Zugbauer und Bahnbetreiber wollen mit der digitalen Transformation ihre Produktivität steigern, Betriebskosten senken und die Sicherheit erhöhen. Das autonome Fahren wird getestet.
Die Digitalisierung soll Russlands Schienenverkehr modernisieren. Zu den Vorreitern zählt die Russische Eisenbahn (RZD). Mit der im Oktober 2019 verabschiedeten „Strategie zur digitalen Transformation bis 2025“ möchte der Staatskonzern acht digitale Plattformen erschaffen, darunter für den multimodalen Personen- und Güterverkehr sowie für Antriebssysteme. So sollen umgerechnet 153 Millionen Euro eingespart werden.
RZD treibt Entwicklung von Quantenkommunikation voran
Anfang September 2020 hat die Regierungskommission für digitale Entwicklung einen Fahrplan zum Aufbau von Quantennetzen unter Führung von RZD verabschiedet. Die Staatsbahn wird bis 2024 umgerechnet etwa 270 Millionen Euro in den Aufbau der Infrastruktur für Quantenkommunikation investieren. Bis 2024 soll sie eine Gesamtlänge von 10.000 Kilometern erreichen.
Waggonbauer digitalisieren ihre Produktion
Mit der Digitalisierung wollen Schienenfahrzeugbauer die Effizienz im Produktionsprozess steigern. Das Twerskoj Wagonostroitelni Zavod setzt auf die Einführung von digitalen Zwillingen, IIoT-Lösungen und ein digitales Planungs- und Versandsystem. Die Qualität der Produktion überwachen Systeme des maschinellen Sehens. Im Uralski Dizel-Motornij Zavod wurde Ende August 2020 ein digitaler Zwilling des Motors DM-195 erfolgreich getestet. Auf seiner Grundlage sollen nach erfolgter Implementierung der neue Lokomotiven-Motor 6DM-185T sowie eine Modifikation des Motors 16DM-185 entwickelt werden.
Vorausschauende Wartung erhöht Betriebszeiten
Im Rahmen der Umsetzung des Projekts „Digitales Depot“ begann Uralskiye Lokomotivy (Joint-Venture von Siemens und Sinara) im Mai 2020 mit der Einführung eines einheitlichen Informationssystems. Anhand von 700 Parametern wird der Betriebsablauf von Schienenfahrzeugen und der technische Zustand von Lokomotiven und Waggons in Echtzeit bewertet. Mit den gewonnenen Informationen kann die technische Wartung optimiert werden.
Die Transmaschholding arbeitet mit dem Softwarehersteller 1S an der Schaffung digitaler Unternehmensmanagementsysteme. Ziel ist die Entwicklung eines Produktlebenszyklus-Konzepts von der Produktion bis zur Wartung.
Siemens hat bereits 2017 für RZD im Gebiet Moskau ein Datenverarbeitungszentrum eingerichtet. Dort laufen Datenströme von Zügen aus 15 Ländern zusammen. Die Auswertung der Metadaten ermöglicht die rechtzeitige Wartung der Lastotschka-Nahverkehrszüge und Sapsan-Hochgeschwindigkeitszüge.
IT-Lösungen sollen Prozesse effizienter gestalten
RZD automatisiert seine Geschäftsbeziehungen. Bis Juli 2021 werden das Unternehmen Intellex und das Forschungsinstitut zur Automatisierung der Kommunikation im Schienenverkehr (VNIIAS) ein digitales Kundenmanagementsystem erstellen. Daneben wird RZD im Hauptrechenzentrum über 140 Software-Roboter installieren, um Mitarbeiter von Routineaufgaben zu entlasten (Robotic Process Automation). Bei Hardware setzt RZD auf heimische Lösungen und beschafft von Rostec für zwölf Millionen Euro 15.000 Computer mit den russischen Betriebssystemen „Elbrus“ und „Baikal“.
Künstliche Intelligenz verringert Standzeiten und erhöht Sicherheit
Mit digitalen Signalsystemen möchte RZD eine höhere Geschwindigkeit und einen größeren Durchsatz auf Schienenstrecken erreichen. Die Entwicklung von Automatik- und Telemechanik-Lösungen verringert die Standzeiten auf Rangierbahnhöfen und erhöht die Transportkapazität um bis zu 20 Prozent. So lautet das Ergebnis eines Tests, den RZD auf dem Bahnhof in Tscheljabinsk im Jahr 2019 unter Anwendung neuronaler Netze durchgeführt hat.
Für das russische Schienentransportunternehmen OTEKO hat Siemens im Jahr 2018 Lösungen zur Digitalisierung und Automatisierung eines Ablaufhügels für Güterzüge in der Region Krasnodar entwickelt. Das Rangieren der Waggons erfolgt computergesteuert. Bereits 2015 hat Siemens den Rangierbahnhof Luschskaja im Gebiet Leningrad automatisiert.
Daneben sollen digitale Lösungen die Sicherheit erhöhen. Im Juli 2020 hat RZD für 450.000 Euro die Entwicklung von Software für die Bewertung der Verkehrssicherheit auf Basis von Big-Data-Lösungen ausgeschrieben. Das Nowotscherkasski Elektrowozostroitelnij Zavod hat im September 2020 im Zuge der digitalen Transformation ein System zur Fernüberwachung von Schienenfahrzeugbewegungen eingeführt. Der Konzern Awtomatika erarbeitet für die Moskauer U-Bahn bis 2023 Lösungen zur Schaffung eines integrierten Verkehrssicherheitssystems.
Fahrerlose Züge im Testbetrieb
RZD arbeitet mit der Softwareschmiede Cognitive Technologies an der Entwicklung von Lokomotiven mit autonomer Steuerung. Im August 2019 absolvierte ein fahrerloser Lastotschka-Zug mit dem Automatisierungsgrad GoA3 eine Testfahrt auf dem Moskauer Zentralring (MZK). Derzeit arbeitet RZD an der Entwicklung von Algorithmen zum technischen Sehen, um den Automatisierungsgrad GoA4 zu erreichen.
In Moskau und Sankt Petersburg laufen Tests von autonom fahrenden Straßenbahnen. Cognitive Technologies und Transportnyje Sistemy, Hersteller von Elektrofahrzeugen für den Stadtverkehr, haben 2019 erste Tests durchgeführt. Das Kirow-Waggonbauwerk Ust-Katawsk im Gebiet Tscheljabinsk erprobt ebenfalls einen fahrerlosen Straßenbahnzug.
Digitalisierung: Russlands Eisenbahn begibt sich auf digitale Schienen
Zugbauer und Bahnbetreiber wollen mit der digitalen Transformation ihre Produktivität steigern, Betriebskosten senken und die Sicherheit erhöhen. Das autonome Fahren wird getestet.
Die Digitalisierung soll Russlands Schienenverkehr modernisieren. Zu den Vorreitern zählt die Russische Eisenbahn (RZD). Mit der im Oktober 2019 verabschiedeten „Strategie zur digitalen Transformation bis 2025“ möchte der Staatskonzern acht digitale Plattformen erschaffen, darunter für den multimodalen Personen- und Güterverkehr sowie für Antriebssysteme. So sollen umgerechnet 153 Millionen Euro eingespart werden.
RZD treibt Entwicklung von Quantenkommunikation voran
Anfang September 2020 hat die Regierungskommission für digitale Entwicklung einen Fahrplan zum Aufbau von Quantennetzen unter Führung von RZD verabschiedet. Die Staatsbahn wird bis 2024 umgerechnet etwa 270 Millionen Euro in den Aufbau der Infrastruktur für Quantenkommunikation investieren. Bis 2024 soll sie eine Gesamtlänge von 10.000 Kilometern erreichen.
Waggonbauer digitalisieren ihre Produktion
Mit der Digitalisierung wollen Schienenfahrzeugbauer die Effizienz im Produktionsprozess steigern. Das Twerskoj Wagonostroitelni Zavod setzt auf die Einführung von digitalen Zwillingen, IIoT-Lösungen und ein digitales Planungs- und Versandsystem. Die Qualität der Produktion überwachen Systeme des maschinellen Sehens. Im Uralski Dizel-Motornij Zavod wurde Ende August 2020 ein digitaler Zwilling des Motors DM-195 erfolgreich getestet. Auf seiner Grundlage sollen nach erfolgter Implementierung der neue Lokomotiven-Motor 6DM-185T sowie eine Modifikation des Motors 16DM-185 entwickelt werden.
Vorausschauende Wartung erhöht Betriebszeiten
Im Rahmen der Umsetzung des Projekts „Digitales Depot“ begann Uralskiye Lokomotivy (Joint-Venture von Siemens und Sinara) im Mai 2020 mit der Einführung eines einheitlichen Informationssystems. Anhand von 700 Parametern wird der Betriebsablauf von Schienenfahrzeugen und der technische Zustand von Lokomotiven und Waggons in Echtzeit bewertet. Mit den gewonnenen Informationen kann die technische Wartung optimiert werden.
Die Transmaschholding arbeitet mit dem Softwarehersteller 1S an der Schaffung digitaler Unternehmensmanagementsysteme. Ziel ist die Entwicklung eines Produktlebenszyklus-Konzepts von der Produktion bis zur Wartung.
Siemens hat bereits 2017 für RZD im Gebiet Moskau ein Datenverarbeitungszentrum eingerichtet. Dort laufen Datenströme von Zügen aus 15 Ländern zusammen. Die Auswertung der Metadaten ermöglicht die rechtzeitige Wartung der Lastotschka-Nahverkehrszüge und Sapsan-Hochgeschwindigkeitszüge.
IT-Lösungen sollen Prozesse effizienter gestalten
RZD automatisiert seine Geschäftsbeziehungen. Bis Juli 2021 werden das Unternehmen Intellex und das Forschungsinstitut zur Automatisierung der Kommunikation im Schienenverkehr (VNIIAS) ein digitales Kundenmanagementsystem erstellen. Daneben wird RZD im Hauptrechenzentrum über 140 Software-Roboter installieren, um Mitarbeiter von Routineaufgaben zu entlasten (Robotic Process Automation). Bei Hardware setzt RZD auf heimische Lösungen und beschafft von Rostec für zwölf Millionen Euro 15.000 Computer mit den russischen Betriebssystemen „Elbrus“ und „Baikal“.
Künstliche Intelligenz verringert Standzeiten und erhöht Sicherheit
Mit digitalen Signalsystemen möchte RZD eine höhere Geschwindigkeit und einen größeren Durchsatz auf Schienenstrecken erreichen. Die Entwicklung von Automatik- und Telemechanik-Lösungen verringert die Standzeiten auf Rangierbahnhöfen und erhöht die Transportkapazität um bis zu 20 Prozent. So lautet das Ergebnis eines Tests, den RZD auf dem Bahnhof in Tscheljabinsk im Jahr 2019 unter Anwendung neuronaler Netze durchgeführt hat.
Für das russische Schienentransportunternehmen OTEKO hat Siemens im Jahr 2018 Lösungen zur Digitalisierung und Automatisierung eines Ablaufhügels für Güterzüge in der Region Krasnodar entwickelt. Das Rangieren der Waggons erfolgt computergesteuert. Bereits 2015 hat Siemens den Rangierbahnhof Luschskaja im Gebiet Leningrad automatisiert.
Daneben sollen digitale Lösungen die Sicherheit erhöhen. Im Juli 2020 hat RZD für 450.000 Euro die Entwicklung von Software für die Bewertung der Verkehrssicherheit auf Basis von Big-Data-Lösungen ausgeschrieben. Das Nowotscherkasski Elektrowozostroitelnij Zavod hat im September 2020 im Zuge der digitalen Transformation ein System zur Fernüberwachung von Schienenfahrzeugbewegungen eingeführt. Der Konzern Awtomatika erarbeitet für die Moskauer U-Bahn bis 2023 Lösungen zur Schaffung eines integrierten Verkehrssicherheitssystems.
Fahrerlose Züge im Testbetrieb
RZD arbeitet mit der Softwareschmiede Cognitive Technologies an der Entwicklung von Lokomotiven mit autonomer Steuerung. Im August 2019 absolvierte ein fahrerloser Lastotschka-Zug mit dem Automatisierungsgrad GoA3 eine Testfahrt auf dem Moskauer Zentralring (MZK). Derzeit arbeitet RZD an der Entwicklung von Algorithmen zum technischen Sehen, um den Automatisierungsgrad GoA4 zu erreichen.
In Moskau und Sankt Petersburg laufen Tests von autonom fahrenden Straßenbahnen. Cognitive Technologies und Transportnyje Sistemy, Hersteller von Elektrofahrzeugen für den Stadtverkehr, haben 2019 erste Tests durchgeführt. Das Kirow-Waggonbauwerk Ust-Katawsk im Gebiet Tscheljabinsk erprobt ebenfalls einen fahrerlosen Straßenbahnzug.
Hans-Jürgen Wittmann
Quelle: Germany Trade and Invest (GTAI)