Alexander Wagner, Chief Administrative Officer der Rehau Gruppe in Russland, spricht mit uns über die aktuelle Marktsituation, die Lokalisierung der Produktion und die Konkurrenzsituation in Russland.
Herr Wagner, wie schätzen Sie die aktuelle Marktentwicklung im Bereich der Polymerverarbeitung in Russland ein? Natürlich auch vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie.
Wir liefern unsere Produkte und Systemlösungen aus den drei Geschäftsbereichen, mit denen wir vor Ort vertreten sind, hauptsächlich an Baufirmen und große Entwicklungsfirmen sowie OEMs, Innenausstatter und individuelle Anbieter im Möbel- und Küchenbereich. In den für uns relevanten Bereichen können wir derzeit – und dies hatte sich bereits im vergangenen Jahr abgezeichnet – eine positive Entwicklung beobachten. Die Nachfrage bleibt auch in der Krise aus der Befürchtung vor Preiserhöhungen stabil, es wird weiterhin aktiv konsumiert – trotz sinkender Kaufkraft in der Bevölkerung. Auch deshalb konnten Unternehmen der Baubranche ihre Umsätze zuletzt „durch die Bank“ deutlich steigern.
Generell sehen wir im Augenblick bei fast allen Rohstoffen massive Preiserhöhungen. So haben sich zum Beispiel die Preise für PVC seit Mai 2020 mehr als verdoppelt. Hinzu kommen Lieferengpässe bei einzelnen Rohstoffen, weil auch russische Hersteller wegen der globalen Preisentwicklung zunehmend dazu übergegangen sind, ins Ausland zu exportieren, um die wachsende Nachfrage dort zu bedienen. Dies wirkt sich zusätzlich auf das Preisniveau aus.
Es scheint also alles in bester Ordnung zu sein?
Momentan sind wir durchaus zufrieden. Das erste halbe Jahr lief sehr gut. Aber natürlich wissen wir nicht, wie es in der zweiten Jahreshälfte weitergeht. Nach unserer Einschätzung geht ein Teil des derzeitigen Konsums auf die Erwartung zurück, dass in naher Zukunft die Preise noch weiter steigen. Das ist also unter Umständen eine vorgezogene Nachfrage. Deshalb steht die Frage im Raum, ob in der zweiten Jahreshälfte der Punkt erreicht sein könnte, ab dem die Nachfrage abfällt. Das kann momentan niemand sagen. Natürlich hängt vieles auch davon ab, wie sich die Corona-Situation in Russland entwickelt und die Einkommensverhältnisse beeinflusst.
Mit welchen Produkten ist Rehau in Russland schwerpunktmäßig aktiv?
Die Rehau Gruppe ist weltweit in den fünf Geschäftsfeldern Automotive, Building Solutions, Furniture Solutions, Window Solutions und Industrial Solutions tätig. In Russland bilden wir drei davon ab: Window Solutions, Building Solutions und Industrial Solutions. Der wichtigste Bereich ist dabei ganz klar Window Solutions – das Fenstersegment. Das war die Sparte, mit der wir als erstes in Russland aktiv geworden sind und die auch heute vom Umsatz- und Mengenvolumen her dominant ist.
Die Rehau Gruppe hat 2005 eine eigene Produktion in Russland gestartet. Haben sich die Investitionen gelohnt?
In der Tat haben wir 2005 eine eigene Fabrik für Tür- und Fensterprofile aus PVC östlich von Moskau eingeweiht. Davor hatten wir bereits einige Jahre an einem Mietstandort produziert. Heute kann man sagen, dass sich die Hoffnungen mehr als erfüllt haben. Wir hatten das Projekt seinerzeit in drei Baustufen angesetzt, die eigentlich über einen mehrjährigen Zeitraum hinweg umgesetzt werden sollten. Aber schließlich ging alles viel schneller: Ab 2005 wurde ein Modul nach dem anderen installiert und das Werk schon innerhalb von knapp drei Jahren fertiggestellt. Seitdem wird unsere Fertigung permanent modernisiert, um schneller und effizienter produzieren zu können.
Wird auch aus Russland heraus exportiert? Zum Beispiel in die EU?
Wir exportieren aus Russland heraus nach Georgien, Belarus und Kasachstan. Das sind auch die Länder, die von unserer Moskauer Zentrale aus betreut werden. Grundsätzlich versuchen wir mit unseren Werken nah am Kunden zu sein, weshalb etwa die EU durch unsere europäischen Standorte abgedeckt wird. Sowieso werden die Kapazitäten, die wir in unserem russischen Werk haben, zu 100 Prozent für unsere vier Kernmärkte benötigt. Teilweise kommen wir jetzt in der Hauptsaison bereits an unser Limit.
Wie stellt sich die Konkurrenzsituation in Russland dar?
Wir messen uns im Wesentlichen an den großen deutschen Konkurrenten, wobei Rehau seit 2016 der Marktführer in Russland ist. Hinzu kommt aber auch eine Reihe von russischen Profillieferanten, die vor dem Hintergrund der steigenden Nachfrage nach billigeren Systemen zunehmend eine relevante Rolle am Markt spielen. Chinesische Unternehmen spielen dagegen keine so große Rolle.
Die Fragen stellten Frank Ebbecke und Dimitri Kling.
Interview: „Die Nachfrage bleibt auch in der Krise stabil“
Alexander Wagner, Chief Administrative Officer der Rehau Gruppe in Russland, spricht mit uns über die aktuelle Marktsituation, die Lokalisierung der Produktion und die Konkurrenzsituation in Russland.
Herr Wagner, wie schätzen Sie die aktuelle Marktentwicklung im Bereich der Polymerverarbeitung in Russland ein? Natürlich auch vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie.
Wir liefern unsere Produkte und Systemlösungen aus den drei Geschäftsbereichen, mit denen wir vor Ort vertreten sind, hauptsächlich an Baufirmen und große Entwicklungsfirmen sowie OEMs, Innenausstatter und individuelle Anbieter im Möbel- und Küchenbereich. In den für uns relevanten Bereichen können wir derzeit – und dies hatte sich bereits im vergangenen Jahr abgezeichnet – eine positive Entwicklung beobachten. Die Nachfrage bleibt auch in der Krise aus der Befürchtung vor Preiserhöhungen stabil, es wird weiterhin aktiv konsumiert – trotz sinkender Kaufkraft in der Bevölkerung. Auch deshalb konnten Unternehmen der Baubranche ihre Umsätze zuletzt „durch die Bank“ deutlich steigern.
Generell sehen wir im Augenblick bei fast allen Rohstoffen massive Preiserhöhungen. So haben sich zum Beispiel die Preise für PVC seit Mai 2020 mehr als verdoppelt. Hinzu kommen Lieferengpässe bei einzelnen Rohstoffen, weil auch russische Hersteller wegen der globalen Preisentwicklung zunehmend dazu übergegangen sind, ins Ausland zu exportieren, um die wachsende Nachfrage dort zu bedienen. Dies wirkt sich zusätzlich auf das Preisniveau aus.
Es scheint also alles in bester Ordnung zu sein?
Momentan sind wir durchaus zufrieden. Das erste halbe Jahr lief sehr gut. Aber natürlich wissen wir nicht, wie es in der zweiten Jahreshälfte weitergeht. Nach unserer Einschätzung geht ein Teil des derzeitigen Konsums auf die Erwartung zurück, dass in naher Zukunft die Preise noch weiter steigen. Das ist also unter Umständen eine vorgezogene Nachfrage. Deshalb steht die Frage im Raum, ob in der zweiten Jahreshälfte der Punkt erreicht sein könnte, ab dem die Nachfrage abfällt. Das kann momentan niemand sagen. Natürlich hängt vieles auch davon ab, wie sich die Corona-Situation in Russland entwickelt und die Einkommensverhältnisse beeinflusst.
Mit welchen Produkten ist Rehau in Russland schwerpunktmäßig aktiv?
Die Rehau Gruppe ist weltweit in den fünf Geschäftsfeldern Automotive, Building Solutions, Furniture Solutions, Window Solutions und Industrial Solutions tätig. In Russland bilden wir drei davon ab: Window Solutions, Building Solutions und Industrial Solutions. Der wichtigste Bereich ist dabei ganz klar Window Solutions – das Fenstersegment. Das war die Sparte, mit der wir als erstes in Russland aktiv geworden sind und die auch heute vom Umsatz- und Mengenvolumen her dominant ist.
Die Rehau Gruppe hat 2005 eine eigene Produktion in Russland gestartet. Haben sich die Investitionen gelohnt?
In der Tat haben wir 2005 eine eigene Fabrik für Tür- und Fensterprofile aus PVC östlich von Moskau eingeweiht. Davor hatten wir bereits einige Jahre an einem Mietstandort produziert. Heute kann man sagen, dass sich die Hoffnungen mehr als erfüllt haben. Wir hatten das Projekt seinerzeit in drei Baustufen angesetzt, die eigentlich über einen mehrjährigen Zeitraum hinweg umgesetzt werden sollten. Aber schließlich ging alles viel schneller: Ab 2005 wurde ein Modul nach dem anderen installiert und das Werk schon innerhalb von knapp drei Jahren fertiggestellt. Seitdem wird unsere Fertigung permanent modernisiert, um schneller und effizienter produzieren zu können.
Wird auch aus Russland heraus exportiert? Zum Beispiel in die EU?
Wir exportieren aus Russland heraus nach Georgien, Belarus und Kasachstan. Das sind auch die Länder, die von unserer Moskauer Zentrale aus betreut werden. Grundsätzlich versuchen wir mit unseren Werken nah am Kunden zu sein, weshalb etwa die EU durch unsere europäischen Standorte abgedeckt wird. Sowieso werden die Kapazitäten, die wir in unserem russischen Werk haben, zu 100 Prozent für unsere vier Kernmärkte benötigt. Teilweise kommen wir jetzt in der Hauptsaison bereits an unser Limit.
Wie stellt sich die Konkurrenzsituation in Russland dar?
Wir messen uns im Wesentlichen an den großen deutschen Konkurrenten, wobei Rehau seit 2016 der Marktführer in Russland ist. Hinzu kommt aber auch eine Reihe von russischen Profillieferanten, die vor dem Hintergrund der steigenden Nachfrage nach billigeren Systemen zunehmend eine relevante Rolle am Markt spielen. Chinesische Unternehmen spielen dagegen keine so große Rolle.
Die Fragen stellten Frank Ebbecke und Dimitri Kling.