Bereits vor sechs Jahren hat Russland den Import westlicher Lebensmittel verboten. Seitdem gibt es Gerüchte über minderwertige Milch und gepanschten Käse. Und in der Tat ist die Auswahl an hochwertigen Käseprodukten überschaubar.
In Russland wird sehr viel Käse konsumiert, die Nachfrage ist groß. Wie Andrej Rasin, Landwirtschaftsminister der Region Moskau, auf dem diesjährigen „Deutsch-Russischen Branchenforum“ der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer (AHK) berichtete, werden allein in seinem Gebiet über 60.000 Tonnen Käse jährlich produziert. „Importsubstitution“ heißt das neue Zauberwort und soll die Russen dazu anregen, vermehrt heimische Produkte zu konsumieren.
Allein in der Region um Moskau werden 200.000 Tonnen Käse im Jahr gekauft. Angeboten wird dieser zumeist als Schnittkäse und kommt unter international bekannten Namen wie Gouda, Tilsiter, Edamer oder Maasdamer auf den Markt. Allerdings kommt dabei kommt kein Käse auf die Teller der Verbraucher, wie wir ihn aus Italien, Frankreich, Holland oder Deutschland kennen. Die russischen Käsesorten bestehen vielmehr eine weißlichen und gelblichen Masse auf Basis von Milch und weiteren Zutaten. Geschmacklich ist oft kein spezielles Aroma zu erkennen. Auch die Konsistenz ist eher weich bis gummiartig. Selbst ein bekannter deutscher Käsehersteller, der in Russland mit mehreren Käsewerken vertreten ist, brachte kürzlich einen fast geschmacksneutralen Käse auf den Markt.
Keine Käsetradition
Das es auch anders geht, zeigen Beispiele aus der Provinz. Wer nach lokalen und schmackhaften Käsevarianten aus russischer Produktion sucht, muss zwar etwas mehr Zeit investieren, findet aber interessante Optionen. So gibt es zum Beispiel in der Stadt Pereslawl-Salesski (Oblast Jaroslawl) eine private Käserei, die gut 20 interessante Käsesorten zum Verkauf anbietet. Ein weiteres Beispiel ist eine bekannte Sektkellerei in Abrau-Djurso (Region Krasnodar), die interessante Käsesorten anbietet.
Russland ist ganz sicher kein klassisches Käseland und es gibt hierzulande auch keine ausgeprägte Käsetradition. Trotzdem möchte der moderne Verbraucher geschmacklich gute Käsesorten in einer interessanten Vielfalt erwerben. Als Alternative zur heimischen Produktion bekommt man auf Nachfrage oft nur in belorussischen Geschäften, die unter dem Label „Belorusskaya Lavka“ in ganz Russland zu finden sind, etwas besseren Käse. Dieser stammt aus aus den Städten Mogilew, Gomel, Grodno oder aus der Region Minsk, die seit jeher für ihre Käsetradition bekannt sind.
Der Anfang ist gemacht
Was aber ist das Geheimnis – warum gibt es noch viel zu selten und nur kleine gute Käseproduktionen in Russland? Die Antwort: Da bekommt der fertige Käse genügend Zeit um zu reifen. Die Käserei in Pereslawl-Salesski hat einen Reifekeller aufgebaut und experimentiert mit Affinage (Methoden zur Veredlung). Die Sektkellerei in Abrau-Djurso ihrerseits hat in den betriebseigenen unterirdischen Gewölben eine moderne Reifekammer installiert, in der die Käselaibe bei idealen Bedingungen reifen können.
Für die Herstellung im industriellen Maßstab sind neben einer besseren technischen Ausrüstung und den erforderlichen Lagermöglichkeiten zur Käsereifung auch die handwerklichen Fähigkeiten und Technologiekenntnisse sowie die Schulung des Fachpersonals entscheidend. Das Wissen über die Herstellung von hochwertigerem Käse und rund um die weiteren Prozesse während der Reifung und Lagerung müssen nachhaltig vermittelt werden.
Insbesondere für kleine und große Käsereien aus Deutschland und Europa bietet der russische Markt noch genügend Potenzial – ganz besonders für Produkte aus lokaler Produktion mit westlichem Know-how und traditionellen Rezepturen. Russlands Verbraucher sind längst bereit, gutes Geld für schmackhaften Käse auszugeben.
Lokalisierung Insights: Russland kommt auf den Käse
Bereits vor sechs Jahren hat Russland den Import westlicher Lebensmittel verboten. Seitdem gibt es Gerüchte über minderwertige Milch und gepanschten Käse. Und in der Tat ist die Auswahl an hochwertigen Käseprodukten überschaubar.
In Russland wird sehr viel Käse konsumiert, die Nachfrage ist groß. Wie Andrej Rasin, Landwirtschaftsminister der Region Moskau, auf dem diesjährigen „Deutsch-Russischen Branchenforum“ der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer (AHK) berichtete, werden allein in seinem Gebiet über 60.000 Tonnen Käse jährlich produziert. „Importsubstitution“ heißt das neue Zauberwort und soll die Russen dazu anregen, vermehrt heimische Produkte zu konsumieren.
Allein in der Region um Moskau werden 200.000 Tonnen Käse im Jahr gekauft. Angeboten wird dieser zumeist als Schnittkäse und kommt unter international bekannten Namen wie Gouda, Tilsiter, Edamer oder Maasdamer auf den Markt. Allerdings kommt dabei kommt kein Käse auf die Teller der Verbraucher, wie wir ihn aus Italien, Frankreich, Holland oder Deutschland kennen. Die russischen Käsesorten bestehen vielmehr eine weißlichen und gelblichen Masse auf Basis von Milch und weiteren Zutaten. Geschmacklich ist oft kein spezielles Aroma zu erkennen. Auch die Konsistenz ist eher weich bis gummiartig. Selbst ein bekannter deutscher Käsehersteller, der in Russland mit mehreren Käsewerken vertreten ist, brachte kürzlich einen fast geschmacksneutralen Käse auf den Markt.
Keine Käsetradition
Das es auch anders geht, zeigen Beispiele aus der Provinz. Wer nach lokalen und schmackhaften Käsevarianten aus russischer Produktion sucht, muss zwar etwas mehr Zeit investieren, findet aber interessante Optionen. So gibt es zum Beispiel in der Stadt Pereslawl-Salesski (Oblast Jaroslawl) eine private Käserei, die gut 20 interessante Käsesorten zum Verkauf anbietet. Ein weiteres Beispiel ist eine bekannte Sektkellerei in Abrau-Djurso (Region Krasnodar), die interessante Käsesorten anbietet.
Russland ist ganz sicher kein klassisches Käseland und es gibt hierzulande auch keine ausgeprägte Käsetradition. Trotzdem möchte der moderne Verbraucher geschmacklich gute Käsesorten in einer interessanten Vielfalt erwerben. Als Alternative zur heimischen Produktion bekommt man auf Nachfrage oft nur in belorussischen Geschäften, die unter dem Label „Belorusskaya Lavka“ in ganz Russland zu finden sind, etwas besseren Käse. Dieser stammt aus aus den Städten Mogilew, Gomel, Grodno oder aus der Region Minsk, die seit jeher für ihre Käsetradition bekannt sind.
Der Anfang ist gemacht
Was aber ist das Geheimnis – warum gibt es noch viel zu selten und nur kleine gute Käseproduktionen in Russland? Die Antwort: Da bekommt der fertige Käse genügend Zeit um zu reifen. Die Käserei in Pereslawl-Salesski hat einen Reifekeller aufgebaut und experimentiert mit Affinage (Methoden zur Veredlung). Die Sektkellerei in Abrau-Djurso ihrerseits hat in den betriebseigenen unterirdischen Gewölben eine moderne Reifekammer installiert, in der die Käselaibe bei idealen Bedingungen reifen können.
Für die Herstellung im industriellen Maßstab sind neben einer besseren technischen Ausrüstung und den erforderlichen Lagermöglichkeiten zur Käsereifung auch die handwerklichen Fähigkeiten und Technologiekenntnisse sowie die Schulung des Fachpersonals entscheidend. Das Wissen über die Herstellung von hochwertigerem Käse und rund um die weiteren Prozesse während der Reifung und Lagerung müssen nachhaltig vermittelt werden.
Insbesondere für kleine und große Käsereien aus Deutschland und Europa bietet der russische Markt noch genügend Potenzial – ganz besonders für Produkte aus lokaler Produktion mit westlichem Know-how und traditionellen Rezepturen. Russlands Verbraucher sind längst bereit, gutes Geld für schmackhaften Käse auszugeben.
Thoralf Rassmann