Laut einer aktuellen Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte gehören russische Banken in Bezug auf den Grad der Digitalisierung ihrer Dienstleistungen weltweit zu den Top 10.
Deloitte hat kürzlich eine neue Studie über die Digitalisierung von Geschäftsbanken präsentiert. Darin liegen russische Banken in fünf von sechs Phasen der Kundeninteraktion über dem Weltdurchschnitt. Damit entdeckt die russische Wirtschaft offenbar eine neue, noch unbekannte Nische für sich – die des Vorreiters im Bereich digitaler Dienstleistungen.
Weltweite Studie
Für die Studie hat Deloitte die Services von insgesamt 318 Banken aus 39 Ländern untersucht. Im Schnitt waren die 15 russischen Teilnehmer vor allem in den folgenden Etappen der digitalen Interaktion mit Kunden deutlich besser als der weltweite Durchschnitt: bei der Informationssuche, der Eröffnung eines Kontos, der alltäglichen Interaktion und der Nutzung von Dienstleistungen. Ähnlich kompliziert wie im Rest der Welt ist in Russland hingegen das Auflösen von Bankkonten.
Großbanken marschieren vorneweg
Der russische Erfolg sei hauptsächlich auf seine größten Banken zurückzuführen, schränkt Deloitte ein. Damit ist vor allem die Sberbank, die größte Bank des Landes, gemeint, die in Sachen Digitalisierung vorangeht und sich vor Kurzem folgerichtig ein frisches Image verpasst hat. „178 Jahre lang waren wir für Sie nur eine Bank“, erklärt Sberbank-Chef und Ex-Wirtschaftsminister German Gref in einem offiziellen Video, das zum Rebranding veröffentlicht wurde. Doch jetzt wolle man den Kunden eine ganze Palette an Dienstleistungen anbieten. Daher lautet der Name jetzt nur noch „Sber“, kombiniert mit Zusätzen für verschiedene Geschäftsbereiche, von denen die Bank nur noch einer ist.
In der Tat hat sich „Sber“ durch Beteiligungen und Käufe in den vergangenen Jahren bereits etliche Dienste angeeignet, etwa den beliebten Lieferservice Delivery Club und den Taxidienst CityMobil. Unter dem Namen SberPrime wurde zusätzlich eine Abonnementfunktion für alle Dienstleistungen vorgestellt, die Kunden binden und Vergünstigungen aller Art anbieten soll. Das alles erinnert an die Angebote von Amazon, Google oder Yandex.
Tatsächlich liefert Yandex hier ein gutes Stichwort. Auch der russische Internetriese will in großem Stil ins Finanzgeschäft einsteigen. Deshalb übernimmt der Konzern die Moskauer Tinkoff Bank, die als eines der innovativsten russischen Geldhäuser gilt. Einem offiziellen Statement von Yandex zufolge hätte man mit der Tinkoff-Mutter, der an der Londoner Börse gelisteten Holding TCS, am 22. September eine „grundsätzliche Einigung“ über einen Kauf erzielt, der aus einer Gegenleistung in Höhe von rund 5,48 Milliarden US-Dollar besteht. Die Tinkoff Bank war die erste ausschließliche Online-Bank Russlands und sieht sich selbst als IT-Firma. Dieses Fintech-Know-how will Yandex nun zur Erreichung seiner Ziele nutzen.
Corona als Beschleuniger
Die Autoren der Studie identifizierten die epidemiologische Situation in der Welt als einen der Schlüsselfaktoren, die die Digitalisierung des Bankgeschäfts beschleunigen. Dies gelte besonders für Russland. Laut Dmitri Ferapontow, Finanzdozent an der Moskauer Synergy Universität, rege das Coronavirus die Kunden dazu an, neue Möglichkeiten für die Interaktion mit ihren Banken zu suchen. In diesem Zusammenhang sei die eben genannten Tinkoff Bank – die erste russische „Bank ohne Büros“ – ein echter Vorreiter und ein Beispiel dafür, dass Bankgeschäfte und Digitalisierung keine Gegensätze bilden müssen. Die Tinkoff Bank sei in Russland hinsichtlich der Entwicklung von digitalen Technologien und Kommunikationsmethoden besonders einflussreich, so Ferapontow.
Allerdings – und darin sind sich fast alle Experten einig – müssten für die weitere Entwicklung Fragen wie Cybersicherheit, Absicherung von digitalen Zahlungen und Benutzeridentifikation geklärt werden. Auch müsste die Funktionalität von sogenannten Roboter-Beratern weiter verbessert werden.
Dennoch sehen die Experten auch einige Hindernisse für die weitere Digitalisierung des Bankensektors. Dazu zählt die Nichtbereitschaft einer bestimmten Kategorie der russischen Bevölkerung, die Vor-Ort-Kommunikation mit den Bankangestellten aufzugeben. Ferapontow nennt hier vor allem die älteren Altersgruppen über 50, die ohne absolute Notwendigkeit kaum zu einem Umstieg auf digitale Produkte zu bewegen seien.
Digitalisierung: Russische Banken obenauf
Laut einer aktuellen Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte gehören russische Banken in Bezug auf den Grad der Digitalisierung ihrer Dienstleistungen weltweit zu den Top 10.
Deloitte hat kürzlich eine neue Studie über die Digitalisierung von Geschäftsbanken präsentiert. Darin liegen russische Banken in fünf von sechs Phasen der Kundeninteraktion über dem Weltdurchschnitt. Damit entdeckt die russische Wirtschaft offenbar eine neue, noch unbekannte Nische für sich – die des Vorreiters im Bereich digitaler Dienstleistungen.
Weltweite Studie
Für die Studie hat Deloitte die Services von insgesamt 318 Banken aus 39 Ländern untersucht. Im Schnitt waren die 15 russischen Teilnehmer vor allem in den folgenden Etappen der digitalen Interaktion mit Kunden deutlich besser als der weltweite Durchschnitt: bei der Informationssuche, der Eröffnung eines Kontos, der alltäglichen Interaktion und der Nutzung von Dienstleistungen. Ähnlich kompliziert wie im Rest der Welt ist in Russland hingegen das Auflösen von Bankkonten.
Großbanken marschieren vorneweg
Der russische Erfolg sei hauptsächlich auf seine größten Banken zurückzuführen, schränkt Deloitte ein. Damit ist vor allem die Sberbank, die größte Bank des Landes, gemeint, die in Sachen Digitalisierung vorangeht und sich vor Kurzem folgerichtig ein frisches Image verpasst hat. „178 Jahre lang waren wir für Sie nur eine Bank“, erklärt Sberbank-Chef und Ex-Wirtschaftsminister German Gref in einem offiziellen Video, das zum Rebranding veröffentlicht wurde. Doch jetzt wolle man den Kunden eine ganze Palette an Dienstleistungen anbieten. Daher lautet der Name jetzt nur noch „Sber“, kombiniert mit Zusätzen für verschiedene Geschäftsbereiche, von denen die Bank nur noch einer ist.
In der Tat hat sich „Sber“ durch Beteiligungen und Käufe in den vergangenen Jahren bereits etliche Dienste angeeignet, etwa den beliebten Lieferservice Delivery Club und den Taxidienst CityMobil. Unter dem Namen SberPrime wurde zusätzlich eine Abonnementfunktion für alle Dienstleistungen vorgestellt, die Kunden binden und Vergünstigungen aller Art anbieten soll. Das alles erinnert an die Angebote von Amazon, Google oder Yandex.
Tatsächlich liefert Yandex hier ein gutes Stichwort. Auch der russische Internetriese will in großem Stil ins Finanzgeschäft einsteigen. Deshalb übernimmt der Konzern die Moskauer Tinkoff Bank, die als eines der innovativsten russischen Geldhäuser gilt. Einem offiziellen Statement von Yandex zufolge hätte man mit der Tinkoff-Mutter, der an der Londoner Börse gelisteten Holding TCS, am 22. September eine „grundsätzliche Einigung“ über einen Kauf erzielt, der aus einer Gegenleistung in Höhe von rund 5,48 Milliarden US-Dollar besteht. Die Tinkoff Bank war die erste ausschließliche Online-Bank Russlands und sieht sich selbst als IT-Firma. Dieses Fintech-Know-how will Yandex nun zur Erreichung seiner Ziele nutzen.
Corona als Beschleuniger
Die Autoren der Studie identifizierten die epidemiologische Situation in der Welt als einen der Schlüsselfaktoren, die die Digitalisierung des Bankgeschäfts beschleunigen. Dies gelte besonders für Russland. Laut Dmitri Ferapontow, Finanzdozent an der Moskauer Synergy Universität, rege das Coronavirus die Kunden dazu an, neue Möglichkeiten für die Interaktion mit ihren Banken zu suchen. In diesem Zusammenhang sei die eben genannten Tinkoff Bank – die erste russische „Bank ohne Büros“ – ein echter Vorreiter und ein Beispiel dafür, dass Bankgeschäfte und Digitalisierung keine Gegensätze bilden müssen. Die Tinkoff Bank sei in Russland hinsichtlich der Entwicklung von digitalen Technologien und Kommunikationsmethoden besonders einflussreich, so Ferapontow.
Allerdings – und darin sind sich fast alle Experten einig – müssten für die weitere Entwicklung Fragen wie Cybersicherheit, Absicherung von digitalen Zahlungen und Benutzeridentifikation geklärt werden. Auch müsste die Funktionalität von sogenannten Roboter-Beratern weiter verbessert werden.
Dennoch sehen die Experten auch einige Hindernisse für die weitere Digitalisierung des Bankensektors. Dazu zählt die Nichtbereitschaft einer bestimmten Kategorie der russischen Bevölkerung, die Vor-Ort-Kommunikation mit den Bankangestellten aufzugeben. Ferapontow nennt hier vor allem die älteren Altersgruppen über 50, die ohne absolute Notwendigkeit kaum zu einem Umstieg auf digitale Produkte zu bewegen seien.