Mit Hennadij Boholjubow ist Ende Juni einer der reichsten Ukrainer rund um eine mögliche Strafverfolgung aus seiner Heimat geflohen und hält sich nunmehr in Wien auf. Dies berichteten ukrainische Medien laut „APA“. Das Staatliche Ermittlungsbüro DBR wirft ihm vor, illegal die Grenze übertreten zu haben und schrieb ihn zur Fahndung aus. Boholjubow bestreitet die Vorwürfe der Ermittler. Der Oligarch sei Ende Juni in Begleitung eines nahen Verwandten mit dem Zug von Kyjiw nach Polen ausgereist, obwohl er laut ukrainischen Datenbanken die Grenze nicht überquert habe, hieß es in einer Pressemitteilung des DBR. Boholjubow habe dabei einen ungültigen Reisepass eines Ukrainers verwendet, der sich im Land aufhalte und die Ukraine nicht verlassen habe, begründete die Behörde die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens wegen illegalen Grenzübertritts sowie der Aneignung des betreffenden Passes. Die Rede war zudem von der Festnahme eines involvierten Offiziers des Grenzschutzes. Boholjubows nachfolgende Einreise in Polen sei indes regulär mit seinem eigenen Reisepass passiert, berichtete das Onlinemedium „Ukrajinska Prawda“ mit Verweis auf geleakte Dokumente. Nach einem Aufenthalt in Großbritannien, wo der 62-jährige Unternehmer seine kranke Mutter besuchte, reiste er laut eigenen Angaben am Dienstag nach Wien weiter: „Ich bin heute nach Wien geflogen, weiß aber nicht, wo ich leben werde“, sagte Boholjubow in einem in der Nacht auf Mittwoch veröffentlichten Telefoninterview mit der „Ukrajinska Prawda“. Er dementierte mit einem falschen Pass ausgereist zu sein, berichtete aber gleichzeitig, dass er bereits 2023 Probleme mit der Ausreise aus seinem Heimatland gehabt habe: Bei einem versuchten Grenzübertritt sei ihm sein Reisepass wegen Fälschungsverdacht entzogen und vernichtet worden, bei einem weiteren Versuch im vergangenen Jahr habe es nach anfänglichen Problemen dann doch noch geklappt. Laut „Ukrajinska Prawda“ hatte damals der Chef des ukrainischen Grenzschutzes in Kyjiw höchstpersönlich für den Oligarchen interveniert. Beim 2022 vom ukrainischen „Forbes“-Magazin mit einem Vermögen von 1 Mrd US-Dollar taxierten Boholjubow handelt es sich um einen langjährigen Mitstreiter des ehemals äußerst einflussreichen Oligarchen Ihor Kolomojskyj, dessen Fernsehsender „1+1“ bei der Wahl von Wolodymyr Selenskyj zum Präsidenten eine wichtige Rolle gespielt hatte. 2019 gab es zudem gegen beide Unternehmer einen US-amerikanischen Korruptionsverdacht, unabhängig davon befindet sich Kolomojskyj seit September 2023 im Zusammenhang mit mutmaßlichen Wirtschaftsverbrechen in ukrainischer Untersuchungshaft. Die Vorwürfe beziehen sich unter anderem auf die 2016 zwangsverstaatlichte PrivatBank, die zuvor zu je 50% Kolomojskyj und Boholjubow gehört hatte. Gegen letzteren war bisher offiziell nicht ermittelt worden. „Boholjubow plant Informationen zu veröffentlichen, wonach ihm vorgeschlagen worden sei, dass bei der Bezahlung von 100 Mio Dollar keine Strafverfahren gegen ihn in der Ukraine eingeleitet würden“, schrieb die Wochenzeitung „Dserkalo Tyschnja“ mit Verweis auf anonyme Quellen. Das Onlinemedium berichtete gleichzeitig von einem Konflikt mit dem Büro von Präsident Selenskyj, das dem Unternehmer die Ausstellung eines für ihn als Familienmitglied vorgesehenen Diplomatenpasses versagt habe: Boholjubow habe als Ehemann der Diplomatin Emine Dschaparowa eigentlich Ende März gemeinsam mit ihr nach Österreich übersiedeln wollen. Die ehemalige Vizeaußenministerin Dschaparowa war im Februar 2024 von Selenskyj zur Ständigen Vertreterin der Ukraine bei den internationalen Organisationen in Wien ernannt worden, hat laut „APA“-Recherchen diesen Posten jedoch bisher nicht angetreten. Im Zusammenhang mit Boholjubow selbst blieb rätselhaft, auf welcher Grundlage ihm die Ausreise in der Vergangenheit hätte verboten werden können. Aufgrund seines Alters von über 60 Jahren unterliegt er keinen kriegsbedingten Beschränkungen, zudem war vor der aktuellen Causa kein Ermittlungsverfahren und auch keine Gerichtsentscheidung bekannt, auf deren Basis ihm der Grenzübertritt hätte legal versagt werden können. Gleichzeitig liegen Parallelen zu einem anderen Fall vor: Wenige Tage bevor der Österreich-affine ukrainische Unternehmer Witalij Kropatschow im Mai vom DBR wegen mutmaßlicher Wirtschaftsdelikte festgenommen wurde, scheiterte eine geplante Reise aus Kyjiw nach Wien am „Fälschungsverdacht“ dessen echten Reisepasses, erzählte der „APA“ im Juni ein Kropatschow-Vertrauter.
OID+: Oligarch Boholjubow nach Wien „geflohen“
Mit Hennadij Boholjubow ist Ende Juni einer der reichsten Ukrainer rund um eine mögliche Strafverfolgung aus seiner Heimat geflohen und hält sich nunmehr in Wien auf. Dies berichteten ukrainische Medien laut „APA“. Das Staatliche Ermittlungsbüro DBR wirft ihm vor, illegal die Grenze übertreten zu haben und schrieb ihn zur Fahndung aus.
Boholjubow bestreitet die Vorwürfe der Ermittler. Der Oligarch sei Ende Juni in Begleitung eines nahen Verwandten mit dem Zug von Kyjiw nach Polen ausgereist, obwohl er laut ukrainischen Datenbanken die Grenze nicht überquert habe, hieß es in einer Pressemitteilung des DBR. Boholjubow habe dabei einen ungültigen Reisepass eines Ukrainers verwendet, der sich im Land aufhalte und die Ukraine nicht verlassen habe, begründete die Behörde die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens wegen illegalen Grenzübertritts sowie der Aneignung des betreffenden Passes. Die Rede war zudem von der Festnahme eines involvierten Offiziers des Grenzschutzes. Boholjubows nachfolgende Einreise in Polen sei indes regulär mit seinem eigenen Reisepass passiert, berichtete das Onlinemedium „Ukrajinska Prawda“ mit Verweis auf geleakte Dokumente.
Nach einem Aufenthalt in Großbritannien, wo der 62-jährige Unternehmer seine kranke Mutter besuchte, reiste er laut eigenen Angaben am Dienstag nach Wien weiter: „Ich bin heute nach Wien geflogen, weiß aber nicht, wo ich leben werde“, sagte Boholjubow in einem in der Nacht auf Mittwoch veröffentlichten Telefoninterview mit der „Ukrajinska Prawda“. Er dementierte mit einem falschen Pass ausgereist zu sein, berichtete aber gleichzeitig, dass er bereits 2023 Probleme mit der Ausreise aus seinem Heimatland gehabt habe: Bei einem versuchten Grenzübertritt sei ihm sein Reisepass wegen Fälschungsverdacht entzogen und vernichtet worden, bei einem weiteren Versuch im vergangenen Jahr habe es nach anfänglichen Problemen dann doch noch geklappt. Laut „Ukrajinska Prawda“ hatte damals der Chef des ukrainischen Grenzschutzes in Kyjiw höchstpersönlich für den Oligarchen interveniert.
Beim 2022 vom ukrainischen „Forbes“-Magazin mit einem Vermögen von 1 Mrd US-Dollar taxierten Boholjubow handelt es sich um einen langjährigen Mitstreiter des ehemals äußerst einflussreichen Oligarchen Ihor Kolomojskyj, dessen Fernsehsender „1+1“ bei der Wahl von Wolodymyr Selenskyj zum Präsidenten eine wichtige Rolle gespielt hatte. 2019 gab es zudem gegen beide Unternehmer einen US-amerikanischen Korruptionsverdacht, unabhängig davon befindet sich Kolomojskyj seit September 2023 im Zusammenhang mit mutmaßlichen Wirtschaftsverbrechen in ukrainischer Untersuchungshaft. Die Vorwürfe beziehen sich unter anderem auf die 2016 zwangsverstaatlichte PrivatBank, die zuvor zu je 50% Kolomojskyj und Boholjubow gehört hatte. Gegen letzteren war bisher offiziell nicht ermittelt worden.
„Boholjubow plant Informationen zu veröffentlichen, wonach ihm vorgeschlagen worden sei, dass bei der Bezahlung von 100 Mio Dollar keine Strafverfahren gegen ihn in der Ukraine eingeleitet würden“, schrieb die Wochenzeitung „Dserkalo Tyschnja“ mit Verweis auf anonyme Quellen. Das Onlinemedium berichtete gleichzeitig von einem Konflikt mit dem Büro von Präsident Selenskyj, das dem Unternehmer die Ausstellung eines für ihn als Familienmitglied vorgesehenen Diplomatenpasses versagt habe: Boholjubow habe als Ehemann der Diplomatin Emine Dschaparowa eigentlich Ende März gemeinsam mit ihr nach Österreich übersiedeln wollen. Die ehemalige Vizeaußenministerin Dschaparowa war im Februar 2024 von Selenskyj zur Ständigen Vertreterin der Ukraine bei den internationalen Organisationen in Wien ernannt worden, hat laut „APA“-Recherchen diesen Posten jedoch bisher nicht angetreten.
Im Zusammenhang mit Boholjubow selbst blieb rätselhaft, auf welcher Grundlage ihm die Ausreise in der Vergangenheit hätte verboten werden können. Aufgrund seines Alters von über 60 Jahren unterliegt er keinen kriegsbedingten Beschränkungen, zudem war vor der aktuellen Causa kein Ermittlungsverfahren und auch keine Gerichtsentscheidung bekannt, auf deren Basis ihm der Grenzübertritt hätte legal versagt werden können. Gleichzeitig liegen Parallelen zu einem anderen Fall vor: Wenige Tage bevor der Österreich-affine ukrainische Unternehmer Witalij Kropatschow im Mai vom DBR wegen mutmaßlicher Wirtschaftsdelikte festgenommen wurde, scheiterte eine geplante Reise aus Kyjiw nach Wien am „Fälschungsverdacht“ dessen echten Reisepasses, erzählte der „APA“ im Juni ein Kropatschow-Vertrauter.