Persönliche Beobachtungen, An- und Aussichten aus dem Leben in Pandemiezeiten.
Landung auf dem Flughafen Scheremetjewo nach der Jahreswechselpause im westlicheren Teil des Kontinents – „Moskva. Doma.“ Schon Routine: Pass- und Visakontrolle im Minutentakt, säuberlich ausgefülltes Einreiseformular ( … das will gar keiner), frischer PCR-Test negativ und dann der lächelnde Quarantäne-Hinweis des jungen Beamten im weißen Kittel hinter der obligatorischen Maske: „But we’re flexible.“ Sicher gesundheitsvorbeugend nicht ganz vorschriftsmäßig, aber wohl willkommend gemeint. Oder auch als launigen Appell an Selbstverantwortung und Gemeinsinn – wer will sich denn wo auch schon umbringen, selbst oder andere?
Ähnlich menschlich sympathisch und in offener Missachtung wohl eher politisch motivierte, mangelnde Anerkennung nur national gebräuchlicher Impfstoffe ein vorausgegangenes Erlebnis: festlicher Silvesterabend in einem Pariser Restaurant. Aber erstmal selbst im Stammland von „Wining & dining“, wo sich kaum ein Einheimischer ein gerüttelt Maß an „Joie de vivre“ nehmen lässt, die obligatorische 2G-Kontrolle. Dann ist der deutsche Expat aus Russland mit seiner westlich geimpften französischen Verwandtschaft an der Reihe – mit seinem „Sputnik“-Impfpass, auch noch in kyrillischer Schreibweise. Gleichwohl, die Impfdaten sind lesbar, „bienvenue“, der Abend gerettet. Ein großes „merci“ für Toleranz und Entgegenkommen.
Dagegen danach ein weniger erfreulicher Hindernislauf in deutschen Heimatlanden. Wer wusste schon, dass sich in diesem Nordrhein-Westfälischem Teil der Föderation jeweils nur drei Kunden gleichzeitig in einem noch so großen Geschäft aufhalten dürfen und andere draußen im winterlich-igeligen Wetter ausharren müssen? Und der Eintritt in ein Riesenkaufhaus zwar mit deutschem Ausweis, aber russischem Impfpass gänzlich verwehrt werden würde? Und dass einem der strenge Unmut entgegenkommender Passanten ständig entgegenschlug, wenn mal die Maske nur leicht unter die Nase gerutscht war?
Ruhig Blut: Der Tag, an dem Corona nur noch als eine normale Infektion der Atemwege gilt, rückt näher. Letztendlich wird Corona zu einer Krankheit wie andere erinnert werden, die durch medizinische Innovationen längst Geschichte geworden sind – wie Malaria und Polio, an sich jährlich aufgefrischte Grippeimpfungen hat bis vor einigen Jahren auch keiner gedacht. Aber derweil und schon viel zu lange ergeben sich alle und alles noch der Pandemie und der hektisch-konfusen, hilflos-chaotischen, oft widersprüchlichen Spontanreaktionen aus Politik und beratender Wissenschaft.
Gilt es doch vielmehr, die tatsächlichen Risiken und Folgen für die Gesundheit von Gesellschaft und Wirtschaft emotionslos und vernünftig abzuwägen. Das Virus wird uns so gut wie sicher erhalten bleiben und begleiten. Somit die damit verbundenen Restriktionen und nötigen Vorkehrungsmaßnahmen. Ja und? Zum Schutz vor Übertragung von Krankheitserregern sind Gesichtsmasken im übervölkerten, ohnehin weit mehr hygienebewussten Japan traditionell freiwillige Pflichtübung.
Selbst wenn die Corona-Pandemie dann erstmal vorbei sein wird, werden die Folgen noch lange zu spüren sein. Deshalb, Ampel-Finanzminister Christian Lindner, FDP: „Nicht nur die Menschen benötigen einen Booster, auch die wirtschaftliche Entwicklung. Gerade jetzt sind öffentliche Investitionen und die Förderung privater, die die Transformation befördern, entscheidend. Die Bekämpfung der Pandemie und die Transformation der Wirtschaft geradezu.“ Recht so.
155 von rund 200 Nationen unserer Erde haben behördliche Sorgfalt, aber auch eine deutsch-mentalitätstypische Übervorsicht aktuell als Hochrisikogebiete deklariert. Nicht auch ein Signal für die neue Realität. Rund um den Globus haben sich die Gesellschaften längst und zwangsläufig mit den gegebenen Einschränkungen arrangiert. Unvorstellbares ist normal, selbst die Pandemie zur täglichen Routine geworden. Stimmt, der Mensch an sich, jedenfalls die Masse, mag den Wandel nicht besonders, aber haben wir noch die Wahl?
Freiheit beginnt im Kopf. Jetzt wird klarer denn zuvor, wie auch durchaus positiv sich doch Bewusstsein und Visionen durch einen aufgezwungen-veränderten Bezugsrahmen prospektiv weiter entwickeln können, wenn es um die nachhaltige Gestaltung der gemeinsamen Zukunft geht. Zur Bekämpfung der Pandemie gesellt sich eine geschärfte Sicht auf sattsam be- und erkannte Weltprobleme – Stichworte wie verantwortungsvollerer Klima-, Natur- und Umweltschutz, mehr ausbalancierende Menschlichkeit als komplementärer Entwurf zu kritikloser Technologiehörigkeit und bedingungslosem Wirtschaftswachstum, das elementare Versprechen persönlicher Freiheit, aber in voller Anerkenntnis Bewusstsein gemeingesellschaftlicher Verantwortung. Viel zu tun.
Ebbecke kommentiert: Corona – noch mehr Angst machen gilt nicht
Persönliche Beobachtungen, An- und Aussichten aus dem Leben in Pandemiezeiten.
Landung auf dem Flughafen Scheremetjewo nach der Jahreswechselpause im westlicheren Teil des Kontinents – „Moskva. Doma.“ Schon Routine: Pass- und Visakontrolle im Minutentakt, säuberlich ausgefülltes Einreiseformular ( … das will gar keiner), frischer PCR-Test negativ und dann der lächelnde Quarantäne-Hinweis des jungen Beamten im weißen Kittel hinter der obligatorischen Maske: „But we’re flexible.“ Sicher gesundheitsvorbeugend nicht ganz vorschriftsmäßig, aber wohl willkommend gemeint. Oder auch als launigen Appell an Selbstverantwortung und Gemeinsinn – wer will sich denn wo auch schon umbringen, selbst oder andere?
Ähnlich menschlich sympathisch und in offener Missachtung wohl eher politisch motivierte, mangelnde Anerkennung nur national gebräuchlicher Impfstoffe ein vorausgegangenes Erlebnis: festlicher Silvesterabend in einem Pariser Restaurant. Aber erstmal selbst im Stammland von „Wining & dining“, wo sich kaum ein Einheimischer ein gerüttelt Maß an „Joie de vivre“ nehmen lässt, die obligatorische 2G-Kontrolle. Dann ist der deutsche Expat aus Russland mit seiner westlich geimpften französischen Verwandtschaft an der Reihe – mit seinem „Sputnik“-Impfpass, auch noch in kyrillischer Schreibweise. Gleichwohl, die Impfdaten sind lesbar, „bienvenue“, der Abend gerettet. Ein großes „merci“ für Toleranz und Entgegenkommen.
Dagegen danach ein weniger erfreulicher Hindernislauf in deutschen Heimatlanden. Wer wusste schon, dass sich in diesem Nordrhein-Westfälischem Teil der Föderation jeweils nur drei Kunden gleichzeitig in einem noch so großen Geschäft aufhalten dürfen und andere draußen im winterlich-igeligen Wetter ausharren müssen? Und der Eintritt in ein Riesenkaufhaus zwar mit deutschem Ausweis, aber russischem Impfpass gänzlich verwehrt werden würde? Und dass einem der strenge Unmut entgegenkommender Passanten ständig entgegenschlug, wenn mal die Maske nur leicht unter die Nase gerutscht war?
Ruhig Blut: Der Tag, an dem Corona nur noch als eine normale Infektion der Atemwege gilt, rückt näher. Letztendlich wird Corona zu einer Krankheit wie andere erinnert werden, die durch medizinische Innovationen längst Geschichte geworden sind – wie Malaria und Polio, an sich jährlich aufgefrischte Grippeimpfungen hat bis vor einigen Jahren auch keiner gedacht. Aber derweil und schon viel zu lange ergeben sich alle und alles noch der Pandemie und der hektisch-konfusen, hilflos-chaotischen, oft widersprüchlichen Spontanreaktionen aus Politik und beratender Wissenschaft.
Gilt es doch vielmehr, die tatsächlichen Risiken und Folgen für die Gesundheit von Gesellschaft und Wirtschaft emotionslos und vernünftig abzuwägen. Das Virus wird uns so gut wie sicher erhalten bleiben und begleiten. Somit die damit verbundenen Restriktionen und nötigen Vorkehrungsmaßnahmen. Ja und? Zum Schutz vor Übertragung von Krankheitserregern sind Gesichtsmasken im übervölkerten, ohnehin weit mehr hygienebewussten Japan traditionell freiwillige Pflichtübung.
Selbst wenn die Corona-Pandemie dann erstmal vorbei sein wird, werden die Folgen noch lange zu spüren sein. Deshalb, Ampel-Finanzminister Christian Lindner, FDP: „Nicht nur die Menschen benötigen einen Booster, auch die wirtschaftliche Entwicklung. Gerade jetzt sind öffentliche Investitionen und die Förderung privater, die die Transformation befördern, entscheidend. Die Bekämpfung der Pandemie und die Transformation der Wirtschaft geradezu.“ Recht so.
155 von rund 200 Nationen unserer Erde haben behördliche Sorgfalt, aber auch eine deutsch-mentalitätstypische Übervorsicht aktuell als Hochrisikogebiete deklariert. Nicht auch ein Signal für die neue Realität. Rund um den Globus haben sich die Gesellschaften längst und zwangsläufig mit den gegebenen Einschränkungen arrangiert. Unvorstellbares ist normal, selbst die Pandemie zur täglichen Routine geworden. Stimmt, der Mensch an sich, jedenfalls die Masse, mag den Wandel nicht besonders, aber haben wir noch die Wahl?
Freiheit beginnt im Kopf. Jetzt wird klarer denn zuvor, wie auch durchaus positiv sich doch Bewusstsein und Visionen durch einen aufgezwungen-veränderten Bezugsrahmen prospektiv weiter entwickeln können, wenn es um die nachhaltige Gestaltung der gemeinsamen Zukunft geht. Zur Bekämpfung der Pandemie gesellt sich eine geschärfte Sicht auf sattsam be- und erkannte Weltprobleme – Stichworte wie verantwortungsvollerer Klima-, Natur- und Umweltschutz, mehr ausbalancierende Menschlichkeit als komplementärer Entwurf zu kritikloser Technologiehörigkeit und bedingungslosem Wirtschaftswachstum, das elementare Versprechen persönlicher Freiheit, aber in voller Anerkenntnis Bewusstsein gemeingesellschaftlicher Verantwortung. Viel zu tun.
Frank Ebbecke