Russland gilt europaweit bereits als Vorreiter beim autonomen Fahren. Aber die Ambitionen gehen weiter, noch viel weiter.
Russland steht vor einer umfassenden Transformation des gesamten Verkehrsbereichs. Geplant sind nicht nur ein besseres Monitoring und elektronische Datenverwaltung für den Lastwagenverkehr oder einheitliche E-Tickets für Personenverkehr, sondern komplett digitale Transportkorridore sowie digitale Umweltüberwachung, aber auch Schaffung rechtlicher Grundlagen für den Einsatz von KI und autonomen Fahrzeugen.
Übergeordnetes Ziel ist der Aufbau eines digitalen Verkehrsökosystems. Damit will das flächengrößte Land der Welt die eigene Logistik verbessern und zugleich zu einem attraktiveren Partner für die eurasischen Nachbarn im Transitverkehr werden. Über eine neue „Digitale Plattform des Verkehrsbereichs“ werden bereits jetzt in Echtzeit Daten über Verkehrsgüterströme, Infrastrukturzustand, Lagerkapazitäten, Wetterbedingungen und Umweltbelastung ausgetauscht.
Big Data mit Autodata.rus
Eine der wichtigsten Säulen der Transformation ist das erst im Herbst 2019 gegründete interdisziplinäreKonsortium „Autodata.rus“. Hier arbeiten nationale und regionale Behörden, Großkonzerne, Verbände sowie Start-ups mit dem Ziel zusammen, nicht einfach nur eine nationale Service-Telematik-Plattform aufzubauen. Autodata soll vielmehr das erste Beispiel für die weltweit größte Datensammlung in der Autobranche sowie für Interaktion integrierter Kfz-Plattformen mit der äußeren digitalen Straßen- und Verkehrsinfrastruktur werden.
Auf dieser für Big Data ausgelegten Plattform fließen enorme Datenströme zusammen – über den technischen Zustand und Geschwindigkeit von Kraftfahrzeugen, die Fahrweise von Kraftfahrern, den Straßenzustand, aktuelle Wetterbedingungen und die konkrete Umweltsituation. Personenbezogene Daten werden laut dem Präsidenten des russischen Satellitennavigationssystems GLONASS, Alexander Gurko, über Autodata nicht gesammelt.
Damit eine Privatisierung der Daten von Anfang an ausgeschlossen ist, bekommen alle interessierten Branchenteilenehmer einen gleichberechtigten Zugang. Mit den gewonnenen Daten und deren intelligenter Auswertung wollen russische Unternehmen ihre Produkte und Dienstleistungen für die Autobesitzer, kommunale Verkehrsbetriebe und Verkehrsnetzdienstleister, Straßendienste, Versicherungs- und Logistikunternehmen weiterentwickeln und neue Lösungen schaffen. Beispiel Straßenverkehrskameras: Mithilfe solcher Kameras soll künftig eine vorausschauende Verkehrsanalyse möglich sein neben dem Monitoring des aktuellen Straßenzustands.
Auch auf der regionalen Ebene werden neue Initiativen ergriffen. Das Moskauer Institut für Stadtverkehr MosTransProjekt baute in Nowaja Moskwa ein Testgelände für Produkte und Technologien auf. Im Dezember 2019 fand dort zum ersten Mal der internationale Tech-Wettbewerb „Up Great – Winterstadt für autonome Autos“ statt. Ab 2021 werden auf einem weiteren Gelände Mobility-Pilotprojekte wie autonome Fahrzeuge, neue Ampelanlagen und Straßenkameras getestet.
Russische Unternehmen ziehen aktiv mit
Russische Logistiker und Transportunternehmen schätzen das Einsparpotenzial durch Digitalisierung auf bis zu 35 Prozent der Betriebskosten. So wird das Angebot russischer Start-ups immer größer und reicht jetzt schon vom digitalen Lieferschein über elektronische Versiegelung und Anmeldung von Gütern bis zu Smart-Road-Lösungen. Und die Liste wird immer länger.
Einer der Branchenführer im Bereich der Autosicherheit ist die Firma StarLine aus Sankt Petersburg mit Schwerpunkten Automatisierung, Robotik und Telematik. Sie entwickelt gerade eine universelle Plattform, die die Integration der fahrerlosen Technologie in jedes beliebige Transportmittel ermöglicht.
Das Unternehmen BaseTracK wiederum hat sich auf Lösungen für teil- beziehungsweise vollautomatisierte Transportmittel auf Grundlage der neuen Technologie „virtuelle Gleise“ spezialisiert. Mit einer Kombination aus Telematikanlage auf dem Fahrzeug sowie Codes und Algorithmen für die Geonavigation will Gründer Andrej Wawilin eine Alternative zu den gängigen optischen Systemen finden, die beispielsweise Yandex in seinen autonomen Fahrzeugen einsetzt.
Einige der etablierten Anbieter wie beispielsweise das Unternehmen Omnicomm gehören zu den Pionieren der russischen Telematikbranche. Vor 20 Jahren wurde die bis dahin in der Luftfahrt eingesetzte Technologie der Bemessung von Kraftstoffmenge für Transportfirmen für den Boden adaptiert. Heute gehören dem Unternehmen 25 Prozent der Logistikterminale, und jeder dritte Kraftstoffstand-Sensor stammt von Omnicomm. Das Segment Verkehrstelematik erreichte 2018 in Russland ein Volumen von 185 Millionen Euro – mit Wachstumsprognosen von zehn Prozent pro Jahr.
Ekaterina Wehmeyer Repräsentanz der Handels- und Industriekammer Russlands in Deutschland
Digitalisierung: Russland ganz mobil
Russland gilt europaweit bereits als Vorreiter beim autonomen Fahren. Aber die Ambitionen gehen weiter, noch viel weiter.
Russland steht vor einer umfassenden Transformation des gesamten Verkehrsbereichs. Geplant sind nicht nur ein besseres Monitoring und elektronische Datenverwaltung für den Lastwagenverkehr oder einheitliche E-Tickets für Personenverkehr, sondern komplett digitale Transportkorridore sowie digitale Umweltüberwachung, aber auch Schaffung rechtlicher Grundlagen für den Einsatz von KI und autonomen Fahrzeugen.
Übergeordnetes Ziel ist der Aufbau eines digitalen Verkehrsökosystems. Damit will das flächengrößte Land der Welt die eigene Logistik verbessern und zugleich zu einem attraktiveren Partner für die eurasischen Nachbarn im Transitverkehr werden. Über eine neue „Digitale Plattform des Verkehrsbereichs“ werden bereits jetzt in Echtzeit Daten über Verkehrsgüterströme, Infrastrukturzustand, Lagerkapazitäten, Wetterbedingungen und Umweltbelastung ausgetauscht.
Big Data mit Autodata.rus
Eine der wichtigsten Säulen der Transformation ist das erst im Herbst 2019 gegründete interdisziplinäreKonsortium „Autodata.rus“. Hier arbeiten nationale und regionale Behörden, Großkonzerne, Verbände sowie Start-ups mit dem Ziel zusammen, nicht einfach nur eine nationale Service-Telematik-Plattform aufzubauen. Autodata soll vielmehr das erste Beispiel für die weltweit größte Datensammlung in der Autobranche sowie für Interaktion integrierter Kfz-Plattformen mit der äußeren digitalen Straßen- und Verkehrsinfrastruktur werden.
Auf dieser für Big Data ausgelegten Plattform fließen enorme Datenströme zusammen – über den technischen Zustand und Geschwindigkeit von Kraftfahrzeugen, die Fahrweise von Kraftfahrern, den Straßenzustand, aktuelle Wetterbedingungen und die konkrete Umweltsituation. Personenbezogene Daten werden laut dem Präsidenten des russischen Satellitennavigationssystems GLONASS, Alexander Gurko, über Autodata nicht gesammelt.
Damit eine Privatisierung der Daten von Anfang an ausgeschlossen ist, bekommen alle interessierten Branchenteilenehmer einen gleichberechtigten Zugang. Mit den gewonnenen Daten und deren intelligenter Auswertung wollen russische Unternehmen ihre Produkte und Dienstleistungen für die Autobesitzer, kommunale Verkehrsbetriebe und Verkehrsnetzdienstleister, Straßendienste, Versicherungs- und Logistikunternehmen weiterentwickeln und neue Lösungen schaffen. Beispiel Straßenverkehrskameras: Mithilfe solcher Kameras soll künftig eine vorausschauende Verkehrsanalyse möglich sein neben dem Monitoring des aktuellen Straßenzustands.
Auch auf der regionalen Ebene werden neue Initiativen ergriffen. Das Moskauer Institut für Stadtverkehr MosTransProjekt baute in Nowaja Moskwa ein Testgelände für Produkte und Technologien auf. Im Dezember 2019 fand dort zum ersten Mal der internationale Tech-Wettbewerb „Up Great – Winterstadt für autonome Autos“ statt. Ab 2021 werden auf einem weiteren Gelände Mobility-Pilotprojekte wie autonome Fahrzeuge, neue Ampelanlagen und Straßenkameras getestet.
Russische Unternehmen ziehen aktiv mit
Russische Logistiker und Transportunternehmen schätzen das Einsparpotenzial durch Digitalisierung auf bis zu 35 Prozent der Betriebskosten. So wird das Angebot russischer Start-ups immer größer und reicht jetzt schon vom digitalen Lieferschein über elektronische Versiegelung und Anmeldung von Gütern bis zu Smart-Road-Lösungen. Und die Liste wird immer länger.
Einer der Branchenführer im Bereich der Autosicherheit ist die Firma StarLine aus Sankt Petersburg mit Schwerpunkten Automatisierung, Robotik und Telematik. Sie entwickelt gerade eine universelle Plattform, die die Integration der fahrerlosen Technologie in jedes beliebige Transportmittel ermöglicht.
Das Unternehmen BaseTracK wiederum hat sich auf Lösungen für teil- beziehungsweise vollautomatisierte Transportmittel auf Grundlage der neuen Technologie „virtuelle Gleise“ spezialisiert. Mit einer Kombination aus Telematikanlage auf dem Fahrzeug sowie Codes und Algorithmen für die Geonavigation will Gründer Andrej Wawilin eine Alternative zu den gängigen optischen Systemen finden, die beispielsweise Yandex in seinen autonomen Fahrzeugen einsetzt.
Einige der etablierten Anbieter wie beispielsweise das Unternehmen Omnicomm gehören zu den Pionieren der russischen Telematikbranche. Vor 20 Jahren wurde die bis dahin in der Luftfahrt eingesetzte Technologie der Bemessung von Kraftstoffmenge für Transportfirmen für den Boden adaptiert. Heute gehören dem Unternehmen 25 Prozent der Logistikterminale, und jeder dritte Kraftstoffstand-Sensor stammt von Omnicomm. Das Segment Verkehrstelematik erreichte 2018 in Russland ein Volumen von 185 Millionen Euro – mit Wachstumsprognosen von zehn Prozent pro Jahr.
Ekaterina Wehmeyer
Repräsentanz der Handels- und Industriekammer Russlands in Deutschland