Skepsis hält deutsche Unternehmen vom schwierigen Rohstoffmarkt Zentralasien ab. Die Konkurrenz ist schon bei frühen Wertschöpfungsstufen groß. Mehr Risikofreude ist gefragt. Über die Hintergründe dieser Entwicklung berichtet die Germany Trade and Invest (GTAI) in einer Analyse. Kasachstan rollt Deutschland gerade den roten Teppich aus: Der Rohstoffsektor bietet sehr gute Entwicklungschancen“, so der kasachische Vize-Premierminister Roman Sklyar bei einer kürzlichen Sitzung des Deutsch-Kasachischen Wirtschaftsrats in Berlin. „Und wir laden deutsche Investoren ein, bei der Entwicklung mitzuwirken.“ Der kasachische Botschafter in Deutschland, Nurlan Onzhanov, konkretisierte: „Kasachstan bietet drei Ebenen der Zusammenarbeit im Rohstoffsektor: als Beschaffungsmarkt, bei der Erschließung von Lagerstätten und bei der Entwicklung von Wertschöpfungsketten.“ Beide Diplomaten wollen deutsche Unternehmen dazu bewegen, in den vor einem Boom stehenden Rohstoffsektor des Landes zu investieren. Die Deutschen allerdings reagieren bisher verhalten auf die Offerten. Denn tatsächlich gibt es kaum noch deutsche Unternehmen, die im Auslandsbergbau tätig sind. Deutschland importiert pro Jahr zwar Rohstoffe im Wert von rund 200 Mrd Euro, doch das politische Signal für Investitionen fehlt bisher. Ein schon länger angekündigter Rohstofffonds der Bundesregierung ist bisher nicht gestartet. Dieser ist als Eigenkapitalinstrument angelegt, mit dem die KfW sich künftig durch eigene Investitionen an Rohstoffprojekten entlang der gesamten Wertschöpfungskette kritischer mineralischer Rohstoffe beteiligen könnte. Deutsche Unternehmen mit hohem Bedarf an kritischen Rohstoffen aus der Automobil- oder die Luft- und Raumfahrtindustrie setzen bisher weiterhin auf den Einkauf veredelter Produkte, weniger aber auf Direktkäufe von Rohstoffen bei Produzenten oder den noch früheren Einstieg in Wertschöpfungsketten. Als deutscher Pionier in Kasachstan hat die Berliner HMS Bergbau AG nun begonnen , durch Mehrheitsbeteiligungen an kasachischen Bergbaugesellschaften Lagerstätten für Kupfer, Lithium, Niob und Tantal zu erschließen. „So wollen wir uns den Zugriff auf diese Rohstoffe sichern, um sie später auch nach Deutschland zu liefern“, sagt Dennis Schwindt, Vorstandsvorsitzender des Unternehmens. Dieses deutsche Vorhaben ist im kasachischen Bergbau bisher ein Einzelfall. Ein Vertreter des kasachischen Ministeriums für Industrie und Bauwesen riet am Rande des Wirtschaftsratstreffens in Berlin: „Große deutsche Konzerne können veredelte Rohstoffe ohne globale Zwischenhändler direkt bei uns kaufen und in die Metallurgie investieren.“ Weniger Chancen sieht er für Mittelständler mit geringem finanziellem Spielraum. Kasachstan verfügt nicht nur über große Vorkommen an Öl, Uran, Kohle und Eisenerz, sondern auch an kritischen und strategischen Metallen. Von den derzeit 34 durch den Critical Raw Materials Act (CRMA) der EU als strategisch und kritisch deklarierten Rohstoffen könnte Kasachstan laut der Investitionsförderungsagentur KazakhInvest heute schon 19 liefern. Das Land will unabhängiger von Rohstoffexporten werden und deshalb auch die Weiterverarbeitung ausbauen. Von den kritischen und strategischen Rohstoffen wird vor Ort bisher lediglich Kupfer zu Kupferkathoden und Kupferstangen weiterverarbeitet. Und aus Aluminium werden vor Ort Baustoffe und aus Beryllium Vorprodukte für Elektronik hergestellt. Wichtigste Exportpartner sind China und Russland. Aber auch australische, britische, kanadische und südkoreanische Unternehmen beziehen aus Kasachstan kritische Rohstoffe. Und sie wollen in die Rohstoffförderung und Metallurgie investieren, um sich den Zugang zum Beschaffungsmarkt langfristig zu sichern. Auch wenn kaum zu erwarten ist, dass Deutschland in naher Zukunft mit umfangreichen Investitionen in die Rohstoffförderung in Kasachstan einsteigt, ist Peter Buchholz, Leiter der Deutschen Rohstoffagentur (DERA) in der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), von einer Rohstoffpartnerschaft zwischen Deutschland und Kasachstan überzeugt: „Kasachstan ist für uns interessant, weil es alternative Bezugsquellen für Metalle zu Lieferungen aus China bietet.“
OID+: Deutschland lässt kritische Rohstoffe in Zentralasien liegen
Skepsis hält deutsche Unternehmen vom schwierigen Rohstoffmarkt Zentralasien ab. Die Konkurrenz ist schon bei frühen Wertschöpfungsstufen groß. Mehr Risikofreude ist gefragt. Über die Hintergründe dieser Entwicklung berichtet die Germany Trade and Invest (GTAI) in einer Analyse.
Kasachstan rollt Deutschland gerade den roten Teppich aus: Der Rohstoffsektor bietet sehr gute Entwicklungschancen“, so der kasachische Vize-Premierminister Roman Sklyar bei einer kürzlichen Sitzung des Deutsch-Kasachischen Wirtschaftsrats in Berlin. „Und wir laden deutsche Investoren ein, bei der Entwicklung mitzuwirken.“ Der kasachische Botschafter in Deutschland, Nurlan Onzhanov, konkretisierte: „Kasachstan bietet drei Ebenen der Zusammenarbeit im Rohstoffsektor: als Beschaffungsmarkt, bei der Erschließung von Lagerstätten und bei der Entwicklung von Wertschöpfungsketten.“ Beide Diplomaten wollen deutsche Unternehmen dazu bewegen, in den vor einem Boom stehenden Rohstoffsektor des Landes zu investieren.
Die Deutschen allerdings reagieren bisher verhalten auf die Offerten. Denn tatsächlich gibt es kaum noch deutsche Unternehmen, die im Auslandsbergbau tätig sind. Deutschland importiert pro Jahr zwar Rohstoffe im Wert von rund 200 Mrd Euro, doch das politische Signal für Investitionen fehlt bisher. Ein schon länger angekündigter Rohstofffonds der Bundesregierung ist bisher nicht gestartet. Dieser ist als Eigenkapitalinstrument angelegt, mit dem die KfW sich künftig durch eigene Investitionen an Rohstoffprojekten entlang der gesamten Wertschöpfungskette kritischer mineralischer Rohstoffe beteiligen könnte.
Deutsche Unternehmen mit hohem Bedarf an kritischen Rohstoffen aus der Automobil- oder die Luft- und Raumfahrtindustrie setzen bisher weiterhin auf den Einkauf veredelter Produkte, weniger aber auf Direktkäufe von Rohstoffen bei Produzenten oder den noch früheren Einstieg in Wertschöpfungsketten. Als deutscher Pionier in Kasachstan hat die Berliner HMS Bergbau AG nun begonnen , durch Mehrheitsbeteiligungen an kasachischen Bergbaugesellschaften Lagerstätten für Kupfer, Lithium, Niob und Tantal zu erschließen. „So wollen wir uns den Zugriff auf diese Rohstoffe sichern, um sie später auch nach Deutschland zu liefern“, sagt Dennis Schwindt, Vorstandsvorsitzender des Unternehmens. Dieses deutsche Vorhaben ist im kasachischen Bergbau bisher ein Einzelfall.
Ein Vertreter des kasachischen Ministeriums für Industrie und Bauwesen riet am Rande des Wirtschaftsratstreffens in Berlin: „Große deutsche Konzerne können veredelte Rohstoffe ohne globale Zwischenhändler direkt bei uns kaufen und in die Metallurgie investieren.“ Weniger Chancen sieht er für Mittelständler mit geringem finanziellem Spielraum.
Kasachstan verfügt nicht nur über große Vorkommen an Öl, Uran, Kohle und Eisenerz, sondern auch an kritischen und strategischen Metallen. Von den derzeit 34 durch den Critical Raw Materials Act (CRMA) der EU als strategisch und kritisch deklarierten Rohstoffen könnte Kasachstan laut der Investitionsförderungsagentur KazakhInvest heute schon 19 liefern. Das Land will unabhängiger von Rohstoffexporten werden und deshalb auch die Weiterverarbeitung ausbauen. Von den kritischen und strategischen Rohstoffen wird vor Ort bisher lediglich Kupfer zu Kupferkathoden und Kupferstangen weiterverarbeitet. Und aus Aluminium werden vor Ort Baustoffe und aus Beryllium Vorprodukte für Elektronik hergestellt.
Wichtigste Exportpartner sind China und Russland. Aber auch australische, britische, kanadische und südkoreanische Unternehmen beziehen aus Kasachstan kritische Rohstoffe. Und sie wollen in die Rohstoffförderung und Metallurgie investieren, um sich den Zugang zum Beschaffungsmarkt langfristig zu sichern. Auch wenn kaum zu erwarten ist, dass Deutschland in naher Zukunft mit umfangreichen Investitionen in die Rohstoffförderung in Kasachstan einsteigt, ist Peter Buchholz, Leiter der Deutschen Rohstoffagentur (DERA) in der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), von einer Rohstoffpartnerschaft zwischen Deutschland und Kasachstan überzeugt: „Kasachstan ist für uns interessant, weil es alternative Bezugsquellen für Metalle zu Lieferungen aus China bietet.“