Russland droht die zweite Corona-Welle und damit ein wiederholter Lockdown der Wirtschaft. Doch anders als im Frühjahr bleibt die Staatsmacht zögerlich.
Die zweite Welle der Corona-Pandemie droht auch in Russland zum Tsunami zu geraten. Nach Angaben der Behörden stieg die Zahl der Neuinfizierten gestern auf die Rekordzahl von 13.868, deutlich über der Höchstmarke der ersten Welle von knapp 11.700 am 11. Mai. Anfang September hatte sie noch bei 4.700 gelegen. Laut Experten werden diese Zahlen noch 20 Tage ansteigen. Ein wesentlicher Rückgang der täglichen Infektionen werde erst im Februar oder März nächsten Jahres zu erwarten sein.
Viele Statistiker und Mediziner behaupten, die tatsächlichen Zahlen seien mindestens doppelt so hoch. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums sind 90 Prozent der Krankenhausbetten belegt. Angesichts von täglich über 1.200 hospitalisierten und fast 5.000 neuen Covid-19-Patienten in der russischen Hauptstadt äußert auch Moskaus Oberbürgermeister Sergei Sobjanin „gewaltige Besorgnis“. Man müsse noch einige Monate bis zum Beginn der flächendeckenden Impfungen durchhalten. Aber während im Frühjahr in Moskau und anderen russischen Regionen ein strenger Lockdown und teilweises Ausgehverbot herrschte, begnügen sich die Behörden bisher mit Einzelmaßnahmen. Die Anfang letzter Woche eingeführte Regelung, mindestens 30 Prozent der Arbeitnehmer ins Homeoffice zu versetzten, ist in diesem Zusammenhang eine relativ milde Möglichkeit, ohne einen Shutdown auszukommen.
Druck aus der Wirtschaft
Die Zurückhaltung der Politik hat ihren Grund. Der Ombudsmann des Präsidenten für die Einhaltung der Unternehmerrechte, Boris Titow, hat die russische Regierung eindringlich vor dem Verhängen eines neuen Shutdown gewarnt. Seiner Aussage nach würden bis zu 70 Prozent der Firmen in Russland ein erneutes Herunterfahren der Wirtschaft nicht überleben. Deshalb tue die Wirtschaft derzeit alles, „um die Regierung davon zu überzeugen, nicht zu schließen“. Als Alternative schlägt Titow der Regierung die Umsetzung der sogenannten Barrington-Erklärung auf. Professoren der weltberühmten Universitäten Oxford, Harvard und Stanford setzen darin auf einen „fokussierten Schutz“: Junge, gesunde Menschen sollten endlich wieder ihr Leben leben und so die Durchseuchung der Gesellschaft mit Corona hin zur Herdenimmunität ermöglichen; auf die Alten und Kranken sollte dagegen besser aufgepasst werden.
Unterstützung in Milliardenhöhe
Um weiterer Kritik zuvorzukommen, vergisst die russische Regierung nicht, die Wirtschaft auf die hohen Unterstützungszahlungen hinzuweisen. So haben kleine und mittlere Unternehmen (KMU) nach Angaben des Wirtschaftsministeriums seit Anfang April 2020 über eine Billion Rubel (rund elf Milliarden Euro) an staatlichen Unterstützungsmaßnahmen erhalten, u. a. in Form von zinsgünstigen Darlehen. Zudem konnten fast 2,2 Millionen Unternehmen von staatlichen Gehaltssubventionen in Höhe von 12.130 Rubel (rund 135 Euro) pro Mitarbeiter profitieren. Alles Maßnahmen, durch die laut Regierung bis zu acht Millionen Arbeitslätze gesichert werden konnten.
Neues aus dem Kreml: Die zweite Corona-Welle kommt
Russland droht die zweite Corona-Welle und damit ein wiederholter Lockdown der Wirtschaft. Doch anders als im Frühjahr bleibt die Staatsmacht zögerlich.
Die zweite Welle der Corona-Pandemie droht auch in Russland zum Tsunami zu geraten. Nach Angaben der Behörden stieg die Zahl der Neuinfizierten gestern auf die Rekordzahl von 13.868, deutlich über der Höchstmarke der ersten Welle von knapp 11.700 am 11. Mai. Anfang September hatte sie noch bei 4.700 gelegen. Laut Experten werden diese Zahlen noch 20 Tage ansteigen. Ein wesentlicher Rückgang der täglichen Infektionen werde erst im Februar oder März nächsten Jahres zu erwarten sein.
Viele Statistiker und Mediziner behaupten, die tatsächlichen Zahlen seien mindestens doppelt so hoch. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums sind 90 Prozent der Krankenhausbetten belegt. Angesichts von täglich über 1.200 hospitalisierten und fast 5.000 neuen Covid-19-Patienten in der russischen Hauptstadt äußert auch Moskaus Oberbürgermeister Sergei Sobjanin „gewaltige Besorgnis“. Man müsse noch einige Monate bis zum Beginn der flächendeckenden Impfungen durchhalten. Aber während im Frühjahr in Moskau und anderen russischen Regionen ein strenger Lockdown und teilweises Ausgehverbot herrschte, begnügen sich die Behörden bisher mit Einzelmaßnahmen. Die Anfang letzter Woche eingeführte Regelung, mindestens 30 Prozent der Arbeitnehmer ins Homeoffice zu versetzten, ist in diesem Zusammenhang eine relativ milde Möglichkeit, ohne einen Shutdown auszukommen.
Druck aus der Wirtschaft
Die Zurückhaltung der Politik hat ihren Grund. Der Ombudsmann des Präsidenten für die Einhaltung der Unternehmerrechte, Boris Titow, hat die russische Regierung eindringlich vor dem Verhängen eines neuen Shutdown gewarnt. Seiner Aussage nach würden bis zu 70 Prozent der Firmen in Russland ein erneutes Herunterfahren der Wirtschaft nicht überleben. Deshalb tue die Wirtschaft derzeit alles, „um die Regierung davon zu überzeugen, nicht zu schließen“. Als Alternative schlägt Titow der Regierung die Umsetzung der sogenannten Barrington-Erklärung auf. Professoren der weltberühmten Universitäten Oxford, Harvard und Stanford setzen darin auf einen „fokussierten Schutz“: Junge, gesunde Menschen sollten endlich wieder ihr Leben leben und so die Durchseuchung der Gesellschaft mit Corona hin zur Herdenimmunität ermöglichen; auf die Alten und Kranken sollte dagegen besser aufgepasst werden.
Unterstützung in Milliardenhöhe
Um weiterer Kritik zuvorzukommen, vergisst die russische Regierung nicht, die Wirtschaft auf die hohen Unterstützungszahlungen hinzuweisen. So haben kleine und mittlere Unternehmen (KMU) nach Angaben des Wirtschaftsministeriums seit Anfang April 2020 über eine Billion Rubel (rund elf Milliarden Euro) an staatlichen Unterstützungsmaßnahmen erhalten, u. a. in Form von zinsgünstigen Darlehen. Zudem konnten fast 2,2 Millionen Unternehmen von staatlichen Gehaltssubventionen in Höhe von 12.130 Rubel (rund 135 Euro) pro Mitarbeiter profitieren. Alles Maßnahmen, durch die laut Regierung bis zu acht Millionen Arbeitslätze gesichert werden konnten.