Die ukrainische Bauwirtschaft braucht nach Russlands Angriffskrieg dringend neue Wachstumsimpulse. Die Regierung will deshalb in den Regionen Kiew, Sumy, Charkiw, Cherson und Tschernihiw jeweils eine Pilotkommune bestimmen, in der der Gebäudebestand umfassend modernisiert werden soll. Die Europäische Investitionsbank EIB stellt außerdem 340 Mio Euro für 83 Renovierungsvorhaben bereit – von Krankenhäusern über Schulen bis hin zu Bewässerungsanlagen für die Agrarwirtschaft. Das berichtet die Deutsche Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing (GTAI). Damit könnte der Wiederaufbau starten, während der Krieg im Osten des Landes weitergeht. Für die Baubranche wäre das ein wichtiges Signal. Ihr Produktionsvolumen war 2022 um über 65% gesunken und damit so stark wie kein anderer Wirtschaftszweig (Industrieproduktion -37%, Bergbau -38%, Energieproduktion -31%). Der Wert der Bauleistungen betrug umgerechnet nur noch 3,35 Mrd Euro. Innerhalb der Baubranche war der Rückgang im Wohnungsbau am geringsten. Nach Angaben des ukrainischen Statistikamtes wurden 2022 die Arbeiten für insgesamt 6,67 Mio Quadratmeter neuen Wohnraum begonnen (-48% gegenüber dem Vorjahr). Wie das Wirtschaftsportal „UBR.ua“ berichtete, liegt der Bedarf an Neubauwohnungen derzeit um rund 40% unter dem Stand von Februar 2022. Die Projektentwickler gewähren deshalb Nachlässe von bis zu einem Viertel des ursprünglichen Verkaufspreises. Neuen Schwung in den Wohnungsbau könnten Entschädigungszahlungen für vom Krieg betroffene Wohnungsbesitzer bringen. Ein entsprechendes tritt am 22. Mai 2023 in Kraft. Eigenheimbesitzer, deren Häuser zerstört wurden, bekommen Zuschüsse für einen Neubau an gleicher Stelle. Wohnungseigentümer erhalten Zertifikate, mit denen sie überall im Land eine neue Wohnung erwerben können. Die Höhe der Entschädigung richtet sich nach dem Immobilienwert des zerstörten Eigentums. Laut „UBR.ua“ wurden bis Anfang Februar 2023 bereits 320.000 Anträge auf Kompensationszahlungen gestellt. Die Finanzierung erfolgt über den Fonds zur Beseitigung der Kriegsfolgen, der Ende 2022 gegründet wurde. Stärker als im Wohnungsbau ist der Rückgang bei anderen Gebäudearten, besonders bei Hotelbauten und öffentlichen Gebäuden. Im Tiefbau erreichte das Bauvolumen 2022 sogar nur 34% des Vorkriegsstandes. Regional findet derzeit etwa ein Drittel der Bauaktivität in den Gebietshauptstädten im Westen des Landes statt, vor allem in Lwiw. Nach Schätzungen des Projektentwicklers INSPI Development entfallen weitere 30% auf Kiew, 12% auf Odessa und 10% auf Dnipro.
Der Einbruch bei den Bauaktivitäten wirkt sich auf den Arbeitsmarkt aus. Die Baubranche erlebte 2022 unter allen Wirtschaftszweigen des Landes das größte Minus bei den Löhnen. Sie gingen nominal um 13% auf durchschnittlich 9.800 Hrywnja (290 Euro) zurück. Bei einem künftigen Wiederaufschwung der Bauindustrie ist ein erheblicher Personalmangel zu erwarten, da viele Bauleute zum Militärdienst eingezogen oder aus dem Land geflüchtet sind.
OID+: Anzeichen von Stabilisierung in ukrainischer Bauwirtschaft
Die ukrainische Bauwirtschaft braucht nach Russlands Angriffskrieg dringend neue Wachstumsimpulse. Die Regierung will deshalb in den Regionen Kiew, Sumy, Charkiw, Cherson und Tschernihiw jeweils eine Pilotkommune bestimmen, in der der Gebäudebestand umfassend modernisiert werden soll. Die Europäische Investitionsbank EIB stellt außerdem 340 Mio Euro für 83 Renovierungsvorhaben bereit – von Krankenhäusern über Schulen bis hin zu Bewässerungsanlagen für die Agrarwirtschaft. Das berichtet die Deutsche Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing (GTAI).
Damit könnte der Wiederaufbau starten, während der Krieg im Osten des Landes weitergeht. Für die Baubranche wäre das ein wichtiges Signal. Ihr Produktionsvolumen war 2022 um über 65% gesunken und damit so stark wie kein anderer Wirtschaftszweig (Industrieproduktion -37%, Bergbau -38%, Energieproduktion -31%). Der Wert der Bauleistungen betrug umgerechnet nur noch 3,35 Mrd Euro.
Innerhalb der Baubranche war der Rückgang im Wohnungsbau am geringsten. Nach Angaben des ukrainischen Statistikamtes wurden 2022 die Arbeiten für insgesamt 6,67 Mio Quadratmeter neuen Wohnraum begonnen (-48% gegenüber dem Vorjahr).
Wie das Wirtschaftsportal „UBR.ua“ berichtete, liegt der Bedarf an Neubauwohnungen derzeit um rund 40% unter dem Stand von Februar 2022. Die Projektentwickler gewähren deshalb Nachlässe von bis zu einem Viertel des ursprünglichen Verkaufspreises.
Neuen Schwung in den Wohnungsbau könnten Entschädigungszahlungen für vom Krieg betroffene Wohnungsbesitzer bringen. Ein entsprechendes tritt am 22. Mai 2023 in Kraft. Eigenheimbesitzer, deren Häuser zerstört wurden, bekommen Zuschüsse für einen Neubau an gleicher Stelle. Wohnungseigentümer erhalten Zertifikate, mit denen sie überall im Land eine neue Wohnung erwerben können. Die Höhe der Entschädigung richtet sich nach dem Immobilienwert des zerstörten Eigentums.
Laut „UBR.ua“ wurden bis Anfang Februar 2023 bereits 320.000 Anträge auf Kompensationszahlungen gestellt. Die Finanzierung erfolgt über den Fonds zur Beseitigung der Kriegsfolgen, der Ende 2022 gegründet wurde.
Stärker als im Wohnungsbau ist der Rückgang bei anderen Gebäudearten, besonders bei Hotelbauten und öffentlichen Gebäuden. Im Tiefbau erreichte das Bauvolumen 2022 sogar nur 34% des Vorkriegsstandes.
Regional findet derzeit etwa ein Drittel der Bauaktivität in den Gebietshauptstädten im Westen des Landes statt, vor allem in Lwiw. Nach Schätzungen des Projektentwicklers INSPI Development entfallen weitere 30% auf Kiew, 12% auf Odessa und 10% auf Dnipro.
Der Einbruch bei den Bauaktivitäten wirkt sich auf den Arbeitsmarkt aus. Die Baubranche erlebte 2022 unter allen Wirtschaftszweigen des Landes das größte Minus bei den Löhnen. Sie gingen nominal um 13% auf durchschnittlich 9.800 Hrywnja (290 Euro) zurück. Bei einem künftigen Wiederaufschwung der Bauindustrie ist ein erheblicher Personalmangel zu erwarten, da viele Bauleute zum Militärdienst eingezogen oder aus dem Land geflüchtet sind.