Wir sprachen mit Heinrich Steinhauer, Leiter der Niederlassung Moskau der Landesbank Hessen-Thüringen Girozentrale (Helaba), über das Russlandgeschäft des Instituts, das russische Bankensystem und die Vorteile eines schwachen Rubels.
Seit wann ist Ihre Bank in Russland präsent und was war das Konzept dafür?
Im Mai 2008 eröffneten wir eine Repräsentanz in Moskau mit Zuständigkeit für Russland, die gesamte übrige GUS-Region und die Mongolei. Für uns als Helaba war es wichtig, unsere Kunden, sowie die Kunden der Sparkassen bei ihren geschäftlichen Aktivitäten in dieser Region zu begleiten.
Welche Bankaktivitäten sind Ihnen hierzulande als ausländisches Finanzinstitut erlaubt, bei welchen liegen Ihre Schwerpunkte?
Die Finanzierung und Absicherung von Exporten unserer Kunden sowie der Sparkassenkunden kann viel günstiger aus Deutschland heraus abgewickelt werden, so dass eine Lizenz zum Betreiben von Bankgeschäften in Russland für unser Haus nicht notwendig ist. Die Repräsentanz Moskau unterstützt und berät daher nicht nur Helaba- und Sparkassen-Mitarbeitende, sondern auch deren Kundschaft zu allen relevanten Aspekten diese Märkte betreffend.
Wie sehen Sie Ihre Konkurrenzsituation hier – mit Blick auf in- und andere ausländische Banken?
Im grenzüberschreitenden Finanzierungs- und Absicherungsgeschäft, welches überwiegend unter Einbindung einer lokalen Bank aus diesen Zielmärkten dargestellt wird, ist es sogar ein Wettbewerbsvorteil, keine eigene Tochterbank, sondern nur eine Repräsentanz zu haben. Somit können uns lokale Banken bedenkenlos Geschäfte andienen, ohne befürchten zu müssen, dass Firmenkundenbetreuer auf die Importeure zwecks Akquise zugehen. Die inländischen Banken sind somit unsere Geschäftspartner; selbst von Tochterbanken ausländischer Banken bekommen wir Geschäfte angeboten. Die Wettbewerbssituation entsteht erst, wenn andere deutsche oder internationale Banken bzw. deren in Deutschland befindlichen Niederlassungen für dieselbe Transaktion mitbieten.
Zum russischen Bankensystem: Am 1. September 2021 waren in Russland insgesamt 375 Kreditinstitute aktiv, davon 66 Institute mit ausländischer Beteiligung von mehr als 50 Prozent. Die akkumulierten Aktiva des gesamten Bankensystems betragen 113,4 Trillionen Rubel (ca. 1,3 Trillionen Euro); davon entfallen auf die von Ausländern kontrollierten Banken nur elf Prozent. Von allen Unternehmenskrediten entfallen nur 8,7 Prozent auf die von ausländischen (Tochter-) Banken gewährte Kredite. Wie man sieht, ist die Rolle der ausländischen Banken, welche in Russland über eine Banklizenz verfügen und lokale Bankgeschäfte betreiben, im Hinblick auf das gesamte Bankensystem doch sehr überschaubar.
Wie schätzen Sie die allgemeinwirtschaftlichen Folgen der Rubel-Schwankungen und ständigen Zinssatz-Erhöhungen der russischen Zentralbank ein?
Sich ständig ändernde Umstände sind ein weitaus größeres Übel als die absolute Höhe eines Wechselkurses oder eines Zinssatzes. Ein schwacher Rubel belastet natürlich das Exportgeschäft deutscher Unternehmen. Umgekehrt hilft ein schwacher Rubel russischen Exporten und damit auch deutschen Unternehmen, welche in Russland lokal produzieren und aus Russland heraus exportieren. Die russische Zentralbank agiert vorausschauend und umsichtig. In ihrem Agieren ist sie erstaunlich unabhängig von der Regierung und äußerst professionell.
Interview: „Russische Zentralbank agiert äußerst professionell“
Wir sprachen mit Heinrich Steinhauer, Leiter der Niederlassung Moskau der Landesbank Hessen-Thüringen Girozentrale (Helaba), über das Russlandgeschäft des Instituts, das russische Bankensystem und die Vorteile eines schwachen Rubels.
Seit wann ist Ihre Bank in Russland präsent und was war das Konzept dafür?
Im Mai 2008 eröffneten wir eine Repräsentanz in Moskau mit Zuständigkeit für Russland, die gesamte übrige GUS-Region und die Mongolei. Für uns als Helaba war es wichtig, unsere Kunden, sowie die Kunden der Sparkassen bei ihren geschäftlichen Aktivitäten in dieser Region zu begleiten.
Welche Bankaktivitäten sind Ihnen hierzulande als ausländisches Finanzinstitut erlaubt, bei welchen liegen Ihre Schwerpunkte?
Die Finanzierung und Absicherung von Exporten unserer Kunden sowie der Sparkassenkunden kann viel günstiger aus Deutschland heraus abgewickelt werden, so dass eine Lizenz zum Betreiben von Bankgeschäften in Russland für unser Haus nicht notwendig ist. Die Repräsentanz Moskau unterstützt und berät daher nicht nur Helaba- und Sparkassen-Mitarbeitende, sondern auch deren Kundschaft zu allen relevanten Aspekten diese Märkte betreffend.
Wie sehen Sie Ihre Konkurrenzsituation hier – mit Blick auf in- und andere ausländische Banken?
Im grenzüberschreitenden Finanzierungs- und Absicherungsgeschäft, welches überwiegend unter Einbindung einer lokalen Bank aus diesen Zielmärkten dargestellt wird, ist es sogar ein Wettbewerbsvorteil, keine eigene Tochterbank, sondern nur eine Repräsentanz zu haben. Somit können uns lokale Banken bedenkenlos Geschäfte andienen, ohne befürchten zu müssen, dass Firmenkundenbetreuer auf die Importeure zwecks Akquise zugehen. Die inländischen Banken sind somit unsere Geschäftspartner; selbst von Tochterbanken ausländischer Banken bekommen wir Geschäfte angeboten. Die Wettbewerbssituation entsteht erst, wenn andere deutsche oder internationale Banken bzw. deren in Deutschland befindlichen Niederlassungen für dieselbe Transaktion mitbieten.
Zum russischen Bankensystem: Am 1. September 2021 waren in Russland insgesamt 375 Kreditinstitute aktiv, davon 66 Institute mit ausländischer Beteiligung von mehr als 50 Prozent. Die akkumulierten Aktiva des gesamten Bankensystems betragen 113,4 Trillionen Rubel (ca. 1,3 Trillionen Euro); davon entfallen auf die von Ausländern kontrollierten Banken nur elf Prozent. Von allen Unternehmenskrediten entfallen nur 8,7 Prozent auf die von ausländischen (Tochter-) Banken gewährte Kredite. Wie man sieht, ist die Rolle der ausländischen Banken, welche in Russland über eine Banklizenz verfügen und lokale Bankgeschäfte betreiben, im Hinblick auf das gesamte Bankensystem doch sehr überschaubar.
Wie schätzen Sie die allgemeinwirtschaftlichen Folgen der Rubel-Schwankungen und ständigen Zinssatz-Erhöhungen der russischen Zentralbank ein?
Sich ständig ändernde Umstände sind ein weitaus größeres Übel als die absolute Höhe eines Wechselkurses oder eines Zinssatzes. Ein schwacher Rubel belastet natürlich das Exportgeschäft deutscher Unternehmen. Umgekehrt hilft ein schwacher Rubel russischen Exporten und damit auch deutschen Unternehmen, welche in Russland lokal produzieren und aus Russland heraus exportieren. Die russische Zentralbank agiert vorausschauend und umsichtig. In ihrem Agieren ist sie erstaunlich unabhängig von der Regierung und äußerst professionell.
Die Fragen stellte Frank Ebbecke.