Im Pazifik entsteht die größte Freihandelszone der Welt. Diese Entwicklung bleibt auch für Europa und Russland nicht folgenlos.
Mit der Unterzeichnung des RCEP-Abkommens (Regional Comprehensive Economic Partnership) entsteht im ostasiatisch-pazifischen Raum die weltweit größte Freihandelszone, die von der chinesisch-kasachischen Grenze bis fast an die Antarktis reicht. Sie umfasst die zehn ASEAN-Staaten sowie China, Japan, Korea, Australien und Neuseeland und steht für gut 30 Prozent der Weltbevölkerung, des globalen BIP, und nicht zuletzt für 28 Prozent des Welthandels. Selbst ohne Indien, ist RCEP das mit Abstand größte Freihandelsabkommen noch vor der EU und dem USA-Kanada-Mexiko Abkommen.
Angesichts solcher Superlative kommt die Entstehung des RCEP, auch wenn die Verhandlungen mehrere Jahre zurückreichen und das Abkommen erst nach Ratifizierung durch mindestens sechs ASEAN- sowie drei nicht-ASEAN Staaten in Kraft tritt (Experten rechnen damit, dass dies zwischen sechs Monaten und zwei Jahren dauern wird), einem geoökonomischen Beben gleich. Die Bedeutung wird dadurch erhöht, dass das RCEP bereits bestehende Freihandelsabkommen (FHA) der ASEAN mit seinen pazifischen Nachbarn in einen einheitlichen Rahmen überführt und mit China, Japan, und Korea auch Partner mit einem spannungsreichen Verhältnis einbindet.
Was sind die potenziellen Folgen dieser Entwicklung über die Region hinaus, insbesondere für die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Russland und Europa? Hier ist zunächst zu bemerken, dass die EU und Russland seit Jahren ein wichtiger wirtschaftlicher Partner aller beteiligten Staaten waren. Die EU war dabei nicht nur einer der größten Investoren und Handelspartner, sondern sie unterhielt auch mehrere FHA mit Singapur, Vietnam, Japan, und Korea (weitere Abkommen mit Australien und Neuseeland sind geplant und z. Z. in der Verhandlungsphase).
Die Entstehung einer gemeinsamen Freihandelszone verschafft daher europäischen Unternehmen Vorteile, z. B. in Form einer Harmonisierung von Ursprungsregeln. Aus russischer Sicht ist bemerkenswert, dass das Abkommen maßgeblich aus der ASEAN hervorging, die ihrerseits auf den SEATO-Sicherheitspakt zurückgeht. Es ist daher kaum erstaunlich, dass Russland im Entstehungsprozess der RCEP keine bedeutendere Rolle gespielt hat. Dennoch stellt eine engere Anbindung Russlands an diesen Raum eine attraktive Option für seine Asien- und Entwicklungspolitik (Fernost) dar.
Bei allen potenziellen Vorteilen ist die Geburt des RCEP auch ein Weckruf für Europa und Russland, verdeutlicht sie doch einmal mehr, wie rasch und wie weitreichend sich die Gewichte in der Weltwirtschaft verschieben. Eine engere Kooperation zwischen der EU und der Eurasischen Wirtschaftsunion könnte dabei helfen, die Chancen, die sich aus diesen Veränderungen ergeben, besser zu nutzen und zudem mit größerem Gewicht an der Weltordnung des 21. Jahrhunderts mitzuwirken. Dazu müsste allerdings zuerst ein neuer Anlauf gewagt werden, die bilateralen Beziehungen aus ihrem gegenwärtigen, eingefrorenen Zustand zu heben und eine für alle Seiten akzeptable Lösung zu finden. Wer den ersten Schritt macht, sollte dabei nicht entscheidend sein.
Tadzio Schilling CEO, Association of European Businesses(AEB)
Schilling kommentiert: China und Asien-Pazifik-Staaten gründen Freihandelszone
Im Pazifik entsteht die größte Freihandelszone der Welt. Diese Entwicklung bleibt auch für Europa und Russland nicht folgenlos.
Mit der Unterzeichnung des RCEP-Abkommens (Regional Comprehensive Economic Partnership) entsteht im ostasiatisch-pazifischen Raum die weltweit größte Freihandelszone, die von der chinesisch-kasachischen Grenze bis fast an die Antarktis reicht. Sie umfasst die zehn ASEAN-Staaten sowie China, Japan, Korea, Australien und Neuseeland und steht für gut 30 Prozent der Weltbevölkerung, des globalen BIP, und nicht zuletzt für 28 Prozent des Welthandels. Selbst ohne Indien, ist RCEP das mit Abstand größte Freihandelsabkommen noch vor der EU und dem USA-Kanada-Mexiko Abkommen.
Angesichts solcher Superlative kommt die Entstehung des RCEP, auch wenn die Verhandlungen mehrere Jahre zurückreichen und das Abkommen erst nach Ratifizierung durch mindestens sechs ASEAN- sowie drei nicht-ASEAN Staaten in Kraft tritt (Experten rechnen damit, dass dies zwischen sechs Monaten und zwei Jahren dauern wird), einem geoökonomischen Beben gleich. Die Bedeutung wird dadurch erhöht, dass das RCEP bereits bestehende Freihandelsabkommen (FHA) der ASEAN mit seinen pazifischen Nachbarn in einen einheitlichen Rahmen überführt und mit China, Japan, und Korea auch Partner mit einem spannungsreichen Verhältnis einbindet.
Was sind die potenziellen Folgen dieser Entwicklung über die Region hinaus, insbesondere für die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Russland und Europa? Hier ist zunächst zu bemerken, dass die EU und Russland seit Jahren ein wichtiger wirtschaftlicher Partner aller beteiligten Staaten waren. Die EU war dabei nicht nur einer der größten Investoren und Handelspartner, sondern sie unterhielt auch mehrere FHA mit Singapur, Vietnam, Japan, und Korea (weitere Abkommen mit Australien und Neuseeland sind geplant und z. Z. in der Verhandlungsphase).
Die Entstehung einer gemeinsamen Freihandelszone verschafft daher europäischen Unternehmen Vorteile, z. B. in Form einer Harmonisierung von Ursprungsregeln. Aus russischer Sicht ist bemerkenswert, dass das Abkommen maßgeblich aus der ASEAN hervorging, die ihrerseits auf den SEATO-Sicherheitspakt zurückgeht. Es ist daher kaum erstaunlich, dass Russland im Entstehungsprozess der RCEP keine bedeutendere Rolle gespielt hat. Dennoch stellt eine engere Anbindung Russlands an diesen Raum eine attraktive Option für seine Asien- und Entwicklungspolitik (Fernost) dar.
Bei allen potenziellen Vorteilen ist die Geburt des RCEP auch ein Weckruf für Europa und Russland, verdeutlicht sie doch einmal mehr, wie rasch und wie weitreichend sich die Gewichte in der Weltwirtschaft verschieben. Eine engere Kooperation zwischen der EU und der Eurasischen Wirtschaftsunion könnte dabei helfen, die Chancen, die sich aus diesen Veränderungen ergeben, besser zu nutzen und zudem mit größerem Gewicht an der Weltordnung des 21. Jahrhunderts mitzuwirken. Dazu müsste allerdings zuerst ein neuer Anlauf gewagt werden, die bilateralen Beziehungen aus ihrem gegenwärtigen, eingefrorenen Zustand zu heben und eine für alle Seiten akzeptable Lösung zu finden. Wer den ersten Schritt macht, sollte dabei nicht entscheidend sein.
Tadzio Schilling
CEO, Association of European Businesses (AEB)