KATHMANDU (NfA)–Die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) hat die Prognose für das nepalesische Wirtschaftswachstum im laufenden Finanzjahr, das Mitte Juli beginnt, nach oben korrigiert. Sie stützt sich dabei auf das prognostizierte Wachstum der landwirtschaftlichen Produktion und der Stromerzeugung sowie auf die lebhaften Touristenankünfte, wie „Kathmandu Post“ berichtet. Die ADB rechnet mit einem Plus für Nepals Wirtschaft im Finanzjahr 2024/25 um 4,9%, 0,1% mehr als in ihrer Prognose vom April. Allerdings liegt dieses Wachstum weit unter den von der Regierung angestrebten 6%. Im letzten Finanzjahr kam das südasiatische Land noch auf 3,9% Zuwachs. „Wir gehen davon aus, dass der Landwirtschaftssektor, insbesondere die Reisproduktion, dank des guten Monsuns und der Verfügbarkeit von chemischen Düngemitteln gut abschneiden wird“, sagte Manbar Singh Khadka, Ökonom bei der ADB Resident Mission Nepal. Reis wird in den meisten Teilen Nepals im Juni gepflanzt und im Oktober/November geerntet und ist das ertragreichste landwirtschaftliche Erzeugnis Nepals. Khadka zufolge könnte eine hohe Produktion die Inflation abkühlen und die Wirtschaft ankurbeln. Das Land verfügt der „Kathmandu Times“ zufolge über 1,43 Mio ha Land, die für den Anbau von Reis geeignet sind. Das Getreide wird in der Regel zweimal im Jahr angebaut – im Juni und im Februar. Zudem rechnet die ADB mit einer Zunahme der Touristenankünfte. Khadka erläutert, dass immer mehr neue Hotels eröffnet werden. Auch der Inlandstourismus nehme zu und stütze den Service-Sektor. Ein weiterer Pluspunkt im ADB-Bericht ist die Energiebranche. „Die öffentlichen Investitionen in die Stromerzeugung haben zugenommen, während der Privatsektor Geld in das Gastgewerbe investiert“, so Khadka. Vor diesem Hintergrund sind auch die Lieferabkommen mit Indien zu sehen. Nepal investiert massiv in den Ausbau der Wasserkraft – überschüssiger Strom soll dann dem großen Nachbar verkauft werden. So wurde Indien im letzten Finanzjahr bis Ende Juni nach Angaben der Nepal Electricity Authority mehr als 700 MW Strom bereitgestellt, was sich auf einen Wert von 17,07 Mrd nepalesischen Rupien (124,93 Mio US-Dollar) beläuft.
Schätzungen schließen Überschwemmung nicht ein Der positive Ausblick steht nun allerdings auf der Kippe. Der ADB-Bericht schließt die Rekordregenfälle der letzten Zeit nicht mit ein, die im schlimmsten Hochwasserzustand seit 54 Jahren die Hauptstadt überschwemmten. Zahlreiche Erdrutsche hatten zudem die Straßen, die das Kathmandutal mit dem Rest des Landes verbinden, blockiert. Dazu gehört laut lokalen Medien die Verbindung zu wichtigen Agrargebieten wie Dhading und Kavre, sowie die Tribhuvan- und Prithvi-Autobahnen und der BP Highway. Lokale Medien berichten über Lieferengpässe, etwa bei Gemüse. Einige Großhändler äußerten gegenüber „Kathmandu Post“, dass die Überschwemmungen auch große Auswirkungen auf ihre Lagerhäuser hatten, was die Preise in die Höhe treiben könnte. Zwar kommt es in Südasien zwischen Juni und September häufig zu Überschwemmungen und Erdrutschen – zur Regenzeit fällt etwa 10 bis 80% des jährlichen Niederschlags. Allerdings warnen Wissenschaftler, dass diese Ereignisse durch den Klimawandel immer extremer ausfallen werden, und gerade Kathmandu sei für diese Folgen besonders anfällig. So sagt Klimaexperte Arun Bhakta Shrestha gegenüber der „Tagesschau“, dass ohne Genehmigung errichtete Gebäude den Abfluss des Wassers erschweren würden.
Gleiches Problem hinter der Grenze Auch im angrenzenden indischen Bundesstaat Bihar kam es zu starken Überschwemmungen. Es ist ein wiederkehrendes Problem für die Region, da das Gebiet die volle Wucht der Himalayaflüsse Kosi, Gandak und Burhi Gandak und Bagmati zu spüren bekommt. Dem „Business Standard“ zufolge führen diese Flüsse zu allem Übel große Mengen an Sedimenten mit sich. Daher kommt es bei starken Regenfällen zu Überschwemmungen, die auch noch große Mengen an Schlamm zurücklassen und das Abfließen behindern. Laut dem Flood Management Improvement Support Centre des Bundesstaates ist Bihar die Region mit dem höchsten Überschwemmungsrisiko in ganz Indien. Insbesondere der Fluss Kosi und der Birpur-Staudamm sind zum Dilemma der Region geworden und werden in lokalen Medien als das „Leid von Bihar“ betitelt. In diesem Jahr kam es an sieben Stellen zu Dammbrüchen, denn der Wasserstand – der höchste seit 60 Jahren – übertraf die maximal fassbare Menge von 26.901 cbm. „The Indian Express“ berichtet, dass die Lokalregierung jährlich rund 10 Mrd indische Rupien (119,3 Mio US-Dollar) für Katastrophen-Management ausgibt.
AsienInsider: ADB-Ausblick durch Flutkatastrophe unter Druck
KATHMANDU (NfA)–Die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) hat die Prognose für das nepalesische Wirtschaftswachstum im laufenden Finanzjahr, das Mitte Juli beginnt, nach oben korrigiert. Sie stützt sich dabei auf das prognostizierte Wachstum der landwirtschaftlichen Produktion und der Stromerzeugung sowie auf die lebhaften Touristenankünfte, wie „Kathmandu Post“ berichtet.
Die ADB rechnet mit einem Plus für Nepals Wirtschaft im Finanzjahr 2024/25 um 4,9%, 0,1% mehr als in ihrer Prognose vom April. Allerdings liegt dieses Wachstum weit unter den von der Regierung angestrebten 6%. Im letzten Finanzjahr kam das südasiatische Land noch auf 3,9% Zuwachs.
„Wir gehen davon aus, dass der Landwirtschaftssektor, insbesondere die Reisproduktion, dank des guten Monsuns und der Verfügbarkeit von chemischen Düngemitteln gut abschneiden wird“, sagte Manbar Singh Khadka, Ökonom bei der ADB Resident Mission Nepal. Reis wird in den meisten Teilen Nepals im Juni gepflanzt und im Oktober/November geerntet und ist das ertragreichste landwirtschaftliche Erzeugnis Nepals. Khadka zufolge könnte eine hohe Produktion die Inflation abkühlen und die Wirtschaft ankurbeln.
Das Land verfügt der „Kathmandu Times“ zufolge über 1,43 Mio ha Land, die für den Anbau von Reis geeignet sind. Das Getreide wird in der Regel zweimal im Jahr angebaut – im Juni und im Februar.
Zudem rechnet die ADB mit einer Zunahme der Touristenankünfte. Khadka erläutert, dass immer mehr neue Hotels eröffnet werden. Auch der Inlandstourismus nehme zu und stütze den Service-Sektor.
Ein weiterer Pluspunkt im ADB-Bericht ist die Energiebranche. „Die öffentlichen Investitionen in die Stromerzeugung haben zugenommen, während der Privatsektor Geld in das Gastgewerbe investiert“, so Khadka. Vor diesem Hintergrund sind auch die Lieferabkommen mit Indien zu sehen. Nepal investiert massiv in den Ausbau der Wasserkraft – überschüssiger Strom soll dann dem großen Nachbar verkauft werden. So wurde Indien im letzten Finanzjahr bis Ende Juni nach Angaben der Nepal Electricity Authority mehr als 700 MW Strom bereitgestellt, was sich auf einen Wert von 17,07 Mrd nepalesischen Rupien (124,93 Mio US-Dollar) beläuft.
Schätzungen schließen Überschwemmung nicht ein
Der positive Ausblick steht nun allerdings auf der Kippe. Der ADB-Bericht schließt die Rekordregenfälle der letzten Zeit nicht mit ein, die im schlimmsten Hochwasserzustand seit 54 Jahren die Hauptstadt überschwemmten. Zahlreiche Erdrutsche hatten zudem die Straßen, die das Kathmandutal mit dem Rest des Landes verbinden, blockiert. Dazu gehört laut lokalen Medien die Verbindung zu wichtigen Agrargebieten wie Dhading und Kavre, sowie die Tribhuvan- und Prithvi-Autobahnen und der BP Highway. Lokale Medien berichten über Lieferengpässe, etwa bei Gemüse. Einige Großhändler äußerten gegenüber „Kathmandu Post“, dass die Überschwemmungen auch große Auswirkungen auf ihre Lagerhäuser hatten, was die Preise in die Höhe treiben könnte.
Zwar kommt es in Südasien zwischen Juni und September häufig zu Überschwemmungen und Erdrutschen – zur Regenzeit fällt etwa 10 bis 80% des jährlichen Niederschlags. Allerdings warnen Wissenschaftler, dass diese Ereignisse durch den Klimawandel immer extremer ausfallen werden, und gerade Kathmandu sei für diese Folgen besonders anfällig. So sagt Klimaexperte Arun Bhakta Shrestha gegenüber der „Tagesschau“, dass ohne Genehmigung errichtete Gebäude den Abfluss des Wassers erschweren würden.
Gleiches Problem hinter der Grenze
Auch im angrenzenden indischen Bundesstaat Bihar kam es zu starken Überschwemmungen. Es ist ein wiederkehrendes Problem für die Region, da das Gebiet die volle Wucht der Himalayaflüsse Kosi, Gandak und Burhi Gandak und Bagmati zu spüren bekommt. Dem „Business Standard“ zufolge führen diese Flüsse zu allem Übel große Mengen an Sedimenten mit sich. Daher kommt es bei starken Regenfällen zu Überschwemmungen, die auch noch große Mengen an Schlamm zurücklassen und das Abfließen behindern.
Laut dem Flood Management Improvement Support Centre des Bundesstaates ist Bihar die Region mit dem höchsten Überschwemmungsrisiko in ganz Indien. Insbesondere der Fluss Kosi und der Birpur-Staudamm sind zum Dilemma der Region geworden und werden in lokalen Medien als das „Leid von Bihar“ betitelt. In diesem Jahr kam es an sieben Stellen zu Dammbrüchen, denn der Wasserstand – der höchste seit 60 Jahren – übertraf die maximal fassbare Menge von 26.901 cbm. „The Indian Express“ berichtet, dass die Lokalregierung jährlich rund 10 Mrd indische Rupien (119,3 Mio US-Dollar) für Katastrophen-Management ausgibt.
Von Lisa Wick