Das einzige, was sicher ist, ist der beständige Wandel, wird doch immer gerne gesagt. Und der hat schon in den letzten beiden Jahren die Welt mit argen Turbulenzen bis zu zerstörerischen Tornados in allen Lebens- und Schaffensbereichen ordentlich durchgerüttelt. Nicht vieles ist mehr so wie es mal war.
Klar ist hier von der Pandemie die Rede. Aber nicht von deren scharfem Einschnitt in die gesundheitliche Befindlichkeit der Menschheit an sich, viel mehr von ihren Langzeitkonsequenzen für Gesellschaft und Wirtschaft. Der hemmungslose Wachstumsglaube ist einem oft hilflos wirkenden Strategietaumel seitens der verantwortlichen Politiker und Unternehmenslenker gewichen. Dazu schlägt die von ihm verantwortungslos ausgebeutete und zu lange geschundene Natur in allen Formen brutal zurück. Dennoch hat – wie immer – alles Schwierig-Schlechte auch seine mutmachend-guten Seiten: Der Mensch und sein Erdenschicksal sind einen beruhigenden Schritt näher in den allgemeinen Fokus gerückt.
Zur überlebensnotwendigen Schadensbegrenzung sind noch ungeahnte kreative Ideen und neue, entsprechend zielgerichtete Innovationskraft angesagt. Das haben die Menschen schon immer gestemmt: Schließlich ist das nicht die erste Epidemie der Geschichte, jede industrielle Revolution und ökonomische Entwicklung hatte gleichzeitig ihre destruktiven Schattenseiten. Was passiert, ist passiert, aber manches hätte einfach nicht passieren müssen und dürfen. Deshalb jetzt vom Ist- zum Soll-Zustand, zu einem ersten Blick in die Kristallkugel für das blitzschnell aufkommende neue Lebensjahr, eine primäre, willkürlich ausgedünnte Auflistung ohne Prioritäten höchstwahrscheinlicher Schrecknisse wie Lichtblicke in 2022:
Folgenschwere: Auch das nächste Jahr wird grundsätzlich von der Notwendigkeit geprägt sein, sich an alle möglichen neuen Realitäten im Zuge der Pandemie anzupassen. Welche? Wer kann das schon so genau wissen? Überraschungen, wie schmerzhaft gelernt, sind vorprogrammiert.
Pandemietrend: Immer neue Mutationen des Corona-Virus halten die weltweite Medizinwissenschaft und ihre Laboratorien in hektischer Betriebsamkeit. Es wird neue, sicherere Vakzin-Varianten geben, Präventiv-Pharmazeutika werden erfunden werden.
Spaltgesellschaft: Der Spalt durch die Gesellschaft wird je radikaler desto weiter die Gesundheitsgeißel fortschreitet und sich diversifiziert – sozialkonforme Impfpflicht-Willige gegen selbstsüchtige, selbsternannte Verteidiger ihrer persönlichen Freiheit.
Reiseunlust: Die personifizierte Mobilität nimmt mit der behutsam wieder aufflammenden Konjunktur der Volkswirtschaften an Fahrt auf. Aber derweil ist gut die Hälfte der Geschäftsreisen schon der Digitalroutine gewichen – gut für die Erde, aber schlecht für Touristen, deren Reisen doch von kaufkräftigen Geschäftsreisenden subventioniert werden.
Klimakrise: Die wird entgegen aller hehren Absichtserklärungen und globalen Vereinbarungen weiter vor sich hin schwelen. Auch wenn die Natur sich immer vehementer dagegen wehrt und Warnkatastrophen schickt, herrscht bei den politischen Entscheidungsträgern oft ein auffallender Mangel an Dringlichkeit, wenn es um die Eindämmung des gefährlichen Klimawandels geht – da diktieren andere Interessen national-wirtschaftlicher Art die Aktionsagenda.
Hausarbeit: Es besteht ein breiter Konsens darüber, dass die Zukunft weiter „hybrid“sein wird. Mehr Menschen werden mehr Tage im Homeoffice verbringen müssen und wollen. Es werden lebhafte Debatten laufen, die sich zum Beispiel auch mit Steuervorschriften und der Überwachung von „Fernarbeitern“ beschäftigen.
Geldentwertung: Die heftige Inflationswelle kreist inzwischen um den Globus – von den USA bis nach Russland und Deutschland – und das wird sie weiter tun. Da müssen sich die Zentralbanken schleunigst alternative Finanzinstrumentarien einfallen lassen.
„Techlash“: Die Regulierungsbehörden in West und Ost versuchen längst, aber bislang reichlich erfolglos. die Tech-Giganten stärker zu binden, haben aber noch kaum Einfluss auf Wachstum, Gewinn und Verbraucherschutz nehmen können.
„Space-Race“: 2022 wird das neue Reiseziel der extrem Gutbetuchten dieser ebenso extrem ungleichen Weltgesellschaft einen wahren Boom erleben.
Weltspiele: Olympische Winterspiele in Peking und Fußball-Weltmeisterschaft in Katar – globale Wiedervereinigungschancen, die gerade im dritten Covid-Jahr so bedeutsam sein könnten. Sie werden stattfinden, aber schon jetzt überschattet von vielen Protesten gegen die beiden Gastgeberländer und Boykottandrohungen von Nationalmannschaften – da trennen menschliche Werte- und Rechtsvorstellungen Welten.
„Kalter Krieg“: Die größte Hoffnung für 2022 ist aber, dass der inzwischen jahrelang eskalierende „Permafrost“ zwischen Ost und West mit immer wieder neuen Provokationen aus beiden Lagern auch angesichts der nur gemeinsam lösbaren Weltprobleme zu einem respektvolleren, gesellschafts- und wirtschaftsfördernden Dialog der Vernunft auftaut. Dabei ist das autokratisch geführte China mit seinem aggressiven globalen Vormachtstreben unbedingt und fest mit einzubinden.
Hoffen wir einfach mal.
Frank Ebbecke Senior Executive Consultant owc Verlag für Außenwirtschaft
Ebbecke kommentiert: Die beste Zukunft ist die, die man sich schafft
Das einzige, was sicher ist, ist der beständige Wandel, wird doch immer gerne gesagt. Und der hat schon in den letzten beiden Jahren die Welt mit argen Turbulenzen bis zu zerstörerischen Tornados in allen Lebens- und Schaffensbereichen ordentlich durchgerüttelt. Nicht vieles ist mehr so wie es mal war.
Klar ist hier von der Pandemie die Rede. Aber nicht von deren scharfem Einschnitt in die gesundheitliche Befindlichkeit der Menschheit an sich, viel mehr von ihren Langzeitkonsequenzen für Gesellschaft und Wirtschaft. Der hemmungslose Wachstumsglaube ist einem oft hilflos wirkenden Strategietaumel seitens der verantwortlichen Politiker und Unternehmenslenker gewichen. Dazu schlägt die von ihm verantwortungslos ausgebeutete und zu lange geschundene Natur in allen Formen brutal zurück. Dennoch hat – wie immer – alles Schwierig-Schlechte auch seine mutmachend-guten Seiten: Der Mensch und sein Erdenschicksal sind einen beruhigenden Schritt näher in den allgemeinen Fokus gerückt.
Zur überlebensnotwendigen Schadensbegrenzung sind noch ungeahnte kreative Ideen und neue, entsprechend zielgerichtete Innovationskraft angesagt. Das haben die Menschen schon immer gestemmt: Schließlich ist das nicht die erste Epidemie der Geschichte, jede industrielle Revolution und ökonomische Entwicklung hatte gleichzeitig ihre destruktiven Schattenseiten. Was passiert, ist passiert, aber manches hätte einfach nicht passieren müssen und dürfen. Deshalb jetzt vom Ist- zum Soll-Zustand, zu einem ersten Blick in die Kristallkugel für das blitzschnell aufkommende neue Lebensjahr, eine primäre, willkürlich ausgedünnte Auflistung ohne Prioritäten höchstwahrscheinlicher Schrecknisse wie Lichtblicke in 2022:
Folgenschwere: Auch das nächste Jahr wird grundsätzlich von der Notwendigkeit geprägt sein, sich an alle möglichen neuen Realitäten im Zuge der Pandemie anzupassen. Welche? Wer kann das schon so genau wissen? Überraschungen, wie schmerzhaft gelernt, sind vorprogrammiert.
Pandemietrend: Immer neue Mutationen des Corona-Virus halten die weltweite Medizinwissenschaft und ihre Laboratorien in hektischer Betriebsamkeit. Es wird neue, sicherere Vakzin-Varianten geben, Präventiv-Pharmazeutika werden erfunden werden.
Spaltgesellschaft: Der Spalt durch die Gesellschaft wird je radikaler desto weiter die Gesundheitsgeißel fortschreitet und sich diversifiziert – sozialkonforme Impfpflicht-Willige gegen selbstsüchtige, selbsternannte Verteidiger ihrer persönlichen Freiheit.
Reiseunlust: Die personifizierte Mobilität nimmt mit der behutsam wieder aufflammenden Konjunktur der Volkswirtschaften an Fahrt auf. Aber derweil ist gut die Hälfte der Geschäftsreisen schon der Digitalroutine gewichen – gut für die Erde, aber schlecht für Touristen, deren Reisen doch von kaufkräftigen Geschäftsreisenden subventioniert werden.
Klimakrise: Die wird entgegen aller hehren Absichtserklärungen und globalen Vereinbarungen weiter vor sich hin schwelen. Auch wenn die Natur sich immer vehementer dagegen wehrt und Warnkatastrophen schickt, herrscht bei den politischen Entscheidungsträgern oft ein auffallender Mangel an Dringlichkeit, wenn es um die Eindämmung des gefährlichen Klimawandels geht – da diktieren andere Interessen national-wirtschaftlicher Art die Aktionsagenda.
Hausarbeit: Es besteht ein breiter Konsens darüber, dass die Zukunft weiter „hybrid“sein wird. Mehr Menschen werden mehr Tage im Homeoffice verbringen müssen und wollen. Es werden lebhafte Debatten laufen, die sich zum Beispiel auch mit Steuervorschriften und der Überwachung von „Fernarbeitern“ beschäftigen.
Geldentwertung: Die heftige Inflationswelle kreist inzwischen um den Globus – von den USA bis nach Russland und Deutschland – und das wird sie weiter tun. Da müssen sich die Zentralbanken schleunigst alternative Finanzinstrumentarien einfallen lassen.
„Techlash“: Die Regulierungsbehörden in West und Ost versuchen längst, aber bislang reichlich erfolglos. die Tech-Giganten stärker zu binden, haben aber noch kaum Einfluss auf Wachstum, Gewinn und Verbraucherschutz nehmen können.
„Space-Race“: 2022 wird das neue Reiseziel der extrem Gutbetuchten dieser ebenso extrem ungleichen Weltgesellschaft einen wahren Boom erleben.
Weltspiele: Olympische Winterspiele in Peking und Fußball-Weltmeisterschaft in Katar – globale Wiedervereinigungschancen, die gerade im dritten Covid-Jahr so bedeutsam sein könnten. Sie werden stattfinden, aber schon jetzt überschattet von vielen Protesten gegen die beiden Gastgeberländer und Boykottandrohungen von Nationalmannschaften – da trennen menschliche Werte- und Rechtsvorstellungen Welten.
„Kalter Krieg“: Die größte Hoffnung für 2022 ist aber, dass der inzwischen jahrelang eskalierende „Permafrost“ zwischen Ost und West mit immer wieder neuen Provokationen aus beiden Lagern auch angesichts der nur gemeinsam lösbaren Weltprobleme zu einem respektvolleren, gesellschafts- und wirtschaftsfördernden Dialog der Vernunft auftaut. Dabei ist das autokratisch geführte China mit seinem aggressiven globalen Vormachtstreben unbedingt und fest mit einzubinden.
Hoffen wir einfach mal.
Frank Ebbecke
Senior Executive Consultant
owc Verlag für Außenwirtschaft