NEW DELHI (Dow Jones)–Der große südasiatische Staat hat sich ehrgeizige Ziele für den Einsatz sauberer Energien gesetzt und gilt als einer der attraktivsten Entwicklungsmärkte für Investitionen in erneuerbare Energien. Dennoch weigert sich das Land, der Kohle den Rücken zu kehren. Zusammen mit China hat sich Indien auf der COP28-Klimakonferenz in Dubai gegen die globale Zusage für erneuerbare Energien und Energieeffizienz entschieden, die auch die Verpflichtung enthielt, Investitionen in neue Kohlekraftwerke einzuschränken. Kohle deckt derzeit fast drei Viertel des wachsenden Energiebedarfs Indiens. Darüber hinaus werden höhere Stromkapazitäten ironischerweise der Schlüssel zum Überleben in dem zunehmend heißen Wetter sein, da der Bedarf an Klimaanlagen steigt. Was braucht Indien also wirklich, um entschlossen auf kohlenstoffarme Energie umzusteigen? Zum einen Geld – viel davon aus den Industrieländern. Außerdem muss Indien die heimischen Kohlepreise stärker an die Weltmärkte anpassen und – was vielleicht am wichtigsten ist – die Übertragungsinfrastruktur viel schneller ausbauen. Letzteres würde harte Reformen zur Beseitigung von Engpässen wie dem Landerwerb erfordern. In den ersten neun Monaten des Jahres 2023 wurden in Indien nur 5,6 GW an Solarenergie installiert, ein Rückgang von 47% gegenüber 10,5 GW im gleichen Zeitraum des Vorjahres, so das Energieberatungsunternehmen Mercom. Wie in den USA ist die Sicherung der Übertragungsverbindungen zu einem großen Hindernis für den weiteren Ausbau geworden. Die Verlangsamung der Solarinstallationen ist besonders auffällig, wenn man bedenkt, wie schnell die Kosten für Strom aus Photovoltaik in Indien gefallen sind. Laut Roshna N, Analystin bei Wood Mackenzie, sind die Aufwendungen für Solarenergie inzwischen um 25% niedriger als die für Kohlestrom – und die Kosten für Photovoltaik sind im Vergleich zu Strom aus fossilen Brennstoffen mit am schnellsten gefallen. Die Lösung von Übertragungsproblemen könnte daher einen großen Multiplikatoreffekt haben. Inländische Preisverzerrungen sind ein weiterer Engpass. Nach Angaben des Energiedatenanbieters OPIS liegen die Preise für indische Kohle fast 25 bis 30% unter denen von Importkohle niedriger und mittlerer Qualität. Die in Indien produzierte Kohle stammt zu 80 bis 90% von staatlichen Unternehmen wie Coal India und Singareni Collieries. Sie wird oft mit einem erheblichen Preisnachlass angeboten verglichen mit den weltweiten Referenzwerten. Die restlichen 10 bis 20% werden über elektronische Auktionen zu Marktpreisen verkauft. Und schließlich – was ebenso wichtig ist – braucht Indien finanzielle Unterstützung durch die Industrieländer. Der Subkontinent ist der drittgrößte Energieverbraucher der Welt, hat eine schnell wachsende Wirtschaft und ist ein zunehmend wichtiger geopolitischer und kommerzieller Partner der USA. Aber Indiens Bruttoinlandsprodukt pro Kopf betrug laut Weltbank im Jahr 2022 weniger als 2.400 US-Dollar. Die USA kamen auf 76.399 Dollar.
AsienInsider: Mehr Strom für weniger Kohle
NEW DELHI (Dow Jones)–Der große südasiatische Staat hat sich ehrgeizige Ziele für den Einsatz sauberer Energien gesetzt und gilt als einer der attraktivsten Entwicklungsmärkte für Investitionen in erneuerbare Energien. Dennoch weigert sich das Land, der Kohle den Rücken zu kehren. Zusammen mit China hat sich Indien auf der COP28-Klimakonferenz in Dubai gegen die globale Zusage für erneuerbare Energien und Energieeffizienz entschieden, die auch die Verpflichtung enthielt, Investitionen in neue Kohlekraftwerke einzuschränken.
Kohle deckt derzeit fast drei Viertel des wachsenden Energiebedarfs Indiens. Darüber hinaus werden höhere Stromkapazitäten ironischerweise der Schlüssel zum Überleben in dem zunehmend heißen Wetter sein, da der Bedarf an Klimaanlagen steigt. Was braucht Indien also wirklich, um entschlossen auf kohlenstoffarme Energie umzusteigen?
Zum einen Geld – viel davon aus den Industrieländern. Außerdem muss Indien die heimischen Kohlepreise stärker an die Weltmärkte anpassen und – was vielleicht am wichtigsten ist – die Übertragungsinfrastruktur viel schneller ausbauen. Letzteres würde harte Reformen zur Beseitigung von Engpässen wie dem Landerwerb erfordern.
In den ersten neun Monaten des Jahres 2023 wurden in Indien nur 5,6 GW an Solarenergie installiert, ein Rückgang von 47% gegenüber 10,5 GW im gleichen Zeitraum des Vorjahres, so das Energieberatungsunternehmen Mercom. Wie in den USA ist die Sicherung der Übertragungsverbindungen zu einem großen Hindernis für den weiteren Ausbau geworden.
Die Verlangsamung der Solarinstallationen ist besonders auffällig, wenn man bedenkt, wie schnell die Kosten für Strom aus Photovoltaik in Indien gefallen sind. Laut Roshna N, Analystin bei Wood Mackenzie, sind die Aufwendungen für Solarenergie inzwischen um 25% niedriger als die für Kohlestrom – und die Kosten für Photovoltaik sind im Vergleich zu Strom aus fossilen Brennstoffen mit am schnellsten gefallen. Die Lösung von Übertragungsproblemen könnte daher einen großen Multiplikatoreffekt haben.
Inländische Preisverzerrungen sind ein weiterer Engpass. Nach Angaben des Energiedatenanbieters OPIS liegen die Preise für indische Kohle fast 25 bis 30% unter denen von Importkohle niedriger und mittlerer Qualität. Die in Indien produzierte Kohle stammt zu 80 bis 90% von staatlichen Unternehmen wie Coal India und Singareni Collieries. Sie wird oft mit einem erheblichen Preisnachlass angeboten verglichen mit den weltweiten Referenzwerten. Die restlichen 10 bis 20% werden über elektronische Auktionen zu Marktpreisen verkauft.
Und schließlich – was ebenso wichtig ist – braucht Indien finanzielle Unterstützung durch die Industrieländer. Der Subkontinent ist der drittgrößte Energieverbraucher der Welt, hat eine schnell wachsende Wirtschaft und ist ein zunehmend wichtiger geopolitischer und kommerzieller Partner der USA. Aber Indiens Bruttoinlandsprodukt pro Kopf betrug laut Weltbank im Jahr 2022 weniger als 2.400 US-Dollar. Die USA kamen auf 76.399 Dollar.