Mit 18 Mrd Euro will Serbiens Regierung ambitionierte Bauprojekte und die Expo 2027 finanzieren. Für deutsche Unternehmen eröffnen EU-finanzierte Vorhaben Chancen. Ein moderner Wolkenkratzer reiht sich an den nächsten. In Belgrad entsteht entlang des Flusses Save ein komplett neues Stadtviertel: Beograd na Vodi, also Belgrad am Wasser. Selbst das Messegelände wird dafür weichen. Das Projekt verändert das Stadtbild von Serbiens Hauptstadt seit einigen Jahren massiv. Doch dabei wird es nicht bleiben. Die Regierung hat jüngst ihr ambitioniertes Vorhaben „Serbien 2027“ vorgestellt. Hintergrund ist die Weltausstellung Expo, die von Mai bis August 2027 in Belgrad stattfinden wird. „Sprung in die Zukunft“ untertitelt die Regierung das Programm und hat umfassende Investitionen angekündigt. Knapp 18 Mrd Euro veranschlagt „In den nächsten dreieinhalb Jahren planen wir insgesamt 17,8 Mrd für diese Projekte“, sagt Serbiens Präsident Aleksandar Vučić. Im Zuge des Megaplans „Serbien 2027“ sollen neue Krankenhäuser, Bildungs- und Forschungseinrichtungen und Sport- und Kulturstätten entstehen sowie eine moderne Verkehrsinfrastruktur. Für Serbiens Bauwirtschaft dürften die Großprojekte weiteren Schwung bedeuten. Nach einem schwächeren Jahr 2022 ging es 2023 wieder deutlich bergauf. Die abgeschlossenen Projekte legten in den ersten drei Quartalen um über 16% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu, die beauftragten Arbeiten sogar um 44%, so Zahlen der Statistikbehörde. Neben serbischen Unternehmen werden auch Banken und Unternehmen aus China Serbiens Pläne mitfinanzieren und -bauen. Serbien gilt in Chinas Neuer Seidenstraße als interessanter Partner, da das Land direkt vor den Toren der EU liegt. Jüngst haben beide Staaten ein Freihandelsabkommen unterzeichnet. Doch auch Partner aus Europa sind an den Projekten beteiligt. Gerade Vorhaben mit europäischer Finanzierung dürften Chancen für deutsche Unternehmen eröffnen. Verkehrsinfrastruktur wird deutlich ausgebaut Serbien hat sein Autobahnnetz über die vergangenen Jahre erneuert und erweitert. Die Autobahn „Milos der Große“ (Autoput Milos Veliki) verbindet Belgrad mit Cacak. Das führt dazu, dass auch Standorte außerhalb der Metropolregionen Belgrad oder Novi Sad für Investoren interessanter werden. So haben sich auch deutsche Betriebe wie der Autozulieferer Vorwerk für den Standort Cacak entschieden. Im Zuge von „Serbien 2027“ sind weitere 487 Autobahnkilometer geplant, ein Zuwachs von rund 50%. Auch die Anbindung an die Nachbarländer würde dadurch erleichtert. Neben Autobahnen fließt auch Geld in Land- und Bundesstraßen. So sind ein Drittel der Straßen und damit rund 6.000 km sanierungsbedürftig, so die Regierung. Mit 2 Mrd Euro soll die Sanierung in den nächsten vier Jahren gelingen. Die marode Eisenbahninfrastruktur wird ebenfalls erneuert. Derzeit ist nur die Schnellstrecke zwischen Novi Sad und Belgrad eine Alternative zum Straßenverkehr. Der Rest der Strecke ab Novi Sad bis zur ungarischen Grenze befindet sich gerade im Ausbau. Dieser ist Teil des hauptsächlich von China finanzierten Bahnprojekts Belgrad-Budapest. Ansonsten verkehren kaum Züge auf dem maroden Schienennetz oder nur mit niedrigen Geschwindigkeiten. Der Plan der Regierung ist nun, rund 2.000 Schienenkilometer zu modernisieren oder neu zu bauen. Die EU und europäische Banken finanzieren die Erneuerung der Bahnstrecke von Belgrad nach Niš und weitere Projekte. Auch die Bahn-Tochter DB Engineering & Consulting ist an einigen Vorhaben beteiligt. Ins Rollen gebracht hatte den neuen Megaplan der Regierung der Zuschlag für die spezialisierte Weltausstellung Expo 2027. Dafür entsteht an Belgrads Stadtgrenze ein neues Messegelände inklusive zugehöriger Infrastruktur. Der Zeitplan dafür ist knapp: Nur rund drei Jahre hat Serbien Zeit das Projekt auf die Beine zu stellen. Um den Prozess zu beschleunigen, wird die Regierung auf öffentliche Ausschreibungen verzichten. Stattdessen soll mit einem Lex Specialis, also einem Sondergesetz, dafür gesorgt werden, dass Aufträge direkt vergeben werden und so der knappe Zeitrahmen eingehalten werden kann. Das steht in der Kritik, denn damit wird der Wettbewerb verzerrt. Arbeitskräfte fehlen Die neuen Megaprojekte bis 2027 dürften die Lage auf dem Arbeitsmarkt zuspitzen. Schon heute ist die Situation angespannt. Serbiens Bauindustrie fehlen bereits seit einigen Jahren die benötigten Arbeits- und Fachkräfte. „Serbien wird Arbeitskräfte importieren müssen“, sagt Bauminister Goran Vesic im staatlichen Sender „RTS“. Bereits jetzt komme rund ein Drittel aller Arbeitskräfte im Baugewerbe aus dem Ausland.
OID+: Milliardeninvestitionen in die Zukunft
Mit 18 Mrd Euro will Serbiens Regierung ambitionierte Bauprojekte und die Expo 2027 finanzieren. Für deutsche Unternehmen eröffnen EU-finanzierte Vorhaben Chancen. Ein moderner Wolkenkratzer reiht sich an den nächsten.
In Belgrad entsteht entlang des Flusses Save ein komplett neues Stadtviertel: Beograd na Vodi, also Belgrad am Wasser. Selbst das Messegelände wird dafür weichen. Das Projekt verändert das Stadtbild von Serbiens Hauptstadt seit einigen Jahren massiv. Doch dabei wird es nicht bleiben. Die Regierung hat jüngst ihr ambitioniertes Vorhaben „Serbien 2027“ vorgestellt. Hintergrund ist die Weltausstellung Expo, die von Mai bis August 2027 in Belgrad stattfinden wird. „Sprung in die Zukunft“ untertitelt die Regierung das Programm und hat umfassende Investitionen angekündigt.
Knapp 18 Mrd Euro veranschlagt
„In den nächsten dreieinhalb Jahren planen wir insgesamt 17,8 Mrd für diese Projekte“, sagt Serbiens Präsident Aleksandar Vučić.
Im Zuge des Megaplans „Serbien 2027“ sollen neue Krankenhäuser, Bildungs- und Forschungseinrichtungen und Sport- und Kulturstätten entstehen sowie eine moderne Verkehrsinfrastruktur. Für Serbiens Bauwirtschaft dürften die Großprojekte weiteren Schwung bedeuten. Nach einem schwächeren Jahr 2022 ging es 2023 wieder deutlich bergauf. Die abgeschlossenen Projekte legten in den ersten drei Quartalen um über 16% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu, die beauftragten Arbeiten sogar um 44%, so Zahlen der Statistikbehörde. Neben serbischen Unternehmen werden auch Banken und Unternehmen aus China Serbiens Pläne mitfinanzieren und -bauen. Serbien gilt in Chinas Neuer Seidenstraße als interessanter Partner, da das Land direkt vor den Toren der EU liegt. Jüngst haben beide Staaten ein Freihandelsabkommen unterzeichnet. Doch auch Partner aus Europa sind an den Projekten beteiligt. Gerade Vorhaben mit europäischer Finanzierung dürften Chancen für deutsche Unternehmen eröffnen.
Verkehrsinfrastruktur wird deutlich ausgebaut
Serbien hat sein Autobahnnetz über die vergangenen Jahre erneuert und erweitert. Die Autobahn „Milos der Große“ (Autoput Milos Veliki) verbindet Belgrad mit Cacak. Das führt dazu, dass auch Standorte außerhalb der Metropolregionen Belgrad oder Novi Sad für Investoren interessanter werden. So haben sich auch deutsche Betriebe wie der Autozulieferer Vorwerk für den Standort Cacak entschieden. Im Zuge von „Serbien 2027“ sind weitere 487 Autobahnkilometer geplant, ein Zuwachs von rund 50%. Auch die Anbindung an die Nachbarländer würde dadurch erleichtert. Neben Autobahnen fließt auch Geld in Land- und Bundesstraßen. So sind ein Drittel der Straßen und damit rund 6.000 km sanierungsbedürftig, so die Regierung. Mit 2 Mrd Euro soll die Sanierung in den nächsten vier Jahren gelingen.
Die marode Eisenbahninfrastruktur wird ebenfalls erneuert. Derzeit ist nur die Schnellstrecke zwischen Novi Sad und Belgrad eine Alternative zum Straßenverkehr. Der Rest der Strecke ab Novi Sad bis zur ungarischen Grenze befindet sich gerade im Ausbau. Dieser ist Teil des hauptsächlich von China finanzierten Bahnprojekts Belgrad-Budapest. Ansonsten verkehren kaum Züge auf dem maroden Schienennetz oder nur mit niedrigen Geschwindigkeiten. Der Plan der Regierung ist nun, rund 2.000 Schienenkilometer zu modernisieren oder neu zu bauen. Die EU und europäische Banken finanzieren die Erneuerung der Bahnstrecke von Belgrad nach Niš und weitere Projekte. Auch die Bahn-Tochter DB Engineering & Consulting ist an einigen Vorhaben beteiligt.
Ins Rollen gebracht hatte den neuen Megaplan der Regierung der Zuschlag für die spezialisierte Weltausstellung Expo 2027. Dafür entsteht an Belgrads Stadtgrenze ein neues Messegelände inklusive zugehöriger Infrastruktur. Der Zeitplan dafür ist knapp: Nur rund drei Jahre hat Serbien Zeit das Projekt auf die Beine zu stellen. Um den Prozess zu beschleunigen, wird die Regierung auf öffentliche Ausschreibungen verzichten. Stattdessen soll mit einem Lex Specialis, also einem Sondergesetz, dafür gesorgt werden, dass Aufträge direkt vergeben werden und so der knappe Zeitrahmen eingehalten werden kann. Das steht in der Kritik, denn damit wird der Wettbewerb verzerrt. Arbeitskräfte fehlen Die neuen Megaprojekte bis 2027 dürften die Lage auf dem Arbeitsmarkt zuspitzen. Schon heute ist die Situation angespannt. Serbiens Bauindustrie fehlen bereits seit einigen Jahren die benötigten Arbeits- und Fachkräfte. „Serbien wird Arbeitskräfte importieren müssen“, sagt Bauminister Goran Vesic im staatlichen Sender „RTS“. Bereits jetzt komme rund ein Drittel aller Arbeitskräfte im Baugewerbe aus dem Ausland.
Martin Klingsporn, PMV