Der deutsch-russische Start-up-Accelerator Terraforma will einen Beitrag zur russischen Ernährungs- und Landwirtschaft leisten.
Accelerator-Programme haben sich weltweit als unverzichtbare Grundlage erfolgreicher Innovationstätigkeit etabliert. Der deutsch-russische Agrifood-Accelerator Terraforma selektiert und fördert russische Start-ups und bildet ein lebhaftes Netzwerk aus Unternehmen, Investoren und talentierten Gründern. Risikoinvestitionen in Technologie und Innovation werden so in diesem spannenden Sektor in Russland entwickelt. Die Vision des Accelerators ist klar formuliert: Eine Welt, die zehn Milliarden Menschen im Jahre 2050 ohne nachhaltige Beeinträchtigung von Ressourcen und Umwelt bei steigenden Qualitätsanforderungen der Konsumenten ernährt.
Im Interview stellt Olaf Birkner, Mitbegründer von Terraforma, Zielsetzungen und das Potenzial des Accelerators für die russische Landwirtschafts- und Ernährungsbranche, aber auch für internationale Unternehmen vor.
Herr Birkner, wie sind Sie zu dem Namen Terraforma gekommen?
Unsere Firma Terraforma soll sich unter anderem von der Vision Elon Musks, des Terraformings, absetzen. Hierbei wird das Ziel verfolgt, durch den Verbrauch der Ressourcen auf der Erde ein Leben auf anderen Planeten zu ermöglichen. Dagegen setzen wir als Terraforma darauf, mit unserem Projekt dazu beizutragen, auf der Erde klimaneutral zu wirtschaften und im Ernährungsbereich Technologien zu fördern, die dazu beitragen, Umweltgesichtspunkten stärker Rechnung zu tragen.
Wie sieht Ihr Businessmodell aus?
Wir setzen auf ein sogenanntes Multi Corporate Accelerator Model, was bedeutet, dass wir nicht allein mit einem großen Unternehmen zusammenarbeiten, sondern mit den verschiedensten Unternehmen aus dem Bereich Ernährungs- und Agrartechnologie kooperieren. So können wir gewährleisten, dass die Ideen innovativer Gründer mit den jeweils optimal passenden Unternehmen zusammenkommen.
Zeigt sich bereits ein inhaltlicher Fokus bezüglich der beteiligten Start-ups?
Die Start-ups verfolgen durchaus unterschiedliche Ansätze, was aber den beteiligten Unternehmen entgegenkommt, die auf dem gesamten Feld der Ernährungstechnologie vom Anbau bis zum Absatz an den Endverbraucher tätig sind. Die beteiligten Start-ups haben teils schon Finanzierungen und Markttests durchgeführt und verfügen häufig bereits über Produkte, die in einen Kundentest gehen können.
Welchen Vorteil kann ein beteiligtes Unternehmen, wie beispielsweise die Metro AG, durch die Beteiligung an dem Start-up-Acceleratorinsbesondere auch im Bereich des E-Commerce erzielen?
Die Metro AG wird als börsennotiertes Großhandelsunternehmen von unserem Projekt profitieren, indem es etwa deren Zugang zu Bio-Lebensmitteln und veganen Produkten ausbaut. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, im Bereich der Virtual und Extended Reality Mitarbeiter besser fortzubilden und durch innovative Technologien den CO2-Fußabdruck zu verbessern. Ein weiterer Trend, der für die Metro AG interessant ist, stellt Urban Farming dar, also der Anbau von Gemüse und Obst direkt in der Nähe des Verkaufsstandortes in vertikalen Gewächshäusern. Hierdurch kann die Frische der Produkte garantiert und diese entsprechend der Konsumentenbedürfnisse angeboten werden.
Interessant sind auch Ansätze eines Start-ups zur Produktion von auf Stammzellen-Basis erzeugtem Fleisch oder das softwarebasierte Food Design, bei dem Erbsenprotein mit einer Drucktechnik zu Fleischersatzprodukten geformt wird. Außerdem gibt es für den Produktionsbereich Ansätze, über automatisierte Helikopter Landwirtschaftsmaschinen zu überwachen und mit Ersatzteilen zu versorgen.
Sind die angebotenen Produkte und Dienstleistungen bereits umsetzbar? Und wie stellt sich die Situation im Vergleich zu Deutschland dar?
Dies hängt jeweils von den einzelnen Produkten ab, insgesamt können wir zwischen der Situation in Deutschland und Russland keinen großen Unterschied feststellen. Russland hat bezüglich landwirtschaftlicher Produkte den Vorteil, dass die Unternehmen größer sind, wodurch Tests mit neuen Produkten wie der Einführung von Drohnen, neuen Feldfrüchten oder innovativen Mähdreschern einfacher sind. Zusätzlich verfügt Russland im Bereich des Ingenieurwesens und besonders des Software-Engineerings über eine sehr gute Talentbasis. Die Schwäche ist das geringe Risikokapital, wodurch die Start-ups häufig ins Ausland abwandern, sobald diese auf dem Markt erfolgreich sind. Acceleratoren sind heute ein wichtiger Bestandteil einer funktionierende Risiko-Kapital-Ökonomie, da diese Start-ups für Investitionen validieren und qualifizieren. Somit leisten wir wichtige Dienstleistungen für die Innovationskraft dieses Sektors in Russland und unseren Partner-Unternehmen.
Wie gestaltet sich die öffentliche Situation für landwirtschaftlichen Start-ups in Russland?
In Russland ist im Gegensatz zur Europäischen Union das klare Interesse zu erkennen, den Landwirtschaftssektor weiter auszubauen und zu einem zunehmend zentralen Bestandteil der russischen Wirtschaft zu machen. Hierdurch steigt das Interesse internationaler Konzerne am russischen Markt zunehmend. Terraforma ist hierzu auch mit dem russischen Landwirtschaftsministerium in Kontakt, um gemeinsam daran zu arbeiten, Innovationen in der klassischen Landwirtschaftsproduktion zu fördern, damit diese weiterhin konkurrenzfähig ist. Gleichzeitig wirken wir darauf hin, dass neue Technologien gefördert werden, die traditionelle Landwirtschaftsbereiche langfristig ablösen werden, wie beispielsweise die Fleischersatzproduktion. Im letzteren Bereich nehmen russische Regierungsvertreter jedoch eine skeptischere Position ein, da diese natürlich die aktuellen Interessen der Landwirte voranstellen müssen.
Wie stellt sich Ihr aktueller langfristiger Entwicklungsplan dar?
Der Markteintritt ist geschafft, und wir werden nun zunehmend Veranstaltungen organisieren, um neue Partner zu gewinnen und unser Netzwerk zu erweitern und damit die landwirtschaftlichen Innovationen weiter voranzubringen. Gerne können interessierte Unternehmen und Start-ups jederzeit mit uns in Kontakt treten. Bei vielen Partnergesprächen hat sich ein sehr positives Feedback ergeben, weshalb wir optimistisch sind, das Team in nächster Zeit noch weiter auszubauen und russische wie auch internationale Mittelständler, größere Unternehmen und Banken für das Projekt zu gewinnen. Zusätzlich führen wir Gespräche mit russischen und internationalen Risikokapitalgebern.
Dieser Beitrag erschien erstmals in der Ausgabe 4/2021 des Außenwirtschaftsmagazins OstContact.Hier bestellen.
Interview: Urban Farming in Russland
Der deutsch-russische Start-up-Accelerator Terraforma will einen Beitrag zur russischen Ernährungs- und Landwirtschaft leisten.
Accelerator-Programme haben sich weltweit als unverzichtbare Grundlage erfolgreicher Innovationstätigkeit etabliert. Der deutsch-russische Agrifood-Accelerator Terraforma selektiert und fördert russische Start-ups und bildet ein lebhaftes Netzwerk aus Unternehmen, Investoren und talentierten Gründern. Risikoinvestitionen in Technologie und Innovation werden so in diesem spannenden Sektor in Russland entwickelt. Die Vision des Accelerators ist klar formuliert: Eine Welt, die zehn Milliarden Menschen im Jahre 2050 ohne nachhaltige Beeinträchtigung von Ressourcen und Umwelt bei steigenden Qualitätsanforderungen der Konsumenten ernährt.
Im Interview stellt Olaf Birkner, Mitbegründer von Terraforma, Zielsetzungen und das Potenzial des Accelerators für die russische Landwirtschafts- und Ernährungsbranche, aber auch für internationale Unternehmen vor.
Herr Birkner, wie sind Sie zu dem Namen Terraforma gekommen?
Unsere Firma Terraforma soll sich unter anderem von der Vision Elon Musks, des Terraformings, absetzen. Hierbei wird das Ziel verfolgt, durch den Verbrauch der Ressourcen auf der Erde ein Leben auf anderen Planeten zu ermöglichen. Dagegen setzen wir als Terraforma darauf, mit unserem Projekt dazu beizutragen, auf der Erde klimaneutral zu wirtschaften und im Ernährungsbereich Technologien zu fördern, die dazu beitragen, Umweltgesichtspunkten stärker Rechnung zu tragen.
Wie sieht Ihr Businessmodell aus?
Wir setzen auf ein sogenanntes Multi Corporate Accelerator Model, was bedeutet, dass wir nicht allein mit einem großen Unternehmen zusammenarbeiten, sondern mit den verschiedensten Unternehmen aus dem Bereich Ernährungs- und Agrartechnologie kooperieren. So können wir gewährleisten, dass die Ideen innovativer Gründer mit den jeweils optimal passenden Unternehmen zusammenkommen.
Zeigt sich bereits ein inhaltlicher Fokus bezüglich der beteiligten Start-ups?
Die Start-ups verfolgen durchaus unterschiedliche Ansätze, was aber den beteiligten Unternehmen entgegenkommt, die auf dem gesamten Feld der Ernährungstechnologie vom Anbau bis zum Absatz an den Endverbraucher tätig sind. Die beteiligten Start-ups haben teils schon Finanzierungen und Markttests durchgeführt und verfügen häufig bereits über Produkte, die in einen Kundentest gehen können.
Welchen Vorteil kann ein beteiligtes Unternehmen, wie beispielsweise die Metro AG, durch die Beteiligung an dem Start-up-Accelerator insbesondere auch im Bereich des E-Commerce erzielen?
Die Metro AG wird als börsennotiertes Großhandelsunternehmen von unserem Projekt profitieren, indem es etwa deren Zugang zu Bio-Lebensmitteln und veganen Produkten ausbaut. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, im Bereich der Virtual und Extended Reality Mitarbeiter besser fortzubilden und durch innovative Technologien den CO2-Fußabdruck zu verbessern. Ein weiterer Trend, der für die Metro AG interessant ist, stellt Urban Farming dar, also der Anbau von Gemüse und Obst direkt in der Nähe des Verkaufsstandortes in vertikalen Gewächshäusern. Hierdurch kann die Frische der Produkte garantiert und diese entsprechend der Konsumentenbedürfnisse angeboten werden.
Interessant sind auch Ansätze eines Start-ups zur Produktion von auf Stammzellen-Basis erzeugtem Fleisch oder das softwarebasierte Food Design, bei dem Erbsenprotein mit einer Drucktechnik zu Fleischersatzprodukten geformt wird. Außerdem gibt es für den Produktionsbereich Ansätze, über automatisierte Helikopter Landwirtschaftsmaschinen zu überwachen und mit Ersatzteilen zu versorgen.
Sind die angebotenen Produkte und Dienstleistungen bereits umsetzbar? Und wie stellt sich die Situation im Vergleich zu Deutschland dar?
Dies hängt jeweils von den einzelnen Produkten ab, insgesamt können wir zwischen der Situation in Deutschland und Russland keinen großen Unterschied feststellen. Russland hat bezüglich landwirtschaftlicher Produkte den Vorteil, dass die Unternehmen größer sind, wodurch Tests mit neuen Produkten wie der Einführung von Drohnen, neuen Feldfrüchten oder innovativen Mähdreschern einfacher sind. Zusätzlich verfügt Russland im Bereich des Ingenieurwesens und besonders des Software-Engineerings über eine sehr gute Talentbasis. Die Schwäche ist das geringe Risikokapital, wodurch die Start-ups häufig ins Ausland abwandern, sobald diese auf dem Markt erfolgreich sind. Acceleratoren sind heute ein wichtiger Bestandteil einer funktionierende Risiko-Kapital-Ökonomie, da diese Start-ups für Investitionen validieren und qualifizieren. Somit leisten wir wichtige Dienstleistungen für die Innovationskraft dieses Sektors in Russland und unseren Partner-Unternehmen.
Wie gestaltet sich die öffentliche Situation für landwirtschaftlichen Start-ups in Russland?
In Russland ist im Gegensatz zur Europäischen Union das klare Interesse zu erkennen, den Landwirtschaftssektor weiter auszubauen und zu einem zunehmend zentralen Bestandteil der russischen Wirtschaft zu machen. Hierdurch steigt das Interesse internationaler Konzerne am russischen Markt zunehmend. Terraforma ist hierzu auch mit dem russischen Landwirtschaftsministerium in Kontakt, um gemeinsam daran zu arbeiten, Innovationen in der klassischen Landwirtschaftsproduktion zu fördern, damit diese weiterhin konkurrenzfähig ist. Gleichzeitig wirken wir darauf hin, dass neue Technologien gefördert werden, die traditionelle Landwirtschaftsbereiche langfristig ablösen werden, wie beispielsweise die Fleischersatzproduktion. Im letzteren Bereich nehmen russische Regierungsvertreter jedoch eine skeptischere Position ein, da diese natürlich die aktuellen Interessen der Landwirte voranstellen müssen.
Wie stellt sich Ihr aktueller langfristiger Entwicklungsplan dar?
Der Markteintritt ist geschafft, und wir werden nun zunehmend Veranstaltungen organisieren, um neue Partner zu gewinnen und unser Netzwerk zu erweitern und damit die landwirtschaftlichen Innovationen weiter voranzubringen. Gerne können interessierte Unternehmen und Start-ups jederzeit mit uns in Kontakt treten. Bei vielen Partnergesprächen hat sich ein sehr positives Feedback ergeben, weshalb wir optimistisch sind, das Team in nächster Zeit noch weiter auszubauen und russische wie auch internationale Mittelständler, größere Unternehmen und Banken für das Projekt zu gewinnen. Zusätzlich führen wir Gespräche mit russischen und internationalen Risikokapitalgebern.
Dieser Beitrag erschien erstmals in der Ausgabe 4/2021 des Außenwirtschaftsmagazins OstContact. Hier bestellen.