Auf der IAA Mobility 2021 in München präsentierte Great Wall Motor die Designstudie iNEST seiner Luxusmarke WEY. Foto: IMAGO / MiS
Bei E-Mobilität geben Chinas Autohersteller die Route vor. Jetzt steuern immer mehr den europäischen Markt an.
„Deutsche Automobilhersteller müssen sich warm anziehen. Die Chinesen werden bei der Innovationsstärke nicht nur im eigenen Land, sondern auch in Europa, wo das Thema ebenfalls enorm wichtig ist, aufholen“, warnt Prof. Stefan Bratzel. Damit überrascht der Gründer und Direktor des unabhängigen Forschungsinstituts Center of Automotive Management (CAM) an der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach. Denn Mitte Januar hat das CAM den „Automotive Innovations Report 2021“ veröffentlicht – und Volkswagen, BMW und Daimler belegen in der Mehrjahresbetrachtung seit 2016 mit weitem Vorsprung die Spitzenpositionen unter 29 Herstellern (OEMs).
„Die Ambition der chinesischen Hersteller ist, in die Top 5 zu kommen“, stellt Bratzel klar. Im Bereich Elektromobilität sei das schon erreicht. „China Daily“ veröffentlichte im Januar eine Rangliste der meisterverkauften New Energy Vehicles (NEV) 2021 auf dem chinesischen Binnenmarkt. Auf den zehn vorderen Plätzen findet sich mit Tesla nur ein einziger nicht einheimischer OEM. Verkaufsschlager ist der batteriebetriebene Kleinstwagen Hongguang Mini EV des Gemeinschaftsunternehmens von SAIC Motor aus Shanghai und General Motors. Zwei BYD-Modelle belegen die Plätze zwei und vier.
Weitere chinesische Marken werden probieren, hier Fuß zu fassen. Ich glaube, dass diese Welle sehr viel erfolgversprechender sein wird als die erste.
Prof. Stefan Bratzel
Kein Träumer, sondern ein Macher: BYD Im CAM-Innovationsranking verzeichnet BYD mit mehr als 300 Prozent das größte Wachstum. Deshalb sagt Bratzel: „Man muss immer stärker auf die Chinesen schauen.“ BYD steht für Build Your Dreams und verwirklicht mit Riesenschritten seine Träume: Als bestplatzierter chinesischer Autohersteller der Jahre 2019 bis 2021 ist der Mischkonzern aus Shenzhen von Position 20 (2016–2018) auf Rang acht aufgerückt. Den Sprung erklärt der CAM-Direktor so: „BYD ist Gesamtanbieter im Bereich Elektromobilität mit integrierter Wertschöpfungskette, der unter anderem Batteriezellen selber herstellt.“ Der OEM startete frühzeitig eine breite Elektrooffensive und konnte in unterschiedlichen Marktsegmenten zahlreiche Modelle etablieren.
Inzwischen beliefert BYD auch Norwegen, wo E-Fahrzeuge 2021 einen Anteil von 65 Prozent beim Neuwagenabsatz erreichten. Im Monat Oktober schaffte es der SUV BYD Tang laut norwegischem Informationsamt für den Straßenverkehr (OFV) unter die zehn meistverkauften Modelle. In China findet Bratzel die Kooperation mit dem Uber-Rivalen Didi Chuxing Technology clever: Der E-Mittelklassewagen BYD D1 wurde für die Personenbeförderung per App (Ride-Hailing) entwickelt und startete Ende 2020 in Changsha. Spezielle Features wie das regenbogenfarbene Abhollicht und Infotainment kommen bei Fahrgästen gut an. Der Autoexperte sieht reichlich Potenzial: „Die Didi-Plattform verfügt über die weltweit größte gemeinschaftliche Elektrofahrzeugflotte mit circa einer Million Autos. Das entspricht aber erst einem Fünftel der Fahrleistung.“
Offiziell wurden im vergangenen Jahr 3,52 Millionen NEV in China verkauft – 160 Prozent mehr als 2020. Nach Angaben des Ministeriums für Industrie und Informationstechnologie in Peking hatten Elektroautos in der Volksrepublik 2021 eine Marktdurchdringungsrate von 13,4 Prozent. Damit führte das Land laut Ministerium zum siebten Mal in Folge weltweit bei den NEV-Verkaufszahlen.
Vernetzungsspezialist Great Wall Motor: in Deutschland gestartet Im CAM-Innovationsranking folgt hinter BYD auf Rang neun Great Wall Motor (GWM). Zwei Elektromodelle des OEM aus Baoding in der Provinz Hebei sollen im ersten Halbjahr 2022 nach Europa kommen: der Wey Coffee 01, ein SUV der Premiummarke Haval, und der Kompaktwagen Ora Cat, die beide dank künstlicher Intelligenz automatisch einparken. Einstiegsmarkt ist Deutschland, wo GWM seit Ende 2021 seine Europazentrale hat. Dieses Jahr sollen hierzulande zwei Experience Center eröffnen, damit potenzielle Kunden intelligente Geräte ausprobieren und mit dem OEM „interagieren“ können.
In China zählt GWM zu den führenden Entwicklern intelligenter Netze und gilt als ein Vorreiter bei V2X (Vehicle-to-Everything), also der Kommunikation mit der Umwelt. „Das Thema der Vernetzung spielt in China seit Jahren eine viel größere Rolle als bei uns“, sagt Bratzel. Zu den Playern zählt er hier außer GWM auch die Start-ups Nio und Xpeng: „Man kann nicht mehr sagen, dass die chinesischen Hersteller ‚unter ferner‘ liefen sind, die haben mächtig aufgeholt.“
Geely: Bald in Top 10 der innovativsten OEM? Der Geely-Konzern mit Sitz in Hangzhou, Provinz Zhejiang, hat es nach Einschätzung des CAM-Direktors in Europa seit dem Kauf von Volvo 2010 „fast schon geschafft, sich zu platzieren“. 2017 gründeten Geely und Volvo den schwedischen Premium-Elektrofahrzeug-Hersteller Polestar, der in Deutschland bald schon an acht Standorten präsent ist. Bratzel weist auf die „interessante Strategie“ des chinesischen Eigentümers mit Marke und Produktion in Europa hin. Die junge Geely-Marke Lynk & Co lädt seit vorigem Jahr in Deutschland in drei „Clubs“ zum „Interagieren“ ein. 2023 will Geely auch das Modell 001 seiner neuen Elektromarke Zeekr global ausrollen.
Aber warum ist Geely im CAM-Innovationsranking als einziger chinesischer OEM abgerutscht (Platz 10)? Bratzel meint: „Bei der reinen Elektromobilität fehlen Geely Modelle. Auch beim großen Thema der Vernetzung sind andere Hersteller schneller und besser gewesen.“ Dennoch erwartet er, dass sich Geely „in den nächsten zwei, drei Jahren unter den weltweit zehn innovativsten OEMs etablieren kann“. Im Januar 2020 vereinbarte Geely mit Mercedes-Benz das Joint Venture Smart Automobile Company und verlegte den Firmensitz nach Ningbo in die Heimatprovinz. Nächstes Jahr soll ein kompaktes, batteriebetriebenes SUV-Smart-Modell auch in Europa auf den Markt kommen.
Die chinesische Regierung möchte die Oberaufsicht über die Daten, es gibt keine Alternative.
Prof. Stefan Bratzel
Smart Car: deutsche Zulieferer ganz vorn dabei Deutsche Zulieferer sind bei Innovationen im Bereich Smart Car in China ebenfalls ganz vorn mit dabei, zum Beispiel Hella. Die Lippstädter betreiben ein Technical Center in Shanghai und sind Ende 2021 in der Volksrepublik für ihr digitales, Smartphone-basiertes Fahrzeugzugangssystem Smart Car Access mit einem Innovationspreis ausgezeichnet worden. Mit der Technologie lässt sich ein Auto freihändig öffnen, schließen und der Motor starten. Auch Rheinmetall erhielt einen chinesischen Innovationspreis für eine Sicherheitskomponente für Elektrofahrzeuge. Bei einem Unfall oder Kurzschluss trennt das sogenannte Hochvolt-Pyrofuse-System die Batterie und reduziert mögliche Gefahren.
Vernetzte Dienste erachtet Bratzel für die Branche als „größtes Umsatzpotenzial der Zukunft“. Auf dem wichtigen chinesischen Markt kämen Marktteilnehmer an Kooperationen mit einheimischen Big-Data-Playern nicht vorbei. Im Bereich autonomes Fahren nennt er Pony.ai, Baidu, Didi Chuxing und AutoX. Doch der Professor sieht zwei Damoklesschwerte über deutschen OEMs in China schweben – die seit Oktober geltenden Datenschutzrichtlinien und Chinas Geopolitik. „Die chinesische Regierung möchte die Oberaufsicht über die Daten, es gibt keine Alternative“, konstatiert Bratzel. Aber Automobilhersteller aus Europa müssten auf ihr globales Image aufpassen, und „dass sie angesichts der geopolitischen Konflikte mit Taiwan und den USA nicht zerrieben werden“.
Und wie sieht Bratzel den Automarkt künftig in Europa? „Weitere chinesische Marken werden probieren, hier Fuß zu fassen. Ich glaube, dass diese Welle sehr viel erfolgversprechender sein wird als die erste“, sagt er. Das innovative Überholmanöver der Chinesen werde jedoch nicht von heute auf morgen passieren: „Der Markt ist eng besetzt in Europa, von chinesischen Unternehmen wird ein langer Atem notwendig sein.“
Kerstin Kloss
CAM-Studie AutomotiveINNOVATIONS 2021
In der aktuellen Studie des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach werden die fahrzeugtechnischen Innovationen von 30 Automobilkonzernen mit über 80 Automobilmarken bilanziert. Basis des Langzeitvergleichs sind rund 2.900 Neuerungen, die zwischen 2016 und 2021 (1. Halbjahr) in Serienmodellen hervorgebracht wurden. Die Bewertung aller Neuerungen erfolgte nach quantitativen und qualitativen Kriterien.
Die wichtigsten Ergebnisse:
Volkswagen, BMW und Daimler sowie Tesla bleiben in der Mehrjahresbetrachtung seit 2016 die innovationsstärksten globalen Automobilkonzerne vor Hyundai, Ford und Stellantis.
Mit BYD, Great Wall und Geely kommen erstmals drei chinesische OEM in die Top 10.
An Innovationskraft verlieren vor allem die japanischen Hersteller; der weltweit absatzstärkste OEM Toyota kommt nur noch auf Rang 13.
Gleichzeitig drängen Automotive-Start-ups wie Xpeng, NIO, Rivian und Lucid mit hoher Innovationsdynamik in den Weltmarkt.
E-Mobilität und China: innovatives Überholmanöver
Bei E-Mobilität geben Chinas Autohersteller die Route vor. Jetzt steuern immer mehr den europäischen Markt an.
„Deutsche Automobilhersteller müssen sich warm anziehen. Die Chinesen werden bei der Innovationsstärke nicht nur im eigenen Land, sondern auch in Europa, wo das Thema ebenfalls enorm wichtig ist, aufholen“, warnt Prof. Stefan Bratzel. Damit überrascht der Gründer und Direktor des unabhängigen Forschungsinstituts Center of Automotive Management (CAM) an der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach. Denn Mitte Januar hat das CAM den „Automotive Innovations Report 2021“ veröffentlicht – und Volkswagen, BMW und Daimler belegen in der Mehrjahresbetrachtung seit 2016 mit weitem Vorsprung die Spitzenpositionen unter 29 Herstellern (OEMs).
„Die Ambition der chinesischen Hersteller ist, in die Top 5 zu kommen“, stellt Bratzel klar. Im Bereich Elektromobilität sei das schon erreicht. „China Daily“ veröffentlichte im Januar eine Rangliste der meisterverkauften New Energy Vehicles (NEV) 2021 auf dem chinesischen Binnenmarkt. Auf den zehn vorderen Plätzen findet sich mit Tesla nur ein einziger nicht einheimischer OEM. Verkaufsschlager ist der batteriebetriebene Kleinstwagen Hongguang Mini EV des Gemeinschaftsunternehmens von SAIC Motor aus Shanghai und General Motors. Zwei BYD-Modelle belegen die Plätze zwei und vier.
Kein Träumer, sondern ein Macher: BYD
Im CAM-Innovationsranking verzeichnet BYD mit mehr als 300 Prozent das größte Wachstum. Deshalb sagt Bratzel: „Man muss immer stärker auf die Chinesen schauen.“ BYD steht für Build Your Dreams und verwirklicht mit Riesenschritten seine Träume: Als bestplatzierter chinesischer Autohersteller der Jahre 2019 bis 2021 ist der Mischkonzern aus Shenzhen von Position 20 (2016–2018) auf Rang acht aufgerückt. Den Sprung erklärt der CAM-Direktor so: „BYD ist Gesamtanbieter im Bereich Elektromobilität mit integrierter Wertschöpfungskette, der unter anderem Batteriezellen selber herstellt.“ Der OEM startete frühzeitig eine breite Elektrooffensive und konnte in unterschiedlichen Marktsegmenten zahlreiche Modelle etablieren.
Inzwischen beliefert BYD auch Norwegen, wo E-Fahrzeuge 2021 einen Anteil von 65 Prozent beim Neuwagenabsatz erreichten. Im Monat Oktober schaffte es der SUV BYD Tang laut norwegischem Informationsamt für den Straßenverkehr (OFV) unter die zehn meistverkauften Modelle. In China findet Bratzel die Kooperation mit dem Uber-Rivalen Didi Chuxing Technology clever: Der E-Mittelklassewagen BYD D1 wurde für die Personenbeförderung per App (Ride-Hailing) entwickelt und startete Ende 2020 in Changsha. Spezielle Features wie das regenbogenfarbene Abhollicht und Infotainment kommen bei Fahrgästen gut an. Der Autoexperte sieht reichlich Potenzial: „Die Didi-Plattform verfügt über die weltweit größte gemeinschaftliche Elektrofahrzeugflotte mit circa einer Million Autos. Das entspricht aber erst einem Fünftel der Fahrleistung.“
Offiziell wurden im vergangenen Jahr 3,52 Millionen NEV in China verkauft – 160 Prozent mehr als 2020. Nach Angaben des Ministeriums für Industrie und Informationstechnologie in Peking hatten Elektroautos in der Volksrepublik 2021 eine Marktdurchdringungsrate von 13,4 Prozent. Damit führte das Land laut Ministerium zum siebten Mal in Folge weltweit bei den NEV-Verkaufszahlen.
Vernetzungsspezialist Great Wall Motor: in Deutschland gestartet
Im CAM-Innovationsranking folgt hinter BYD auf Rang neun Great Wall Motor (GWM). Zwei Elektromodelle des OEM aus Baoding in der Provinz Hebei sollen im ersten Halbjahr 2022 nach Europa kommen: der Wey Coffee 01, ein SUV der Premiummarke Haval, und der Kompaktwagen Ora Cat, die beide dank künstlicher Intelligenz automatisch einparken. Einstiegsmarkt ist Deutschland, wo GWM seit Ende 2021 seine Europazentrale hat. Dieses Jahr sollen hierzulande zwei Experience Center eröffnen, damit potenzielle Kunden intelligente Geräte ausprobieren und mit dem OEM „interagieren“ können.
In China zählt GWM zu den führenden Entwicklern intelligenter Netze und gilt als ein Vorreiter bei V2X (Vehicle-to-Everything), also der Kommunikation mit der Umwelt. „Das Thema der Vernetzung spielt in China seit Jahren eine viel größere Rolle als bei uns“, sagt Bratzel. Zu den Playern zählt er hier außer GWM auch die Start-ups Nio und Xpeng: „Man kann nicht mehr sagen, dass die chinesischen Hersteller ‚unter ferner‘ liefen sind, die haben mächtig aufgeholt.“
Geely: Bald in Top 10 der innovativsten OEM?
Der Geely-Konzern mit Sitz in Hangzhou, Provinz Zhejiang, hat es nach Einschätzung des CAM-Direktors in Europa seit dem Kauf von Volvo 2010 „fast schon geschafft, sich zu platzieren“. 2017 gründeten Geely und Volvo den schwedischen Premium-Elektrofahrzeug-Hersteller Polestar, der in Deutschland bald schon an acht Standorten präsent ist. Bratzel weist auf die „interessante Strategie“ des chinesischen Eigentümers mit Marke und Produktion in Europa hin. Die junge Geely-Marke Lynk & Co lädt seit vorigem Jahr in Deutschland in drei „Clubs“ zum „Interagieren“ ein. 2023 will Geely auch das Modell 001 seiner neuen Elektromarke Zeekr global ausrollen.
Aber warum ist Geely im CAM-Innovationsranking als einziger chinesischer OEM abgerutscht (Platz 10)? Bratzel meint: „Bei der reinen Elektromobilität fehlen Geely Modelle. Auch beim großen Thema der Vernetzung sind andere Hersteller schneller und besser gewesen.“ Dennoch erwartet er, dass sich Geely „in den nächsten zwei, drei Jahren unter den weltweit zehn innovativsten OEMs etablieren kann“. Im Januar 2020 vereinbarte Geely mit Mercedes-Benz das Joint Venture Smart Automobile Company und verlegte den Firmensitz nach Ningbo in die Heimatprovinz. Nächstes Jahr soll ein kompaktes, batteriebetriebenes SUV-Smart-Modell auch in Europa auf den Markt kommen.
Smart Car: deutsche Zulieferer ganz vorn dabei
Deutsche Zulieferer sind bei Innovationen im Bereich Smart Car in China ebenfalls ganz vorn mit dabei, zum Beispiel Hella. Die Lippstädter betreiben ein Technical Center in Shanghai und sind Ende 2021 in der Volksrepublik für ihr digitales, Smartphone-basiertes Fahrzeugzugangssystem Smart Car Access mit einem Innovationspreis ausgezeichnet worden. Mit der Technologie lässt sich ein Auto freihändig öffnen, schließen und der Motor starten. Auch Rheinmetall erhielt einen chinesischen Innovationspreis für eine Sicherheitskomponente für Elektrofahrzeuge. Bei einem Unfall oder Kurzschluss trennt das sogenannte Hochvolt-Pyrofuse-System die Batterie und reduziert mögliche Gefahren.
Vernetzte Dienste erachtet Bratzel für die Branche als „größtes Umsatzpotenzial der Zukunft“. Auf dem wichtigen chinesischen Markt kämen Marktteilnehmer an Kooperationen mit einheimischen Big-Data-Playern nicht vorbei. Im Bereich autonomes Fahren nennt er Pony.ai, Baidu, Didi Chuxing und AutoX. Doch der Professor sieht zwei Damoklesschwerte über deutschen OEMs in China schweben – die seit Oktober geltenden Datenschutzrichtlinien und Chinas Geopolitik. „Die chinesische Regierung möchte die Oberaufsicht über die Daten, es gibt keine Alternative“, konstatiert Bratzel. Aber Automobilhersteller aus Europa müssten auf ihr globales Image aufpassen, und „dass sie angesichts der geopolitischen Konflikte mit Taiwan und den USA nicht zerrieben werden“.
Und wie sieht Bratzel den Automarkt künftig in Europa? „Weitere chinesische Marken werden probieren, hier Fuß zu fassen. Ich glaube, dass diese Welle sehr viel erfolgversprechender sein wird als die erste“, sagt er. Das innovative Überholmanöver der Chinesen werde jedoch nicht von heute auf morgen passieren: „Der Markt ist eng besetzt in Europa, von chinesischen Unternehmen wird ein langer Atem notwendig sein.“
Kerstin Kloss
CAM-Studie AutomotiveINNOVATIONS 2021
In der aktuellen Studie des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach werden die fahrzeugtechnischen Innovationen von 30 Automobilkonzernen mit über 80 Automobilmarken bilanziert. Basis des Langzeitvergleichs sind rund 2.900 Neuerungen, die zwischen 2016 und 2021 (1. Halbjahr) in Serienmodellen hervorgebracht wurden. Die Bewertung aller Neuerungen erfolgte nach quantitativen und qualitativen Kriterien.
Die wichtigsten Ergebnisse:
Dieser Beitrag ist in ChinaContact 1/2022 erschienen.