Die aktuelle wirtschaftliche Situation in Russland ist wie fast weltweit sehr herausfordernd.
In Russland ist die
Stimmung in Bevölkerung und Wirtschaft derzeit natürlich nicht gut. Dies in
großem Gegensatz zu 2019, wo wir die ersten Anzeichen einer Erholung gesehen
haben und z. B. fast alle Mitgliedsunternehmen der ‘AEB – Association of
European Businesses‘ in Russland ein akzeptables Wachstum verzeichnen konnten.
Auch das erste Quartal dieses Jahres war tatsächlich noch sehr gut für das
Geschäft, und die Regierung versuchte weiter, dieses Wachstum durch ihre
„nationalen Projekte“ zu beschleunigen. Es ist natürlich eine große
Enttäuschung, dass die Wirtschaft durch die Pandemie jetzt wieder schrumpft.
Stärken und Schwächen
Russland sah sich jedoch
schon mit vielen Krisen konfrontiert, und jedes Mal hat sich die Wirtschaft
wieder erholen können. Darüber hinaus glauben wir diesmal, dass Russland besser
in der Lage ist, die Krise zu bewältigen als 1998 oder 2008. Die Makroökonomie
ist sehr solide, mit riesigen Hartwährungsreserven, einer positiven
Handelsbilanz, niedriger Inflation und niedriger Arbeitslosigkeit. Eine der
strukturellen Schwächen der russischen Wirtschaft ist das Fehlen eines
dynamischen KMU-Sektors. Nur rund 20 Prozent der Bevölkerung arbeiten für
kleine und mittlere Unternehmen, was normalerweise das Rückgrat einer gesunden
Wirtschaft bildet – wie mit dem starken Mittelstand in Deutschland. Das bleibt
mittel- und langfristig ein großes Problem. Aber die Tatsache, dass derzeit die
Mehrheit der Menschen für staatliche Unternehmen oder direkt für den Staat
arbeitet, hilft jetzt auch tatsächlich, einen noch größeren Schock zu
absorbieren. Auch der Ölpreis hat sich stabilisiert, was angesichts der
Bedeutung der Kohlewasserstoffeinnahmen für den russischen Haushalt vorteilhaft
für die hiesige Wirtschaft ist. Das Land muss die Struktur seiner Wirtschaft
auf lange Sicht unbedingt ins Gleichgewicht bringen.
Die Schwächen sind auf institutioneller
und mikro-ökonomischer Ebene. Die Regierung machte gute Fortschritte bei der
Diversifizierung der Wirtschaft, ironischerweise unterstützt durch den Druck
der westlichen Sanktionen. Die Abhängigkeit vom Export natürlicher Ressourcen,
insbesondere von Kohlenwasserstoffen, ist jedoch immer noch zu hoch. Darüber
hinaus ist die EU mit ihrem „Green Deal“ sehr ernsthaft bemüht, bis 2050
CO2-neutral zu werden. Dies wird nicht möglich sein, wenn die EU weiterhin
Kohlenwasserstoffe in den gleichen Mengen wie heute importiert und erneuerbare
Energien noch dominanter werden. Dies bedeutet auch, dass die
Haupteinnahmequellen Russlands im Laufe der Zeit erheblich sinken werden.
Deshalb muss jetzt mehr in die Modernisierung der Infrastruktur, in Bildung und
Gesundheitsfürsorge investiert sowie die KMU unterstützt und geschützt werden.
Schnelle Erholung nicht in Sicht
Es ist schwer
vorherzusagen, in welchem Zeitrahmen sich die Wirtschaft hier erholen wird.
Jetzt sind wir alle erstmal sehr besorgt betreffend einer möglichen „zweiten
Welle“ und deren Auswirkungen auf die globale und eben auch die russische
Wirtschaft. Und es gibt noch andere Faktoren, die schwer vorhersehbar sind,
beispielsweise wann ein Impfstoff verfügbar sein wird. Aber wenn eine „zweite
Welle“ beherrschbar wird, dann denken wir, dass wir bereits Mitte 2021 eine
solide Erholung erleben werden. Natürlich wird deren Grad nicht überall gleich
sein. Einige Wirtschaftszweige werden länger leiden, andere werden sich sehr
schnell erholen. Bei Schneider Electric sehen wir z. B. Schwierigkeiten bei
Projekten im Zusammenhang mit Bürogebäuden. Wir werden in Zukunft viel weniger
Büroflächen benötigen, weil die Leute weiterhin viel von zu Hause aus arbeiten
werden. Der Umsatz in diesem Segment wird also sinken. Auf der anderen Seite
verzeichneten wir während COVID-19 einen Boom beim Verkauf von Waren, die für
die Renovierung von Wohnungen und Datschas benötigt werden. Auch Unternehmen,
die digitale Technologien verkaufen, schneiden sehr gut ab. COVID-19 kann wohl
als der größte Beschleuniger der Digitalisierung und Produktionsautomatisierung
gelten.
Die anhaltend schwierige
geopolitische Situation ist ein weiterer Hemmschuh. In der AEB haben wir uns
immer für eine Dialogpolitik anstatt für Sanktionen eingesetzt. Und die
westlichen Sanktionen, insbesondere die aus den USA, haben viele
„unbeabsichtigte Konsequenzen“. Russland wird in Richtung China gedrängt, und
wir haben eine wachsende Anzahl von Fällen gesehen, in denen das westliche
Geschäft durch chinesische Unternehmen ersetzt wird. Dabei geht es nicht nur um
Huawei. Es besteht das reale Risiko, das aus technologischer Sicht die globale
Wirtschaftswelt durch einen „Doppelwert“ ersetzt wird: „Westliche Technologien“
werden an Europa, die USA und ihre Verbündeten verkauft, während „östliche
Technologien“, hauptsächlich in China hergestellt, an andere Ländergruppen
verkauft werden. Wir machen uns Sorgen, dass Russland aus Sicherheitsgründen
immer mehr auf ein wirtschaftliches Bündnis mit China setzen wird. Denn es ist
kaum zu befürchten, dass China Russland Wirtschaftssanktionen auferlegen würde,
wenn sie einer gewissen russischen Politik nicht zustimmen könnten – schlecht für
europäische Unternehmen.
Zusammenarbeit zwischen Russland und der EU
Wir plädieren daher für
ein erneut verstärktes Engagement zwischen Europa und Russland, da beide Seiten
durch weitere Konfrontationen mehr verlieren als gewinnen werden. Ich plädiere
in dieser komplexen Situation deshalb persönlich dafür, mit einer selektiven
Wiederannäherung zu beginnen. Der Klimawandel könnte eine solche Domäne sein.
Genau wie COVID-19 kennt auch der Klimawandel keine Grenzen und Europa wird
seine Klimaziele niemals erreichen, wenn gleichzeitig die Arktis „brennt“. So könnte
z. B. zur Bekämpfung des Klimawandels ein Teil der massiven Mittel im Rahmen
des „Green Deal“ für Projekte in Russland bereitgestellt werden, bei denen mithilfe
westlicher und russischer Unternehmen die CO2-Emissionen reduziert werden. Das
wäre gut für Wirtschaft und Klima und würde einen neuen wirtschaftlichen Dialog
und neues Vertrauen schaffen. Aber auch von russischer Seite ist Engagement
gefordert. Einer der Steine in den Schuhen, die wirklich entfernt werden
müssen, ist leider immer noch der Fall Baring Vostok. Michael Calvey, Philippe
Delpal und mehrere russische Führungskräfte stehen nun seit über anderthalb
Jahren unter Hausarrest und wir wissen immer noch nicht, wann dieser Fall
endgültig abgeschlossen sein wird. Gleiches gilt für die Gespräche rund um das
Minsker Abkommen, um die Fragen betreffend die Ostukraine zu klären.
In der COVID-19-Periode
navigieren wir bei Schneider Electric rund um drei Phasen: Rettung,
Wiederherstellung, Neuerfindung. Die „Rettungsphase“ begann schon beim Ausbruch
der Krise. Die Gesundheit unserer Mitarbeiter in Fernarbeit für das Büro und
die strengsten Sicherheitsmaßnahmen für unsere Fabriken waren sofort von höchster
Priorität. Dann sind wir in die noch andauernde Phase „Erholung“ übergegangen.
Wir weisen die Ressourcen den Wirtschaftsbereichen neu zu, die am
widerstandsfähigsten sind oder sogar wachsen: Gesundheitswesen, Pharma,
Einzelhandel über E-Commerce und Daten-Zentren, um die zunehmenden Datenmengen
zu verarbeiten. In der Phase „Neuerfindung“ arbeiten wir an unserem Geschäft,
nachdem COVID-19 besiegt sein wird. Ich persönlich glaube nicht, dass wir in
Zukunft nur noch aus der Ferne miteinander arbeiten werden. Wir müssen uns nach
wie vor physisch zusammenfinden, um Kooperation und Innovation zu fördern. Es
wäre doch eine traurige Welt, wenn wir unsere Kollegen in Zukunft nur noch aus
ZOOM- oder SKYPE-Meetings kennen würden. Aber natürlich erlauben wir allen
Mitarbeitern teils im Büro, teils von zu Hause aus in Rotation zu arbeiten. Die
größte Veränderung, die wir sehen, ist die Geschwindigkeit der Einführung
digitaler Technologien. „Remote Asset Control“, die vorausschauende und
korrigierende Fernwartung, intelligente Fabriken – all diese Technologien
werden jetzt viel schneller eingeführt. Bei Schneider Electric befinden wir uns
mitten in dieser zukunftsträchtigen, technologischen Revolution. Schneider
Electric hat in Russland eine lange Geschichte, die schon vor der Revolution
begann. Aber wie viele Unternehmen haben wir uns Anfang der 1990er-Jahre erst
verstärkt aufgestellt. Seitdem haben wir mit fünf russischen Fabriken und über
8.000 Mitarbeitern mehr als eine Milliarde US-Dollar in die russische Wirtschaft
investiert. Wir sind stolz darauf, dass der größte Teil unserer Verkäufe in
Russland auch lokal produziert wird, was wir in Zukunft weiter zu steigern
beabsichtigen.
Russland – ein Land mit Potenzial
Ein Schlusswort an jene
ausländischen Unternehmen, die wie wir schon lange in Russland tätig sind: Ich
denke, dass alle bereits erfahren haben, dass Russland überhaupt nicht der
„dunkle Ort“ ist, den man zu befürchten hätte, wenn man nur den westlichen
Medien glauben würde. Meine Botschaft für Neueinsteiger in den russischen
Markt: Ja, die Zeiten sind wie überall augenblicklich besonders schwierig. Aber
Russland ist bewiesenermaßen historisch ein Meister an Widerstandskraft und
Wiederbelebung. In diesem sich entwickelnden Markt lassen sich für beide Seiten
gewinnbringende Geschäfte machen – und gleichzeitig die Gastfreundschaft und
Warmherzigkeit des russischen Volkes entdecken.
Johan Vanderplaetse Senior Vice President, Präsident Russland & GUS, Schneider Electric, ein Weltmarktführer aus Frankreich im Bereich elektronischer Energie-Verteilung und industrieller Automation, Chairman of the Board, AEB – Association of European Businesses
Vanderplaetse kommentiert: Russland ist ein Meister an Widerstandskraft
Die aktuelle wirtschaftliche Situation in Russland ist wie fast weltweit sehr herausfordernd.
In Russland ist die Stimmung in Bevölkerung und Wirtschaft derzeit natürlich nicht gut. Dies in großem Gegensatz zu 2019, wo wir die ersten Anzeichen einer Erholung gesehen haben und z. B. fast alle Mitgliedsunternehmen der ‘AEB – Association of European Businesses‘ in Russland ein akzeptables Wachstum verzeichnen konnten. Auch das erste Quartal dieses Jahres war tatsächlich noch sehr gut für das Geschäft, und die Regierung versuchte weiter, dieses Wachstum durch ihre „nationalen Projekte“ zu beschleunigen. Es ist natürlich eine große Enttäuschung, dass die Wirtschaft durch die Pandemie jetzt wieder schrumpft.
Stärken und Schwächen
Russland sah sich jedoch schon mit vielen Krisen konfrontiert, und jedes Mal hat sich die Wirtschaft wieder erholen können. Darüber hinaus glauben wir diesmal, dass Russland besser in der Lage ist, die Krise zu bewältigen als 1998 oder 2008. Die Makroökonomie ist sehr solide, mit riesigen Hartwährungsreserven, einer positiven Handelsbilanz, niedriger Inflation und niedriger Arbeitslosigkeit. Eine der strukturellen Schwächen der russischen Wirtschaft ist das Fehlen eines dynamischen KMU-Sektors. Nur rund 20 Prozent der Bevölkerung arbeiten für kleine und mittlere Unternehmen, was normalerweise das Rückgrat einer gesunden Wirtschaft bildet – wie mit dem starken Mittelstand in Deutschland. Das bleibt mittel- und langfristig ein großes Problem. Aber die Tatsache, dass derzeit die Mehrheit der Menschen für staatliche Unternehmen oder direkt für den Staat arbeitet, hilft jetzt auch tatsächlich, einen noch größeren Schock zu absorbieren. Auch der Ölpreis hat sich stabilisiert, was angesichts der Bedeutung der Kohlewasserstoffeinnahmen für den russischen Haushalt vorteilhaft für die hiesige Wirtschaft ist. Das Land muss die Struktur seiner Wirtschaft auf lange Sicht unbedingt ins Gleichgewicht bringen.
Die Schwächen sind auf institutioneller und mikro-ökonomischer Ebene. Die Regierung machte gute Fortschritte bei der Diversifizierung der Wirtschaft, ironischerweise unterstützt durch den Druck der westlichen Sanktionen. Die Abhängigkeit vom Export natürlicher Ressourcen, insbesondere von Kohlenwasserstoffen, ist jedoch immer noch zu hoch. Darüber hinaus ist die EU mit ihrem „Green Deal“ sehr ernsthaft bemüht, bis 2050 CO2-neutral zu werden. Dies wird nicht möglich sein, wenn die EU weiterhin Kohlenwasserstoffe in den gleichen Mengen wie heute importiert und erneuerbare Energien noch dominanter werden. Dies bedeutet auch, dass die Haupteinnahmequellen Russlands im Laufe der Zeit erheblich sinken werden. Deshalb muss jetzt mehr in die Modernisierung der Infrastruktur, in Bildung und Gesundheitsfürsorge investiert sowie die KMU unterstützt und geschützt werden.
Schnelle Erholung nicht in Sicht
Es ist schwer vorherzusagen, in welchem Zeitrahmen sich die Wirtschaft hier erholen wird. Jetzt sind wir alle erstmal sehr besorgt betreffend einer möglichen „zweiten Welle“ und deren Auswirkungen auf die globale und eben auch die russische Wirtschaft. Und es gibt noch andere Faktoren, die schwer vorhersehbar sind, beispielsweise wann ein Impfstoff verfügbar sein wird. Aber wenn eine „zweite Welle“ beherrschbar wird, dann denken wir, dass wir bereits Mitte 2021 eine solide Erholung erleben werden. Natürlich wird deren Grad nicht überall gleich sein. Einige Wirtschaftszweige werden länger leiden, andere werden sich sehr schnell erholen. Bei Schneider Electric sehen wir z. B. Schwierigkeiten bei Projekten im Zusammenhang mit Bürogebäuden. Wir werden in Zukunft viel weniger Büroflächen benötigen, weil die Leute weiterhin viel von zu Hause aus arbeiten werden. Der Umsatz in diesem Segment wird also sinken. Auf der anderen Seite verzeichneten wir während COVID-19 einen Boom beim Verkauf von Waren, die für die Renovierung von Wohnungen und Datschas benötigt werden. Auch Unternehmen, die digitale Technologien verkaufen, schneiden sehr gut ab. COVID-19 kann wohl als der größte Beschleuniger der Digitalisierung und Produktionsautomatisierung gelten.
Die anhaltend schwierige geopolitische Situation ist ein weiterer Hemmschuh. In der AEB haben wir uns immer für eine Dialogpolitik anstatt für Sanktionen eingesetzt. Und die westlichen Sanktionen, insbesondere die aus den USA, haben viele „unbeabsichtigte Konsequenzen“. Russland wird in Richtung China gedrängt, und wir haben eine wachsende Anzahl von Fällen gesehen, in denen das westliche Geschäft durch chinesische Unternehmen ersetzt wird. Dabei geht es nicht nur um Huawei. Es besteht das reale Risiko, das aus technologischer Sicht die globale Wirtschaftswelt durch einen „Doppelwert“ ersetzt wird: „Westliche Technologien“ werden an Europa, die USA und ihre Verbündeten verkauft, während „östliche Technologien“, hauptsächlich in China hergestellt, an andere Ländergruppen verkauft werden. Wir machen uns Sorgen, dass Russland aus Sicherheitsgründen immer mehr auf ein wirtschaftliches Bündnis mit China setzen wird. Denn es ist kaum zu befürchten, dass China Russland Wirtschaftssanktionen auferlegen würde, wenn sie einer gewissen russischen Politik nicht zustimmen könnten – schlecht für europäische Unternehmen.
Zusammenarbeit zwischen Russland und der EU
Wir plädieren daher für ein erneut verstärktes Engagement zwischen Europa und Russland, da beide Seiten durch weitere Konfrontationen mehr verlieren als gewinnen werden. Ich plädiere in dieser komplexen Situation deshalb persönlich dafür, mit einer selektiven Wiederannäherung zu beginnen. Der Klimawandel könnte eine solche Domäne sein. Genau wie COVID-19 kennt auch der Klimawandel keine Grenzen und Europa wird seine Klimaziele niemals erreichen, wenn gleichzeitig die Arktis „brennt“. So könnte z. B. zur Bekämpfung des Klimawandels ein Teil der massiven Mittel im Rahmen des „Green Deal“ für Projekte in Russland bereitgestellt werden, bei denen mithilfe westlicher und russischer Unternehmen die CO2-Emissionen reduziert werden. Das wäre gut für Wirtschaft und Klima und würde einen neuen wirtschaftlichen Dialog und neues Vertrauen schaffen. Aber auch von russischer Seite ist Engagement gefordert. Einer der Steine in den Schuhen, die wirklich entfernt werden müssen, ist leider immer noch der Fall Baring Vostok. Michael Calvey, Philippe Delpal und mehrere russische Führungskräfte stehen nun seit über anderthalb Jahren unter Hausarrest und wir wissen immer noch nicht, wann dieser Fall endgültig abgeschlossen sein wird. Gleiches gilt für die Gespräche rund um das Minsker Abkommen, um die Fragen betreffend die Ostukraine zu klären.
In der COVID-19-Periode navigieren wir bei Schneider Electric rund um drei Phasen: Rettung, Wiederherstellung, Neuerfindung. Die „Rettungsphase“ begann schon beim Ausbruch der Krise. Die Gesundheit unserer Mitarbeiter in Fernarbeit für das Büro und die strengsten Sicherheitsmaßnahmen für unsere Fabriken waren sofort von höchster Priorität. Dann sind wir in die noch andauernde Phase „Erholung“ übergegangen. Wir weisen die Ressourcen den Wirtschaftsbereichen neu zu, die am widerstandsfähigsten sind oder sogar wachsen: Gesundheitswesen, Pharma, Einzelhandel über E-Commerce und Daten-Zentren, um die zunehmenden Datenmengen zu verarbeiten. In der Phase „Neuerfindung“ arbeiten wir an unserem Geschäft, nachdem COVID-19 besiegt sein wird. Ich persönlich glaube nicht, dass wir in Zukunft nur noch aus der Ferne miteinander arbeiten werden. Wir müssen uns nach wie vor physisch zusammenfinden, um Kooperation und Innovation zu fördern. Es wäre doch eine traurige Welt, wenn wir unsere Kollegen in Zukunft nur noch aus ZOOM- oder SKYPE-Meetings kennen würden. Aber natürlich erlauben wir allen Mitarbeitern teils im Büro, teils von zu Hause aus in Rotation zu arbeiten. Die größte Veränderung, die wir sehen, ist die Geschwindigkeit der Einführung digitaler Technologien. „Remote Asset Control“, die vorausschauende und korrigierende Fernwartung, intelligente Fabriken – all diese Technologien werden jetzt viel schneller eingeführt. Bei Schneider Electric befinden wir uns mitten in dieser zukunftsträchtigen, technologischen Revolution. Schneider Electric hat in Russland eine lange Geschichte, die schon vor der Revolution begann. Aber wie viele Unternehmen haben wir uns Anfang der 1990er-Jahre erst verstärkt aufgestellt. Seitdem haben wir mit fünf russischen Fabriken und über 8.000 Mitarbeitern mehr als eine Milliarde US-Dollar in die russische Wirtschaft investiert. Wir sind stolz darauf, dass der größte Teil unserer Verkäufe in Russland auch lokal produziert wird, was wir in Zukunft weiter zu steigern beabsichtigen.
Russland – ein Land mit Potenzial
Ein Schlusswort an jene ausländischen Unternehmen, die wie wir schon lange in Russland tätig sind: Ich denke, dass alle bereits erfahren haben, dass Russland überhaupt nicht der „dunkle Ort“ ist, den man zu befürchten hätte, wenn man nur den westlichen Medien glauben würde. Meine Botschaft für Neueinsteiger in den russischen Markt: Ja, die Zeiten sind wie überall augenblicklich besonders schwierig. Aber Russland ist bewiesenermaßen historisch ein Meister an Widerstandskraft und Wiederbelebung. In diesem sich entwickelnden Markt lassen sich für beide Seiten gewinnbringende Geschäfte machen – und gleichzeitig die Gastfreundschaft und Warmherzigkeit des russischen Volkes entdecken.
Johan Vanderplaetse
Senior Vice President, Präsident Russland & GUS, Schneider Electric, ein Weltmarktführer aus Frankreich im Bereich elektronischer Energie-Verteilung und industrieller Automation, Chairman of the Board, AEB – Association of European Businesses