Grundlage für eine schnelle Umsetzung dieser Technologien geschaffen und für eine erhöhte Nachfrage nach fortschrittlichen Entwicklungen russischer und ausländischer Hersteller gesorgt.
Weiterhin haben wir den Ausstellungsanteil für Geräte und Materialien der Kunststoffindustrie deutlich erweitert. Zum ersten Mal seit vielen Jahren wird die Ausstellung von einer Reihe großer Hersteller von Spritzgießwerkzeugen und Matrizen sowie Lieferanten von modernen Spritzgießmaschinen sowie Extrusions- und Hilfsgeräten für die Kunststoffverarbeitung besucht.
Unseren Informationen nach sind in diesem Jahr 16 deutsche Unternehmen aus der Gießerei-, Kunststoff- und der Metallindustrie in Moskau mit von der Partie. Woher rührt das starke Interesse aus Deutschland?
Grundsätzlich gelten deutsche Technologien in Russland seit jeher als Maßstab für tadellose Qualität, hohe Effizienz und fortschrittliche Innovation. Viele deutsche Unternehmen sind deshalb seit Jahren Stammkunden auf der Rosmould / Rosplast. In diesem Jahr bietet der vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (BVMA) und dem Bundeswirtschaftsministerium organisierte German Pavillon den deutschen Firmen eine zusätzliche, leistungsfähige Plattform, um dem interessierten Fachpublikum aus Russland Anschauungsmaterial und Gesprächsmöglichkeiten zu präsentieren.
Zu Ihrer Frage nach dem diesjährigen Interesse an deutschen Technologien kann ich noch hinzufügen, dass es in vielen Bereichen, die mit Produktionsprozessen zu tun haben, einschließlich der additiven Fertigung, deutsche Hersteller sind, die die Vorhut für fortschrittliche Technologien bilden. Unter Berücksichtigung einer Reihe von Investitionsprogrammen zur Modernisierung der Industrie in Russland und der staatlichen Lokalisierungspolitik sind Industrieausrüstungen und
-technologien auf höchstem Niveau jetzt besonders gefragt.
Sprechen wir über das russische Messegeschäft allgemein. Seit Ende Januar 2021 ist die Veranstaltung von Messen wieder erlaubt. Wie entwickelt sich das Geschäft seitdem? Welche Branchen verlangen naturgemäß wieder nach mehr physischer Präsenz?
Zweifelsohne hat die Pandemie der Messe- und Kongressbranche einen hohen Tribut abverlangt. Aber es hatte auch etwas Gutes: Im Gefühl des Mangels an etablierten Formaten der Geschäftskommunikation haben fast alle Wirtschaftszweige eine neue Wertschätzung für die Wichtigkeit von Messen entwickelt. Was das Russland-Geschäft angeht, sind wir deshalb sehr zufrieden. Durch die Ausweitung der Impfkampagne und eine weitreichende Lockerung der restriktiven Maßnahmen erholt sich die Nachfrage nach und der Besuch von Messen in Russland bemerkenswert schnell. Man muss jedoch verstehen, dass Messen in Russland in den meisten Fällen einen regionalen Charakter haben und sich in erster Linie auf Konsumenten im Inland konzentrieren.
Ein Problem bleibt die internationale Beteiligung. Diese leidet aus objektiven Gründen immer noch stark und kann deshalb noch nicht das frühere Niveau erreichen. Obwohl ich anmerken möchte, dass viele ausländische Firmen, die sich der Bedeutung des russischen Marktes bewusst sind, eifrig verschiedene neue Formate der Teilnahme „ausprobieren“: Indem sie z. B. lokale Partner ins Boot holen oder digitale Interaktionswerkzeuge nutzen.
Kann man bereits absehen, welche weltweit etablierten Messeplätze sich am schnellsten erholen werden?
Meine Antwort liegt auf der Hand: Die Erholungsrate der Messebranche steht in direktem Zusammenhang mit der Wirksamkeit der Corona-Maßnahmen auf nationaler und internationaler Ebene. Wie bereits erwähnt, erholt sich der Messebetrieb in einigen Ländern wie z. B. Russland oder China vor dem Hintergrund der Verbesserung der epidemiologischen Situation, der Akkumulation der kollektiven Immunität und der Ausweitung der Impfungen relativ zügig. Zu meinem tiefen Bedauern bleiben Ausstellungen von überregionalem Schwerpunkt aber nach wie vor eine Geisel der strengen Beschränkungen des grenzüberschreitenden Reiseverkehrs. Ich bin mir aber zu 100 Prozent sicher, dass es, sollten die Maßnahmen einmal gelockert werden, auch bei den globalen Messen zu einer schnellen Erholung kommen wird.
Die Fragen stellten Frank Ebbecke und Dimitri Kling.
Interview: „Messen bleiben eine Geisel der Corona-Beschränkungen“
Sergey Gorsky, Vize-Chef der Frankfurter Messegesellschaft in Russland, spricht mit uns über die bevorstehende Fachmesse Rosmould / Rosplast in Moskau, das starke Interesse deutscher Unternehmen an Russland und der Entwicklung des Messegeschäfts nach der Pandemie.
Herr Gorsky, vom 15. bis 17. Juni lädt die internationale Fachmesse Rosmould / Rosplast Besucher und Aussteller aus aller Welt zum fachlichen Austausch in puncto Prozessoptimierung und Effizienzsteigerung ein. Was erwarten Sie sich von diesem Live-Event im Hinblick auf die (fast) überstandene Corona-Pandemie?
Als Messeveranstalter freuen wir uns natürlich, dass es endlich wieder möglich ist, „echte“ Messen zu veranstalten. Und die Ergebnisse der Live-Messen, die wir in diesem Jahr bereits durchführen konnten, stimmen uns zusätzlich optimistisch. Wir haben festgestellt, dass Messen nach wie vor eines der effektivsten Kanäle für eine erfolgreiche B2B-Kommunikation sind. Insbesondere in Krisenzeiten spielen die persönliche Kommunikation und das Knüpfen neuer Kontakte, eine wichtige Rolle.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass das Volumen und die Besucherzahl einiger Messen die Vorkrisenwerte von 2019 übersteigen – und dies trotz der nach wie vor spürbaren Auswirkungen der Pandemie. Die bevorstehende Messe Rosmould / Rosplast ist dafür ein gutes Beispiel: Nicht nur die Ausstellungsfläche hat sich um 19 Prozent vergrößert, wir erwarten auch 21 Prozent mehr Besucher.
Wo liegen die Schwerunkte des diesjährigen Messeprogramms?
In diesem Jahr steht die additive Fertigung ganz klar im Vordergrund. Additive Technologien waren zwar schon immer einer der Schlüsselbereiche der Projektentwicklung, aber in diesem Jahr ist die Aussteller-Präsenz auf der Rosmould / Rosplast zweifelsohne die repräsentativste in ganz Russland. Dies hat natürlich Gründe: Das staatliche Programm zur Entwicklung additiver Fertigung sowie eine beträchtliche Anzahl potenzieller Kunden (z. B. aus der Flugzeug-, Schiffs- und Automobilbranche) haben die Grundlage für eine schnelle Umsetzung dieser Technologien geschaffen und für eine erhöhte Nachfrage nach fortschrittlichen Entwicklungen russischer und ausländischer Hersteller gesorgt.
Weiterhin haben wir den Ausstellungsanteil für Geräte und Materialien der Kunststoffindustrie deutlich erweitert. Zum ersten Mal seit vielen Jahren wird die Ausstellung von einer Reihe großer Hersteller von Spritzgießwerkzeugen und Matrizen sowie Lieferanten von modernen Spritzgießmaschinen sowie Extrusions- und Hilfsgeräten für die Kunststoffverarbeitung besucht.
Unseren Informationen nach sind in diesem Jahr 16 deutsche Unternehmen aus der Gießerei-, Kunststoff- und der Metallindustrie in Moskau mit von der Partie. Woher rührt das starke Interesse aus Deutschland?
Grundsätzlich gelten deutsche Technologien in Russland seit jeher als Maßstab für tadellose Qualität, hohe Effizienz und fortschrittliche Innovation. Viele deutsche Unternehmen sind deshalb seit Jahren Stammkunden auf der Rosmould / Rosplast. In diesem Jahr bietet der vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (BVMA) und dem Bundeswirtschaftsministerium organisierte German Pavillon den deutschen Firmen eine zusätzliche, leistungsfähige Plattform, um dem interessierten Fachpublikum aus Russland Anschauungsmaterial und Gesprächsmöglichkeiten zu präsentieren.
Zu Ihrer Frage nach dem diesjährigen Interesse an deutschen Technologien kann ich noch hinzufügen, dass es in vielen Bereichen, die mit Produktionsprozessen zu tun haben, einschließlich der additiven Fertigung, deutsche Hersteller sind, die die Vorhut für fortschrittliche Technologien bilden. Unter Berücksichtigung einer Reihe von Investitionsprogrammen zur Modernisierung der Industrie in Russland und der staatlichen Lokalisierungspolitik sind Industrieausrüstungen und
-technologien auf höchstem Niveau jetzt besonders gefragt.
Sprechen wir über das russische Messegeschäft allgemein. Seit Ende Januar 2021 ist die Veranstaltung von Messen wieder erlaubt. Wie entwickelt sich das Geschäft seitdem? Welche Branchen verlangen naturgemäß wieder nach mehr physischer Präsenz?
Zweifelsohne hat die Pandemie der Messe- und Kongressbranche einen hohen Tribut abverlangt. Aber es hatte auch etwas Gutes: Im Gefühl des Mangels an etablierten Formaten der Geschäftskommunikation haben fast alle Wirtschaftszweige eine neue Wertschätzung für die Wichtigkeit von Messen entwickelt. Was das Russland-Geschäft angeht, sind wir deshalb sehr zufrieden. Durch die Ausweitung der Impfkampagne und eine weitreichende Lockerung der restriktiven Maßnahmen erholt sich die Nachfrage nach und der Besuch von Messen in Russland bemerkenswert schnell. Man muss jedoch verstehen, dass Messen in Russland in den meisten Fällen einen regionalen Charakter haben und sich in erster Linie auf Konsumenten im Inland konzentrieren.
Ein Problem bleibt die internationale Beteiligung. Diese leidet aus objektiven Gründen immer noch stark und kann deshalb noch nicht das frühere Niveau erreichen. Obwohl ich anmerken möchte, dass viele ausländische Firmen, die sich der Bedeutung des russischen Marktes bewusst sind, eifrig verschiedene neue Formate der Teilnahme „ausprobieren“: Indem sie z. B. lokale Partner ins Boot holen oder digitale Interaktionswerkzeuge nutzen.
Kann man bereits absehen, welche weltweit etablierten Messeplätze sich am schnellsten erholen werden?
Meine Antwort liegt auf der Hand: Die Erholungsrate der Messebranche steht in direktem Zusammenhang mit der Wirksamkeit der Corona-Maßnahmen auf nationaler und internationaler Ebene. Wie bereits erwähnt, erholt sich der Messebetrieb in einigen Ländern wie z. B. Russland oder China vor dem Hintergrund der Verbesserung der epidemiologischen Situation, der Akkumulation der kollektiven Immunität und der Ausweitung der Impfungen relativ zügig. Zu meinem tiefen Bedauern bleiben Ausstellungen von überregionalem Schwerpunkt aber nach wie vor eine Geisel der strengen Beschränkungen des grenzüberschreitenden Reiseverkehrs. Ich bin mir aber zu 100 Prozent sicher, dass es, sollten die Maßnahmen einmal gelockert werden, auch bei den globalen Messen zu einer schnellen Erholung kommen wird.
Die Fragen stellten Frank Ebbecke und Dimitri Kling.