Das russische Norilsk ist die nördlichste Großstadt der Erde – und gleichzeitig die schmutzigste Russlands.
Norilsk liegt 300 Kilometer nördlich vom Polarkreis und gilt als die nördlichste Großstadt der Welt. Anfang des 20. Jahrhunderts fand man in der Region Nickel, Kupfer und Palladium. Metalle, die die Sowjetunion dringend brauchte und die auch im Ausland auf große Nachfrage stießen. Ab Mitte der 1930er-Jahre bauten Zwangsarbeiter eine komplette neue Stadt mit Bergwerken und Fabriken. Heute gehört Norilsk zu den weltgrößten Rohstofflieferanten des Landes, was die Stadt zwar zu einer der reichsten in Russland macht, aber auch zu der schmutzigsten überhaupt. Die meisten der knapp 180.000 Einwohner leben von und mit der Nickelproduktion und ihren Auswirkungen.
Wohlhabend und abgeschieden
Schon zu Zeiten der Sowjetunion war Norilsk einer der reichsten Orte des Landes. Auch heute sind die Gehälter höher als in vielen Provinzstädten, obwohl auch die Preise wegen der komplizierten Logistik entsprechend hoch sind. Dennoch lockt das hohe Gehalt nicht nur Menschen aus Russland sondern auch aus den benachbarten Ländern an den abgeschiedenen Ort. Norilsk lässt sich im Winter nur mit dem Flugzeug und im Sommer auch über den Fluss Jenissej erreichen. Am Flughafen gibt es Passkontrollen, einreisen dürfen nur russische Staatsbürger oder Ausländer mit einer Sondergenehmigung.
Größter Arbeitgeber der Stadt ist das Unternehmen Norilsk Nickel. Es gehört zu den zehn größten und zugleich profitabelsten Unternehmen Russlands und ist Weltmarktführer in der Nickelproduktion. Das riesige Unternehmen generiert einen Jahresumsatz von knapp zehn Milliarden US-Dollar. Im Zuge der Privatisierung in den 1990er-Jahren sicherte sich die Onexim Group 38 Prozent der staatlichen Nickelfabrik. Der Verkaufspreis betrug 170 Millionen US-Dollar. Das Schnäppchen erwies sich als Goldgrube, ist doch das vergleichsweise kleine Norilsk für etwa zwei Prozent des gesamten russischen Bruttoinlandsprodukts verantwortlich.
Hohe Umweltverschmutzung
Die Kehrseite der Medaille ist die starke Umweltbelastung. Norilsk Nickel ist einer der größten Luftverschmutzer Russlands. Die Stadt schaffte es in dem Bericht „2015 World‘s Worst Pollution Problems“ zu traurigem Ruhm – sie platziert sich unter den zehn schmutzigsten Städten der Welt. Die jahrzehntelange Förderung der Buntmetalle stieß giftige Emissionen aus, die die Tundra im Umkreis von mehreren Kilometern vernichteten. Nach einigen Schätzungen stammt ein Prozent der globalen Schwefeldioxid-Emissionen von den Nickel-Minen Norilsks.
Es überrascht deshalb nicht, dass die durchschnittliche Lebenserwartung gut zehn Jahre unter den anderen Regionen Russlands liegt. Atemwegserkrankungen sind an der Tagesordnung und die Krebsrate entsprechend hoch. Zusätzlich führt das harsche Klima bei vielen Einwohnern zu Depressionen, Ängsten und Schlaflosigkeit.
Verbesserungen in Sicht?
Norilsk Nickel hat die Zeichen erkannt und im Jahr 2013 umfangreiche Modernisierungen eingeleitet. 2016 wurde ein Werk zur Nickelverarbeitung geschlossen, das direkt im Stadtbereich lag. Es war 74 Jahre alt und pustete jährlich 400 000 Tonnen Schwefeldioxid in die Luft. Im Zuge des angekündigten Umweltprogramms des Konzerns soll der Schwefel-Ausstoß aller Produktionsstätten bis 2022 um 75 Prozent gesenkt werden. Der Konzern will dafür jährlich rund zwei Milliarden US-Dollar investieren.
Davon könnte auch der regionale Tourismus profitieren. In der Nähe der Stadt erstreckt sich das Putorana-Gebirge. Dieses arktische Naturschutzgebiet ist nach offiziellen Angaben von der Industrie nicht betroffen, weil es abseits und höher in den Bergen liegt. Die lokalen Behörden wollen hier insbesondere den Ökotourismus vorantreiben. Schon jetzt führt die Verwaltung des Naturschutzgebiets Umweltunterricht in den Schulen von Norilsk durch. Dennoch wird sich an der Situation in Norilsk nur schwerlich etwas ändern, solange die Nachfrage nach Nickel hoch bleibt und der größte Arbeitgeber der Stadt so profitabel arbeitet.
Umwelt Und Energie: Norilsk – Für Ausländer kein Zutritt
Das russische Norilsk ist die nördlichste Großstadt der Erde – und gleichzeitig die schmutzigste Russlands.
Norilsk liegt 300 Kilometer nördlich vom Polarkreis und gilt als die nördlichste Großstadt der Welt. Anfang des 20. Jahrhunderts fand man in der Region Nickel, Kupfer und Palladium. Metalle, die die Sowjetunion dringend brauchte und die auch im Ausland auf große Nachfrage stießen. Ab Mitte der 1930er-Jahre bauten Zwangsarbeiter eine komplette neue Stadt mit Bergwerken und Fabriken. Heute gehört Norilsk zu den weltgrößten Rohstofflieferanten des Landes, was die Stadt zwar zu einer der reichsten in Russland macht, aber auch zu der schmutzigsten überhaupt. Die meisten der knapp 180.000 Einwohner leben von und mit der Nickelproduktion und ihren Auswirkungen.
Wohlhabend und abgeschieden
Schon zu Zeiten der Sowjetunion war Norilsk einer der reichsten Orte des Landes. Auch heute sind die Gehälter höher als in vielen Provinzstädten, obwohl auch die Preise wegen der komplizierten Logistik entsprechend hoch sind. Dennoch lockt das hohe Gehalt nicht nur Menschen aus Russland sondern auch aus den benachbarten Ländern an den abgeschiedenen Ort. Norilsk lässt sich im Winter nur mit dem Flugzeug und im Sommer auch über den Fluss Jenissej erreichen. Am Flughafen gibt es Passkontrollen, einreisen dürfen nur russische Staatsbürger oder Ausländer mit einer Sondergenehmigung.
Größter Arbeitgeber der Stadt ist das Unternehmen Norilsk Nickel. Es gehört zu den zehn größten und zugleich profitabelsten Unternehmen Russlands und ist Weltmarktführer in der Nickelproduktion. Das riesige Unternehmen generiert einen Jahresumsatz von knapp zehn Milliarden US-Dollar. Im Zuge der Privatisierung in den 1990er-Jahren sicherte sich die Onexim Group 38 Prozent der staatlichen Nickelfabrik. Der Verkaufspreis betrug 170 Millionen US-Dollar. Das Schnäppchen erwies sich als Goldgrube, ist doch das vergleichsweise kleine Norilsk für etwa zwei Prozent des gesamten russischen Bruttoinlandsprodukts verantwortlich.
Hohe Umweltverschmutzung
Die Kehrseite der Medaille ist die starke Umweltbelastung. Norilsk Nickel ist einer der größten Luftverschmutzer Russlands. Die Stadt schaffte es in dem Bericht „2015 World‘s Worst Pollution Problems“ zu traurigem Ruhm – sie platziert sich unter den zehn schmutzigsten Städten der Welt. Die jahrzehntelange Förderung der Buntmetalle stieß giftige Emissionen aus, die die Tundra im Umkreis von mehreren Kilometern vernichteten. Nach einigen Schätzungen stammt ein Prozent der globalen Schwefeldioxid-Emissionen von den Nickel-Minen Norilsks.
Es überrascht deshalb nicht, dass die durchschnittliche Lebenserwartung gut zehn Jahre unter den anderen Regionen Russlands liegt. Atemwegserkrankungen sind an der Tagesordnung und die Krebsrate entsprechend hoch. Zusätzlich führt das harsche Klima bei vielen Einwohnern zu Depressionen, Ängsten und Schlaflosigkeit.
Verbesserungen in Sicht?
Norilsk Nickel hat die Zeichen erkannt und im Jahr 2013 umfangreiche Modernisierungen eingeleitet. 2016 wurde ein Werk zur Nickelverarbeitung geschlossen, das direkt im Stadtbereich lag. Es war 74 Jahre alt und pustete jährlich 400 000 Tonnen Schwefeldioxid in die Luft. Im Zuge des angekündigten Umweltprogramms des Konzerns soll der Schwefel-Ausstoß aller Produktionsstätten bis 2022 um 75 Prozent gesenkt werden. Der Konzern will dafür jährlich rund zwei Milliarden US-Dollar investieren.
Davon könnte auch der regionale Tourismus profitieren. In der Nähe der Stadt erstreckt sich das Putorana-Gebirge. Dieses arktische Naturschutzgebiet ist nach offiziellen Angaben von der Industrie nicht betroffen, weil es abseits und höher in den Bergen liegt. Die lokalen Behörden wollen hier insbesondere den Ökotourismus vorantreiben. Schon jetzt führt die Verwaltung des Naturschutzgebiets Umweltunterricht in den Schulen von Norilsk durch. Dennoch wird sich an der Situation in Norilsk nur schwerlich etwas ändern, solange die Nachfrage nach Nickel hoch bleibt und der größte Arbeitgeber der Stadt so profitabel arbeitet.