BEIJING (Dow Jones)–Beijing plant für dieses Jahr die Ausgabe von ultralangen Spezial-Staatsanleihen im Wert von 139 Mrd US-Dollar, ein Instrument zur Krisenbewältigung, das nun zumindest in den nächsten Jahren zu einer regulären Geldquelle werden soll. Damit wird ein Teil der Last der Finanzierung des Wirtschaftswachstums des Landes von den hoch verschuldeten Kommunalverwaltungen genommen, von denen einige nun stark unter Druck stehen. Dies stellt einen subtile, aber bedeutenden Wechsel in der Art und Weise dar, wie Chinas Wirtschaft verwaltet wird. Die Lokalregierungen des Landes haben lange Zeit eine entscheidende Rolle gespielt, indem sie Billionen von Dollar an Ressourcen zugewiesen haben, Immobilienprojekte und neue Fabriken genehmigten und damit einhergehend über die Flexibilität verfügen, mit politischen Änderungen zu experimentieren. Aber sie haben sich auch hoch verschuldet und damit eine finanzielle Zeitbombe geschaffen. Diese muss Beijing entschärfen – und gleichzeitig das Wachstum fördern. „Die Zentralregierung übernimmt die Rolle der Lokalregierungen als Hauptträger der fiskalischen Hebelwirkung“, schrieben die Analysten von Fitch Bohua, einem Unternehmen für Kreditbewertungen, am Mittwoch. Der chinesische Ministerpräsident Li Qiang erläuterte die Grundzüge des Plans im Rahmen des Nationalen Volkskongresses. Zudem legte er auch ein ehrgeiziges Wirtschaftswachstumsziel von rund 5% für 2024 fest. Li äußerte sich nur vage darüber, wie Beijing die Erlöse aus den speziellen Staatsanleihen zu verwenden gedenkt – er sagte lediglich, dass das Geld für die Umsetzung nationaler Strategien und den Aufbau von Sicherheitskapazitäten in Schlüsselbereichen verwendet werden soll -, aber mehrere Wirtschaftsexperten erwarten, dass das Geld zum Teil zur Unterstützung des Immobiliensektors verwendet wird. Die Volksrepublik hat schon früher auf spezielle Staatsanleihen zurückgegriffen, allerdings nur in Krisenzeiten. Im Jahr 2007, während der weltweiten Finanzkrise, und 2020 während der Corona-Pandemie, wurden solche Anleihen ausgegeben. Es sieht so aus, als würden sie nun zu einem festen Bestandteil der Wirtschaftspolitik Beijings werden. Nach Angaben des Finanzdatenanbieters Wind hatten die chinesischen Lokalregierungen bis Ende 2023 insgesamt 5,5 Bill Dollar an verzinslichen Schulden ausstehen. Diese Zahl umfasst jedoch nur die öffentlich ausgewiesenen Schulden und lässt die riesigen Beträge außer Acht, die die Kommunalverwaltungen nicht in ihren Bilanzen ausweisen. Niemand weiß mit Sicherheit, wie hoch die versteckten Schulden der Lokalregierungen sind, aber Wirtschaftswissenschaftler schätzen die Summe auf 7 bis 11 Bill Dollar. Sie gehen davon aus, dass davon zwischen 400 und 800 Mrd Dollar ein hohes Ausfallrisiko besteht.
Schnelles Geld mit Landverkauf Die Verlangsamung des Immobilienmarktes ist eine der Hauptursachen für die Probleme der Kommunalverwaltungen, da sie jahrelang auf Grundstücksverkäufe als Haupteinnahmequelle angewiesen waren. Die Einnahmen der von der lokalen Regierung verwalteten Fonds, die zu fast 90% aus Grundstücksverkäufen bestehen, sind nach offiziellen Angaben im Jahr 2023 um 10,1% zurückgegangen. Nomura rechnet mit einem weiteren Wegfall von Einnahmen aus Grundstücksverkäufen um 10% ab 2023. Der Einbruch des Immobilienmarktes hat die Lokalregierungen auch zu höheren Ausgaben gezwungen. Nach dem Beinahe-Zusammenbruch vieler privater Bauträger haben sie die Hauptverantwortung für die Fertigstellung von 20 Mio unvollendeten Wohneinheiten in ihren Regionen übernommen, wofür mehr als 440 Mrd Dollar erforderlich sein könnten.
AsienInsider: Beijings neues Finanzierungsmodell
BEIJING (Dow Jones)–Beijing plant für dieses Jahr die Ausgabe von ultralangen Spezial-Staatsanleihen im Wert von 139 Mrd US-Dollar, ein Instrument zur Krisenbewältigung, das nun zumindest in den nächsten Jahren zu einer regulären Geldquelle werden soll.
Damit wird ein Teil der Last der Finanzierung des Wirtschaftswachstums des Landes von den hoch verschuldeten Kommunalverwaltungen genommen, von denen einige nun stark unter Druck stehen.
Dies stellt einen subtile, aber bedeutenden Wechsel in der Art und Weise dar, wie Chinas Wirtschaft verwaltet wird. Die Lokalregierungen des Landes haben lange Zeit eine entscheidende Rolle gespielt, indem sie Billionen von Dollar an Ressourcen zugewiesen haben, Immobilienprojekte und neue Fabriken genehmigten und damit einhergehend über die Flexibilität verfügen, mit politischen Änderungen zu experimentieren. Aber sie haben sich auch hoch verschuldet und damit eine finanzielle Zeitbombe geschaffen. Diese muss Beijing entschärfen – und gleichzeitig das Wachstum fördern.
„Die Zentralregierung übernimmt die Rolle der Lokalregierungen als Hauptträger der fiskalischen Hebelwirkung“, schrieben die Analysten von Fitch Bohua, einem Unternehmen für Kreditbewertungen, am Mittwoch. Der chinesische Ministerpräsident Li Qiang erläuterte die Grundzüge des Plans im Rahmen des Nationalen Volkskongresses. Zudem legte er auch ein ehrgeiziges Wirtschaftswachstumsziel von rund 5% für 2024 fest. Li äußerte sich nur vage darüber, wie Beijing die Erlöse aus den speziellen Staatsanleihen zu verwenden gedenkt – er sagte lediglich, dass das Geld für die Umsetzung nationaler Strategien und den Aufbau von Sicherheitskapazitäten in Schlüsselbereichen verwendet werden soll -, aber mehrere Wirtschaftsexperten erwarten, dass das Geld zum Teil zur Unterstützung des Immobiliensektors verwendet wird.
Die Volksrepublik hat schon früher auf spezielle Staatsanleihen zurückgegriffen, allerdings nur in Krisenzeiten. Im Jahr 2007, während der weltweiten Finanzkrise, und 2020 während der Corona-Pandemie, wurden solche Anleihen ausgegeben. Es sieht so aus, als würden sie nun zu einem festen Bestandteil der Wirtschaftspolitik Beijings werden. Nach Angaben des Finanzdatenanbieters Wind hatten die chinesischen Lokalregierungen bis Ende 2023 insgesamt 5,5 Bill Dollar an verzinslichen Schulden ausstehen. Diese Zahl umfasst jedoch nur die öffentlich ausgewiesenen Schulden und lässt die riesigen Beträge außer Acht, die die Kommunalverwaltungen nicht in ihren Bilanzen ausweisen. Niemand weiß mit Sicherheit, wie hoch die versteckten Schulden der Lokalregierungen sind, aber Wirtschaftswissenschaftler schätzen die Summe auf 7 bis 11 Bill Dollar. Sie gehen davon aus, dass davon zwischen 400 und 800 Mrd Dollar ein hohes Ausfallrisiko besteht.
Schnelles Geld mit Landverkauf
Die Verlangsamung des Immobilienmarktes ist eine der Hauptursachen für die Probleme der Kommunalverwaltungen, da sie jahrelang auf Grundstücksverkäufe als Haupteinnahmequelle angewiesen waren. Die Einnahmen der von der lokalen Regierung verwalteten Fonds, die zu fast 90% aus Grundstücksverkäufen bestehen, sind nach offiziellen Angaben im Jahr 2023 um 10,1% zurückgegangen. Nomura rechnet mit einem weiteren Wegfall von Einnahmen aus Grundstücksverkäufen um 10% ab 2023.
Der Einbruch des Immobilienmarktes hat die Lokalregierungen auch zu höheren Ausgaben gezwungen. Nach dem Beinahe-Zusammenbruch vieler privater Bauträger haben sie die Hauptverantwortung für die Fertigstellung von 20 Mio unvollendeten Wohneinheiten in ihren Regionen übernommen, wofür mehr als 440 Mrd Dollar erforderlich sein könnten.