Der größte Onlineshop Russlands drängt mit einem innovativen Geschäftsmodell in Richtung Westen.
Während der traditionelle Einzelhandel immer mehr Kunden an die Online-Riesen wie Amazon oder die chinesischen Alibaba-Gruppe verliert, steigt der Kampf um Marktanteile unter den kleineren E-Commerce-Unternehmen. So eroberte der deutsche Online-Modehändler Zalando in den letzten Jahren äußerst erfolgreich den europäischen Markt und konnte sich gegen die beiden großen Konkurrenten aus den USA und China behaupten. Doch bald dürfte das deutsche Vorzeigeunternehmen aus Berlin nicht mehr vor Glück schreien, denn es droht neue Konkurrenz aus dem Osten – um genau zu sein aus Russland. Die Rede ist vom russischen Online-Händler und Marktführer Wildberries (russisch Вайлдберриз).
Gegründet im Jahr 2004 von der ehemaligen Lehrerin Tatjana Bakalchuk und ihrem Ehemann startete das Unternehmen den Mode-Versand für junge Mütter aus der Moskauer Wohnung des Ehepaars heraus. Wie schwer es ist, ein Paket mit der russischen Post (Potschta Rossii) zu verschicken, werden wahrscheinlich nur diejenigen verstehen, die diesen Service in Anspruch genommen haben. Der logistische Aufwand ist in Russland aufgrund der Größe des Landes, der schwachen Infrastruktur sowie einer ineffizienten Post und teuren Paketdiensten wie beispielsweise der DHL immens.
Doch durch den Aufbau eines eigenen Logistik-Netzwerkes mit einem Logistik-Zentrum im Moskauer Umland sowie über 500 Abholstationen und einem Fuhrpark von mehr als 150 Transportern entwickelte sich aus dem heimischen Versand der größte russische Online-Händler. Ähnlich dem Konzept von Weltmarkführer Amazon (Umsatz 2019: 290 Milliarden US-Dollar) bietet Wildberries in seinem Online-Shop einen sogenannten Marketplace für Unternehmen, die dort ihre Produkte vertreiben können. Dabei arbeitet Wildberries direkt mit Herstellern oder offiziellen Händlern zusammen, die ihr angebotenes Sortiment und Verkaufspreise selbst bestimmen können, und erhält im Gegenzug eine Verkaufsprovision.
Den Erfolg dieses Modells zeigt das rasante Umsatzwachstum der letzten Jahre trotz schwacher Wirtschaft und stagnierenden privater Einkommen. So stieg der Umsatz 2019 im Vergleich zum Vorjahr um 88 Prozent auf 3,4 Milliarden US-Dollar, nachdem bereits 2018 der Umsatz um 72 Prozent gewachsen war. Aufbauend auf diesem wirtschaftlichen Erfolg treibt das Unternehmen seit Jahren seine Expansion voran. Fokussierte sich Wildberries bisher auf die Länder der Eurasischen Wirtschaftsunion, expandiert der russische Marktführer Anfang 2020 jetzt nach Westen.
Ausgerechnet in Polen, welches seit dem Zerfall der Sowjetunion als stärkster Kritiker Russlands auftritt, eröffnet der Online-Modehändler 100 Abholstationen. Zusätzlich ist in der Slowakei der Bau eines weiteren Logistik-Zentrums für mehr als 200 Million US-Dollar vorgesehen.
Das nächste Expansionsziel dürfte als logische Konsequenz der geografische Nachbar Deutschland sein. Wann genau dieser Schritt kommt, ist noch unklar, weil das Unternehmen zu den verschwiegensten in Russland zählt. Dennoch zeigt das Beispiel Wildberries das Potenzial des russischen E-Commerce, und möglicherweise sehen wir im Gegenzug zu Wildberries in Deutschland auch bald Zalando in Russland.
Digitalisierung: Wildberries – vom Heimversand zum grössten Online-Händler Russlands
Der größte Onlineshop Russlands drängt mit einem innovativen Geschäftsmodell in Richtung Westen.
Während der traditionelle Einzelhandel immer mehr Kunden an die Online-Riesen wie Amazon oder die chinesischen Alibaba-Gruppe verliert, steigt der Kampf um Marktanteile unter den kleineren E-Commerce-Unternehmen. So eroberte der deutsche Online-Modehändler Zalando in den letzten Jahren äußerst erfolgreich den europäischen Markt und konnte sich gegen die beiden großen Konkurrenten aus den USA und China behaupten. Doch bald dürfte das deutsche Vorzeigeunternehmen aus Berlin nicht mehr vor Glück schreien, denn es droht neue Konkurrenz aus dem Osten – um genau zu sein aus Russland. Die Rede ist vom russischen Online-Händler und Marktführer Wildberries (russisch Вайлдберриз).
Gegründet im Jahr 2004 von der ehemaligen Lehrerin Tatjana Bakalchuk und ihrem Ehemann startete das Unternehmen den Mode-Versand für junge Mütter aus der Moskauer Wohnung des Ehepaars heraus. Wie schwer es ist, ein Paket mit der russischen Post (Potschta Rossii) zu verschicken, werden wahrscheinlich nur diejenigen verstehen, die diesen Service in Anspruch genommen haben. Der logistische Aufwand ist in Russland aufgrund der Größe des Landes, der schwachen Infrastruktur sowie einer ineffizienten Post und teuren Paketdiensten wie beispielsweise der DHL immens.
Doch durch den Aufbau eines eigenen Logistik-Netzwerkes mit einem Logistik-Zentrum im Moskauer Umland sowie über 500 Abholstationen und einem Fuhrpark von mehr als 150 Transportern entwickelte sich aus dem heimischen Versand der größte russische Online-Händler. Ähnlich dem Konzept von Weltmarkführer Amazon (Umsatz 2019: 290 Milliarden US-Dollar) bietet Wildberries in seinem Online-Shop einen sogenannten Marketplace für Unternehmen, die dort ihre Produkte vertreiben können. Dabei arbeitet Wildberries direkt mit Herstellern oder offiziellen Händlern zusammen, die ihr angebotenes Sortiment und Verkaufspreise selbst bestimmen können, und erhält im Gegenzug eine Verkaufsprovision.
Den Erfolg dieses Modells zeigt das rasante Umsatzwachstum der letzten Jahre trotz schwacher Wirtschaft und stagnierenden privater Einkommen. So stieg der Umsatz 2019 im Vergleich zum Vorjahr um 88 Prozent auf 3,4 Milliarden US-Dollar, nachdem bereits 2018 der Umsatz um 72 Prozent gewachsen war. Aufbauend auf diesem wirtschaftlichen Erfolg treibt das Unternehmen seit Jahren seine Expansion voran. Fokussierte sich Wildberries bisher auf die Länder der Eurasischen Wirtschaftsunion, expandiert der russische Marktführer Anfang 2020 jetzt nach Westen.
Ausgerechnet in Polen, welches seit dem Zerfall der Sowjetunion als stärkster Kritiker Russlands auftritt, eröffnet der Online-Modehändler 100 Abholstationen. Zusätzlich ist in der Slowakei der Bau eines weiteren Logistik-Zentrums für mehr als 200 Million US-Dollar vorgesehen.
Das nächste Expansionsziel dürfte als logische Konsequenz der geografische Nachbar Deutschland sein. Wann genau dieser Schritt kommt, ist noch unklar, weil das Unternehmen zu den verschwiegensten in Russland zählt. Dennoch zeigt das Beispiel Wildberries das Potenzial des russischen E-Commerce, und möglicherweise sehen wir im Gegenzug zu Wildberries in Deutschland auch bald Zalando in Russland.