BEIJING (Dow Jones)–Im Dezember wurde in Michigan ein neues Unternehmen registriert: American Lidar. Sein geplanter Sitz sollte in der Nähe der drei großen US-Automobilhersteller liegen. Hinter American Lidar steht der in China ansässige Lidar-Hersteller Hesai Group, der von den USA als sicherheitsrelevant eingestuft wird, und der bei der Registrierung nicht erwähnt wurde. Die Vorgehensweise ist bekannt: Ein Unternehmen, das mit regulatorischen oder Reputationsproblemen konfrontiert ist, gründet eine Tochtergesellschaft oder Filiale mit einem anderen Namen. Chinesische Firmen, die versuchen, sich vor Washingtons Schwarzer Liste zu schützen, geben sich einen neuen Namen und gründen Unternehmen mit Sitz in den USA, um ihre Waren zu verkaufen. Derweil wird die Liste der Regierungsstellen länger, die die Geschäftsbeziehungen chinesischer Unternehmen in den USA einschränken, sagen Politiker und nationale Sicherheitsexperten. Die Bemühungen chinesischer Firmen, ihre Produktion zu verlagern, sich als amerikanisch zu bezeichnen oder Tochtergesellschaften mit neuen Namen zu gründen, sind legal, sagen Anwälte. Dennoch verärgern solche Schritte die Regulierungsbehörden, die Gesetze nicht durchsetzen können, wenn nicht klar ist, wer hinter einem Unternehmen steht. „In dem Maße, in dem die US-Regierung schwarze Listen als Mittel zur Identifizierung problematischer chinesischer Unternehmen und zur Verhängung von Beschränkungen einsetzt, wird das Hütchenspiel noch intensiver werden“, sagte ein Mitarbeiter des Repräsentantenhauses, der sich mit dem Problem befasst. Vor Jahren bereits gründete Huawei Technologies eine amerikanische Tochtergesellschaft, Futurewei, noch vor den US-Sanktionen gegen das Unternehmen. SZ DJI Technology, der weltgrößte Drohnenhersteller, schloss ein Abkommen mit einem amerikanischen Start-up, um Drohnen in den USA zu verkaufen, bevor ein mögliches Verbot in Kraft tritt. BGI Genomics, Teil der chinesischen BGI-Gruppe, wurde 2022 in die Liste der chinesischen Militärunternehmen des Pentagon aufgenommen. Vor einem Jahr änderte eine seiner Tochtergesellschaften in Massachusetts ihren Namen von BGI Americas in Innomics. In einer Erklärung vom April bezeichnete ein Sonderausschuss des Kongresses die Namensänderung als einen Versuch, „sich der behördlichen Kontrolle zu entziehen“, und forderte das Pentagon auf, Innomics in die Liste der chinesischen Militärunternehmen aufzunehmen. Die BGI Group dagegen erklärte, sie arbeite nicht für das Militär und ihre Tochtergesellschaften in den USA hätten keinen Zugang zu den persönlichen Daten der Amerikaner. Nationale Sicherheitsexperten und Anwälte sagen, dass das Herausgreifen einzelner chinesischer Unternehmen zu Umbenennung und Verschleierung einlädt. „Man sollte nicht einzelne Firmen sanktionieren, sondern Technologiesektoren“, betont Derek Scissors, ehemaliges Mitglied der Kommission zur Überprüfung der Wirtschafts- und Sicherheitslage zwischen den USA und China.
Eine Geschäftsmöglichkeit Ein neuer Verbotsvorschlag des Kongresses zielt auf den chinesischen Drohnenhersteller DJI ab. Die Gesetzgebung sieht ein umfassendes Verbot der Nutzung von DJI-Drohnen durch Verbraucher und Regierungen vor. Die USA haben davor gewarnt, dass DJI möglicherweise Daten von seinen Drohnen nach Beijing sendet und dass seine Produkte Menschenrechtsverletzungen in der Volksrepublik begünstigen. Die Firma selbst weist diese Anschuldigung zurück. Für Randall Warnas bot das vorgeschlagene Gesetz aber eine Chance. Anfang letzten Jahres schloss er einen Vertrag mit DJI, um dessen Technologie für mindestens zwei Drohnenmodelle zu lizenzieren und sie in den USA über ein neues Start-up, Anzu Robotics, zu verkaufen. Warnas ist amerikanischer Staatsbürger und lebt in Utah, wo er zuvor für DJI und Autel Robotics, einen anderen großen chinesischen Drohnenhersteller, gearbeitet hat. Warnas sagt, er habe die Baupläne von DJI gegen eine Lizenzgebühr erhalten. Er beauftragte einen Hersteller in Malaysia mit dem Zusammenbau der Drohnen, die Software kommt aber von DJI. Warnas weist Bedenken bezüglich des Datenaustauschs mit Beijing zurück, da sein Start-up die Daten der Drohnen in den USA speichere. „Die ganze Sinn ist, der Forderung der Vereinigten Staaten nachzukommen, keine chinesischen Drohnen in den USA zu betreiben“, betont er. In Washington dagegen ist man besorgt, dass DJI das die Kooperation mit Warnas nutzt, um die Sanktionen zu umgehen. Von Heather Somerville
AsienInsider: Mit Rebranding von der schwarzen Liste
BEIJING (Dow Jones)–Im Dezember wurde in Michigan ein neues Unternehmen registriert: American Lidar. Sein geplanter Sitz sollte in der Nähe der drei großen US-Automobilhersteller liegen. Hinter American Lidar steht der in China ansässige Lidar-Hersteller Hesai Group, der von den USA als sicherheitsrelevant eingestuft wird, und der bei der Registrierung nicht erwähnt wurde. Die Vorgehensweise ist bekannt: Ein Unternehmen, das mit regulatorischen oder Reputationsproblemen konfrontiert ist, gründet eine Tochtergesellschaft oder Filiale mit einem anderen Namen.
Chinesische Firmen, die versuchen, sich vor Washingtons Schwarzer Liste zu schützen, geben sich einen neuen Namen und gründen Unternehmen mit Sitz in den USA, um ihre Waren zu verkaufen. Derweil wird die Liste der Regierungsstellen länger, die die Geschäftsbeziehungen chinesischer Unternehmen in den USA einschränken, sagen Politiker und nationale Sicherheitsexperten.
Die Bemühungen chinesischer Firmen, ihre Produktion zu verlagern, sich als amerikanisch zu bezeichnen oder Tochtergesellschaften mit neuen Namen zu gründen, sind legal, sagen Anwälte. Dennoch verärgern solche Schritte die Regulierungsbehörden, die Gesetze nicht durchsetzen können, wenn nicht klar ist, wer hinter einem Unternehmen steht.
„In dem Maße, in dem die US-Regierung schwarze Listen als Mittel zur Identifizierung problematischer chinesischer Unternehmen und zur Verhängung von Beschränkungen einsetzt, wird das Hütchenspiel noch intensiver werden“, sagte ein Mitarbeiter des Repräsentantenhauses, der sich mit dem Problem befasst.
Vor Jahren bereits gründete Huawei Technologies eine amerikanische Tochtergesellschaft, Futurewei, noch vor den US-Sanktionen gegen das Unternehmen. SZ DJI Technology, der weltgrößte Drohnenhersteller, schloss ein Abkommen mit einem amerikanischen Start-up, um Drohnen in den USA zu verkaufen, bevor ein mögliches Verbot in Kraft tritt.
BGI Genomics, Teil der chinesischen BGI-Gruppe, wurde 2022 in die Liste der chinesischen Militärunternehmen des Pentagon aufgenommen. Vor einem Jahr änderte eine seiner Tochtergesellschaften in Massachusetts ihren Namen von BGI Americas in Innomics. In einer Erklärung vom April bezeichnete ein Sonderausschuss des Kongresses die Namensänderung als einen Versuch, „sich der behördlichen Kontrolle zu entziehen“, und forderte das Pentagon auf, Innomics in die Liste der chinesischen Militärunternehmen aufzunehmen. Die BGI Group dagegen erklärte, sie arbeite nicht für das Militär und ihre Tochtergesellschaften in den USA hätten keinen Zugang zu den persönlichen Daten der Amerikaner.
Nationale Sicherheitsexperten und Anwälte sagen, dass das Herausgreifen einzelner chinesischer Unternehmen zu Umbenennung und Verschleierung einlädt. „Man sollte nicht einzelne Firmen sanktionieren, sondern Technologiesektoren“, betont Derek Scissors, ehemaliges Mitglied der Kommission zur Überprüfung der Wirtschafts- und Sicherheitslage zwischen den USA und China.
Eine Geschäftsmöglichkeit
Ein neuer Verbotsvorschlag des Kongresses zielt auf den chinesischen Drohnenhersteller DJI ab. Die Gesetzgebung sieht ein umfassendes Verbot der Nutzung von DJI-Drohnen durch Verbraucher und Regierungen vor. Die USA haben davor gewarnt, dass DJI möglicherweise Daten von seinen Drohnen nach Beijing sendet und dass seine Produkte Menschenrechtsverletzungen in der Volksrepublik begünstigen. Die Firma selbst weist diese Anschuldigung zurück.
Für Randall Warnas bot das vorgeschlagene Gesetz aber eine Chance. Anfang letzten Jahres schloss er einen Vertrag mit DJI, um dessen Technologie für mindestens zwei Drohnenmodelle zu lizenzieren und sie in den USA über ein neues Start-up, Anzu Robotics, zu verkaufen. Warnas ist amerikanischer Staatsbürger und lebt in Utah, wo er zuvor für DJI und Autel Robotics, einen anderen großen chinesischen Drohnenhersteller, gearbeitet hat. Warnas sagt, er habe die Baupläne von DJI gegen eine Lizenzgebühr erhalten. Er beauftragte einen Hersteller in Malaysia mit dem Zusammenbau der Drohnen, die Software kommt aber von DJI.
Warnas weist Bedenken bezüglich des Datenaustauschs mit Beijing zurück, da sein Start-up die Daten der Drohnen in den USA speichere. „Die ganze Sinn ist, der Forderung der Vereinigten Staaten nachzukommen, keine chinesischen Drohnen in den USA zu betreiben“, betont er.
In Washington dagegen ist man besorgt, dass DJI das die Kooperation mit Warnas nutzt, um die Sanktionen zu umgehen.
Von Heather Somerville