Eines der laufenden Großprojekte der russischen Industriepolitik ist die Lokalisierung des Schiffbaus.
In der „Strategie zur Entwicklung der Schiffbauindustrie bis 2035“ der russischen Regierung aus dem Jahr 2019 wird ein großer Bedarf an Schiffen und der dazugehörigen Technik dargelegt und der Weg hin zu einer lokalen Produktion definiert. Allerdings wird nach der Analyse des Strategiepapiers schnell klar: Es besteht Nachholbedarf in allen Segmenten und die Zeit drängt.
Die Hintergründe dafür liegen auf der Hand: Im Segment der Flusskreuzfahrtschiffe waren lange Zeit die deutsche Elbewerft Boizenburg und die Skoda-Werft in der damaligen Tschechoslowakei die dominanten Lieferanten für die sowjetischen bzw. russischen Reedereien und Tourismusunternehmen. Sie lieferten über einen langen Zeitraum das Know-how, die Ausrüstungen und Teile.
Auch wenn die beiden Werften in ihrer damaligen Form nicht mehr existieren, können ihre deutschen Komponentenhersteller auch heute noch liefern. Die Flusskreuzfahrtschiffe selbst müssten gemäß den Regierungsvorgaben allerdings im Land selbst gebaut werden, zum Beispiel in einer Werft in Nischni Nowgorod oder auf der neuen Werft „Lotos“ in der Region Astrachan.
Der Anfang ist gemacht
Das erste moderne Flusskreuzfahrtschiff aus eigener russischer Entwicklung und Fertigung ist die MS „Mustai Karim“, das im Auftrag des russischen Reiseanbieters „Vodohod“ aus Sankt Petersburg in den letzten Jahren fertiggestellt worden ist und 2021 seinen regulären Dienst auf der Wolga aufnahm. Das Schiff ist 141 Meter lang, kann 322 Passagiere in 163 Kabinen aufnehmen. Und auch der Cruise Operator „Mosturflot“ aus Moskau hat aktuell ein ähnliches Schiff in der Fertigstellung – die “Peter der Große”. Dieses Kreuzfahrtschiff wird 2022 den regulären Reisedienst aufnehmen und kann ebenfalls sowohl auf Flüssen und Seen Russlands als auch den angrenzenden Binnenmeeren operieren. Führend beteiligt an diesen Neubauten unter der Projektbezeichnung PV300 war die Staatsholding OSK und deren Tochterunternehmen.
Auch deutsche Unternehmen können profitieren
Aktuell sind nur wenige deutsche Unternehmen in russische Schiffsbauprojekte eingebunden, etwa beim Bau von Eisbrechern und Fischtrawlern. Sie bieten den russischen Partnern neben der technischen Ausrüstung und der Lieferung diverser Komponenten auch ihr spezielles Know-how etwa beim Innenausbau der Schiffe an.
Mittlerweile planen die russischen Konstruktionsbüros allerdings vorrangig mit Komponenten aus lokaler Fertigung. Diejenigen westlichen Unternehmen, die an den zahlreichen Neubauprogrammen partizipieren wollen, sollten sich deshalb nach lokalen Partnern auf dem russischen Markt umschauen. Egal ob für Vertrieb, Lizenzproduktion oder eigene lokale Fertigung – ohne einheimische Unterstützung wird es schwer bis unmöglich.
Auch wenn der russische Schiffsbaumarkt heiß umkämpft ist, haben deutsche Zulieferer aufgrund ihrer Erfahrungen und der Qualität ihrer Produkte einen großen Vorteil. Systemlösungen und Innovationen sowie Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind auch in Russland die Zukunftsthemen. Dazu kommt auch noch über viele Jahre das Geschäft mit dem Service an den bestehenden Ausrüstungen auf den derzeit in Betrieb befindlichen Einheiten.
Wer sich einen fundierten Überblick über Geschäftsmöglichkeiten in der russischen Schiffbaubranche machen möchte, kommt um einen Besuch auf der Leitmesse NEVA in Sankt Petersburg nicht herum. In diesem Jahr findet die Messe offline vom 21. bis 24. September auf dem Gelände der LenExpo statt.
Lokalisierung Insights: Schiffbau in Russland – Branche mit Potenzial
Eines der laufenden Großprojekte der russischen Industriepolitik ist die Lokalisierung des Schiffbaus.
In der „Strategie zur Entwicklung der Schiffbauindustrie bis 2035“ der russischen Regierung aus dem Jahr 2019 wird ein großer Bedarf an Schiffen und der dazugehörigen Technik dargelegt und der Weg hin zu einer lokalen Produktion definiert. Allerdings wird nach der Analyse des Strategiepapiers schnell klar: Es besteht Nachholbedarf in allen Segmenten und die Zeit drängt.
Die Hintergründe dafür liegen auf der Hand: Im Segment der Flusskreuzfahrtschiffe waren lange Zeit die deutsche Elbewerft Boizenburg und die Skoda-Werft in der damaligen Tschechoslowakei die dominanten Lieferanten für die sowjetischen bzw. russischen Reedereien und Tourismusunternehmen. Sie lieferten über einen langen Zeitraum das Know-how, die Ausrüstungen und Teile.
Auch wenn die beiden Werften in ihrer damaligen Form nicht mehr existieren, können ihre deutschen Komponentenhersteller auch heute noch liefern. Die Flusskreuzfahrtschiffe selbst müssten gemäß den Regierungsvorgaben allerdings im Land selbst gebaut werden, zum Beispiel in einer Werft in Nischni Nowgorod oder auf der neuen Werft „Lotos“ in der Region Astrachan.
Der Anfang ist gemacht
Das erste moderne Flusskreuzfahrtschiff aus eigener russischer Entwicklung und Fertigung ist die MS „Mustai Karim“, das im Auftrag des russischen Reiseanbieters „Vodohod“ aus Sankt Petersburg in den letzten Jahren fertiggestellt worden ist und 2021 seinen regulären Dienst auf der Wolga aufnahm. Das Schiff ist 141 Meter lang, kann 322 Passagiere in 163 Kabinen aufnehmen. Und auch der Cruise Operator „Mosturflot“ aus Moskau hat aktuell ein ähnliches Schiff in der Fertigstellung – die “Peter der Große”. Dieses Kreuzfahrtschiff wird 2022 den regulären Reisedienst aufnehmen und kann ebenfalls sowohl auf Flüssen und Seen Russlands als auch den angrenzenden Binnenmeeren operieren. Führend beteiligt an diesen Neubauten unter der Projektbezeichnung PV300 war die Staatsholding OSK und deren Tochterunternehmen.
Auch deutsche Unternehmen können profitieren
Aktuell sind nur wenige deutsche Unternehmen in russische Schiffsbauprojekte eingebunden, etwa beim Bau von Eisbrechern und Fischtrawlern. Sie bieten den russischen Partnern neben der technischen Ausrüstung und der Lieferung diverser Komponenten auch ihr spezielles Know-how etwa beim Innenausbau der Schiffe an.
Mittlerweile planen die russischen Konstruktionsbüros allerdings vorrangig mit Komponenten aus lokaler Fertigung. Diejenigen westlichen Unternehmen, die an den zahlreichen Neubauprogrammen partizipieren wollen, sollten sich deshalb nach lokalen Partnern auf dem russischen Markt umschauen. Egal ob für Vertrieb, Lizenzproduktion oder eigene lokale Fertigung – ohne einheimische Unterstützung wird es schwer bis unmöglich.
Auch wenn der russische Schiffsbaumarkt heiß umkämpft ist, haben deutsche Zulieferer aufgrund ihrer Erfahrungen und der Qualität ihrer Produkte einen großen Vorteil. Systemlösungen und Innovationen sowie Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind auch in Russland die Zukunftsthemen. Dazu kommt auch noch über viele Jahre das Geschäft mit dem Service an den bestehenden Ausrüstungen auf den derzeit in Betrieb befindlichen Einheiten.
Wer sich einen fundierten Überblick über Geschäftsmöglichkeiten in der russischen Schiffbaubranche machen möchte, kommt um einen Besuch auf der Leitmesse NEVA in Sankt Petersburg nicht herum. In diesem Jahr findet die Messe offline vom 21. bis 24. September auf dem Gelände der LenExpo statt.
Thoralf Rassmann