Wir sprechen mit Alexej Ljalin, Geschäftsführer einer der größten Brotfabriken des Landes und Präsident der Russischen Bäckervereinigung RSP, über aktuelle Entwicklungen auf dem russischen Brotmarkt und wie deutsche Unternehmen davon profitieren können.
Herr Ljalin, wie entwickelt sich der russische Brotmarkt derzeit?
In der Vergangenheit wurde der russische Brotmarkt im Ausland oft als noch nicht ausreichend entwickelt eingeschätzt. Dies war nicht negativ gemeint, sondern gab die tatsächliche Marktsituation wieder. Nach wie vor exportieren z. B. deutsche Unternehmen weniger Maschinenbauerzeugnisse nach Russland als nach Afrika.
Aber die Situation ändert sich zunehmend. Wir haben in Russland mittlerweile über 1.300 Brotfabriken. Hinzu kommen rund 300.000 industrielle Bäckereien und weitere 18.000 familiengeführte Betriebe. Dies bietet natürlich große Möglichkeiten, u. a. für deutsche Investoren und Zulieferer.
Was macht eine moderne Brotfabrik aus?
Eine Brotfabrik ist heute eine sich schnell wandelnde, dynamische Einheit. Ihre Aufrechterhaltung erfordert den Kauf und den Einsatz modernster Technologien in den unterschiedlichsten Bereichen, angefangen bei IT-Technologien und bis hin zum Baubereich. Zur Orientierung: Als Geschäftsführer einer großen Brotfabrik in Wladimir bin ich monatlich für den Kauf von bis zu 500 unterschiedlichen Waren und Dienstleistungen verantwortlich.
Können russische Unternehmen diese immense Nachfrage selbstständig decken?
Teilweise. Leider fehlt es in Russland noch an guten Projektierern und Industriedesignern, die in der Lage sind, große Produktionsanlagen und Fertigungslinien zu realisieren. Aber auch in vielen anderen Bereichen sind wir nach wie vor auf Importe aus dem Ausland angewiesen.
Dazu hat sich die Messe Modern Bakery in Moskau als eine sehr gute Plattform entwickelt, um die neuesten internationalen Trends und Technologien kennenzulernen und mit Unternehmen ins Gespräch zu kommen. Ende März 2021 nahmen an dem Live-Event in Moskau u. a. auch wieder zahlreiche deutsche Unternehmen teil. Der Markttrend geht dabei zunehmend weg vom Export klassischer Produktionsanlagen für die Brotherstellung hin zum Einsatz neuer IT-Technologien und einer effektiven Bau- und Produktentwicklung. In Russland besteht zudem bei der Produktvermarktung noch Ausbaupotenzial.
Sie erwähnten die Brotfabrik in Wladimir. Wie hoch ist ihr Output und wohin verkaufen Sie Ihre Produkte?
Wir haben einen täglichen Output von 180.000 Tonnen an Brot und Brotprodukten, wobei diese Zahl auch Konditoreierzeugnisse mit einschließt. Was den Vertrieb angeht, so liegt unser Hauptaugenmerk auf Russland und der GUS – hierhin geht weit über 90 Prozent unserer Waren. Vor der Pandemie hatten wir einen kleinen Prozentteil in die USA und einige EU-Staaten exportiert, was im Zuge der Krise jedoch vorerst gestoppt wurde.
Findet die Produktion vollautomatisiert statt oder sind die Prozesse noch sehr personalintensiv?
Es ist eine Mischung aus automatisierten Produktionsprozessen, dem Einsatz von Industrierobotern und Handarbeit. Aber tatsächlich ist die weitere Automatisierung der Produktion eine ganz dringende Frage, mit der wir uns aktuell intensiv beschäftigen.
Eine letzte Frage: Was sind die aktuellen Trends auf dem russischen Brotmarkt?
Wie Sie vielleicht wissen, besteht Russland zu 40 Prozent aus Territorien, in denen gar keine oder kaum Vegetation möglich ist. Ein wichtiger landesweiter Trend ist deshalb die Entwicklung von Halbfabrikaten und generell allem, was mit der langfristigen Aufbewahrung zu tun hat. Auch auf Regierungsebene wird gerade ein neuer Ansatz zur Versorgung unserer nördlichen Regionen diskutiert. Hier könnten gefrorene Halbfabrikate einschließlich Broterzeugnissen zukünftig eine größere Rolle spielen.
Die Fragen stellten Frank Ebbecke und Dimitri Kling.
Interview: Russischer Brotmarkt: Deutsche Unternehmen hochwillkommen
Wir sprechen mit Alexej Ljalin, Geschäftsführer einer der größten Brotfabriken des Landes und Präsident der Russischen Bäckervereinigung RSP, über aktuelle Entwicklungen auf dem russischen Brotmarkt und wie deutsche Unternehmen davon profitieren können.
Herr Ljalin, wie entwickelt sich der russische Brotmarkt derzeit?
In der Vergangenheit wurde der russische Brotmarkt im Ausland oft als noch nicht ausreichend entwickelt eingeschätzt. Dies war nicht negativ gemeint, sondern gab die tatsächliche Marktsituation wieder. Nach wie vor exportieren z. B. deutsche Unternehmen weniger Maschinenbauerzeugnisse nach Russland als nach Afrika.
Aber die Situation ändert sich zunehmend. Wir haben in Russland mittlerweile über 1.300 Brotfabriken. Hinzu kommen rund 300.000 industrielle Bäckereien und weitere 18.000 familiengeführte Betriebe. Dies bietet natürlich große Möglichkeiten, u. a. für deutsche Investoren und Zulieferer.
Was macht eine moderne Brotfabrik aus?
Eine Brotfabrik ist heute eine sich schnell wandelnde, dynamische Einheit. Ihre Aufrechterhaltung erfordert den Kauf und den Einsatz modernster Technologien in den unterschiedlichsten Bereichen, angefangen bei IT-Technologien und bis hin zum Baubereich. Zur Orientierung: Als Geschäftsführer einer großen Brotfabrik in Wladimir bin ich monatlich für den Kauf von bis zu 500 unterschiedlichen Waren und Dienstleistungen verantwortlich.
Können russische Unternehmen diese immense Nachfrage selbstständig decken?
Teilweise. Leider fehlt es in Russland noch an guten Projektierern und Industriedesignern, die in der Lage sind, große Produktionsanlagen und Fertigungslinien zu realisieren. Aber auch in vielen anderen Bereichen sind wir nach wie vor auf Importe aus dem Ausland angewiesen.
Dazu hat sich die Messe Modern Bakery in Moskau als eine sehr gute Plattform entwickelt, um die neuesten internationalen Trends und Technologien kennenzulernen und mit Unternehmen ins Gespräch zu kommen. Ende März 2021 nahmen an dem Live-Event in Moskau u. a. auch wieder zahlreiche deutsche Unternehmen teil. Der Markttrend geht dabei zunehmend weg vom Export klassischer Produktionsanlagen für die Brotherstellung hin zum Einsatz neuer IT-Technologien und einer effektiven Bau- und Produktentwicklung. In Russland besteht zudem bei der Produktvermarktung noch Ausbaupotenzial.
Sie erwähnten die Brotfabrik in Wladimir. Wie hoch ist ihr Output und wohin verkaufen Sie Ihre Produkte?
Wir haben einen täglichen Output von 180.000 Tonnen an Brot und Brotprodukten, wobei diese Zahl auch Konditoreierzeugnisse mit einschließt. Was den Vertrieb angeht, so liegt unser Hauptaugenmerk auf Russland und der GUS – hierhin geht weit über 90 Prozent unserer Waren. Vor der Pandemie hatten wir einen kleinen Prozentteil in die USA und einige EU-Staaten exportiert, was im Zuge der Krise jedoch vorerst gestoppt wurde.
Findet die Produktion vollautomatisiert statt oder sind die Prozesse noch sehr personalintensiv?
Es ist eine Mischung aus automatisierten Produktionsprozessen, dem Einsatz von Industrierobotern und Handarbeit. Aber tatsächlich ist die weitere Automatisierung der Produktion eine ganz dringende Frage, mit der wir uns aktuell intensiv beschäftigen.
Eine letzte Frage: Was sind die aktuellen Trends auf dem russischen Brotmarkt?
Wie Sie vielleicht wissen, besteht Russland zu 40 Prozent aus Territorien, in denen gar keine oder kaum Vegetation möglich ist. Ein wichtiger landesweiter Trend ist deshalb die Entwicklung von Halbfabrikaten und generell allem, was mit der langfristigen Aufbewahrung zu tun hat. Auch auf Regierungsebene wird gerade ein neuer Ansatz zur Versorgung unserer nördlichen Regionen diskutiert. Hier könnten gefrorene Halbfabrikate einschließlich Broterzeugnissen zukünftig eine größere Rolle spielen.
Die Fragen stellten Frank Ebbecke und Dimitri Kling.