Die Gasreserven in der kaspischen Region werden auf mehrere Billionen Kubikmeter geschätzt. Von einem Anschluss an das europäische Energieversorgungsnetz würde auch Europa profitieren.
So erhält die mehr als 20 Jahre alte Idee neuen
Schwung, eine 300 Kilometer lange Gaspipeline durch das Kaspische Meer zu
verlegen.
Die EU hat großes Interesse, denn Europa braucht
für die Energiewende mehr klimafreundliches Gas. Schon die erste
Zentralasien-Strategie der EU hatte daher zum Ziel, mehr Gas aus verschiedenen
Regionen zu importieren. Zusätzlich zu den Liefermengen aus Russland suchte die
EU nach neuen Quellen und Lieferwegen. Die großen Gasreserven in Turkmenistan,
direkt am östlichen Ufer des Kaspischen Meeres, waren dabei ein favorisiertes
Ziel. Doch die geplante engere Zusammenarbeit mit den zentralasiatischen
Republiken Turkmenistan, Kasachstan, Usbekistan, Kirgisistan und Tadschikistan
brachte viele neue, bilaterale Kontakte, nicht aber die Pipeline, die
Turkmenistan mit Aserbaidschan verknüpft.
Im Mai 2019 verkündete Brüssel die zweite
Zentralasien-Strategie. Zwar steht die Transkaspische Pipeline TCP nicht an
oberster Stelle der Agenda, aber bei dem Ziel ist es geblieben, das Gas künftig
auch aus dem Kaspischen Raum nach Europa gelangen soll. Bereits seit 2009
liefert Turkmenistan über eine 5.000 Kilometer lange Leitung Gas nach China,
mit einer anderen Pipeline gelangt Gas nach Russland. Doch angesichts der
bestehenden Margen wäre das Europa-Geschäft auch für die Turkmenen interessant.
Neue EU-Kommission, neue Hoffnung für TCP
In die jahrelange Debatte kommt neuer Schwung. Im
Dezember 2019 verkündete die neue EU-Kommission äußerst ehrgeizige Klimaziele
bis 2050, die oberste Priorität haben. Damit sind Lieferungen von
klimafreundlichem Gas aktuell wieder auf der Agenda und mit ihr der südliche
Korridor für Gas vom Kaspischen Meer bis nach Europa – und damit auch die
Transkaspische Pipeline.
Die ersten Pläne des Projekts gab es bereits 1998.
Im Folgejahr unterzeichneten in Istanbul die Präsidenten der Türkei, Georgiens,
Aserbaidschans, Kasachstans, Usbekistans und der USA einen Vertrag, in dem sie
die Absicht für den Bau einer Pipeline erklärten, die von Zentralasien bis auf
die internationalen Märkte reichen sollte. Mit den rückfließenden Petrodollars
sollten die wirtschaftlich am Boden liegenden postsowjetischen Staaten mehr
Marktwirtschaft aufbauen.
Die ersten großen Pipelines mit kaspischem Öl
(Baku–Tbilisi–Ceyhan Pipeline) und Gas (South Caucasus Pipeline) liefern seit
2005 und 2006 aus Aserbaidschan und leiten es durch Georgien und die Türkei.
Bis heute pumpen sie Energie nach Westen. Zentralasien aber erreichten die
Leitungen nicht. Russland und der Iran verhinderten, dass eine Pipeline auf dem
Boden des Kaspischen Meeres entstehen konnte, indem sie sich einer Einigung
über den rechtlichen Status des Gewässers widersetzten. So blieb es über 25
Jahre eine ungeklärte Frage, ob das weltgrößte Binnengewässer als See oder als
Meer gelten sollte. Denn erst danach könnten die Anrainerstaaten ihre Grenzen
festlegen.
See oder Meer?
Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion war der
rechtliche Status des Kaspischen Meeres ungeklärt: See oder Meer? Erst im
August 2018 einigten sich alle fünf Anrainer des kaspischen Gewässers auf den
Vertrag von Aktau. Die Vertragsseiten qualifizierten das Kaspische Meer weder
als Meer noch als See. Sie schufen damit die Voraussetzung, dass die Anlieger
die Grenzen untereinander klären konnten und damit auch die drängende Frage,
wer wo welche Ressourcen nutzen darf. Allerdings haben die Parlamente Russlands
und des Iran den Vertrag noch nicht ratifiziert.
Insbesondere Kasachstan hatte an einer Einigung
großes Interesse, aber auch Aserbaidschan, das mit seinen Nachbarn Iran und
Turkmenistan eine Klärung der Grenzen brauchte. Der große Gewinn des Abkommens
von Aktau war, dass die fünf kaspischen Küstenstaaten endlich mit bilateralen
Verträgen Pipelines planen konnten. Die TCP beispielsweise soll jährlich bis zu
30 Milliarden Kubikmeter turkmenisches Gas transportieren und den südlichen
Gaskorridor speisen. Ein Passus im Vertrag besagt allerdings, dass ein Projekt
gestoppt werden kann, wenn gravierende Schäden für die Umwelt zu erwarten sind.
Was genau das bedeutet, bleibt den verhandelnden Parteien überlassen.
Umwelt und Energie: Eine (un)endliche Geschichte: Transkaspische Pipeline
Die Gasreserven in der kaspischen Region werden auf mehrere Billionen Kubikmeter geschätzt. Von einem Anschluss an das europäische Energieversorgungsnetz würde auch Europa profitieren.
So erhält die mehr als 20 Jahre alte Idee neuen Schwung, eine 300 Kilometer lange Gaspipeline durch das Kaspische Meer zu verlegen.
Die EU hat großes Interesse, denn Europa braucht für die Energiewende mehr klimafreundliches Gas. Schon die erste Zentralasien-Strategie der EU hatte daher zum Ziel, mehr Gas aus verschiedenen Regionen zu importieren. Zusätzlich zu den Liefermengen aus Russland suchte die EU nach neuen Quellen und Lieferwegen. Die großen Gasreserven in Turkmenistan, direkt am östlichen Ufer des Kaspischen Meeres, waren dabei ein favorisiertes Ziel. Doch die geplante engere Zusammenarbeit mit den zentralasiatischen Republiken Turkmenistan, Kasachstan, Usbekistan, Kirgisistan und Tadschikistan brachte viele neue, bilaterale Kontakte, nicht aber die Pipeline, die Turkmenistan mit Aserbaidschan verknüpft.
Im Mai 2019 verkündete Brüssel die zweite Zentralasien-Strategie. Zwar steht die Transkaspische Pipeline TCP nicht an oberster Stelle der Agenda, aber bei dem Ziel ist es geblieben, das Gas künftig auch aus dem Kaspischen Raum nach Europa gelangen soll. Bereits seit 2009 liefert Turkmenistan über eine 5.000 Kilometer lange Leitung Gas nach China, mit einer anderen Pipeline gelangt Gas nach Russland. Doch angesichts der bestehenden Margen wäre das Europa-Geschäft auch für die Turkmenen interessant.
Neue EU-Kommission, neue Hoffnung für TCP
In die jahrelange Debatte kommt neuer Schwung. Im Dezember 2019 verkündete die neue EU-Kommission äußerst ehrgeizige Klimaziele bis 2050, die oberste Priorität haben. Damit sind Lieferungen von klimafreundlichem Gas aktuell wieder auf der Agenda und mit ihr der südliche Korridor für Gas vom Kaspischen Meer bis nach Europa – und damit auch die Transkaspische Pipeline.
Die ersten Pläne des Projekts gab es bereits 1998. Im Folgejahr unterzeichneten in Istanbul die Präsidenten der Türkei, Georgiens, Aserbaidschans, Kasachstans, Usbekistans und der USA einen Vertrag, in dem sie die Absicht für den Bau einer Pipeline erklärten, die von Zentralasien bis auf die internationalen Märkte reichen sollte. Mit den rückfließenden Petrodollars sollten die wirtschaftlich am Boden liegenden postsowjetischen Staaten mehr Marktwirtschaft aufbauen.
Die ersten großen Pipelines mit kaspischem Öl (Baku–Tbilisi–Ceyhan Pipeline) und Gas (South Caucasus Pipeline) liefern seit 2005 und 2006 aus Aserbaidschan und leiten es durch Georgien und die Türkei. Bis heute pumpen sie Energie nach Westen. Zentralasien aber erreichten die Leitungen nicht. Russland und der Iran verhinderten, dass eine Pipeline auf dem Boden des Kaspischen Meeres entstehen konnte, indem sie sich einer Einigung über den rechtlichen Status des Gewässers widersetzten. So blieb es über 25 Jahre eine ungeklärte Frage, ob das weltgrößte Binnengewässer als See oder als Meer gelten sollte. Denn erst danach könnten die Anrainerstaaten ihre Grenzen festlegen.
See oder Meer?
Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion war der rechtliche Status des Kaspischen Meeres ungeklärt: See oder Meer? Erst im August 2018 einigten sich alle fünf Anrainer des kaspischen Gewässers auf den Vertrag von Aktau. Die Vertragsseiten qualifizierten das Kaspische Meer weder als Meer noch als See. Sie schufen damit die Voraussetzung, dass die Anlieger die Grenzen untereinander klären konnten und damit auch die drängende Frage, wer wo welche Ressourcen nutzen darf. Allerdings haben die Parlamente Russlands und des Iran den Vertrag noch nicht ratifiziert.
Insbesondere Kasachstan hatte an einer Einigung großes Interesse, aber auch Aserbaidschan, das mit seinen Nachbarn Iran und Turkmenistan eine Klärung der Grenzen brauchte. Der große Gewinn des Abkommens von Aktau war, dass die fünf kaspischen Küstenstaaten endlich mit bilateralen Verträgen Pipelines planen konnten. Die TCP beispielsweise soll jährlich bis zu 30 Milliarden Kubikmeter turkmenisches Gas transportieren und den südlichen Gaskorridor speisen. Ein Passus im Vertrag besagt allerdings, dass ein Projekt gestoppt werden kann, wenn gravierende Schäden für die Umwelt zu erwarten sind. Was genau das bedeutet, bleibt den verhandelnden Parteien überlassen.