BUDAPEST (APA)–In Ungarn regiert Viktor Orbán, einer der härtesten Einwanderungsgegner in der EU. Dennoch bevölkern immer mehr Gastarbeiter aus Entwicklungsländern den ungarischen Arbeitsmarkt. Medien schreiben von Tausenden von Gastarbeitern, die vermehrt aus Indonesien und von den Philippinen kommen. Menschen aus diesen Ländern werden verschiedenartig eingesetzt, wie aktuell auch als Busfahrer eines privaten Busunternehmens in Budapest. Proteste kommen aus dem Rathaus, mit dem Verweis auf mangelnde Sprachkenntnisse, damit möglicher Gefahren hinsichtlich der Betriebssicherheit und Fahrgastinformation, zitierte das Onlineportal „nepszava.hu“. Die Stadt Budapest wiederum verbot den Budapester Verkehrsbetrieben (BKV) die Anstellung von Arbeitern aus Drittländern. Die ungarische Regierung hatte 2021 den Arbeitsmarkt für indonesische und philippinische Staatsbürger geöffnet. Das einschlägige Programm hatte jedoch bereits 2016 begonnen, nur wurde damals nur serbischen und ukrainischen Arbeitnehmern eine Arbeitserlaubnis mittels eines erleichterten Verfahrens erteilt. Inzwischen wurde diese Möglichkeit stufenweise auf 19 Länder ausgedehnt, von Brasilien bis Nordmazedonien und von Kasachstan bis Kolumbien. Nachdem geschätzte 700.000 Ungarn ins westeuropäische Ausland abgewandert waren, so auch nach Österreich, gab und gibt es große Lücken auf dem Arbeitsmarkt. Neue Arbeitskräfte werden vor allem für Großinvestitionen gebraucht, wie für die umstrittenen Autoakkumulator-Fabriken asiatischer Unternehmen, die an mehreren Orten in Ungarn errichtet werden. Derzeit seien Arbeiter aus Indonesien und von den Philippinen gefragt. Die aus Nicht-EU-Ländern eintreffenden Arbeitskräfte gelten nicht als Arbeitnehmer von Firmen, Verarbeitungsbetrieben, Hotels, Restaurants, sondern werden von sogenannten „qualifizierten Agenturen für Arbeitskräfteverleih“ beschäftigt, Laut Portal würden aktuell 25 solcher Agenturen mit Sonderlizenzen in Ungarn arbeiten, mit hoher Provision. Der monatliche Durchschnittsverdienst für die vermittelten Gastarbeiter soll 250.000 Forint (etwa 650 Euro) betragen. Auch in immer mehr Kleinunternehmen würden Gastarbeiter angestellt, vor allem in Westungarn in der Gastronomie. Die Betroffenen erhalten auch hier einen Zwei-Jahres-Vertrag, der höchstens um ein Jahr verlängert werden kann. Angehörige dürfen nicht nachziehen. Laut „valaszonline.hu“ müssen viele der Gastarbeiter einen Kredit aufnehmen, sich verschulden, um die hohe Gebühr an die lokalen Vermittleragenturen (bis zu 3.500 Euro) zahlen zu können. Für die Tilgung müsse ein Viertel des Verdienstes der zweijährigen Tätigkeit verwendet werden. Ein Großteil der verbleibenden Summe werde an die Familie überwiesen. Die Unterkunft zahlt in der Regel der Arbeitgeber. Die ungarische Regierung will die Beschäftigtenzahl in Ungarn bis Ende des Jahrzehntes um eine halbe Million erhöhen. Dazu sollen vor allem ungarische Arbeitskräfte-Reserven genutzt werden, was laut der Leiharbeitsfirma Human-Zentrum allerdings nicht ausreichen werde. Zum Erreichen des Zieles seien weitere 200.000 bis 300.000 neue Gastarbeiter notwendig, neben den bereits hier tätigen rund 100.000. Vor allem bei schweren physischen Tätigkeiten gebe es einen großen Arbeitskräftemangel, da Bürger Ungarns oftmals bestimmte Arbeiten nicht übernehmen. Deswegen würden Gastarbeiter ungarischen Bürgern keine Arbeitsplätze wegnehmen, betonte Edina Rack-Szabó vom Human-Zentrum gegenüber „haszon.hu“. Sie verwies darauf, dass Ungarn bei der Anwerbung von Gastarbeitern zurückliege gegenüber Tschechien (700.000) und Österreich (1 Mio). Mit dem Anwachsen der Zahl der Gastarbeiter wächst auch die Abneigung der Bevölkerung gegen Menschen aus den Entwicklungsländern. Diese gesellschaftlichen Spannungen könnten perspektivisch zu schweren ethnischen Konflikten führen, warnte das Onlineportal „merce.hu“. Nach jüngsten Informationen hat das ungarische Wirtschaftsministerium angekündigt, die Regeln für Aufenthalt und Beschäftigung von Gastarbeitern weiter zu verschärfen. In diesem Sinne werde ein neuer Gesetzentwurf erarbeitet, wobei am 1. November ein bereits verabschiedetes Gesetz eigentlich in Kraft treten sollte. Laut Ministerium geht es hier um den Schutz der ungarischen Arbeitskräfte und der Bevölkerung Ungarns, bei Betonung des vorübergehende Charakters des Arbeitsverhältnisses der Gastarbeiter. Diese sollen laut Regierung nur dann beschäftigt werden dürfen, wenn die freien Stellen nicht mit ungarischen Arbeitskräften besetzt werden können.
OID+: Immer mehr Gastarbeiter aus Drittländern
BUDAPEST (APA)–In Ungarn regiert Viktor Orbán, einer der härtesten Einwanderungsgegner in der EU. Dennoch bevölkern immer mehr Gastarbeiter aus Entwicklungsländern den ungarischen Arbeitsmarkt. Medien schreiben von Tausenden von Gastarbeitern, die vermehrt aus Indonesien und von den Philippinen kommen.
Menschen aus diesen Ländern werden verschiedenartig eingesetzt, wie aktuell auch als Busfahrer eines privaten Busunternehmens in Budapest. Proteste kommen aus dem Rathaus, mit dem Verweis auf mangelnde Sprachkenntnisse, damit möglicher Gefahren hinsichtlich der Betriebssicherheit und Fahrgastinformation, zitierte das Onlineportal „nepszava.hu“. Die Stadt Budapest wiederum verbot den Budapester Verkehrsbetrieben (BKV) die Anstellung von Arbeitern aus Drittländern.
Die ungarische Regierung hatte 2021 den Arbeitsmarkt für indonesische und philippinische Staatsbürger geöffnet. Das einschlägige Programm hatte jedoch bereits 2016 begonnen, nur wurde damals nur serbischen und ukrainischen Arbeitnehmern eine Arbeitserlaubnis mittels eines erleichterten Verfahrens erteilt. Inzwischen wurde diese Möglichkeit stufenweise auf 19 Länder ausgedehnt, von Brasilien bis Nordmazedonien und von Kasachstan bis Kolumbien.
Nachdem geschätzte 700.000 Ungarn ins westeuropäische Ausland abgewandert waren, so auch nach Österreich, gab und gibt es große Lücken auf dem Arbeitsmarkt. Neue Arbeitskräfte werden vor allem für Großinvestitionen gebraucht, wie für die umstrittenen Autoakkumulator-Fabriken asiatischer Unternehmen, die an mehreren Orten in Ungarn errichtet werden. Derzeit seien Arbeiter aus Indonesien und von den Philippinen gefragt.
Die aus Nicht-EU-Ländern eintreffenden Arbeitskräfte gelten nicht als Arbeitnehmer von Firmen, Verarbeitungsbetrieben, Hotels, Restaurants, sondern werden von sogenannten „qualifizierten Agenturen für Arbeitskräfteverleih“ beschäftigt, Laut Portal würden aktuell 25 solcher Agenturen mit Sonderlizenzen in Ungarn arbeiten, mit hoher Provision. Der monatliche Durchschnittsverdienst für die vermittelten Gastarbeiter soll 250.000 Forint (etwa 650 Euro) betragen. Auch in immer mehr Kleinunternehmen würden Gastarbeiter angestellt, vor allem in Westungarn in der Gastronomie. Die Betroffenen erhalten auch hier einen Zwei-Jahres-Vertrag, der höchstens um ein Jahr verlängert werden kann. Angehörige dürfen nicht nachziehen.
Laut „valaszonline.hu“ müssen viele der Gastarbeiter einen Kredit aufnehmen, sich verschulden, um die hohe Gebühr an die lokalen Vermittleragenturen (bis zu 3.500 Euro) zahlen zu können. Für die Tilgung müsse ein Viertel des Verdienstes der zweijährigen Tätigkeit verwendet werden. Ein Großteil der verbleibenden Summe werde an die Familie überwiesen. Die Unterkunft zahlt in der Regel der Arbeitgeber.
Die ungarische Regierung will die Beschäftigtenzahl in Ungarn bis Ende des Jahrzehntes um eine halbe Million erhöhen. Dazu sollen vor allem ungarische Arbeitskräfte-Reserven genutzt werden, was laut der Leiharbeitsfirma Human-Zentrum allerdings nicht ausreichen werde. Zum Erreichen des Zieles seien weitere 200.000 bis 300.000 neue Gastarbeiter notwendig, neben den bereits hier tätigen rund 100.000.
Vor allem bei schweren physischen Tätigkeiten gebe es einen großen Arbeitskräftemangel, da Bürger Ungarns oftmals bestimmte Arbeiten nicht übernehmen. Deswegen würden Gastarbeiter ungarischen Bürgern keine Arbeitsplätze wegnehmen, betonte Edina Rack-Szabó vom Human-Zentrum gegenüber „haszon.hu“. Sie verwies darauf, dass Ungarn bei der Anwerbung von Gastarbeitern zurückliege gegenüber Tschechien (700.000) und Österreich (1 Mio).
Mit dem Anwachsen der Zahl der Gastarbeiter wächst auch die Abneigung der Bevölkerung gegen Menschen aus den Entwicklungsländern. Diese gesellschaftlichen Spannungen könnten perspektivisch zu schweren ethnischen Konflikten führen, warnte das Onlineportal „merce.hu“.
Nach jüngsten Informationen hat das ungarische Wirtschaftsministerium angekündigt, die Regeln für Aufenthalt und Beschäftigung von Gastarbeitern weiter zu verschärfen. In diesem Sinne werde ein neuer Gesetzentwurf erarbeitet, wobei am 1. November ein bereits verabschiedetes Gesetz eigentlich in Kraft treten sollte. Laut Ministerium geht es hier um den Schutz der ungarischen Arbeitskräfte und der Bevölkerung Ungarns, bei Betonung des vorübergehende Charakters des Arbeitsverhältnisses der Gastarbeiter. Diese sollen laut Regierung nur dann beschäftigt werden dürfen, wenn die freien Stellen nicht mit ungarischen Arbeitskräften besetzt werden können.